Asranyias Saga - Anagard Kapitel 1

Anysa

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Kapitel 1 – Asranyias

Trüb zogen dicke Wolken über den herbstlichen Himmel. Das Licht der Sonne konnte sich nicht mehr durch die Wolken kämpfen. Bäume und Sträucher im Garten wirkten farblos und grau. Ein kühler, böiger Wind wehte vom Yanuzi Gebirge herab und brachte in seinem Gefolge trockenes Laub mit sich. Unbarmherzig trieb er die unzähligen Blätter über die steinigen Straßen des Dorfes. Kein Blatt entkam der Gewalt des Windes, er fand sie hinter jeder Ecke.
Iliah saß an ihrem kleinen Fenster in der Webstube und beobachtete das hektische Treiben, während der Tag sich langsam seinem Ende neigte. Draußen war es düster, kalt und nass. Wie eine Ewigkeit kam es ihr vor, als sie im Sommer die warmen Strahlen der Sonne genießen konnte, durch Wälder lief, die ihr grünes Kleid voller Stolz präsentierten. Jetzt waren die Bäume trocken und manche gar tot. Ihr einst grünes Gewand war verdorrt und zerrissen. Alles ist vergänglich, denkt sie sich in diesem Moment und ihr betrübtes Gemüt wurde noch trauriger.
Der jungen Elbin war es nicht aufgefallen, wie kalt es zwischenzeitlich in der kleinen Webstube geworden war. Schnell legte sie sich einen dicken Wollschal über die Schulter, um die Wärme wieder in ihren Körper zu locken. Um die Dunkelheit zu vertreiben, zündete sie eine Kerze an. Ihr Licht tauchte den Raum in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten. Der Wind war unterdes stärker geworden und drückte die kalte Herbstluft durch die verwitterten Mauer- und Fensterritze der kleinen Stube. Der eiserne Ofen war noch kalt, da es sonst um diese Zeit nicht so kühl wurde. Aber dennoch, Elben froren nicht so leicht. Sie verstand ihre Empfindlichkeit nicht so recht. Ihre scharfen, ebenmäßigen Elbenzüge verzogen sich zu einem kleinen Schmunzeln. Sicherlich war ihre Schwangerschaft schuld daran.
Es war nur wenigen Elbinnen vergönnt, jemals ein Kind zu empfangen. Daher war nur wenig über die Auswirkungen einer Schwangerschaft auf den elbischen Körper bekannt. Jede Elbin, die ein Kind bekommen hatte, reagierte anders auf die Umstellung ihres Körpers. Sie schüttelte den Kopf und ihre langen glatten Haare umspielten dabei ihr wunderschönes Gesicht. Das Licht der Kerze tauchte ihr silber glänzendes Haar in ein warmes Orange.
Um ihre schlanken Finger vor der Kälte zu schützen, zog sie die Hände in die Ärmel ihres Gewandes. Während sie auf die Wärme wartete, betrachtete sie den halb fertigen Teppich auf dem Webstuhl. In zwei Wochen schon sollte er fertig sein, um zum Fest der Kanabha der erwürdigen Elbenpriesterin als Geschenk des Dorfes Dara überreicht zu werden. Wenn sie weiter so trödelte, würde der Teppich tatsächlich nicht rechtzeitig fertig, überlegte Iliah. Seufzend nahm sie das Schiffchen zur Hand und begann erneut ihre Arbeit am Webstuhl. Aber ihre Finger, noch starr vor Kälte, protestierten schmerzend gegen jede Bewegung. Sie versuchte es noch ein paar Minuten. Da sie das Schiffchen nicht richtig halten konnte, unterlief ihr ein Fehler im Muster. Iliah runzelte die Stirn und trennte den Fehler wieder auf. So legte sie das Schiffchen danach wieder bei Seite und widmete sich erneut dem interessanten Treiben des Windes vor ihrem Fenster. Ihre Hände rieb sie aneinander, hauchte hin und wieder hinein, damit ihre schlanken Finger etwas warm wurden.
Tief in ihre Gedanken versunken bemerkte sie nicht, dass die Tür zur Webstube leise geöffnet wurde. Ein großer Mann tratt ein, sein dunkelbraunes Haar war vom Wind zerzaust, an seinem Mantel klebten einige Blätter, die seinen Weg in die Stube kennzeichneten. Nachdenklich ruhten seine braunen Augen auf Iliah, bewunderten ihre Schönheit, das makellose Gesicht, ihr silbernes Haar, das rötlich vom Kerzenschein schimmerte und einen Tanz zwischen Licht und Schatten auf ihr veranstaltete. Seine weichen Lederstiefel verursachten keinerlei Geräusche auf dem Holzboden, als er sich ihr langsam näherte. Andero wollte sie nicht erschrecken und machte sich mit einem Räuspern bemerkbar, da ihre feinen Elbensinne ihn wohl nicht ankündigten, wie es sonst der Fall war. Sie drehte sich um und blickte ihn mit ihren blauen Augen an. Sofort musste Andero lächeln, denn er liebte diesen Blick von ihr, konnte darin versinken und wollte nie mehr auftauchen. Aber es lag nicht nur Freude darin, sondern auch Kummer. Der Glanz von früher war in ihren Augen nicht mehr ganz so hell. Sie war übermüdet, Sorge zeichnete ihr Gesicht. Das Funkeln hatte nachgelassen. Andero setzte sich neben seine Frau und strich ihr mit einer zärtlichen Geste eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Ohne ein Wort zieht er Iliah zu sich und umarmte sie sanft. In den Armen ihres geliebten Mannes schloss sie die Augen und fühlte sich geliebt und geborgen. Für einen kurzen Augenblick war aller Kummer verflogen, die Welt war wieder in Ordnung.
„Mach dir nicht soviel Sorgen, Liebes“, sagte Andero sanft.
„Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt mit einem Kind gesegnet werden und dann gleich Zwillinge, das gab es doch noch nie.“
„Eben, das ist es ja“, erwiderte Iliah aufbrausend. Eine Gefühlsregung, die untypisch für Elben war.
„Der Zeitpunkt, wann die Kinder zur Welt kommen, erinnert dich denn das an gar nichts?“
„Ich weiß, dass du die Prophezeiung meinst, aber zum einen ist darin nur von einem Kind die Rede und du bekommst Zwillinge. Und zum anderen gibt es noch zwei andere Elbinnen , die ebenfalls schwanger sind. Und diese bekommen jeweils nur ein Kind. Ich habe mit dem Schmied Machus gesprochen. Dessen Sohn hat eine Schmiede in Firnal und dort sind die beiden anderen Schwangeren. Sie erfüllen eher die Prophezeiung als du, Liebes.“
„Und werden diese beiden auch zum Fest der Kanabha ihre Kinder bekommen?“
„Das weiß ich nicht, kann sein. Aber woher willst du den Zeitpunkt so genau wissen? Auf den Tag genau bekommst du die Zwillinge, sagst du? Ist doch etwas zu unwahrscheinlich, oder?“, wollte Andero seine Frau beruhigen. Diese glaubte ihm aber nicht, denn sie konnte es fühlen. Sie wußte, dass ihre Kinder etwas Besonderes waren. Und dass sie magische Fähigkeiten besaßen. Dies war sehr ungewöhnlich, da ihr Mann ein Mensch und kein Elbe war und sie selbst kaum magisches Potential besaß. Wie kann man so etwas erklären? So sehr sie Andero auch liebte, das konnte sie ihm nicht sagen.
„Liebes, ich habe vorhin Tanako getroffen. Er erzählte mir, dass er wunderbare Seide bekommen hat. Genau diese, die du so sehr magst. Wie wäre es, wenn wir morgen zu ihm gehen und dir was Schönes davon aussuchen?“, Er sah seine Frau dabei aufmunternd an, diese reagierte aber nicht. „Du kannst dir doch aus dem schönen Stoff ein Kleid für das Fest nähen. Das wird deine Schönheit noch mehr zur Geltung bringen. Was meinst du?“
„Ich glaube, dass Tanako kein Kaufmann ist“, sagte Iliah unvermittelt, als wenn sie ihm nicht zugehört hätte. “Er sieht aus wie ein Krieger, seine Gangart, jede Bewegung und dieser kraftvolle Körper passen nicht so recht zu diesem Beruf. Dintro ist leicht untersetzt und etwas dicklich. Er ist ebenfalls Kaufmann in Dara, sieht aber gänzlich anders aus. Irgendwoher kenne ich Tanako, mir kommt sein Gesicht so bekannt vor. Vielleicht aus Tharul, als ich da noch gelebt habe, bevor ich dich getroffen hatte und mit dir nach Dara gegangen bin. Ich weiß nicht so recht“, grübelte Iliah vor sich hin. Sie schaute Andero an und wartete auf einen Antwort. Dieser wusste nicht so recht, was er ihr sagen sollte.
„Schatz, nicht alle Kaufmänner müssen klein und dick sein“, wollte Andero seine Frau beruhigen. Aber ganz Unrecht hatte sie nicht mit Tanako. Es war weniger seine Statur , die ihn grübeln ließ, sondern viel mehr der Zeitpunkt seines Erscheinens.
Als Iliah schwanger wurde, tauchte dieser das erste mal in Dara auf. Als er im Dorf ankam und den kleinen Laden übernahm, der schon so lange leer stand, stellte er sich noch am selben Tag bei Iliah und Andero vor. Seitdem waren sie gute Freunde. Tanako suchte regelrecht den Kontakt zu den beiden. Trotzdem, es war egal, wie man aussah, oder womit man sein Geld verdiente. Nur weil Tanako groß und stark war, musste er noch lange kein Krieger sein. Und selbst wenn, was hieße das schon.
„Ich glaube, du siehst schon Gespenster, Liebes. Tanako war vielleicht früher mal ein Krieger und hat sich zur Ruhe gesetzt. Er wird seinen Körper fit halten, sonst wird da nichts weiter sein. Kann sein, dass er Krieger in Tharul war und du ihn mal gesehen hattest. Aber ansonsten misst du dem Ganzen zuviel Bedeutung bei. Glaub mir, Liebes, es ist alles in Ordnung“, versicherte er ihr.
„Ich will nicht, dass meine Kinder sterben, Andero!“, wimmerte sie in seinen Armen und vergrub schluchzend ihr Gesicht an seiner Brust.
„Ruhig, Liebes, ganz ruhig“, flüsterte Andero leise in ihr Ohr und streichelte dabei sanft ihr Haar. Nachdem der Tränenfluss versiegt war und ihre Augen wieder getrocknet waren, nahm er ihr Gesicht vorsichtig in seine großen Hände und küsste sie zärtlich auf den Mund.
„Alles wird gut, Liebes. Ich werde dich immer beschützen. Dich und unsere Kinder. Niemand wird unserer kleinen Familie jemals etwas antun, das verspreche ich dir!“ Andero versuchte, sein schönstes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. Es gelang ihm, ein kleines Lächeln zurück zu bekommen. „Es ist schon spät, Liebes. Lass uns zu Abend essen. Ich bereite alles vor und du kommst dann nach. Na, wie wäre das?“
„Wenn du meinst...“, sagte Iliah, löste sich aus der Umarmung ihres Mannes und drehte sich wieder zum Fenster. Seufzend erhob Andero sich und ging zur Tür. Er öffnete sie und drehte sich noch einmal zu Iliah um. Diese war schon wieder in Gedanken versunken.
„Ich liebe dich“, sagte er, bekam aber wieder keine Antwort. Daraufhin trat er auf den Flur hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Die Nacht senkte sich über Dara. Schwarz graue Schatten strichen langsam vorüber, als der Mond irgendwo hinter den Wolken mit seiner einsamen Wanderung begann. Ohne das sie sich der Geste bewusst war, strich Iliah sanft über ihren gewölbten Bauch und hielt schützend die Hände darauf.
„Niemand wird euch jemals etwas zu Leide tun, niemand!“, sprach sie leise in die Stille des Raumes. Sie war müde, hatte aber keinen Hunger. Seufzend erhob sie sich, nahm die Kerze und verließ die Webstube, um sich in ihre Kammer zu begeben.

Andero hatte die Öllampe auf dem kleinen Tisch in ihrer Kammer bereits entzündet. Die kleine Flamme verbreitete einen angenehmen Duft und tauchte den Raum in ein warmes Licht. Iliah löschte ihre mitgebrachte Kerze und stellte sie auf den Tisch.
Langsam schälte sie sich aus ihrer Kleidung und zog das Gewand für die Nacht an. Eine wunderschöne Kette zierte ihren Hals. Der Anhänger fing das schwache Licht der Kerze ein und nutzte dieses, um in den unterschiedlichsten Rottönen zu funkeln. Wer genau hinschaute, entdeckte im Inneren des Anhängers einen leuchtenden kleinen Punkt. Dies war die starke Magie, die in dem Kristall inne wohnte.
Die Kette bestand aus dem unzerstörbaren Material Mintri. Sie war so feingliedrig und dünn, als ob sie jeden Moment zerreißen müsste. Der Anhänger, halb so groß wie ihre Handfläche, hatte die Form eines Tropfens und war aus einem milchigweißen Kristall. Ein silbernes Band umschmeichelte ihn und in der Mitte befand sich ein Symbol, ebenfalls aus Mintri. Das Symbol bestand aus sechs im Kreis angeordneten schmalen Mintrikettenteilen, die zur Hälfte im Kreis und zur Hälfte außerhalb lagen. Liebevoll nahm sie den Anhänger in ihre Hand und hielt ihn kurz fest. Sie wollte den Kristall eines Tages ihrer Tochter schenken. Lächelnd gab sie den Anhänger wieder frei. Ihre Kette behielt sie um den Hals. Nie würde sie diese ablegen.
Als sie sich fröstelnd in ihr Bett kuschelte, stellte sie erfreut fest, dass Andero auch daran gedacht hatte, einen in Tücher gewickelten Ziegelstein unter ihre Decke zu legen. Schnell legte sie sich ins Bett und vergrub sich unter die Decke. Wohlige Wärme breitete sich in ihr aus und machte sie schläfrig. Es dauerte nicht lange, bis ihr die Augen zu fallen und sie in einen ruhigen, traumlosen Schlaf versank.


„Wann! Sagt mir genau, wann es soweit ist. Und kommt mir nicht wieder mit euren Ausflüchten, Magier!“, donnerte Torak Mandro wutentbrannt.
„Ihr wisst, wie viel auf dem Spiel steht, also antwortet mir sofort!“
Ohne anzuklopfen hatte Torak, oberster Kriegsherr von Meridor, die Tür zum Arbeitszimmer des Meistermagiers Nordazu geöffnet und ließ sie krachend hinter sich ins Schloss fallen. Die harten Sohlen seiner schweren Reitstiefel verursachten auf dem holzigen Fußboden ein scharrendes Geräusch. Die schwarzen Haare klebten nass an seinem großen Kopf. Seine Kleidung war dreckig vom Staub der Straße. Matsch tropfte von seinen Stiefeln auf den Fußboden und hinterließ hässliche Flecken. Diese ähnelten sehr denen, die auf seiner eng anliegenden Hose waren. Das dunkelgrüne Wams war halb aufgeknöpft, so dass die Behaarung des Mannes zum Vorschein kam. Er sah ganz anders aus als der alte Mann in dem wuchtigen Stuhl vor ihm. Nordazus fast durchsichtige Haut spannte sich wie Pergament über seine Knochen. Die Finger wirkten wie von einem Skelett. Die schwarze Robe wurde von einem Seil aus Gold gehalten, an dessen Enden sich Kordeln mit Diamanten befanden. Die glatten schlohweißen Haare lagen eng an seinem Kopf, ordentlich zu einem Zopf gebunden.
Nordazu blickte überrascht auf und setzte bereits an, den Mund vor Ekel zu verziehen, als er sich eines besseren besann. Er hatte nicht mit Torak gerechnet, da dieser eigentlich das Heer im Süden von Meridor gegen die Nordmark führen sollte.
Der Kriegsherr verfügte über eine beachtliche Statur, Furcht einflößend ragte er über Nordazu auf, obwohl dieser nicht zu den kleinsten Männern zählte. Die Hände zu Fäusten geballt blickte er sein Gegenüber an, seine Augen sprühten vor Zorn und Wut. Unter diesem Blick sträubten sich Nordazus Nackenhaare . Kalt blickte er den Magier an und vermittelte ihm das Gefühl, ein „Nichts“ zu sein. In solch einer Stimmung ließ Torak schnell seiner Wut freien Lauf und tötete alles, was ihm zwischen die Hände kam. Er war kein Mann, der lange überlegte, sondern zuerst handelte und dann fragte. Nicht ohne Grund war er oberster Kriegsherr der Streitmacht von Meridor. Die Narben in seinem Gesicht zeugten von so mancher Schlacht. Bei solchen Männern sollte jedes Wort wohl überlegt sein.
Nordazu legte sein dickes Buch beiseite, in dem er bis vor kurzen noch emsig gelesen hatte, stand mit einer leichten Verbeugung auf und zollte so Torak den nötigen Respekt. Andere hatten schon wegen weniger die Klinge von Toraks Schwert zu spüren bekommen. Er wollte sich da gewiss nicht einreihen.
Torak erwiderte den Gruß mit einem knappen Nicken und wiederholte seine Forderung. Seiner tiefen vollen Stimme war die Anspannung, die ihn zu diesem überraschenden Besuch veranlasst hatte, deutlich anzumerken.
„Herr, die einzige Gewissheit ist , dass es sich hierbei um eine Elbin handeln muss. Das verkompliziert die Sache erheblich. In das Reich der Elben, Adarak, unbemerkt einzudringen, die Elbin zu finden und deren Kind zu töten, ist sehr schwierig und gefährlich, wenn wir danach nicht die elbischen Truppen gegen uns haben wollen. Noch ist unser Heer gegen die Elben nicht stark genug. Noch nicht. Außerdem wissen wir nicht, wer die Elbin ist und wo sie lebt. Wohnt sie in Tharul, ist es unmöglich, dort unbemerkt einzudringen. Des Weiteren wissen die Elben selber von der Prophezeiung. Es wäre also dumm, von etwas anderem auszugehen. Ich denke...“, wollte Nordazu mit seinen Äußerungen fortfahren, als Torak plötzlich mit seiner großen Hand die dünne Kehle des Mannes packte. Seine Hand umschloss den Hals des Magiers mühelos, so dass dieser keine Luft mehr bekam. Torak hebte ihn hoch, als wäre er ein kleines Kind. Nordazu hatte keinen Kontakt mehr zum Boden. Langsam brachte er den Magier ganz dicht an sein Gesicht, so dass dieser den stinkenden Atem aus Toraks Mund riechen musste. Zu seiner Luftnot kam nun auch noch Übelkeit hinzu.
„Magier“, begann Torak in gefährlich leisem Ton, „du sollst nicht denken, überlass das getrost mir. Ich sag dir das um deines Lebens willen.“
Nordazu konnte die Mordlust in Toraks Augen sehen. Zu gern hätte dieser ihn getötet, aber Torak brauchte den Meistermagier noch. Bisher war er immer nützlich gewesen. Und das wusste Nordazu. Der Angriff brachte ihn nicht aus der Ruhe. Nicht nur seine Nützlichkeit schützte den Magier. Vielmehr die enorm starken magischen Fähigkeiten wiegten ihn in Sicherheit. Sollte Torak jemals auf die Idee kommen, ihm ernsthaft Schaden zufügen zu wollen, würde der Meistermagier ihn zu Staub zermalmen. Dass er dies noch nicht getan hatte, lag einzig und allein daran, dass Torak Mandro die rechte Hand Anarubas war, dem Herrscher von Meridor und Gebieter über die schwarze Magie und deren Geschöpfe.
Nordazu ließ dem Kriegsherrn nur glauben, er fürchte sein Gegenüber. Besser, Torak unterschätzte ihn und hielt ihn nicht für gefährlich. Dann blieb er länger am Leben.
Als Torak den Eindruck hatte, dass seine Warnung bei Nordazu angekommen war, ließ er ihn los und trat einen Schritt zurück. Der Magier fiel auf seine Füße und konnte gerade noch mit einem Schritt zur Seite verhindern, dass er stürzte. Er richtete seine Robe, glättete die Falten und hielt die Augen auf den Boden gerichtet.
„Mein Herr“, begann Nordazu von neuem und dieses mal in unterwürfigerem Ton, „morgen kann ich euch mehr sagen, da ich einen Kundschafter zurück erwarte, der sich in Adarak unbemerkt bewegen kann und ein paar nützliche Informationen bringen wird“.
Ängstlich schauend wartete er auf Toraks Reaktion.
„Also gut, ich gebe dir bis morgen Zeit, Antworten auf meine Fragen zu finden. Hast du sie nicht, werde ich mich nach einem anderen Meistermagier umsehen müssen. Denn dann wird nämlich deine Stelle frei!“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Nordazu setzte sich wieder in seinen schweren Sessel aus dicker Eiche und lächelte in sich hinein. Seine demütige Haltung, die er bei Toraks Besuch eingenommen hatte, verschwand und machte einer selbstbewussteren platz. Schwachkopf, dachte er. Glaubt doch tatsächlich, er könne mir drohen. Zu dumm, um meine Lüge zu durchschauen. Aber in einem hatte Torak Recht: es war Zeit, die Prophezeiung zu entschlüsseln. Viel fehlte nicht mehr, doch er kam nicht hinter den wichtigsten Teil.
„Wenn Tag gleich Nacht und Nacht gleich Tag, er wird geboren, gebet Acht. ... Das Licht der Welt erblickt er dort, wo Wasser fließt von Bergen fort“, lass er einen Teil der Prophezeiung leise vor. Der Ort war ihm klar, auch wenn er Torak was anderes glauben ließ. Hierbei konnte es sich nur um das Yanuzi Gebirge handeln und den Fluss Dora.
„Der Fluss fließt genau durch das Gebirge und mündet im Meer. Das Gebirge grenzt an das Meer. Irgendwo da ist diese Elbin“, sprach Nordazu zu sich selbst.
„Es dürfte doch nicht so schwer sein, eine schwangere Elbin zu finden, vor allem, da es davon nicht so viele gibt. Elben bekommen äußerst selten Kinder, was noch mal ihr Untergang sein wird. Kann nur nützlich sein, diese verfluchten Elben. Haben das beste Land von ganz Landory. Das aber später. Nein, das wichtigste ist der Zeitpunkt. Jetzt? In einem Jahr? In meinem Leben noch?“, fragte sich Nordazu.
Plötzlich stürmte ein junger Mann zur Tür herein. Er war ganz außer Atem und fing augenblicklich an, unverständliches Zeug zu plappern. Nordazu wollte Minu, seinen Schüler, gerade zurecht weisen, was Respekt vor seinem Meister angeht, als dieser ihm ganz unverhofft die Lösung für sein Problem nannte.
„Eine Sonnenfinsternis, Meister, es handelt sich dabei um eine Sonnenfinsternis.“
„Minu, was redest du da?“
„Meister, die Prophezeiung. Der Zeitpunkt der Geburt des Asranyias ist gekommen, wenn wir die Sonnenfinsternis haben. Ihr wisst doch, dass ich immer unten in den Kellergewölben in der Bibliothek bin und dort alte Bücher zum Lesen finde. Da war ein Buch darunter, indem von einer Sonnenfinsternis die Rede ist. Dann ist Tag gleich Nacht und Nacht gleich Tag, da sich die Sonne abwendet und uns ihre Schattenseite zeigt. Für einen kurzen Moment wird es dunkel wie die Nacht. Und meinen Berechnungen zu folge ist dies in genau zwei Wochen wieder der Fall.“
Voller Ungeduld wartete Minu auf das Lob seines Meisters, da er das große Rätsel nun endlich gelöst hatte. Nervös knetete er seine Hände. Er schwitzte vor Nervosität so sehr, dass sich dunkle Flecken unter seinen Achseln bildeten und die graue Robe beschmutzten. Seine Hände wanderten zum Gürtel und spielten mit den Kordeln. Dann faltete er sie wieder und begann erneut, sie zu kneten. Der junge Mann, seit mehr als zehn Jahren in den Diensten seines Meisters, hoffte nun, vom Novizen zum Jungmagier ernannt zu werden. Ja, das wäre die gerechte Belohnung gewesen. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Aber er wurde jäh enttäuscht. Nordazu erwies ihm nicht den Gefallen.
„Gut, gut, Minu. Du kannst jetzt gehen“, sagte der Meistermagier kalt und entließ ihn mit einem Winken, das unmissverständlich war. Sichtlich enttäuscht drehte sich sein Schüler um und verließ mit hängenden Schultern den Raum.
Sonnenfinsternis, dachte Nordazu und fasste sich an die Stirn.
„Warum habe ich nicht selbst daran gedacht“, sprach er leise zu sich selbst. Die Sonne wendete sich immer ab, wenn etwas Unheilvolles geschah. Es galt als ein schlechtes Zeichen. Die Geburt des Asranyias war ja auch ein überaus schlechtes Zeichen für Nordazu.
Geistesabwesend massierte er seine Stirn und fügte in Gedanken die einzelnen Puzzelstücke zu einem Ganzen zusammen. Jetzt hatte er den genauen Zeitpunkt, den ungefähren Ort und das Wissen um eine Elbin, die jetzt hochschwanger war. Das muss doch seine Chancen erheblich verbessern. Denn die Sonnenfinsternis wäre in zwei Wochen, zum selben Zeitpunkt, an dem die Elben das Fest der Kanabha feiern würden. Der Ort musste irgendwo bei den Ausläufern des Yanuzi Gebirges liegen. Ein einfaches Unterfangen, wenn man es richtig anstellte. Ja, den richtigen Mann brauchte er für diese heikle Mission. Dieser würde die Elbin ausfindig machen, sie töten oder auch ihr Kind, das war ja nun egal und dann würde er, Nordazu, die Belohnung erhalten: die rechte Hand von dem erhabenen Herrscher Anaruba zu werden. Dann würde Torak, dieser elendige Widerling, unter IHM stehen und er konnte sich dieses Wurmes endlich entledigen.
Der Meistermagier durchquerte den Raum, öffnet die Tür und tratt auf den Gang hinaus. Einen vorbeilaufenden Diener hielt er an und sprach in barschem Tonfall zu dem verängstigten Jungen.
„Junge, lauf los und sag Perdur, er soll sofort zu mir kommen. Und beeil dich, sonst blüht dir was. Los! Los!“ Der Junge, kaum älter als zwölf Jahre, verneigte sich und rannte augenblicklich los, um dem Befehl Folge zu leisten.
Nordazu schloss leise die Tür und ging wieder an seinen Arbeitsplatz. Perdur war der ideale Mann für seinen Plan. Er konnte einen Mord leise ausführen, wusste um die Diskretion eines Auftrages und konnte es wie einen Unfall aussehen lassen. Es wäre nicht sehr vorteilhaft, wenn die Elben herausfinden würden, dass ihr geliebter Asranyias ermordet wurde und dann ausgerechnet von Männern aus Meridor. Nein, das wäre nicht so gut. Unauffälligkeit war hier das Schlagwort. Und was vielleicht noch wichtiger war, Loyalität gegenüber seinem Herrn Nordazu. Notfalls wäre ihm die Diskretion auch egal. Hauptsache der Asranyias würde sterben. Perdur sollte ein paar Männer mitnehmen. Vielleicht zwanzig an der Zahl, da er durch die Zwischenwelt reisen sollte und die dort ansässigen Dämonen immer Hunger auf Frischfleisch hatten. Ein paar Männer würden überleben und den Auftrag ausführen. Perdur würde unauffällig das Yanuzi Gebirge durchkämmen und den Mord ausführen.
Der Meistermagier rieb sich die schmalen Hände und lachte in sich hinein. Er sah sich in Gedanken schon an Anarubas Seite stehen, nur noch dem erhabenen Herrscher untergeben, sonst niemandem mehr.
„Nordazu, oberster Meistermagier des Königs von Meridor und bald von der ganzen Welt.“
Ja, das klang wie Musik in seinen Ohren. Und seine erste Handlung würde sein, Torak eines langsamen Todes sterben zu lassen, nachdem er ihn so viele Jahre gedemütigt hatte.


König Marek saß auf seinem Thron, die Arme vor dem Körper verschränkt und lauschte dem Bericht seines Kundschafters Sindor. Der Reif auf seinem Kopf leuchtete im Licht der Sonne. Sein scharfkantiges Gesicht zeigte keinerlei Reaktion auf die Worte des Kundschafters. Hin und wieder bewegte er sich auf seinem silbernen Thron aus Mintri, mit wunderschönen Tiergestalten und Elfen verziert. Die Kleidung des Elbenkönigs verursachte kein Knistern. Die Seide schmiegte sich perfekt an seinen schlanken Körper, glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Seine Krone, auf den silbernen glatten Haar sitzend, fing die Sonnenstrahlen ein und ließ den Audienzsaal in einem Meer aus Regenbogenfarben erstrahlen.
Lange schon hatte der Elbenkönig auf die Rückkehr Sindors gewartet. Und nun stand dieser vor ihm. Sein vom Wetter gegerbtes Gesicht sah müde und abgezehrt aus. Seine Kleidung war noch staubig und dreckig. Es war ersichtlich, dass er direkt von seiner langen Reise zurückgekehrt war und ohne Umwege zum König geeilt ist.
Sindors Bericht war erschreckend. Das Heer von König Anaruba, Herrscher über Meridor, war in die Nordmark eingefallen und hatte sie größtenteils unter Kontrolle. Unaufhörlich marschierte er auf Andor, einstige Hauptstadt der Mark, zu und nahm dabei immer mehr Landstriche der Westküste ein. Bei diesem Tempo würde die gesamte Mark in ein paar Monaten fallen und Anaruba würde versuchen, sich Adarak einzuverleiben, das Land der Elben. Marek hatte Sindor ausgeschickt, die Fortschritte des Eroberungsfeldzuges Anarubas zu beobachten. Durch den kalten Herbst und den vielen Regen hatte er gehofft, dass es einem Heer von diesen Ausmaßen nicht so schnell gelingen würde, die Nordmark zu erobern. Aber nach allem, was Sindor ihm berichtete, wurde dieses Land offensichtlich überrannt. Hier war Magie im Spiel, eine mächtige dunkle Magie. Doch so sehr sollte ihn das nicht überraschen. Bereits vor einem Jahr waren Anzeichen kriegerischer Aktivitäten aus Meridor zu verzeichnen gewesen. Deshalb hatte er Mersador, König der Nordmark, auf Anarubas Machenschaften aufmerksam gemacht und ihn vor den Aktivitäten in Ciag gewarnt. Dieser hatte seine Warnungen in den Wind geschlagen. Die Menschen fühlen sich allzu sicher, mit dem Landora-Gebirge als Grenzwall zu Meridor. Doch jedes Gebirge konnte überwunden werden, man muss nur den Pass finden. Und dies war nun geschehen.
“Wie reagiert König Mersador Gyndre Trago nun auf diese Bedrohung?”, fragte Marek seinen Kundschafter.
“Euer Hoheit, der Herrscher über die Nord- und Ostmark war sichtlich überrascht, denkt aber, er könne dieses “Problemchen”, wie er es nannte, selbst lösen. Er sieht die Gefahr nicht, die uns alle bedroht. Erst recht will er keine Hilfe der anderen Länder. Und, Euer Hoheit, wenn ich dies anmerken dürfte, würde er Hilfe wohl auch nicht bekommen.” Marek nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. Er wußte um die Herrschaftsverhältnisse der Mark.
Ihn würde aber etwas anderes noch interessieren. “Ob Anaruba das Portal des Phenylo wohl schon unter seiner Kontrolle hat?”
“Nein, Herr, bisher konnte er die Funktion noch nicht entschlüsseln und weiß nicht, was man benötigt, um die Portale zu aktivieren. Ebenso ist ihm unklar, wie es funktioniert.“
Bisher war es nur den Elben vorbehalten gewesen, die Portale zu nutzen und durch diese innerhalb von Sekunden von einem Portal zum nächsten zu reisen. Es gab sieben Portale an der Zahl und eines, das Portal von Adarak, war nicht weit entfernt von Tharul. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Anaruba die Portale zu nutzen wüßte.
“Eurer Hoheit, wenn ich das Wort ergreifen dürfte”, sagte Enord, Elbenkrieger am Hofe Tharuls, in die gespannte Stille hinein. Marek erteilte ihm mit einem Wink das Wort.
„Danke, Euer Hoheit“, sprach Enord und räusperte sich.
„Soweit ich unterrichtet bin, konnte das Heer Meridors noch nicht den Phenylofluß überqueren. Sie müssen erst in die Nähe von Phenob kommen, um eine schmale und seichte Stelle zu finden.” Auf einer ausgebreiteten Karte auf dem Tisch vor dem Thron, die ganz Landory zeigte, legte Enord einen Finger auf eine Stelle, die nördlich von Phenob am Phenylofluß lag.
“Das Heer muss zuerst diesen Fluss überwinden und das ist nur nördlich von Phenob möglich. Wenn die Streitkräfte Andors sich dort versammeln würden und der Magierorden von Phenob auch handeln würde, könnte das feindliche Heer auf der Westseite des Flusses gehalten werden. Es steht außer Frage, dass dies nicht lange der Fall sein wird, aber es würde reichen, die Zwillinge in Sicherheit zu bringen. In zwei Wochen ist das Fest der Kanabha, der Zeitpunkt der Geburt. Wir sollten uns beeilen.“ Heidur trat eine Schritt hervor und bat darum, ihm das Wort zu erteilen.
“Ihr glaubt doch nicht, dass Anaruba nur auf sein Heer vertraut, Enord?”, fragte Heidur den Oberbefehlshaber. “Er hat Söldner ausgeschickt, um die Geburt der Zwillinge zu verhindern. Mit Sicherheit sind sie bereits auf dem Weg nach Dara. Es wäre dumm, anzunehmen, dass Anaruba die Prophezeiung nicht entschlüsseln könnte.”
“Wie kommt Ihr darauf, Heidur, dass Anaruba über Iliah Bescheid weiß?”, fragte Enord ihn im bissigen Ton, ein ungewöhnlicher Gefühlsausbruch für den Elben.
„Nun, auch ich habe Kundschafter und diese berichteten mir, dass jene Söldner zusammen mit einem Magier von Meridor aus Richtung Rendors Klamm aufgebrochen sind. Mag sein, dass sie von Iliah nichts wissen, aber sie wissen wohl um die Sonnenfinsternis und eine hochschwangere Elbin zu finden, dürfte nicht so schwierig sei, wie Ihr wohl denkt. Ich bin der Meinung, wir sollten Iliah sofort nach Anagard bringen lassen, wie es in der Prophezeiung verlangt wird.”
“Tanako passt auf Iliah auf. Er nahm Krieger mit und lebt seit einem halben Jahr in Dara als Kaufmann mit seinen Gehilfen. Ich bin mir sicher, dass er auf Iliah aufpasst. Er weiß, was zu tun ist, falls nur das geringste Anzeichen einer Gefahr besteht. Heidur, wisst Ihr , wie weit diese Gruppe aus Meridor gekommen ist?”, richtete Marek die Frage an seinen Heerführer der Süd-Adarakanischen Streitmacht.
“Hoheit, mein letzter Kundschafter gab mir erst heute Morgen die Nachricht, dass die Söldner bereits den Phenylofluß überquert haben in der Nähe von Phenob und nicht mehr weit vom Portal von Phenob entfernt sind. Sie sind wohl durch die Zwischenwelt gereist und irgendwo bei Phenob wieder in unsere Welt getreten. Fragt mich nicht, wie sie das geschafft haben.”
Mit der Hand fuhr Heidur den Weg entlang, den die Gruppe aus Meridor genommen hatte.
“Die Söldner sind Perdur und seine Männer. Perdur ist ein treuer Anhänger von Nordazu, dem Meistermagier Toraks. Ich denke, er weiß, wie man durch die Zwischenwelt reist . Die Gefahr ist zu hoch, dass sie Dara finden. Euer Hoheit, wir sollten Iliah sofort von Tanako herbringen lassen”, begehret Heidur auf. Marek überlegte eine Weile angestrengt, dann hatte er sich entschieden.
“Zwei Wochen sind nicht lang. Also gut. Sindor, Ihr müsst augenblicklich nach Dara, um Tanako von den Söldnern zu berichten. Er soll unverzüglich Iliah in Sicherheit bringen. Nehmt mein schnellstes Pferd und reitet zum Portal von Adarak. Es wird Euch zum Wykportal bringen.”
Sindor verneigte sich. “Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit”. Damit drehte dieser sich um und verließ eiligen Schrittes den Thronsaal.
Enord sah zu Marek auf und lächelte ihm aufmunternd zu. “Ich denke, Euer Hoheit, dass es Tanako es schafffen wird.“ Der Elbenkönig schaute ihn an. Sein schönes Gesicht war von Sorge gezeichnet.
“Hoffen wir, dass ihr Recht habt und wir nicht doch zu spät gehandelt haben. Dass bereits zwei Elbinnen sterben mussten, ist allein meine Schuld. Ich habe zu spät auf die Gefahr reagiert und sie nicht ausreichend beschütz. Eigentlich bleibt solch ein Fehler immer den Menschen überlassen. Nur der Asranyias kann gegen Anaruba bestehen, nur er hat die Magie dazu, kann die Mark einen und ein Heer gegen Anaruba stellen. Bald schon wird der Herrscher von Meridor die Dämonen der Unterwelt entfesseln. Nie hätte er das Artefakt der Vergangenheit, den Stein Yamula, in die Hände bekommen, noch hätten abtrünnige Magier zu ihm gelangen dürfen. Auch wir haben zu spät die Gefahr erkannt, die aus Meridor droht. Jetzt ist es zu spät.”
 

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Korrekturvorschläge:

Asranyias Saga - Anagard Kapitel 1
Veröffentlicht von Anysa am 24. 07. 2007 09:14
Kapitel 1 – Asranyias

Trüb ziehen dicke Wolken über den herbstlichen Himmel. Das Licht der Sonne kann sich nicht mehr durch die Wolken kämpfen. Bäume und Sträucher im Garten wirken farblos und grau. Ein kühler, böiger Wind weht vom Yanuzi Gebirge herab und bringt in seinem Gefolge trockenes Laub mit sich. Unbarmherzig treibt er die unzähligen Blätter über die steinigen Straßen des Dorfes. Kein Blatt entkommt der Gewalt des Windes, er findet sie hinter jeder Ecke.
Iliah sitzt an ihrem kleinen Fenster in der Webstube und beobachtet das hektische Treiben, während der Tag sich langsam seinem Ende neigt. Draußen ist es düster, kalt und nass. Wie eine Ewigkeit kommt es ihr vor, als sie im Sommer die warmen Strahlen der Sonne genießen konnte, durch Wälder lief, die [blue] Iliah [/blue] (überflüssig) ihr grünes Kleid voller Stolz präsentierten. Jetzt sind die Bäume trocken und manche gar tot. Ihr einst grünes Gewand ist verdorrt und zerrissen. Alles ist vergänglich, denkt [blue] sich [/blue] (überflüssig) Iliah in diesem Moment und ihr betrübtes Gemüt wird noch trauriger.
Der jungen Elbin ist es nicht aufgefallen, wie kalt es zwischenzeitlich ist in der kleinen Webstube. Sie ist so sehr in Gedanken versunken, dass sie die Zeit darüber [blue] hinaus [/blue] (überflüssig) vergisst. Schnell legt sie sich einen dicken Wollschal über die Schulter, um die Wärme wieder in ihren Körper zu locken. Um die Dunkelheit zu vertreiben, zündet sie eine Kerze an. Ihr Licht taucht den Raum in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten. Der Wind ist unterdes stärker geworden und drückt die kalte Herbstluft durch die verwitterten Mauer- und Fensterritze der kleinen Stube. Der eiserne Ofen ist noch kalt, da es sonst um diese Zeit nicht so kühl wird. Aber dennoch, Elben frieren nicht so leicht. Sie versteht ihre Empfindlichkeit nicht so recht. Ihre scharfen, ebenmäßigen Elbenzüge verziehen sich zu einem kleinen Schmunzeln. Sicherlich ist ihre Schwangerschaft schuld daran. (Absatz)Es ist nur wenigen [red] Elbinen [/red] (Elbinnen) vergönnt, jemals ein Kind zu empfangen. Daher ist nur wenig über die Auswirkungen einer Schwangerschaft auf den elbischen Körper bekannt. Jede Elbin, die ein Kind bekommen hatte, reagierte anders auf die Umstellung ihres Körpers. Sie schüttelt den Kopf und ihre langen glatten Haare umspielen dabei ihr wunderschönes Gesicht. Das Licht der Kerze taucht ihr silber(getrennt)glänzendes Haar in ein warmes Orange.
Um ihre schlanken Finger vor der Kälte zu schützen(Komma) zieht sie die Hände in die Ärmel ihres Gewandes. [blue] Währenddessen [/blue] (Während) sie auf die Wärme wartet, betrachtet sie den halb fertigen Teppich auf dem Webstuhl. In zwei Wochen schon soll er fertig sein, um zum Fest der Kanabha der erwürdigen Elbenpriesterin als Geschenk des Dorfes Dara überreicht zu werden. Wenn sie weiter so trödelt, wird der Teppich tatsächlich nicht rechtzeitig fertig, überlegt Iliah. Seufzend nimmt sie das Schiffchen zur Hand und beginnt erneut ihre Arbeit am Webstuhl. Aber ihre Finger, noch starr vor Kälte, protestieren schmerzend gegen jede Bewegung. Sie versucht es noch ein paar Minuten. Da sie das Schiffchen nicht richtig halten kann, unterläuft ihr ein Fehler im Muster. Iliah runzelt die Stirn und trennt den Fehler wieder auf. So legt sie das Schiffchen danach wieder bei Seite und widmet sich erneut dem interessanten Treiben des Windes vor ihrem Fenster. Ihre Hände reibt sie aneinander, haucht hin und wieder hinein, damit ihre schlanken Finger etwas warm werden.
Tief in [red] ihren [/red] (ihre) Gedanken versunken bemerkt sie nicht, dass die Tür zur Webstube leise geöffnet wird. Ein großer Mann tritt ein, sein dunkelbraunes Haar ist vom Wind zerzaust, an seinem Mantel kleben einige Blätter, die seinen Weg in die Stube kennzeichnen. Nachdenklich ruhen seine braunen Augen auf Iliah, bewundern ihre Schönheit, das makellose Gesicht, ihr silbernes Haar, das rötlich vom Kerzenschein schimmert und einen Tanz zwischen Licht und Schatten auf ihr veranstaltet.[blue] Sie hat ihn nicht bemerkt, ihre Aufmerksamkeit gilt dem Schauspiel vor dem Fenster[/blue] (überflüssig, schon erwähnt). Seine weichen Lederstiefel verursachen keinerlei Geräusche auf dem Holzboden, als er sich ihr langsam nähert. Andero will sie nicht erschrecken und macht sich mit einem Räuspern bemerkbar, da ihre feinen Elbensinne ihn wohl nicht ankündigen, wie es sonst der Fall ist. Sie dreht sich um und blickt ihn mit [red] ihre [/red] (ihren) blauen Augen an. Sofort muss Andero lächeln, denn er liebt diesen Blick von ihr, kann darin versinken und will nie mehr auftauchen wollen. Aber es liegt nicht nur Freude darin, sondern auch Kummer. Der Glanz von [red] Früher [/red] (früher) ist in ihren Augen nicht mehr ganz so hell. Sie ist übermüdet, Sorge zeichnet ihr Gesicht. Das Funkeln hat nachgelassen. Andero setzt sich neben seine Frau und streicht ihr mit einer zärtlichen Geste eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Ohne ein Wort zieht er sie zu sich und umarmt sie sanft(die Strähne?). In den Armen ihres geliebten Mannes schließt sie die Augen und fühlt sich geliebt und geborgen. Für einen kurzen Augenblick ist aller Kummer verflogen, die Welt wieder in Ordnung.
„Mach dir nicht soviel Sorgen, Liebes.(kein Punkt)“, sagt Andero sanft.
„Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt mit einem Kind gesegnet werden und dann gleich Zwillinge, das gab es doch noch nie.“
„Eben, das ist es ja.(kein Punkt)“, erwidert Iliah aufbrausend. Eine Gefühlsregung, die untypisch für Elben ist.
„Der Zeitpunkt, wann die Kinder zur Welt kommen, erinnert dich denn das an gar nichts?“
„Ich weiß, dass du die Prophezeiung meinst, aber zum einen ist darin nur von einem Kind die Rede und du bekommst Zwillinge. Und zum anderen gibt es noch zwei andere[red] Elbinen[/red] , die ebenfalls schwanger sind. Und diese bekommen jeweils nur ein Kind. Ich habe mit dem Schmied Machus gesprochen. Dessen Sohn hat eine Schmiede in Firnal und dort sind die beiden anderen Schwangeren. Sie erfüllen [blue] am ehesten [/blue] (eher) die Prophezeiung,(kein Komma) als du, Liebes.“
„Und werden diese beiden auch zum Fest der Kanabha ihre Kinder bekommen?“
„Das weiß ich nicht, kann sein. Aber woher willst du den Zeitpunkt so genau wissen? Auf den Tag genau bekommst du die Zwillinge, sagst du? Ist doch etwas zu unwahrscheinlich, oder?“(Komma) will Andero seine Frau beruhigen. Diese glaubt ihm aber nicht, denn sie kann es fühlen. Sie weiß, dass ihre Kinder etwas Besonderes sind. Und dass sie magische Fähigkeiten besitzen. Dies ist sehr ungewöhnlich, da ihr Mann [blue] zumal [/blue] (überflüssig) ein Mensch und kein Elbe ist und sie selbst kaum magisches Potential besitzt. Wie kann man so etwas erklären? So sehr sie Andero auch liebt, das kann sie ihm nicht sagen.
„Liebes, ich habe vorhin Tanako getroffen. Er erzählte mir, dass er wunderbare Seide bekommen hat. Genau diese, die du so sehr magst. Wie wäre es, wenn wir morgen zu ihm gehen und dir was [red] schönes [/red] (Schönes) davon aussuchen.(besser Fragezeichen)“, Er sieht seine Frau dabei aufmunternd an, diese reagiert aber nicht. „Du kannst dir doch aus dem schönen Stoff ein Kleid für das Fest nähen. Das wird deine Schönheit noch mehr zur Geltung bringen. Was meinst du?“
„Ich glaube, [red] das [/red] (dass) Tanako kein Kaufmann ist.(kP)“, sagt Iliah unvermittelt. “Er sieht aus wie ein Krieger, seine Gangart, jede Bewegung und dieser kraftvolle Körper [red] passt [/red] (passen) nicht so recht zu diesem Beruf. Dintro ist leicht untersetzt und etwas dicklich. Er ist ebenfalls Kaufmann in Dara, sieht aber gänzlich anders aus. Irgendwoher kenne ich Tanako, mir kommt sein Gesicht so bekannt vor. Vielleicht aus Tharul, als ich da noch gelebt habe, bevor ich dich getroffen hatte und mit dir nach Dara gegangen bin. Ich weiß nicht so recht.(kP)“, grübelt Iliah vor sich hin. Sie schaut Andero an und wartet auf einen Antwort[blue] von ihm[/blue] (überflüssig) . Dieser weiß nicht so recht, was er ihr sagen soll.
„Schatz, nicht alle Kaufmänner müssen klein und dick sein.(kP)“(Komma) will Andero seine Frau beruhigen. Aber ganz Unrecht hat sie nicht mit Tanako. Es ist weniger seine[red] Statue[/red] (Statur) , die ihn grübeln lässt, sondern viel mehr der Zeitpunkt seines Erscheinens.
Als Iliah schwanger wurde, tauchte [blue] dieser [/blue] (er) das erste mal in Dara auf. Als er im Dorf ankam und den kleinen Laden übernahm, der schon so lange leer stand, stellte er sich noch am selben Tag bei Iliah und Andero vor. Seitdem sind sie gute Freunde. Tanako sucht regelrecht den Kontakt zu den beiden. Trotzdem, es ist egal, wie man aussieht, oder was man tut. Nur weil Tanako groß und stark ist, muss er noch lange kein Krieger sein. Und selbst wenn, was heißt das schon.
„Ich glaube, du siehst schon Gespenster, Liebes. Tanako war vielleicht früher mal ein Krieger und hat sich [blue] lieber [/blue] (überflüssig) zur Ruhe gesetzt. Er wird seinen Körper fit halten, sonst wird da nichts weiter sein. Kann sein, dass er Krieger in Tharul war und du ihn mal gesehen hattest. Aber ansonsten misst du dem [red] ganzen [/red] (Ganzen) zuviel Bedeutung bei. Glaub mir(Komma) Liebes, es ist alles in Ordnung.(kP)“, versichert er ihr.
„Ich will nicht, [red] das [/red] (dass) meine Kinder sterben, Andero!“(Komma) wimmert sie in seinen Armen und vergräbt schluchzend ihr Gesicht an seiner Brust.
„Ruhig, Liebes, ganz ruhig.(kP)“, flüstert Andero leise in ihr Ohr und streichelt dabei sanft ihr Haar. Nachdem der Tränenfluss versiegt ist und ihre Augen wieder getrocknet sind, nimmt er ihr Gesicht vorsichtig in seine großen Hände und küsst sie zärtlich auf den Mund.
„Alles wird gut, Liebes. Ich werde dich immer beschützen. Dich und unsere Kinder. Niemand wird unserer kleinen Familie jemals etwas antun, das verspreche ich dir!“ Andero versucht(Komma) sein schönstes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. Es gelingt ihm, ein kleines Lächeln zurück zu bekommen. „Es ist schon spät, Liebes. Lass uns zu Abend essen. Ich bereite alles vor und du kommst dann nach. Na, wie wäre das?“
„Wenn du meinst...“, sagt Iliah, löst sich aus der Umarmung ihres Mannes und dreht sich wieder zum Fenster[blue] um[/blue] (überflüssig) . Seufzend erhebt Andero sich und geht zur Tür. Er öffnet sie und dreht sich noch einmal zu Iliah um. Diese ist schon wieder in Gedanken versunken.
„Ich liebe dich“(Komma) sagt er, bekommt aber wieder keine Antwort. Daraufhin tritt er auf den Flur hinaus und schließt die Tür hinter sich.
Die Nacht senkt sich über Dara. Schwarz graue Schatten streichen langsam vorüber, als der Mond irgendwo hinter den Wolken mit seiner einsamen Wanderung beginnt. Ohne sich der Geste bewusst zu sein(Komma) streicht sie sanft über ihren gewölbten Bauch und hält schützend die Hände darauf.
„Niemand wird euch jemals etwas zu Leide tun, niemand!“(Komma) spricht sie leise in die Stille des Raumes. Sie ist müde, hat aber keinen Hunger. Seufzend erhebt sie sich, nimmt die Kerze und verlässt die Webstube, um sich in ihre Kammer zu begeben.

Andero hat die Öllampe auf dem kleinen Tisch in [red] ihre Kamm [/red] (ihrer Kammer) bereits entzündet. [blue] Ihre kleine [/blue] (Die, sonst bezieht es sich auf Iliah) Flamme verbreitet einen angenehmen Duft und taucht den Raum in ein warmes Licht. Iliah löscht ihre mitgebrachte Kerze und stellt sie auf den Tisch.
Langsam schält sie sich aus ihrer Kleidung und zieht das Gewand für die Nacht an. Eine wunderschöne Kette [blue] hängt um [/blue] (ziert) ihren Hals. Der Anhänger fängt das schwache Licht der Kerze ein und nutzt dieses, um in den unterschiedlichsten Rottönen zu funkeln. Wer genau hinschaut, entdeckt im Inneren des Anhängers einen leuchtenden kleinen Punkt. Dies ist die starke Magie, die in dem Kristall inne wohnt.
Die Kette besteht aus dem unzerstörbaren Material Mintri. Sie ist so feingliedrig und dünn, als ob sie jeden Moment zerreißen müsste. Der Anhänger, halb so groß wie ihre Handfläche, hat die Form eines Tropfens und ist aus einem milchigweißen Kristall. Ein silbernes Band umschmeichelt ihn und in der Mitte befindet sich ein Symbol, ebenfalls aus Mintri. Das Symbol besteht aus sechs im Kreis angeordneten [red] schmale [/red] (schmalen) Mintrikettenteilen, die zur Hälfte im Kreis und zur Hälfte außerhalb liegen. Liebevoll nimmt sie den Anhänger in ihre Hand und hält ihn kurz fest. Sie will den Kristall eines Tages ihrer Tochter schenken. Lächelnd gibt sie den Anhänger wieder frei. Ihre Kette behält sie um den Hals. Nie würde sie diese ablegen.
Als sie sich fröstelnd in ihr Bett kuschelt(Komma) stellt sie erfreut fest, [red] das [/red] (dass) Andero auch daran gedacht hatte, einen in [red] Tüchern [/red] (Tücher) gewickelten Ziegelstein unter ihre Decke zu legen. Schnell legt sie sich ins Bett und vergräbt sich unter die Decke. Wohlige Wärme breitet sich in ihr aus und macht sie schläfrig. Es dauert nicht lange(Komma) bis ihr die Augen zu fallen und sie in einen ruhigen(Komma) traumlosen Schlaf versinkt.


„Wann! Sagt mir genau, wann es soweit ist. Und kommt mir nicht wieder mit euren Ausflüchten, Magier!“, donnert Torak Mandro wutentbrannt.
„Ihr wisst, wie viel auf dem Spiel steht, also antwortet mir sofort!“
Ohne anzuklopfen hat Torak, oberster Kriegsherr von Meridor, die Tür zum Arbeitszimmer des Meistermagiers Nordazu geöffnet und lässt sie krachend hinter sich ins [red] Schloß [/red] (Schloss) fallen. Die harten Sohlen seiner schweren Reitstiefel verursachen auf dem holzigen Fußboden ein scharrendes Geräusch. Die schwarzen Haare kleben nass an seinem großen Kopf. Seine Kleidung ist dreckig vom Staub der Straße. Matsch tropft von seinen Stiefeln auf den Fußboden und hinterlässt hässliche Flecken. Diese ähneln sehr denen, die auf seiner eng(getrennt)anliegenden Hose sind. Das dunkelgrüne Wams ist halb aufgeknöpft, so dass die Behaarung des Mannes zum Vorschein kommt. Er sieht ganz anders aus als der alte Mann in dem wuchtigen Stuhl vor ihm. Nordazus fast durchsichtige Haut spannt sich wie Pergament über seine Knochen. Die Finger wirken wie von einem Skelett. Die schwarze Robe wird von einem Seil aus Gold gehalten, an dessen Enden sich Kordeln mit Diamanten befinden. Die glatten schlohweißen Haare liegen eng an seinem Kopf, ordentlich zu einem Zopf gebunden.
Nordazu blickt überrascht auf und setzt bereits an, den Mund vor Ekel zu verziehen, als er sich eines besseren besinnt. Er hat nicht mit Torak gerechnet, da dieser eigentlich das Heer im Süden von Meridor gegen die Nordmark führen sollte.
Der Kriegsherr verfügt über eine beachtliche[red] Statue[/red] (Statur, eine Statue ist eine Plastik) , [red] furchteinflößend [/red] (Furcht einflößend) ragt er über Nordazu auf, obwohl dieser nicht zu den kleinsten Männern zählt. Die Hände zu Fäusten geballt blickt er sein Gegenüber an, seine Augen sprühen vor Zorn und Wut.[blue] Dieser Blick verursacht bei Nordazu, dass sich seine Nackenhaare sträuben[/blue] (Unter diesem Blick sträubten sich Nordazus Nackenhaare) . Kalt blickt er den Magier an und vermittelte ihm das Gefühl, ein „Nichts“ zu sein. In solch einer Stimmung lässt Torak schnell seiner Wut freien Lauf und tötet alles, was ihm zwischen die Hände kommt. Er ist kein Mann, der lange überlegt, sondern zuerst handelt und dann fragt. Nicht ohne Grund ist er oberster Kriegsherr der Streitmacht von Meridor. Die Narben in seinem Gesicht zeugen von so mancher Schlacht. Bei solchen Männern sollte jedes Wort wohl überlegt sein.
Nordazu legt sein dickes Buch beiseite, in dem er bis vor kurzen noch emsig gelesen hat, steht mit einer leichten Verbeugung auf und zollt so Torak den nötigen Respekt. Andere haben schon wegen [red] Weniger [/red] (weniger) die Klinge von Toraks Schwert zu spüren bekommen. Er will sich da gewiss nicht einreihen.
Torak erwidert den Gruß mit einem knappen Nicken und wiederholt seine Forderung. Seiner tiefen vollen Stimme ist die Anspannung, die ihn zu diesem überraschenden Besuch veranlasst hat, deutlich anzumerken.
„Herr, [blue] das Einzige, was gewiss ist[/blue] die einzige Gewissheit ist) , dass es sich hierbei um eine Elbin handeln muss. Das verkompliziert die Sache erheblich. In das Reich der Elben, Adarak, unbemerkt einzudringen, die Elbin zu finden und deren Kind zu töten(Komma) ist sehr schwierig und gefährlich, wenn wir danach nicht die elbischen Truppen gegen uns haben wollen. Noch ist unser Heer gegen die Elben nicht stark genug. Noch nicht. Außerdem wissen wir nicht, wer die Elbin ist und wo sie lebt. Wohnt sie in Tharul, ist es unmöglich(Komma) dort unbemerkt einzudringen. Des [red] weiteren [/red] (Weiteren) wissen die Elben selber von der Prophezeiung. Es wäre also dumm, von etwas anderem auszugehen. Ich denke...“, will Nordazu mit seinen Äußerungen fortfahren, als Torak plötzlich mit seiner großen Hand die dünne Kehle des Mannes packt. Seine Hand umschließt den Hals des Magiers mühelos, so dass dieser keine Luft mehr bekommt. Torak hebt ihn hoch, als wäre er ein kleines Kind. Nordazu hat keinen Kontakt mehr zum Boden. Langsam bringt er den Magier ganz dicht an sein Gesicht, so dass dieser den stinkenden Atem aus Toraks Mund riecht. Zu seiner Luftnot kommt nun auch noch Übelkeit hinzu.
„Magier,(kein Komma)“(Komma) beginnt Torak [red] im [/red] (in) gefährlich leisem Ton(Komma) „du sollst nicht denken, überlass das getrost mir. Ich sag dir das um deines Lebens willen.“
Nordazu kann die Mordlust in Toraks Augen sehen. Zu gern hätte dieser ihn getötet, aber Torak braucht den Meistermagier noch. Bisher ist er immer nützlich gewesen. Und das weiß Nordazu. Der Angriff bringt ihn nicht aus der Ruhe. Nicht nur seine Nützlichkeit,(kein Komma) schützt den Magier. Vielmehr die enorm starken magischen Fähigkeiten wiegen ihn in Sicherheit. Sollte Torak jemals auf die Idee kommen, ihm ernsthaft Schaden zufügen zu wollen, würde der Meistermagier ihn zu Staub zermalmen. [red] Das [/red] (Dass) er dies noch nicht getan hat(Komma) liegt einzig und allein daran, [red] das [/red] (dass) Torak Mandro die rechte Hand Anarubas ist, dem Herrscher von Meridor und Gebieter über die schwarze Magie und deren Geschöpfe.
Nordazu lässt dem Kriegsherrn nur glauben, er fürchte sein Gegenüber. Besser, Torak unterschätzt ihn und hält ihn nicht für gefährlich. Dann bleibt er länger am Leben.
Als Torak den Eindruck hat, [red] das [/red] (dass) Nordazu seine Warnung[red] verstanden[/red] (verstand) , lässt er ihn los und tritt einen Schritt zurück. Der Magier fällt auf seine Füße und kann gerade noch mit einem Schritt zur Seite verhindern, dass er stürzt. Er richtet seine Robe, glättet die Falten und hält die Augen auf den Boden gerichtet.
„Mein Herr,(kein Komma)“(Komma) beginnt Nordazu von neuem und dieses mal [red] im [/red] (in) unterwürfigerem Ton(Komma) „morgen kann ich euch mehr sagen, da ich einen Kundschafter zurück erwarte, der sich in Adarak unbemerkt bewegen kann und ein paar nützliche Informationen bringen wird.(kein Punkt)“(Punkt),(kein Komma)
Ängstlich schauend wartet er auf Toraks Reaktion.
„Also gut, ich gebe dir bis morgen Zeit, Antworten auf meine Fragen zu finden. Hast du sie nicht, werde ich mich nach einem anderen Meistermagier umsehen müssen. Denn dann wird nämlich deine Stelle frei!“ Damit dreht er sich auf dem Absatz um und verlässt ohne ein weiteres Wort den Raum.
Nordazu setzt sich wieder in seinen schweren Sessel aus dicker Eiche und lächelt in sich hinein. Seine demütige Haltung, die er bei Toraks Besuch eingenommen hat, verschwindet und macht einer selbstbewussteren platz. Schwachkopf, denkt er. Glaubt doch tatsächlich, er könne mir drohen. Zu dumm, um meine Lüge zu durchschauen. Aber in einem hat Torak Recht: es ist Zeit, die Prophezeiung zu entschlüsseln. Viel fehlt nicht mehr, doch er kommt nicht hinter den wichtigsten Teil.
„Wenn Tag gleich Nacht und Nacht gleich Tag, er wird geboren, gebet Acht. ... Das Licht der Welt erblickt er dort, wo Wasser fließt von Bergen fort.(kP)“, [red] ließt [/red] (liest) er einen Teil der Prophezeiung leise vor. Der Ort ist ihm klar, auch wenn er Torak was anderes glauben lässt. Hierbei kann es sich nur um das Yanuzi Gebirge handeln und den Fluss Dora.
„Der Fluss fließt genau durch das Gebirge und mündet im Meer. Das Gebirge grenzt[blue] bis an das Meer heran[/blue] (an das Meer) . Irgendwo da ist diese Elbin.(kP)“, spricht Nordazu zu sich selbst.
„Es dürfte doch nicht so schwer sein, eine schwangere Elbin zu finden, vor allem(Komma) da es davon nicht so viele gibt. Elben bekommen äußerst selten Kinder, was noch mal ihr Untergang sein wird. Kann nur nützlich sein, diese verfluchten Elben. Haben das beste Land von ganz Landory. Das aber später. Nein, das wichtigste ist der Zeitpunkt. Jetzt? In einem Jahr? In meinem Leben noch?“(Komma) fragt sich Nordazu.
Plötzlich stürmt ein junger Mann zur Tür herein. Er ist ganz außer Atem und fängt augenblicklich an, unverständliches Zeug zu plappern. Nordazu will Minu, seinen Schüler, gerade zurecht weisen, was Respekt vor seinem Meister angeht, als dieser ihm ganz unverhofft die Lösung für sein Problem nennt.
„Eine Sonnenfinsternis, Meister, es handelt sich dabei um eine Sonnenfinsternis.“
„Minu, was redest du da?“
„Meister, die Prophezeiung. Der Zeitpunkt der Geburt des Asranyias ist gekommen, wenn wir die Sonnenfinsternis haben. Ihr wisst doch, [red] das [/red] (dass) ich immer unten in den Kellergewölben in der Bibliothek bin und dort alte Bücher zum [red] lesen [/red] (Lesen) finde. Da war ein Buch darunter, indem von einer Sonnenfinsternis die Rede ist. Dann ist Tag gleich Nacht und Nacht gleich Tag, da sich die Sonne abwendet und uns ihre Schattenseite zeigt. Für einen kurzen Moment wird es dunkel wie die Nacht. Und meinen Berechnungen zu folge ist dies in genau zwei Wochen wieder der Fall.“
Voller Ungeduld wartet Minu auf das Lob seines Meisters, [red] das [/red] (da) er das große Rätsel nun endlich gelöst hat. Nervös knetet er seine Hände. Er [red] schwitz [/red] (schwitzt) vor Nervosität so sehr, [red] das [/red] (dass) sich dunkle Flecken unter seinen Achseln bilden und die [red] Graue [/red] (graue) Robe beschmutzen. Seine Hände wandern zum Gürtel und spielen mit den Kordeln. Dann faltet er sie wieder und beginnt erneut(Komma) sie zu kneten. Der junge Mann, seit mehr als zehn Jahren in den Diensten seines Meisters(Komma) hofft nun, vom Novizen zum Jungmagier ernannt zu werden. Ja, das wäre die gerechte Belohnung. Ein kleines Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Aber er wird jäh enttäuscht. Nordazu erweist ihm nicht den Gefallen.
„Gut, gut, Minu. Du kannst jetzt gehen.(kP)“, sagt der Meistermagier kalt und entlässt ihn mit einem Winken, das unmissverständlich ist. Sichtlich enttäuscht dreht sich sein Schüler um und verlässt mit hängenden Schultern den Raum.
Sonnenfinsternis, denkt Nordazu und fasst sich an die Stirn.
„Warum habe ich nicht selbst daran gedacht“, spricht er leise zu sich selbst. Die Sonne wendet sich immer ab, wenn etwas Unheilvolles geschieht. Es gilt als ein schlechtes Zeichen. Die Geburt des Asranyias ist ja auch ein überaus schlechtes Zeichen für Nordazu.
Geistesabwesend massiert er seine Stirn und fügt in Gedanken die einzelnen Puzzelstücke zu einem Ganzen zusammen. Jetzt hat er den genauen Zeitpunkt, den ungefähren Ort und das Wissen um eine Elbin, die jetzt hochschwanger ist. Das muss doch seine Chancen erheblich verbessern. Denn die Sonnenfinsternis wäre in zwei Wochen, zum selben Zeitpunkt, an dem die Elben das Fest der Kanabha feiern würden. Der Ort muss irgendwo bei den Ausläufern des Yanuzi Gebirges liegen. Ein einfaches Unterfangen, wenn man es richtig anstellt. Ja, den richtigen Mann braucht er für diese heikle Mission. Dieser würde die Elbin ausfindig machen, sie töten oder auch ihr Kind, das war ja nun egal und dann würde er, Nordazu, die Belohnung erhalten: die rechte Hand von dem erhabenen Herrscher Anaruba zu werden. Dann würde Torak, dieser elendige Widerling, unter IHM stehen und er kann sich dieses Wurmes endlich entledigen.
Der Meistermagier durchquert den Raum, öffnet die Tür und tritt auf den Gang hinaus. Einen vorbeilaufenden Diener hält er an und spricht in [red] barschen [/red] (barschem) Tonfall zu dem verängstigten Jungen.
„Junge, lauf los und sag Perdur, er soll sofort zu mir kommen. Und beeil dich, sonst blüht dir was. Los! Los!“ Der Junge, kaum älter als zwölf Jahre, verneigt sich und rennt augenblicklich los, um dem Befehl Folge zu leisten.
Nordazu schließt leise die Tür und geht wieder an seinen Arbeitsplatz. Perdur ist der ideale Mann für seinen Plan. Er kann einen Mord leise ausführen, weiß um die Diskretion eines Auftrages und kann es wie einen Unfall aussehen lassen. Es wäre nicht sehr vorteilhaft, wenn die Elben herausfinden, [red] das [/red] (dass) ihr geliebter Asranyias ermordet wurde und dann ausgerechnet von Männern aus Meridor. Nein, das wäre nicht so gut. Unauffälligkeit ist hier das Schlagwort. Und was vielleicht noch wichtiger ist, Loyalität gegenüber seinem Herrn Nordazu. Notfalls wäre ihm die Diskretion auch egal. Hauptsache der Asranyias stirbt. Perdur soll ein paar Männer mitnehmen. Vielleicht zwanzig an der Zahl, da er durch die Zwischenwelt reisen soll und die dort ansässigen Dämonen immer Hunger auf Frischfleisch haben. Ein paar Männer werden überleben und den Auftrag ausführen. Perdur wird unauffällig das Yanuzi Gebirge durchkämmen und den Mord ausführen.
Der Meistermagier reibt sich die schmalen Hände und lacht in sich hinein. Er sieht sich in Gedanken schon an Anarubas Seite stehen, nur noch dem erhabenen Herrscher untergeben, sonst niemandem mehr.
„Nordazu, oberster Meistermagier des Königs von Meridor und bald von der ganzen Welt.“
Ja, das klingt wie Musik in seinen Ohren. Und seine erste Handlung würde sein, Torak eines langsamen Todes sterben zu lassen, [red] nach dem [/red] (nachdem) er ihn so viele Jahre gedemütigt hatte.


König Marek sitzt auf seinem Thron, die Arme vor dem Körper verschränkt und lauscht dem Bericht seines Kundschafters Sindor. Der Reif auf seinem Kopf leuchtet im Licht der Sonne. Sein scharfkantiges Gesicht zeigt keinerlei Reaktion auf die Worte des Kundschafters. Hin und wieder bewegt er sich auf seinem silbernen Thron aus Mintri, mit wunderschönen Tiergestalten und Elfen verziert. Die Kleidung des Elbenkönigs verursacht kein Knistern. Die Seide schmiegt sich perfekt an seinen schlanken Körper, glänzt im Licht der untergehenden Sonne. Seine Krone, auf [red] dem [/red] (den) silbernen glatten Haar sitzend, fängt die Sonnenstrahlen ein und lässt den Audienzsaal in einem Meer aus Regenbogenfarben erstrahlen.
Lange schon hat der Elbenkönig auf die Rückkehr Sindors gewartet. Und nun steht dieser vor ihm. Sein vom Wetter gegerbtes Gesicht sieht müde und [red] abgezerrt [/red] (abgezehrt) aus. Seine Kleidung ist noch staubig und dreckig. Es ist ersichtlich, dass er direkt von seiner langen Reise zurückgekehrt und ohne Umwege zum König geeilt ist.
Sindors Bericht ist erschreckend. Das Heer von König Anaruba, Herrscher über Meridor, ist in die Nordmark eingefallen und hat sie größtenteils unter Kontrolle. Unaufhörlich marschiert er auf Andor, einstige Hauptstadt der Mark(Komma) zu und nimmt dabei immer mehr Landstriche der Westküste ein. Bei diesem Tempo wird die gesamte Mark in ein paar Monaten fallen und Anaruba wird versuchen, sich Adarak einzuverleiben, das Land der Elben. Marek hatte Sindor ausgeschickt, die Fortschritte des Eroberungsfeldzuges Anarubas zu beobachten. Durch den kalten Herbst und den vielen Regen hatte er gehofft, dass es [red] ein [/red] (einem) Heer von diesen Ausmaßen nicht so schnell gelingen würde, die Nordmark zu erobern. Aber nach allem, was Sindor ihm berichtet, wird dieses Land offensichtlich überrannt. Hier ist Magie im Spiel, [red] ein [/red] (eine) mächtige dunkle Magie. Doch so sehr sollte ihn das nicht überraschen. Bereits vor einem Jahr waren Anzeichen kriegerischer Aktivitäten aus Meridor zu verzeichnen. Deshalb hatte er Mersador, König der Nordmark, auf Anarubas Machenschaften aufmerksam gemacht und ihn vor den Aktivitäten in Ciag gewarnt. Dieser hatte seine Warnungen in den Wind geschlagen. Die Menschen fühlen sich allzu sicher, mit dem Landora-Gebirge als Grenzwall zu Meridor. Doch jedes Gebirge kann überwunden werden, man muss nur den Pass finden. Und dies ist nun geschehen.
“Wie reagiert König Mersador Gyndre Trago nun auf diese Bedrohung?”(Komma) fragt Marek seinen Kundschafter.
“Euer Hoheit, der Herrscher über die Nord- und Ostmark war sichtlich überrascht, denkt aber, er könne dieses “Problemchen”, wie er es nannte, selbst lösen. Er sieht die Gefahr nicht, die uns alle bedroht. Erst recht will er keine Hilfe der anderen Länder. Und, [red] euer [/red] (Euer) Hoheit, wenn ich dies anmerken dürfte, würde er Hilfe wohl auch nicht bekommen.” Marek nimmt dies mit einem Nicken zur Kenntnis. Er weiß um die Herrschaftsverhältnisse der Mark.
[red] Ihm [/red] (Ihn) würde aber etwas anderes noch interessieren. “Ob Anaruba das Portal des Phenylo wohl schon unter seiner Kontrolle hat?”
“Nein, Herr, bisher konnte er die Funktion noch nicht entschlüsseln und weiß nicht, was man benötigt, um die Portale zu aktivieren. Ebenso ist ihm unklar, wie es funktioniert.“
Bisher war es nur den Elben vorbehalten gewesen, die Portale zu nutzen und durch diese innerhalb von Sekunden von einem Portal zum nächsten zu reisen. Es gibt 7 Portale an der Zahl und eines, das Portal von Adarak(Komma) ist nicht weit entfernt von Tharul. Nicht [red] aus zu denken [/red] (auszudenken Komma) was passieren würde, wenn Anaruba die Portale zu nutzen weiß.
“Eurer Hoheit, wenn ich das Wort ergreifen dürfte”(Komma) sagt Enord, Elbenkrieger am Hofe Tharuls, in die gespannte Stille hinein. Marek erteilt ihm mit einem Wink das Wort.
„Danke, [red] euer [/red] Hoheit.(kP)“, spricht Enord und räuspert sich.
„Soweit ich unterrichtet bin, konnte das Heer Meridors noch nicht den Phenylofluß überqueren. Sie müssen erst in die Nähe von Phenob kommen, um eine schmale und seichte Stelle zu finden.” Auf einer ausgebreiteten Karte auf dem Tisch vor dem Thron, die ganz Landory zeigt, legt Enord einen Finger auf eine Stelle, die nördlich von Phenob am Phenylofluß lag.
“Das Heer muss zuerst diesen Fluss überwinden und das ist nur nördlich von Phenob möglich. Wenn die Streitkräfte Andors sich dort versammeln würden und der Magierorden von Phenob auch handeln würde, könnte das feindliche Heer auf der Westseite des Flusses gehalten werden. Es steht außer Frage, dass dies nicht lange der Fall sein wird, aber es würde reichen, die Zwillinge in Sicherheit zu bringen. In zwei Wochen ist das Fest der Kanabha, der Zeitpunkt der Geburt. Wir sollten uns beeilen.“ Heidur tritt eine Schritt hervor und bittet darum, ihm das Wort zu[red] erteilt[/red] (erteilen).
“Ihr glaubt doch nicht, [red] das [/red] (dass) Anaruba nur auf sein Heer vertraut, Enord?”(Komma) fragt Heidur den Oberbefehlshaber. “Er hat Söldner ausgeschickt, um die Geburt der Zwillinge zu verhindern. Mit Sicherheit sind sie bereits auf dem Weg nach Dara. Es wäre dumm(Komma) anzunehmen, [red] das [/red] (dass) Anaruba die Prophezeiung nicht entschlüsseln könnte.”
“Wie kommt [red] ihr [/red] (Ihr) darauf, Heidur, [red] das [/red] (dass) Anaruba über Iliah Bescheid weiß(Fragezeichen)”(Komma) fragte Enord ihn im bissigen Ton, ein ungewöhnlicher Gefühlsausbruch für den Elben.
„Nun(Komma) auch ich habe Kundschafter und diese berichteten mir, dass jene Söldner zusammen mit einem Magier von Meridor aus Richtung Rendors Klamm aufgebrochen sind. Mag sein, dass sie von Iliah nichts wissen, aber sie wissen wohl (-) um die Sonnenfinsternis und eine hochschwangere Elbin zu finden, dürfte nicht so schwierig sei, wie [red] ihr [/red] (Ihr) wohl denkt. Ich bin der Meinung, wir sollten Iliah sofort nach Anagard bringen lassen, wie es in der Prophezeiung verlangt wird.”
“Tanako passt auf Iliah auf. Er nahm Krieger mit und lebt seit einem halben Jahr in Dara als Kaufmann mit seinen Gehilfen. Ich bin mir sicher, dass er auf Iliah aufpasst. Er weiß, was zu tun ist, falls nur das geringste Anzeichen einer Gefahr besteht. Heidur, wisst[red] ihr[/red] (Ihr) , wie weit diese Gruppe aus Meridor gekommen ist?”(Komma) richtet Marek die Frage an seinen Heerführer der Süd-Adarakanischen Streitmacht.
“Hoheit, mein letzter Kundschafter gab mir erst heute [red] morgen [/red] (Morgen) die Nachricht, dass die Söldner bereits den Phenylofluß überquert haben in der Nähe von Phenob und nicht mehr weit vom Portal von Phenob entfernt sind. Sie sind wohl durch die Zwischenwelt gereist und irgendwo bei Phenob wieder in unsere Welt getreten. Fragt mich nicht, wie sie das geschafft haben.”
Mit der Hand fährt Heidur den Weg entlang(Komma) den die Gruppe aus Meridor genommen hatte.
“Die Söldner sind Perdur und seine Männer. Perdur ist ein treuer Anhänger von Nordazu, dem Meistermagier Toraks. Ich denke, er weiß(Komma) wie man durch die Zwischenwelt[red] reißt[/red] (reist) . Die Gefahr ist zu hoch, dass sie Dara finden. Euer Hoheit, wir sollten Iliah sofort von Tanako herbringen lassen”(Komma) begehrt Heidur auf. Marek überlegt eine Weile angestrengt, dann hat er sich entschieden.
“Zwei Wochen sind nicht lang. Also gut. Sindor, [red] ihr [/red] müsst augenblicklich nach Dara, um Tanako von den Söldnern zu berichten. Er soll unverzüglich Iliah in Sicherheit bringen. Nehmt mein schnellstes Pferd und reitet zum Portal von Adarak. Es wird [red] euch [/red] (Euch) zum Wykportal bringen.”
Sindor verneigt sich. “Wie [red] ihr [/red] wünscht, [red] euer [/red] Hoheit”,(besser Punkt und groß weiter) damit dreht dieser sich um und verlässt eiligen Schrittes den Thronsaal.
Enord sieht zu Marek auf und lächelt ihm aufmunternd zu. “Ich denke, [red] euer [/red] Hoheit, [red] das [/red] (dass) es Tanako schaffen wird.(besser dass Tanako es schafffen wird. Sonst verkehrt es sich ins Gegenteil – der Auftrag schafft Tanako)” Der Elbenkönig schaut ihn an. Sein schönes Gesicht ist von Sorge gezeichnet.
“Hoffen wir, dass ihr Recht habt und wir nicht doch zu spät gehandelt haben. Dass bereits zwei [red] Elbinen [/red] sterben mussten(Komma) ist allein meine Schuld. Ich habe zu spät auf die Gefahr reagiert und sie nicht ausreichend beschütz. Eigentlich bleibt solch ein Fehler immer den Menschen überlassen. Nur der Asranyias kann gegen Anaruba bestehen, nur er hat die Magie dazu, kann die Mark einen und ein Heer gegen Anaruba [blue] zu [/blue] (überflüssig) stellen. Bald schon wird der Herrscher von Meridor die Dämonen der Unterwelt entfesseln. Nie hätte er das Artefakt der Vergangenheit, den Stein Yamula, in die Hände bekommen, noch hätten abtrünnige Magier zu ihm gelangen dürfen. Auch wir haben zu spät die Gefahr erkannt, die aus Meridor droht. Jetzt ist es zu spät.”

Reiche Fantasie.
Aber es wäre besser, das Ganze in der Vergangenheitsform zu schreiben. Sonst passiert ja der gesamte Roman innerhalb von Minuten, was kaum denkbar ist.
Bin gespannt, wie es weitergeht.
lg
 

Anysa

Mitglied
Hallo,

habe versucht, meinen Roman in der Vergangenheitsform zu schreiben. Mein Problem dabei war, das ich in den Vergangenheiten herum gesprungen bin. Deshalb bin ich zur Gegenwart gewechselt.
Danke für die Korrektur. Ich habe leider niemanden, der bei mir Korrektur ließt. Darum habe ich meinen Roman auch hier online gestellt.
Es ist einfach nur ein Versuch und ich bin für jede Hilfe und Kritik dankbar. Werde das erste Kapitel mit den Anregungen überarbeiten.
Vielen Dank

LG Anysa
 

flammarion

Foren-Redakteur
ja,

die zeiten, das ist auch meine schwachstelle. aber auch hier im vorliegenden roman hast du nicht immer die gegenwart durchgehalten - weil das auch gar nicht geht. versuche es lieber noch mal mit der vergangenheit, wenn ihm auch kneift. ich helfe dir gerne, so weit ich kann.
lg
 

Anysa

Mitglied
Hallo,

den Roman in der Vergangenheit zu schreiben bedeutet natürlich sehr viel Arbeit. Habe bisher 11 Kapitel.
Ich werde es mit dem 1. Kapitel dennoch versuchen, obwohl ich da schon einmal gescheitert bin.

LG
Anysa
 



 
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