Asche, Schutt und Scherben

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Stavanger

Mitglied
A

Ich hause gern in Asche, Schutt und Scherben
und lade dort zu wilden Partys ein.
Man kann damit ja kaum noch was verderben
und braucht nicht dauernd vorsichtig zu sein.

Ich lade auch die Welt von Stil und Range,
Prinzessinnen aus Glas und wunderschön.
Die kommen zwar, doch bleiben sie nie lange,
auch werden wir sie niemals wiedersehn.

Ich fische eine Scherbe aus dem Tee:
Ade, und grüß Paris von mir. Ade.


B - als Terzine

Ich hause gern in Asche, Schutt und Scherben
und lade dort zu wilden Partys ein.
Man kann damit ja kaum noch was verderben
und braucht nicht dauernd vorsichtig zu sein.
Ich lade auch die Welt von Stil und Range,
Prinzessinnen aus Quarz und Marmorstein.
Die kommen zwar, doch bleiben sie nie lange,
auch werden wir sie niemals wiedersehn,
samt Krone und dem Herzchen auf der Wange
und mit dem Blumenkranz aus Tausendschön.
Ich fische eine Scherbe aus dem Tee
und spüre einen Wind von Westen wehn:

Ade, und grüß Paris von mir. Ade.


Oder vielleicht, übersichtlicher:


B - als Terzine

Ich hause gern in Asche, Schutt und Scherben
und lade dort zu wilden Partys ein.
Man kann damit ja kaum noch was verderben

und braucht nicht dauernd vorsichtig zu sein.
Ich lade auch die Welt von Stil und Range,
Prinzessinnen aus Quarz und Marmorstein.

Die kommen zwar, doch bleiben sie nie lange,
auch werden wir sie niemals wiedersehn,
samt Krone und dem Herzchen auf der Wange

und mit dem Blumenkranz aus Tausendschön.
Ich fische eine Scherbe aus dem Tee
und spüre einen Wind von Westen wehn:

Ade, und grüß Paris von mir. Ade.
 
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Mitglied
Interessante Gegenüberstellung, lieber Uwe!

Ich muss das noch ein paarmal lesen - auch über einen gewissen Zeitraum - um das (und den Inhalt) wirken und sacken zu lassen. Dann gerne von mir mehr dazu. Ich glaube, die Terzine würde sich für mich besser lesen, wenn sie in einzelne Strophen gegliedet wäre. Das nur ein Ersteindruck.

Hab einen schönen Abend!

Claudia
 

Stavanger

Mitglied
Du brauchst dir nicht so viel Mühe zu geben, liebe Claudia. Mir selbst erscheint es jetzt wie eine Art Werkstück: Gesellenprüfung vielleicht. Oder: skurriles Thema mit Variation.
Jedenfalls kennst du jetzt meine 3 Terzinen.
Vom Charakter her scheinen sie, zumindest meist, etwas vorwärts Drängendes zu haben. Was seinen Reiz haben kann.
Take it easy!
Uwe
 
Zuletzt bearbeitet:

Cornelius

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Hallo Uwe,

sehr schön. Den Inhalt habe ich, glaube ich, auch noch nicht ganz erfasst, aber die Stimmung hat mich gleich gefangengenommen.

Ja, Terzinen eignet in Folge des Reimschemas etwas Vorwärtsdrängendes, oder eher: sich unaufhaltsam Fortspinnendes, so lange, bis die letzte Zeile den Schlusspunkt setzt. Der natürlich auch als solcher empfunden werden muss. Das ist hohe Kunst und Dichterhandwerk vom Feinsten - und dir hier gut gelungen, soweit ich das beurteilen kann. (Mein bisher einziger Terzinen-Versuch wurde recht zügig in den Kreislauf der Papierverwertung eingespeist. Jetzt allerdings könnte ich fast Lust bekommen, es doch noch einmal zu wagen...)

Gruß
Cornelius
 

Stavanger

Mitglied
Hallo Cornelius,

Es freut mich, dass gerade dieses Stück dein Interesse geweckt hat. Ich finde ja auch, es "hat was", was immer das sein mag.

Ob ich zum Verständnis des Inhalts beitragen kann, mal sehn.
Für mich ist es ein surreales Bild / Szene: von einem Aussteiger (er kennt Paris), der auf ein Trümmerfeld gezogen ist, vielleicht ein abgerissenes Hochhaus, bevor der Schutt weggeräumt werden konnte.
Sein Argument: Hier ist alles schon so kaputt, dass man auf garnix mehr aufpassen muss, und Rotweinflecken sind auch egal.
So ungefähr.
In dem verrückten Bild gibt's sogar ein, zwei Prinzessinnen, auch wenn die nie lange bleiben.
Könnte ein durchgeknallter Künstler sein, wer weiß. Jedenfalls niemand "Echtes von der Straße" - das wäre was völlig anderes.

Aber das sind nur meine Gedanken, du bist frei, die Interpretationswelt steht dir offen.

Terzinen mag ich gerne mit ihrem, doch eigenen, Charakter. Versuch ruhig mal, ich bin sicher, du kriegst was Interessantes hin!

Schönen Gruß:
Uwe

P.S. Und danke für die vielen Sternchen überall!
 



 
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