Ankunft

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Mara Krovecs

Mitglied
war kahle Luft - versunken
meine Zungen ohne Grün
Fremdsummen auf der Haut
der schnatternden Zeiger - viele
ich fühlte ( und davon wußte ich noch nichts)
Knochen - ein einzig Lächeln

Abschied war - und Lichter
schräg vermodert
( ich nehme an, es gab einen Apfelgarten)
herzen - nahe
keinesfalls: angekommene Stühle
Wortketten - rückwärts gestammelt
(ich weiß es ist schwer
zu verstehen )
ich nenne es: Beet

C.Mara Krovecs
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mara,

ein verstörendes, aber faszinierendes Gedicht, dessen Sinn sich mir nicht recht erschließen will.

Mal sehe ich ein Ankommen in der Fremde, dann spricht wieder viel Trauer aus deinem Text - fast ein Abgesang.

Was aber bleibt sind gelungene Wortgebilde wie:

meine Zungen ohne Grün
Fremdsummen auf der Haut
Wortketten - rückwärts gestammelt
Aber wie du selbst im Gedicht geschrieben hast:

(ich weiß es ist schwer
zu verstehen )
Liebe Grüße von einem verstörten, aber faszinierten
Manfred
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Franke,

Ankommen in der Fremde
ist was den ersten Teil des Gedichtes betrifft ziemlich treffgenau.
Die Fremde ist allerdings fremder als zunächst angenommen werden könnte, weil viele Bedingungen mit der "Mensch" eine Fremde in sich aufnimmt und sie verarbeitet, noch gar nicht geschaffen sind, direkt nach der Geburt.

Im zweiten Teil steht tatsächlich Trauer im Vordergrund, durch den Abschied, kurz nach der "Ankunft" , Gefühle und Entwicklungen ( z.B.: Wortketten rückwärts gestammelt) nach so einem Einschnitt; und der letzte Satz, der für Lyri einen Schlüssel darstellen soll:
Ich nenne es Beet.
Im Prinzip hast Du den Text assoziativ wirklich gut erkennen können, ohne allerdings die Einzelheiten zu wissen. Was ja auch nicht immer möglich ist . Und was vielleicht auch gar nicht erstrebenswert ist. Jedenfalls nicht immer. Manchmal lese ich ein Gedicht und lasse mich mit ihm treiben und genau das empfinde ich als als so wohltuend ... eine Reise ohne Wollen und Müssen, und dabei entstehen auch noch Bilder und Empfindungen .... ganz allein für mich ;-)


"Verstört" übrigens war Lyri bestimmt auch, als nach der großen "Ankunft" auch schon wieder ein Abschied kam ....


Liebe Grüße von einer erfreuten ( weil trotz des sperrigen Textes einiges recht gut angekommen ist)

Mara
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, manchmal sollte man sich beim Lesen eines Gedichtes einfach vom Gefühl leiten lassen und nicht soviel vom Verstand.

Liebe Grüße
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
Beet

Faszinierend auch, liebe Mara, wie durch die Satzzeichen verschiedene Lesarten geboten sind, durch den Leser selbst sich gestalten zu lassen. Die Einheiten (z.B. zwischen den Bindestrichen) bilden Elemente; bereit, sich zu immer neuen Gebäuden zusammen zu fügen.

So finde ich die "Repräsentanten" der physischen Beschaffenheit (Zungen, Haut, Knochen, herzen) verstreut mit Phänomenen der Leichtigkeit (Luft, Lächeln, Lichter) - auf Gedeih und Verderb den Gesetzmäßigkeiten von Ankunft und Abschied anvertraut, metaphorisch angelehnt an Frühling/Grün und Herbst/vermodert.

ich nenne es: Beet
Metapher, sich bedingenden Werdens und Vergehens.
Assoziativ anklingend auch: Gebet/ Bitte. Denn das Gedicht hat, in Klammern gesetzt, seine reflektierende, sprachliche Ebene, die ihm eine spirituelle Dimension gibt.

In der Komposition stark strukturiert, lebt es doch seinen organischen Charakter.

Ein Gedicht, das herausfordert.

Lieben Gruß,

Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo mara,
für mich ein wunderbar verschlungenes
stück gedankenlyrik,
metaphern, bilder aber auch konlkretes,
wie brotkrumen gestreut, die aufge“lesen“
werden wollen
auch die von mir ungeliebten einschübe mit
klammern wissen zu überzeugen -
(obschon ich sie mit gedankenstrichen trennte)

die letzte zeile:
„ich nenne es: beet“ sehr schön
quasi eine klammer des vorher beschriebenen.
ein beet etwas geschaffenes- kultur also im wahrsten sinne des
wortstammes, aber eben auch eine replik auf das natürliche.

werde noch eine weile mit diesen worten verbringen

lg
ralf
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Elke,


das mit den Satzzeichen; ich habe den Eindruck, wenn ich mit Bindestrichen unterteile ( das probiere ich schon seit geraumer Zeit) habe ich mehr Freiheiten mich auszudrücken. Dinge lassen sich halt oft nicht einfach mit einem Punkt abschneiden sondern bedingen und ergänzen einander, deshalb freuen mich Dein Bemerken und Deine Bemerkung darüber sehr.

Deine Idee mit
und
finde ich toll, so kann ich gedanklich, thematisch durchaus passend, das "Beet" tatsächlich noch vielseitiger gestalten ...

Die in Klammern gesetzten Einschübe ( direkte erklärende Ansprache an den Lesenden, so wie man das manchmal auch während des Erzählens macht) haben mich während des Schreibens
ein wenig befreit, konnte ich doch so aus der (vorher) gewählten Form heraus und mich mit dem Lesenden auf eine andere (Verständigungs)Ebene begeben ...

Vielen Dank für Deinen bereichernden Kommentar, der mir die Möglichkeit gab noch einmal ein wenig mit Deinen Augen auf den Text zu sehen.

Liebe Grüße

Mara
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Ralph,

Deine "Brotkrumen" finde ich ja sehr charmant ;-)

Die "ungeliebten" Einschübe; ja, freut mich, dass Du sie akzeptieren kannst. Sie sind sicher nicht für alle Texte die optimalste Ausdrucksform, allerdings, hier schenkten sie mir "Freiheiten" ... mal sehen, ob sie süchtig machen ... die Gedankenstriche übrigens hatte ich ja schon verwendet, dieses Pulver war also verschossen ....

"Das Beet" .... soll im besten Fall Kultur werden .... ja, und eine gute(Lebens) Geschichte, das wird es oft auch, aber manchmal dann eben auch nicht, deshalb ist mir diese Metapher besonders wichtig!


Vielen Dank für Deine Auseinandersetzung
und liebe Grüße aus dem Norden

Mara
 



 
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