Anlassgemäß

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Walther

Mitglied
Anlassgemäß


Habe mir heute einen großen Block
Abgestandene Luft aus der schlechten
Stimmung geschnitten und bin damit
In den Hof Ballspielen gegangen

Erstaunlich wie fluffig so eine Portion
Wut ist – angereichert mit heiligem
Zorn über unheiligen Irrsinn veredelt
Mit falscher Wortwahl und effektiver

Nichtkommunikation ich habe jedes
Mal ins Tor getroffen – unhaltbar der
Ball unhaltbar der Mensch unhaltbar
Alles das was wir für wir gehalten

Hatten im Raum schäumte die Stimmung
Über und die bösen Worte machten die
Ganze weite Runde – mindestens einen
Halbmarathon lang ich ließ dem Ball die

Luft raus steckte mir das Hemd in die
Hose trocknete mir mit einem Tempo
Die Stirn und machte mich fröhlich
Pfeifend vom Acker - anlassgemäß
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
toll!

Das ist stark, das ist hervorragend! Eine einzige Grundmetapher, konsequent entfaltet, schlüssig und klar, spannend und flüssig, gerade mit den locker "jumpenden" Enjembements, das hat Schwung. Ich liebe dieses Lied.
 
O

orlando

Gast
Ja,
dem schließe ich mich absolut mäkelfrei an.
Sehr gutes Teilchen!
LG, orlando
 

Walther

Mitglied
hi Mondnein,

danke für deine freundliche besprechung meines prosagedichts. ich war mir gar nicht sicher, ob der text funktioniert. aber man muß manchmal einfach etwas wagen!

lg w.


hi Orlandínho,

auch dir ganz lieben dank für kommentar und wertung!

lg w.
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Walther,
frisch gewagt. - Und gewonnen, mir gefällt die Idee, die Umsetzung gut.
Noch wirkt die Wut nach, doch der Knoten hat sich gelöst, die Worte fließen wie eine Stromschnelle, um schließlich mit sich im Reinen, ein munteres "Ach rutsch mir doch den Buckel runter" auf den Lippen, aufzubrechen.

lg
die dohle
 

Walther

Mitglied
hi Dohle,

danke für deine freundlichen worte, die mir zeigen, daß meine leicht atemlose prosalyrik in die richtige richtung zielt. man ist bei solchen texten immer etwas unschlüssig, ob sie funktionieren.

danke auch für die freundliche beurteilung! :)

lg w.
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Walther,
zwar könnte ich mir gut vorstellen, das Thema weiter zu abstrahieren. Aber wie gesagt, mir gefällt die Direkte gut, die sich, evtl. zwar fiktiv, um das unmittelbar erlebte im profanen Alltag kümmert. Ist zwar eine Gradwanderung an allzu platten Berichten vorbei manchmal, ich denk jedoch, hier ist Dir dieses Wagnis gut gelungen.

lg
die dohle
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

es tut gut, sich Luft zu machen, sei es durch Ballspielen, Laufen oder - Gedichte schreiben. Hier kommt beides zusammen, denke ich ;). Und die Stimmung besserte sich, offensichtlich, anlassgemäß.

Es liest sich gut, Dein Gedicht ... Ich kann es gut nachvollziehen.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
hi Dohle,

dieser vorschlag habe ich auch schon an anderer stelle gehört. das ist sicherlich richtig. mir schien dieses mäandern zwischen prosa und lyrik irgendwie für dieses thema angemessen.

lg w.


lb. Herbert,

das ganze ist natürlich im übertragenen sinne zu verstehen. am ende des texts entstehen bewußt zweifel, ob das lyrich das desaster nicht evtl. selbst angerichtet hat und nun, zufrieden mit dem ergebnis, von dannen zieht. diese kleine, gemeine ambivalenz mußte m.e. einfach sein.

danke für wertung und kommentierung!

lg w.
 



 
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