arabische fragen

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Label

Mitglied
Lieber Herbert

mir gefiel dein Gedicht wie es war - die Worte haben sich mit Wucht eingegraben, dass es im ersten Moment gar nicht möglich war, die Implikationen sofort und komplett zu erfassen.
Das Nachdenken, Nachspüren - zweiter Schritt
was wollte der Autor sagen - dritter
wie könnte man das unmissverständlicher sagen - vierter

damit hat man sich schon vom "impact" entfernt und läuft damit Gefahr zu verwässern

Ich persönlich glaube nicht dass Globus teilen, sofort den Gedanken hervorruft irgendwelche Mauern zu bauen respektive Grenzziehungen meint.
etwas teilen ist im allgemeinen Sprachgebrauch eher am englischen to share, als an to divide

Seis drum, wenn also PC-Sprache Einzug halten soll fände ich
[blue]oder

gefiele es euch
zusammen
mit uns

den globus
zu erfahren[/blue]

sowohl inhaltlich als auch sprachlich und vom Klang eine gute Möglichkeit.
hoffentlich denkt jetzt niemand es ginge um Autorennen ;)

dir einen lieben Gruß
Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

"mit uns zusammen den Globus zu beleben" gefällt mir sehr gut und Dein Text erinnert mich an den Christlich-islamischen Gesprächskreis, dem ich hier in der Stadt, in der ich wohne auch mit angehöre. Hier geht es tatsächlich um ein Miteinander und man pflückt glasklar heraus, warum das schwierig ist. Es gibt beispielsweise auf Facebook auch dazu einen Blog, wo ein Christ den Koran kommentiert, wie er ihn versteht und ein Moslem unter einem Decknamen, das muss leider sein (diese Notwendigkeit hätte ich nie vermutet)das Neue Testament kommentiert. Nun muss man wissen, dass die Muslime glauben, das ihr Jesus (bei ihnen heißt er Issus) nicht gekreuzigt wurde, sondern Judas, der ihn verraten hatte an seiner Stelle.

Hier fängt es nun an. Wenn ein Christ diese Überzeugung übernehmen wollte, wäre das Christentum kaputt. Es bliebe nichts davon übrig. Wie geht man nun miteinander um? Hier ist wirkliche Großmut gefragt. Jeder lässt dem anderen seine Überzeugungen und bewundert ihn um dessentwillen, was er aus seinem Glauben heraus Gutes lebt und erschafft und das ist nicht wenig. Die Muslime in unserer Stadt sind rührige intelligente Menschen und wir bewundern sie.

Ja, so kann es gehen, den Globus "gemeinsam zu beleben".
Ein schöner Beitrag ist Dein Text für die Friedfertigkeit unter den Völkern und und die gemeinsame Gestaltung unseres Lebens auf der Erde, die ja auch für unsere Kinder und Enkelkinder noch bewohnbar bleiben soll.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Label, liebe Vera-Lena,

danke für die Rückkopplung. Leider bin ich gerade Spielwiese eines Virus,
daher heute nur diese kurze Antwort.

lG

Herbert
 

nisavi

Mitglied
hallo herbert,

dein gedicht wird hier mit viel lob und anerkennung bedacht.

ich hoffe, du kannst auch mit einem beitrag leben, der deinen text kritisch sieht.

abgesehen von der form, die ich als ausgesprochen un-lyrisch empfinde, ist es der inhalt des textes, der mich eher abstößt.

ich glaube, DIE, die arabisch sprechen und die du ansprichst, gibt es nämlich nicht, genausowenig, wie es DIE deutschen, DIE russen oder DIE amerikaner gibt. es gibt menschen, individuen, auch in den arabischen ländern.

dass das klischee vom bärtigen araber, der auf dem kamel dahergeritten kommt, öl fördert und teuer verkauft und abends wasserpfeiferauchend bauchtanz genießt, eben ein klischee ist, das teilweise stimmt, teilweise aber eben auch nicht, weiß jeder, der jemals ein arabisches land bereist hat.
(nebenbei: ist es denn wirklich so, dass man UNS - wer ist UNS? - bauchtanz und kamele und minarette schenkte? burkas? ich empfinde das als sachlich unkorrekt. welche rolle spielen diese dinge denn z.b. im europäischen/deutschen alltag wirklich?)

und das öl, ich glaube, das haben "wir" uns in vielen fällen einfach geholt oder genommen, zumindest anfangs. ich erinnere mich gut, dass z.b. in bahrein die engländer die ersten waren, die sich "bedienten". (>oil well number one)

mir würde besser gefallen, wenn du deine adressaten weniger allgemein ansprechen würdest, denn ich glaube, man darf keinesfalls alle araber über einen kamm scheren (>"blonde gespielinnen") und schon gar nicht despoten mit normalen bürgern verwechseln. ich habe auf reisen durch die arabische welt grandiose gastfreundschaft erlebt und bin sicher, dass dir ein großteil der menschen, die ich traf, deine frage, die für mich im gesamtkontext ein bisschen von oben herab gestellt wirkt, mit JA (...natürlich wollen wir den globus mit euch zusammen beleben) beantworten würde.


lgn
 

Label

Mitglied
Hallo nisavi

ich habe Herberts text von alledem was du hineinliest explizit frei empfunden.

DIE, die arabisch sprechen und die du ansprichst, gibt es nämlich nicht
Natürlich gibt es die, die Eigenschaften die DU siehst hat Herbert nicht genannt, ist also DEINE Vorstellung dazu.

klischee vom bärtigen araber, der auf dem kamel dahergeritten kommt, öl fördert und teuer verkauft und abends wasserpfeiferauchend bauchtanz genießt
wo steht das in Herberts text??
gerade WEIL er insbesondere die wissenschaftlichen, künstlerischen und architektonischen Errungenschaften nennt, weitet er den Blick vom allzu häufig in den Köpfen festsitzenden Klischee.
UNS - wer ist UNS?
wir alle die diesen Planeten bevölkern - so verstehe ich das - der Schlußvers sagt auch genau das.
welche rolle spielen diese dinge denn z.b. im europäischen/deutschen alltag wirklich
eine enorm große, denn die Zahlen, die in der "westlichen" Welt inzwischen das Wichtigste zu sein scheinen, sind arabischen Ursprungs.
Die medizinischen Kenntnisse aus dem arabischen Raum sind das Fundament von dem sich "unsere" Medizin weiterentwickelt hat.
Oder die Astronomie (altair)

Auf all das weist Herberts Text mit seinen wenigen lapidaren Worten hin.

man darf keinesfalls alle araber über einen kamm scheren
tut er nicht, entschuldige nisavi wenn ich das so harsch sage, das passiert in deinem Kopf, nicht in Herberts Text.

Liebe nisavi, das finde ich an diesem Text so großartig, dass er zu Unvoreingenommenheit auffordert und das Schubladendenken aufzeigt.
einen freudigen und behaglichen Mittwoch wünscht dir
Label
 

nisavi

Mitglied
hallo label,

dass du diesen text ganz großartig findest und in ihm in eine aufforderung zur unvorgenommenheit liest, sei dir doch unbenommen.

ich lese ihn anders. vielleicht missverstehe ich ihn auch. und nur meine meinung habe ich kundgetan.

allein der titel "arabische fragen" ist für mich un-richtig. es werden fragen in deutscher sprache gestellt, von einem lyrICH, das sich zur gruppe "UNS" (von mir aus zur weltbevölkerung, wie du interpretierst.)zählt. "deutsche fragen" wäre also vielleicht sachlich richtiger. oder "fragen, die arabische welt betreffend".

die arabische sprache wird von 320 millionen menschen als muttersprache gesprochen, u.a. in ägypten, israel, jordanien, mauretanien, tunesien etc.
diese menschen sind, wie ich bereits ausführte, KEINE HOMOGENE GRUPPE. "die, die arabisch sprechen", gehören verschiedenen nationalitäten an, sie haben einen unterschiedlichen kulturellen, politischen und sozialen hintergrund und lebenserfahrungen, die sich grundlegend unterscheiden.
das lyrICH fasst grob zusammen und ignoriert dabei grundlegende unterschiede.
insofern meine ich, dass bereits in der eingangsfragestellung eine
(vielleicht nicht beabsichtigte) herablassung mitschwingt.

dass wir arabische zahlen verwenden, ist mir durchaus bekannt. den bezug verstehe ich auch im gedicht. ich betrachte mich im wortsinne trotzdem nicht als beschenkt mit burkas, bauchtanz, karawanen, kamelen und allah. (wie kann man ALLAH verschenken?) ich KANN mir dinge dieser lebenswelten erschließen, so ich denn will. ich KANN teilhaben.

abschließend: mir gefällt, wie eben ausgeführt, die pauschale anrede nicht und auch in der entweder-oder-frageform (dollars, vollbusige gespielinnen ODER mit uns zusmamenleben) liegt für mich ein bisschen europäische arroganz.

ich kann erneut nur auf meine erfahrungen in diversen ländern verweisen. mir hat in einem omanischen restaurant der kellner strahlend die namen der deutschen nationalspieler aufgezählt. (ich hingegen kannte sie nicht alle.)
auch auf der nicht-wir ("uns")-seite gibt es also dinge, die wahrgenommen werden. und diese dinge liegen zum teil jenseits von dollars, b-movies und blondinen.

n.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo nisavi, hallo label,

da werde ich noch was dazu schreiben :)
jetzt ist es zeitlich aber etwas eng ... :(

Mir sind natürlich auch weitere Meinungen zu den von nisavi angeschnittenen Fragen recht ;)

lG

Herbert
 



 
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