Appaloosa (Sonett)

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Spirulina

Mitglied
Dereinst zog ich ein Fohlen, vor dreiundzwanzig Jahr,
das Fell in Schwarz mit Tupfen, es kam zur Sommerzeit.
Nach Kindheit auf den Weiden und Übung war's soweit,
ein Proberitt am Walde. Die Luft war rein und klar.

Wir trabten durch die Wiesen und sprangen übern Quell.
Gar lustig flog die Mähne, mein Pferdchen lief Galopp
im Stoppelfeld des Bauern. Ich rief ganz leise "Stopp"
am Teich, die Frösche quakten, die Sonne schien so hell.

Seither ist Zeit vergangen, die Jahre liefen schnell.
Wir waren eins für ewig, versiegt ist längst der Quell.
Und nichts wird uns je trennen, bis Pluton Zeichen gibt.

Doch eines schönen Tages, schon schütter ist mein Haar,
hebt ab mein liebes Pferdchen, fliegt übern Wald sogar.
Auch ich komm nun nicht wieder - zusammen bleibt, wer liebt.


(Ein Appaloosa ist eine buntfarbene Pferderasse, meist getupft,
die in alten Zeiten hauptsächlich von den Indianern bevorzugt wurde.)
 
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L'étranger

Mitglied
Hallo Spirulina,

erst gestern wurde ich an den Alexandriner erinnert, den du hier als Versmaß verwendet hast.
Ich habe den selbst nie benutzt, weil das so schnell zu leiern beginnt. Ich finde jedoch, das hast du hier gut im Griff gehabt.

Gruß Lé.
 

Spirulina

Mitglied
Hallo Lé,

ich habe mich jetzt schon an einigen Sonetten vergriffen, aber alle eher für die Tonne.
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass mir das einigermaßen gelungen ist.

Danke für dein Lob. Das zähle ich dieses Mal doppelt. :)

Liebe Grüße
Spirulina
 

SánchezP

Mitglied
Hallo Spirulina,

ein schönes, herzergreifendes Sonett über einen treuen Gefährten; gefällt mir sehr gut!

Außerdem liebe ich Alexandriner, auch wenn die heutzutage wohl leider nicht mehr so in sind – was ich sehr schade finde (all meine bisherigen Sonett-Versuche habe ich auch mit Alexandrinern gewagt). Für mich hat der damit erzeugte Rhythmus etwas Erhabenes. Eine Frage hätte ich dazu aber noch: Ist es beim Alexandriner nicht eher üblich, die Zäsur nach der sechsten Silbe einzubauen (d.h. ohne eine zusätzlich unbetonte siebte Silbe)?

Viele Grüße
Sánchez
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Hallo Spirulina


Ein celan`scher Alexandriner? Wie im Langgedicht ;) "Das trunkene Schiff". Mir gefällt das gut, ich finde der Humor gibt der Melancholie wirklich Tiefe, wenn man das kann, so wie du hier. Ein echter Krieger wird mit seinem Pferd beerdigt! ;)

LG
atira
 

Spirulina

Mitglied
Es gibt verschiedene Sonett-Formen, z.B. die italienische oder die althochdeutsche.

Ich habe für mein Sonett einen sechshebigen Alexandriner in einer mittelalterlichen Langvers-Version verwendet.
Die gibt es durchaus mit einer weiblichen Kadenz vor der Zäsur. Ursprünglich gehören An- und Abvers mit einer sichtbaren
Zäsur geschrieben. Die Mittelalter hatten eine Lücke als Zäsur.

Danke für dein lobendes Feedback, lieber Sánchez. Ich habe mich sehr gefreut.

Liebe Grüße
Spirulina

Oh jetzt habe ich mich mit Atira überschnitten. Und gleich besten Danke dir. Ich freue mich immer, wenn es mir gelingt, ein bisschen Humor zu versprühen.

Dir auch ganz liebe Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 22298

Gast
spirulina, warum sitzt du nicht auf dem pferd, wenn es aufsteigt

hattest du angst, einem propheten was zu klauen ;)


gruß
gun.
 

Spirulina

Mitglied
Wo steht, dass ich nicht drauf sitze? Ich wollte schon immer mal geflügelt über einen Wald hopsen.
Bleibt der Fantasie überlassen, ob oder ob nicht. Futsch sind jedenfalls beide. ;) Ich gehe mal davon
aus, dass man dort (am Zielort) nichts Geklautes mehr braucht.

Merci für deine Anmerkung.
Liebe Grüße
Spirulina
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Alexandrinerform gibt klanglich dem Gedicht eine besondere Note der Schwermütigkeit, des Nachsinnens. Das Ende ist fast märchenhaft.
Ja, die Alexndrinerform ist alt. Durch die Symmetrie wirkt sie klanglich sehr verstärkend. Ich empfehle, das Gedicht nicht nur zu lesen, sondern auch laut aufzusagen.
 

Spirulina

Mitglied
Das ist ein sehr schöner Kommentar, lieber Bernd, vielen vielen Dank.

Sei herzlich gegrüßt
und gute Besserung (ich habe deinen Tagebucheintrag gelesen)
Spirulina
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gern geschehen. Bis auf Narben und Physiotherapie habe ich alles überstanden.

Als Kind hatte ich ein Märchenbuch: "Horvunok, das Wunderpferdchen" war der Titel ungefähr. Das war toll. Bei Deinem Gedicht habe ich daran gedacht.
 



 
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