Aria aerata

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sufnus

Mitglied
Aria aerata

Im Graukatzgewand flieht
von gestern nach heute
mein Halbecho: Du

Und entfesselt die Nacht
wer vom Atemzugleich
je ins Hiersein erwacht
liest weiter und senst
durch den Schwerkraftjargon

Unser Heißluftgeheimnis entschwebt
das Zimmer verdreht ist der Kopf
auf die Füße der Bauch
zeigt nach unten
die Arme sind

Unzählig viele
wie Sandkörnersterne
die kommen und gehn

Und ein Stimmengetümmel
löst sich vom Glücksgrund
per Freigabezeichen
ein Anhimmeln leichter
viel leichter als Luft
 

klausKuckuck

Mitglied
Hey, Geheimnisvoller, die KI (weil ich damit überfordert wäre) deutet dein Gedicht so:

Aria aerata“ ist ein Gedicht über das Erinnern, das Loslassen, das Erwachen und die Schwerelosigkeit der inneren Welt. Es vereint Gegensätze – Echo und Stimme, Nacht und Erwachen, Schwere und Leichtigkeit. Die Sprache ist bewusst ungewöhnlich, manchmal grammatikalisch unvollständig, wodurch ein Gefühl von Entrückung und Traumhaftigkeit entsteht.

Thematisch berührt es:

  • Vergänglichkeit und Erinnerung
  • Bewusstseinszustände zwischen Traum und Wirklichkeit
  • Sprache als Mittel und Grenze des Erkennens
  • Liebesbeziehung oder geistige Verbindung, die sich auflöst oder transzendiert
Es ist ein poetischer Flug durch innere Räume – eine „Arie“, die sich von der Schwerkraft befreit.

Sollte ich das so akzeptieren?
KK
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir gefällt der Titel, den DeepL als belüftete Luft übersetzt.

Er macht das Gedicht erst vollkommen.

Eine Art Luftgesang, geisterhaft schön.
 

klausKuckuck

Mitglied
Ja, geht mir ähnlich Ich habe noch eine ziemlich verzwieselte Interpretation des Gedichts von einem Lupe-Mitglied – werde mal nachfragen, ob die hier veröffentlicht werden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

klausKuckuck

Mitglied
Nachfrage erfolgreich. Hier ubertas mit einem Smileylächeln übermittelter Deutungsversuch der sufnus-Verspieltheiten:

"Das Lyri befindet sich im Nebel seiner Wahrnehmung. Hört als "Halbecho" ein Du statt einem Ich. Es steckt im Graukatzmantel;-)
Dieser unterbewusste Nebel/Dämmerung setzt die Nacht frei. Hier verstehe ich "wer vom Atemzugleich je ins Hiersein erwacht" das "Hiersein" als ein "im Traum sein".
Der "Schwerkraftjargon" also das Begreifen der Welt im Wachzustand wird im Traum weitergelesen und "durchsenst", also verwandelt und aufgehoben.

Das "Heißluftgeheimnis" ist wohl eine Anspielung auf den Titel und zugleich könnte man auch auf eine Traumfahrt im Heißluftballon schließen beziehungsweise als ein "alles ist nur heiße Luft, das wir sprechen" deuten.
Im Traum ist es möglich, dass die Decke zum Haltegrund der Füße wird. Die Welt steht Kopf.
So können die Arme getrost nach unten baumeln.
Aus dieser kopfüberstehenden Perspektive greifen sie doch wie sich multiplizierende Äste nach den "Sandkörnersternen"- Hoffnungsfunken der Erkenntnis oder vielleicht im Suchen nach Liebe.
Bei der letzten Strophe erscheint mir das "Stimmengetümmel", welches sich vom "Glücksgrund" löst, als Auflösung der ewig kreisenden Gedankenstimmen. Sie weichen der Stille/ der Einkehr, die sich dadurch "leichter viel leichter als Luft" anfühlt. Man könnte es aber auch als eine Rückkehr in die Einsamkeit deuten."

;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Rachel

Mitglied
Ein schöner Einblick ins Gedicht, liebe Ubertas, sehr gelungen - es freut mich. Danke Klaus! Gut gemacht.

Ich dachte, jetzt würde ich Sufnus gern eine richtig gute Kritik schreiben ... aber ich fühlte mich (auch) überfordert, bevor es losging. Umso schöner, dass Ubertas das kann, und wie!

Nun fällt mir:

ein Anhimmeln leichter
viel leichter als Luft


Sufnus, meine Güte, ein federweiches im Traum-Wach-Geworden-Gedicht, eins zum immer wieder lesen. :)

LG, Rachel
 

Aniella

Mitglied
Ich kann weder mit KI mithalten, noch treffendere Worte als Ubertas zur Deutung finden, deswegen einfach nur: Gefällt mir sehr!

LG Aniella
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr Lieben!

Freue mich sehr über Eure Anmerkungen, Deutungen und Lobessternchen! Vielen Dank! :)
Das Gedicht nimmt ja wirklich einen Querfeldeinweg durch die Sprache und hat ein nicht zu leugnendes Häh?-Momentum. Da weißt Du ja bereits zu Anfang sehr berechtigterweise drauf hin, lieber KK. :)
Um so mehr strahle ich über Dein Gefallenfinden, liebe Aniella, und erröte beglückt ob Deiner Erfreunis, liebe Rachel! Mir ging es tatsächlich um eine über die Strophen zunehmende, ins Schaumhafte spielende Leichtigkeit, so eine gewisse, jetzt nicht zu wortwörtlich zu nehmende Sektkorkenabflugsanmutung (um dennoch mal im Bild zu bleiben, wäre dann die dritte Strophe der Moment, wo die Sektflasche vor Entkorkung nochmal ordentlich geschüttelt wird).
Vor diesem Hintergrund bin ich auch ganz besonders glücklich über Deine Wahrnehmung einer (gar gefiederten - wie schön!) Leichtigkeit, liebe Rachel und über Deinen Hinweis auf die "Luftigkeit", lieber Bernd.
Dem etwas heiklen Punkt der Deutung, will ich aber jetzt über all meinem Dankedankegestammel nicht ausweichen.
Da freut es mich wirklich sehr, dass Du Dich der Arbeit einer KI-Deutung unterzogen hast, lieber KK! :)
Tatsächlich bin ich aber mit der KI nicht so ganz glücklich, weil deren Deutung an einige Stellen ein bisschen was Horoskop-Text-artiges an sich hat. Gerade bei der Benennung der Themen bleibt die KI so allgemein-hochgestochen, dass man zwar schlecht widersprechen kann, aber kein Mensch (!) jemals anhand dieser Beschreibung eine annähernde Idee von dem Gedicht entwickeln könnte. Müsste ich, sozusagen per Rolle rückwärts, ein Gedicht zur Deutung schreiben, käme da wahrscheinlich pseudoexistentialistischer Tiefenquark bei raus und ich hoffe doch, dass meine Zeilen davon relativ weit entfernt sind.
Viel besser gefällt mir da, Deine schöne Deutung, ubertas, weil sie eben auch nah beim Text bleibt. :) Ich glaube (oder fürchte) gar, Du hast mit Deiner Deutung dem Text manches Schöne angedeihen lassen, was mir beim Schreiben gar nicht bewusst war.
Somit... um nun also - weil wir ja hier so unter uns sind - der Wahrheit die schale Ehre zu erweisen:
Worum geht's denn jetzt hier?

Na …. um Sex. :cool::po_O

Oder - ganz so physisch ist es dann doch nicht (nur): Es ist ein Verliebtheitsgedicht.

Nochmal anders gesagt: Es ist von meiner Schreibhaltung her eher Du- als Ich-Lyrik.
Und wer es einigermaßen nachvollziehbar findet, darf bei den eigentümlichen "Sandkornsternen" an Carmen 7 von Catull denken, bei dem das Gedicht-Ich seiner Lesbia Auskunft gibt, wie viele ihrer Küsse ihm "genug" wären, nämlich so viele wie die libysche Wüste Sandkörner besitzt und am Nachthimmel Sterne leuchten.

Dabei brauchts natürlich an dieser Stelle die zwei entscheidenden Klauseln: Erstens ist der Autor nicht identisch mit der Gedichtstimme und zweitens sind verfasserverzapfte "Deutungen" für die publikumsseitige Rezeption zwar vielleicht nicht völlig vernachlässigbar, aber letztlich doch wenig relevant. :)

LG!

S.
 



 
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