Asranyias Saga - Anagard Kapitel 6

Anysa

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Kapitel 6 – Gefährliche Pfade (überarbeitet)

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Keine Verfolger mehr, herbstliches Wetter mit viel Sonne und für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Temperaturen. Noch vor Sonnenaufgang brach die Gruppe ihr Lager ab und begab sich weiter Richtung Norden. Die Elben hinterließen ihren Lagerplatz so sauber, dass keinerlei Spuren mehr zu finden waren. Tanako trug Anysa in seiner provisorischen Tasche dicht an seinem Körper.
Ihre Reise führte sie entlang der westlichen Ausläufer des Hyranigebirges. Die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Goldgelb leuchteten die bunten Bäume, morgendlicher Nebel streifte sanft über die Berge und die Sonne versuchte am Morgen den Nebel zu durchdringen. Die Ausläufer waren bekannt für ihre Schönheit, die endlosen Wälder, klare Seen und dem ruhig fließenden Fluss Dorath. Die Tage kamen und gingen, bis die Gruppe ihr erstes Ziel erreichte, den geheimen Weg durch das Gebirge.
Ein Elbenkrieger wurde ausgesandt, den Eingang zum Pass zu finden. Nur ein paar Elben kannten überhaupt diesen Weg, der für solche Notfälle gedacht war. Einer dieser Träger des geheimen Wissens war der Elbenkrieger Dorram El’ Isero. Dieser gehörte zu der Leibgarde des Elbenkönigs. Sein Vater war einst ein berühmter Magier und wusste um viele Geheimnisse. Dorram sollte in seine Fußstapfen treten, doch war das magische Potenzial beim Sohn schlechter als bei seinem Vater. Dorrams Stärken lagen eher beim Kampf, weshalb er zu den Kriegern gegangen war. Er hatte sich bewährt und wurde einer der wenigen Krieger, die König Marek mit ihrem Leben Tag und Nacht beschützten. Dennoch würde niemand damit rechnen, dass er den Eingang zum geheimen Pfad kannte, denn er war und blieb ein Krieger.
Tanako dagegen war die rechte Hand des Elbenkönigs und genoss dessen vollstes Vertrauen. Aber Tanako kannte den Weg nicht, er wusste nur, dass es solch ein Pfad gab, mehr aber nicht. So konnte über Jahrtausende hinweg das Geheimnis bewahrt bleiben, indem eher unscheinbare Personen die Geheimnisträger waren.
Während sonst jeder, der nach Anagard wollte, an Tharul vorbei musste, war der geheime Pfad kürzer und ungestörter. Jedoch barg er auch mehr Gefahren.
Zielsicher suchte Dorram die kleinen versteckten Hinweise, die den Weg zum Eingang markieren sollten. Nach ein paar Minuten hatte er ihn gefunden und kehrte zur Gruppe zurück. Er führte sie zu einem Höhleneingang, der versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern für das ungeübte Augen nicht zu sehen war.
Als Tanako näher an den Eingang trat, konnte er ein schwaches Leuchten am Ende eines Tunnels sehen. Dorram lief an ihm vorbei in die Höhle. Die anderen folgten ihm. Als alle in der Höhle waren, drehte sich Dorram um, streckte die Hände dem gerade passierten Höhleneingang entgegen und flüsterte ein paar Worte. Daraufhin begann sich dieser Eingang zu schließen. Laut schob sich das Gestein zusammen, Staub rieselte von der Decke. Tanako war nicht ganz wohl dabei, wie sich der Eingang verschloss und nur noch einen Weg offen ließ. Die plötzliche Dunkelheit konnte von dem Licht am Ende des Tunnels nicht durchdrungen werden. Anysa fing an zu weinen, Tanako versuchte sie zu beruhigen. Eine kleine Kugel erschien in Dorrams Hand und begann ein grünes Licht auszustrahlen. Dieses tauchte die Höhle in ein Wechselspiel zwischen Licht und Schatten.
„Seid Ihr ein Magier? Ihr tragt solch einen Namen aber nicht“, fragte Tanako den Elben. Doch Dorram schüttelte nur den Kopf. „Nein, nicht direkt. Mein Vater war ein Magier gewesen, doch habe ich kaum magische Fähigkeiten geerbt, sehr zum Leidwesen meines Vaters. Dennoch reichen sie aus, damit mir Magier Noreindo Mag’ Denres Ron den einen oder anderen Trick beibringen kann. Unter anderem dieses kleine Licht.“
Die Kugel fing kurz an zu flackern und drohte auszugehen. Dorram sprach schnell noch mal die Formel und das Licht leuchtete wieder heller. „Ihr solltet noch etwas in die Lehre gehen“, meinte Filsondre an den Elbenkrieger gewandt. „Warum hat Euer Vater Euch nicht unterrichtet?“, fragte er weiter. „Das ist keine Geschichte für diesen Ort“, antwortete Dorram ausweichend.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begaben die Gefährten sich zu dem einzigen Ausgang. Dabei mussten sie aufpassen, dass sie sich nicht die Köpfe an der tief hängenden Decke stießen. Der Tunnel war nur so breit, dass keine zwei Personen nebeneinander laufen konnten. Elben mochten diese Enge nicht. Vielmehr liebten sie die endlosen Weiten des Himmels.
Nach einer geraumen Weile kamen sie dem Ausgang deutlich näher und verließen wenig später die Enge der Höhle. Vor ihnen öffnete sich ein kleiner Pfad. Dieser war sehr eng, dass die Gruppe wie Perlen auf einer Kette hintereinander laufen musste. Beidseitig des Weges erhob sich das Hyranigebirge majestätisch gen Himmel. Der Herbst schien hierher noch nicht vorgedrungen zu sein. Die Bäume hatten noch ihr grünes Kleid, keine Blätter lagen auf dem Boden und es war angenehm warm. Dieser Ort schien einer Schlucht zu gleichen. Die Sonne konnte nur spärlich durch die dichten Bäume dringen. Spinnweben hingen zwischen den Ästen und wurden von verirrten Sonnenstrahlen zum Leuchten gebracht.
„Dieser Wald sieht aus wie aus dem Märchen“, meinte Tanako entzückt. Doch nach ein paar Metern kehrte sich die Entzückung in angespannte Stille um. Kein Vogel war zu hören, kein Lebewesen schien es hier zu geben. Ein Gefühl der Warnung machte sich bei Tanako bemerkbar. „Gebt Acht, wohin Ihr tretet“, sagte Dorram in die Stille hinein. „Dieser Pfad hat seine eigenen Wächter. Er ist sehr gefährlich.“
Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Nicht ohne Grund ist der Ausgang verschlossen.“


Schweigend ging die Gruppe, bestehend aus mehreren Elbenkriegern und einem Baby, weiter. Hintereinander folgten sie dem Verlauf des geheimen Weges, unwissend, was oder wer im Zwielicht auf sie warten könnte. Die Pferde wurden immer unruhiger, stellten ihre Ohren auf und schauten nervös rechts und links des Weges.
Tanako spürte Augen auf sich ruhen und das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, wurde immer intensiver. Seit dem Zeitpunkt, als sie diesen Pfad betreten hatten, waren sie nicht mehr allein gewesen. Doch konnte der große Elbenkrieger nicht sagen, wo sich die Beobachter aufhielten. Selbst mit seinen feinen Elbensinnen konnte er sie nicht aufspüren. Tanako konnte nicht mal die ungefähre Richtung bestimmen, ihre Begleiter schienen überall zu sein. Kein Geräusch war zu hören, nichts verriet den Aufenthaltsort der Unbekannten.
Plötzlich schrie Anysa auf, die Gefährten blieben sofort stehen. In Alarmbereitschaft versetzt hatten sie ihre Waffen gezückt, die Bögen gespannt. Nicht zu früh, denn wären sie weitergelaufen, hätte sie ein Baumstamm zermalmt, der aus dem Unterholz brach. Von links nach rechts schwenkte der mit Stacheln besetzte Baumstamm und kollidierte mit einem anderen Baum. An der Aufschlagstelle war ein tiefer Abdruck geblieben. Diese tödliche Waffe hätte beinahe Filsondre getroffen, der an der Spitze der Gruppe lief.
Die Schatten begannen sich zu bewegen und huschten zwischen den Bäumen umher. Sie blieben aber im Unterholz, versuchten nicht, die Elben anzugreifen. Ein Schatten kam so nah, dass Filsondre das Wesen erkennen konnte. Ein kurzer Blick bestätigte seinen Verdacht. „Mondrids!“, sagte er schlicht. Jeder in der Gruppe wusste sofort, um was es sich dabei handelte. Diese Wesen waren halbe Dämonen. Einst waren es normale Menschen, bis sie sich dem Bösen verschrieben hatten, ihre Seele für Reichtum und Macht verkauften. Der Preis ihrer Gier war die eigene Menschlichkeit. Starben sie, ob nun eines natürlichen Todes oder durch Fremdeinwirkung, bemächtigte sich ein Dämon ihrer. Er verwandelte sie in ein animalisches Wesen mit tierischen Instinkten, ließ ihnen aber die menschliche Intelligenz soweit, dass sie wussten, was sie einst waren. Verdammt dazu, wie ein Tier zu leben, verstoßen von ihren Mitmenschen, zog es sie ins Hyranigebirge. Die Finger gekrümmt, mit langen Nägeln, die als Waffen dienten, scharfen Zähnen und in gebückter Haltung sahen sie kaum mehr menschlich aus. Jedoch besaßen sie keinerlei Mut, obwohl sie einen sehr gefährlichen Körper hatten. Sie griffen eher selten gleichstarke Gegner an. Die elbische Gruppe wäre ihnen überlegen und das wussten sie. Deshalb versuchten sie, die Gefährten mit Fallen zu töten.
Tanako wusste, dass Mondrids im Hyranigebirge lebten, ahnte aber nichts von ihrer Anwesenheit in dieser Schlucht. Nach ein paar Minuten verschwanden die Mondrids im Wald, ihre Schatten waren nicht mehr zu sehen. Wachsam gingen die Elben weiter, eine Hand stets am Schwertknauf. Anysa ruhte wieder friedlich an Tanakos Brust, als ob nichts geschehen wäre.
„Danke, Prinzessin, für dein Warnung“, flüsterte er dem Baby zu. Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder.


Die Dämmerung brach herein und die Gefährten begaben sich auf die Suche nach einem sicheren Schlafplatz. Da sie den Weg nicht verlassen wollten, schlugen sie eine Bresche in das Gehölz neben dem Pfad. Während Filsondre mit zwei Elben den Lagerplatz vorbereitete, sattelten die übrigen die Pferde ab und redeten leise auf die nervösen Tiere ein. Als die Bresche geschlagen war, wurde das Lager errichtet, ein Feuer entzündet und das Abendmahl vorbereitet. Tanako begab sich zu seiner Satteltasche und holte ein Fläschchen Milch heraus. Er warf einen Blick in die Tasche und stellte mit Erschrecken fest, dass nur noch wenige Milchflaschen vorhanden waren. Milch in dieser Gegend zu finden, dürfte sich als schwierig erweisen, überlegte Tanako. Er schüttelte den Kopf und streifte so die sorgenvollen Gedanken ab.
Lächelnd ging er zu Anysa hinüber, die er in eine dicke Decke gewickelt hatte. Als er sie auf den Arm nahm, streckte sie ihre kleinen Ärmchen nach ihm aus und griff nach seiner Nase. Tanako reichte ihr das Fläschchen und das Mädchen trank genüsslich ihre Milch. Nachdem sie fertig war, nahm er sie auf die Schulter. Mit leichtem Klopfen auf ihren Rücken wartete er, das sie ihr Bäuerchen machte. Währenddessen war das Lager errichtet, das Essen brodelte in einem Topf über dem Feuer. Zwei Wachen wurden eingeteilt und in den Wald ausgesandt, um nach den Mondrids und eventuell anderen gefährlichen Wesen Ausschau zu halten.
Tanako deckte die nun schlafende Anysa mit dem Fell zu. Auf der sonst ausdruckslosen Miene des Elben erschien ein kleines Lächeln, als er das schlafende Baby beobachtete. Sie rührte sich kurz und griff nach dem Anhänger um ihren Hals. Mit ihren kleinen Fingern hielt sie die Kette fest umschlossen, als ob sie wüsste, dass dies das einzige Erinnerungsstück an ihre Mutter Iliah war.
Ein Geräusch seitlich von Tanako ließ ihn aufblicken. Sindor beobachtete ihn mit regloser Miene. „Mir scheint, Ihr liebt das Mädchen wie Eure eigene Tochter“, sagte der Kundschafter schließlich. „Ich würde Euch wünschen, Ihr würdet die Familie bekommen, nach der Ihr Euch so sehr sehnt. Doch bedenkt stets, wer dieses Kind ist und dass ihr Schicksal bereits besiegelt ist!“
Sindor ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Doch er brauchte seine Aussage auch nicht zu erläutern. Tanako kannte die Prophezeiung und wusste um das Schicksal Anysas. Trotz des Wissens darum, dass er eine gewisse Distanz zu Anysa halten musste, konnte er seine aufkeimende Vaterliebe zu dem kleinen Baby nicht mehr leugnen. Das Familienglück blieb ihm bisher mit seiner Ehefrau Rainawy verwehrt. Dass ihre Ehe kinderlos geblieben war, traf nicht nur ihn und Rainawy, sondern fast alle elbischen Paare. Doch dieses Wissen half ihm nicht weiter. Sein Schwester Kerana bekam eine Tochter, um die er sich liebevoll gekümmert hatte, wenn er seine Nichte sehen konnte. Doch er ermahnte sich. Andero war der leibliche Vater von Anysa, nicht er.
Wieder schüttelte er den Kopf. Solche Gedankengänge waren ihm nicht vertraut. Nein, er missgönnte Andero das Glück nicht. Zumal es kein ungetrübtes Glück war, bedachte man den Hintergrund dieser Mission und das schwere Schicksal, das auf Anysa lasten würde.
Ein Warnruf riss ihn aus seinen Grübeleien . Der Elb blickte von der schlafenden Anysa auf und sah mehrere Mondrids auf das Lager zustürmen. Sofort hatte er das Kind an seinen Körper geschnallt und zog sein Schwert.
Mit lautem Gebrüll griffen die menschlichen Tiere an, versuchten ihre scharfen Krallen in irgendein Opfer zu schlagen. Einer der Monster war schon bei Tanako und griff nach ihm. Mit einem Hieb trennte er ihm die Hand vom Arm. Doch gab der Elb damit die Deckung seiner linken Seite auf, die gleich ein weiterer Mondrid nutzte und ihm eine klaffende Wunde zufügte. Mit einer Drehung wendete er sich dem Angreifer zu und teilte ihn mit seinem schmalen Schwert in zwei Teile. Als Tanako nach dem nächsten Mondrid Ausschau hielt, war keines mehr da. Binnen weniger Augenblicke wurde der Angriff der Monster niedergeschlagen.
„Sind alle unverletzt?“, fragte Filsondre und alle nickten Nur Tanako konnte sich dem nicht anschließen. Er legte die Tasche mit Anysa ab und kontrollierte seine Wunde. Er war nicht so ernsthaft verletzt, wie befürchtet. Die Verletzung wurde mit Kräutern versorgt, die Sindor in seiner Satteltasche hatte.
„Wir haben zwei Pferde verloren“, sagte Dorram zu Filsondre. „Die Mondrids haben ihnen die Kehlen durchgebissen. Ich denke, wir müssen uns darauf vorbereiten, immer wieder mit kurzen Überfällen attackiert zu werden“, ergänzte Filsondre.
„Aber Mondrids sind doch eher Feiglinge. Warum haben sie uns dennoch angegriffen?“, fragte Tanako genauer nach. Dieser zuckte die Schultern und meinte: „Nun, zum einen sind wir in der Nacht ungeschützter. Zum anderen steckt mit Sicherheit schwarze Magie dahinter. Passt noch besser auf.“
Bald saßen sie wieder am Feuer. Die Suppe wurde neu gekocht, da sie beim Angriff umgekippt worden war. Nach dem Essen herrschte eine bedrückende Stille. Sindor durchbrach sie, indem er das Wort an Filsondre richtete.
„Sagt, Filsondre, wie steht es um den Einmarsch der meridoranischen Armee? Unternimmt König Mersador etwas dagegen?“
Filsondre blickte ihn mit ausdruckloser Miene an. Er lstellte seine Schüssel mit den Resten der Suppe beiseite. „Seine Majestät, König Mersador Gyndre Trago unternimmt bisher gar nichts.“ Er hielt kurz inne, um seine Worte wirken zu lassen. „König Mersador verkriecht sich in seinem Schloss in Phenob und überlässt die Amtsgeschäfte seinen Beratern.“
Diese Neuigkeiten überraschte Sindor. Dass der König der Nordmark lieber berauschenden Festen und weiblichen Schönheiten frönte, war weithin bekannt. Aber dass er sich in den Zeiten der Not zurückzog und seine Amtsgeschäfte anderen überließ, erstaunte den Kundschafter.
„Da sitzen sie“, fügte Filsondre im ironischen Tonfall hinzu, „auf ihren lachhaften Burgen und Gutshäusern, faul wie sie sind. Nicht in der Lage, ihre Teller selbst zu füllen, lassen sich von Stallknechten auf ihre Pferde heben und von der Magd die Exkremente von den Schenkeln kratzen. Als wäre dies ein Ausdruck von Macht und nicht von Inkontinenz.“
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Wie soll ein solcher Haufen in der Lage sein, eine Streitmacht von der Größe der meridoranischen Armee die Stirn zu bieten? Die Waffen der Soldaten sind veraltet, verrostet und es gibt nicht genug davon. Die Soldaten sind entweder blutjung oder viel zu alt. Es ist keine Ehre mehr, in dieser Armee zu dienen. Kampferfahrung wird vergeblich gesucht. Nur in den Grenzregionen wird noch gekämpft, um Übergriffe seitens der Meridorianer zu verhindern.“
Der Anführer der Elbengruppe zuckte mit den Schultern. „Doch diese Einheiten wurden bereits hoffnungslos aufgerieben.“
„Aber hat König Marek nicht eine Botschaft in die Nordmark gesandt?“, erkundigte sich Sindor. „Doch schon“, erwiderte Filsondre „doch haben sie unsere Warnung in den Wind geschlagen.“
„König Marek hat unterdessen die südadarakanische Streitmacht an die Grenze zum Rückrat Landorys ausgesandt und zur Grenze der Ostmark, um einen Einfall der Armee von Meridor zu verhindern.“ Der Kundschafter nickte verstehend. „Das war der Stand, als ich zum Onaliportal befohlen wurde.“
Wieder herrschte Stille, ein jeder dachte über die Worte Filsondres nach. „Wir sollten jetzt ruhen.“ Die Elben folgten der Anweisung und zwei Krieger begaben sich zu ihren Wachtposten.


Ein tiefes bedrohliches Grollen war zu hören. Doch kam es nicht vom Himmel, sondern aus dem Wald. Filsondre gab ein Zeichen und die Elbenkrieger stellten sich in Kampfformation auf, Tanako und Anysa in die Mitte nehmend. Das unverkennbare Klirren von Stahl war zu hören, als die Elben ihre Schwerter aus der Scheide zogen. Bögen wurden gespannt, Pfeile auf die Sehnen gelegt. Kein Ton war zu hören, ruhig warteten die Elben auf das, was aus dem Wald kommen würde. Gefahr lag in der Luft.
Schatten huschten durch den Wald. Schemenhaft waren kleine Wesen zu erkennen. „Es sind keine Mondrids. Dafür sind sie zu klein“, sagte Tanako. Filsondre gab ihm mit einem Nicken Recht. Die Schatten formierten sich zu einem Gebilde und verschwanden in der Dunkelheit des Waldes. Brechende Äste waren zu hören, ein Gebüsch knickte um, das auf der Lichtung stand. Im hohen Gras liefen die Wesen umher, nur durch leichte Bewegung der Gräser erkennbar. Zielstrebig bewegten sie sich auf die Elbengruppe zu. Dorram zielte auf eine Bewegung im Gras, sein Pfeil traf das Ziel, Schmerzenschreie waren zu hören. Dann wieder Stille. Tanako bemerkte eine Bewegung auf der linken Seite. Der Wind ließ nach, Stille senkte sich herab. Kein Strauch bewegte sich mehr, kein Angreifer war zu sehen. Tanako kam sich wie die Beute vor, an die sich die Jäger langsam heran pirschten.
Ein Schatten schoss schließlich aus dem Gras empor und riss einen Elbenkrieger nieder, bevor dieser sein Schwert in Position bringen konnte. Filsondre reagierte augenblicklich und stieß sein Schwert dem Tier in den Leib. Dennoch ließ es nicht von seiner Beute ab, verbiss sich in den Hals des Elben. Mehrer Schwerthiebe waren notwendig, bis das Wesen von dem Elben abließ und tot neben ihm zusammenbrach. Als sei dies ein Signal gewesen, griffen von allen Seiten dunkle Schatten die Gruppe an. Die Lichtung wimmelte nur so von Monstern. Die wolfsähnlichen Kreaturen versuchten ihre messerscharfen Krallen in die Körper ihrer Beute zu schlagen. Ein Tier nach dem anderen fiel entweder dem Schwert oder einem elbischen Pfeil zum Opfer. Dennoch wurde die Anzahl der Angreifer nicht weniger. Sie kamen schier unerschöpflich aus dem Wald gerannt.
Tanako, umringt von mehreren toten Monstern, bekam eine kleine Verschnaufpause, als sich die Wesen neu formierten. Dies ermöglichte es den Elben, sich die Angreifer näher anzuschauen. So groß wie ein Wolf waren die Tiere, aber weitaus kräftiger gebaut. Eines dieser Wesen reckte seinen Hals, so dass sein Haupt metallisch glitzernd die Bedrohlichkeit des Wesens unterstrich. Scharfe Klauen entfalteten sich vom Körper, schwarze Augen suchten sich das nächste Ziel aus. Das Maul gierig aufgerissen, so dass die spitzen Zähne im fahlen Schein des Mondes blinkten.
Auge um Auge standen sich Jäger und Opfer gegenüber, zeigten sich die Wesen in ihrer ganzen Abscheulichkeit. Den mächtigen Leib, besetzt mit scharfen Spornen und Stacheln voller Ungeduld hin und her wiegend, glänzende Schuppen, über die sich ein öliger Schleim zog. Die Glieder zum Sprung gespannt, die Krallen bohrten sich in den weichen Boden oder scharrten ihn auf, so dass sich kleine Staubwolken bildeten.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin sprangen alle Wesen mit einmal auf die Gruppe Elben zu, die sich nur mit Mühe gegen die Überzahl wehren konnte. Ohne Unterbrechung kämpften die Elben, töteten ein Ungeheuer nach dem anderen. Immer wieder formierten sich die Wesen neu, schöpften Kraft, um dann nochmals anzugreifen. Eines der Wesen konnte sich Tanako unbemerkt nähern und sprang von hinten auf seinen Rücken zu.
Blitzschnell schaffte es der Elb, das Wesen zu Boden zu werfen, doch hatte es mit seinen scharfen Krallen die Tasche zerrissen, in der Anysa lag. Ungeschützt lag sie auf dem Boden, das Monster sprang auf den Säugling zu. Voller Schrecken sah Tanako das Geschehen wie in Zeitlupe. Er versuchte, Anysa vor dem Jäger zu schützen, doch kam er zu spät. Das Wesen erreichte das Kind und wollte seine Fänge in das zarte Fleisch schlagen. Doch bevor er die Haut berühren konnte, erschien ein schillerndes Licht von dem Säugling, verbunden mit einem hohen Ton. Mit enormer Wucht wurde das Monster mehrere Meter weit weg geschleudert und blieb tot auf dem Boden liegen. Filsondre nutzte die Gelegenheit und tötete die restlichen Ungeheuer. Tanako kniete neben Anysa nieder, strich ihr sanft über den Kopf. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er das Kind. Anysa antwortete nicht. Sie schien das Bewusstsein verloren zu haben.
„Geht es ihr gut?“, wollte Sindor wissen. „Ich hoffe es sehr“, antwortete Tanako knapp. „Das war eine starke magische Entladung. Ich kann nicht sagen, wie sich dies auf ein Kind auswirkt“, erklärte Dorram. „Ihr kleiner Körper braucht wahrscheinlich nur Ruhe.“ Tanako nahm sie in seine Arme und hielt sie gedrückt an sich.
Die Verluste unter den Elben waren verheerend. Sämtliche Pferde waren den Tieren zum Opfer gefallen, nur fünf Elben hatten den Angriff überlebt. Filsondre setzte sich auf den Boden, atmete mehrmals tief durch. Er blutete aus mehren Wunden und war sehr erschöpft. Ein Elbenkrieger schaute nach den gefallenen Elben, prüfte, ob noch einige am Leben waren. Nach einigen Minuten stand er wieder auf und lief in gebückter Haltung zu Sindor und Tanako. „Wir müssen... ein Versteck... finden“, presste er mit zusammen gebissenen Zähnen heraus. Sindor eilte an seine Seite und erkannte mit erfahrenem Blick, dass die Verletzungen Filsondres zumindest nicht tödlich waren. Ein Mensch wäre den Wunden erlegen, doch das Erbe der Elben gab dem geheimnisvollen Volk starke Selbstheilungskräfte, eine übermenschliche Kraft und Kondition. Alarb Rei’ Verlor, der einzig aufrecht stehende Elbenkrieger, kehrte zu Filsondre zurück und erstattete über die Verluste Bericht.
„Wir haben einige Krieger verloren, alle Pferde sind tot, der Proviant teilweise zerstört.“ Filsondre nickte verstehend. Sindor half unterdessen Tanako, das Tuch um Anysa neu zu wickeln und am Körper des Elben zu befestigen. Dorram erzeugte wieder seine kleine Lichtkugel und sorgte so für ein wenig Helligkeit. „Wir müssen von der Lichtung weg“, rief Filsondre Tanako zu „bevor noch mehr dieser Wesen auftauchen. Ich glaube nicht, dass uns das Baby wieder retten wird.“ Der Elb sucht seine restlichen Sachen im schwachen Licht zusammen. Sogleich machten sie sich auf den Weg, die Lichtung ganz zu überqueren.
Tanako hielt Anysa schützend an seiner Brust, spürte ihren ruhigen Atem. Alarb hielt sein Schwert griffbereit, versicherte sich, dass es locker in der Scheide saß. Filsondre lief mittlerweile wieder aufrecht, der Blutfluss war versiegt. Sindor ging voraus und suchte nach einem schützenden Lagerplatz. Der Kundschafter machte seinem Namen alle Ehre, als er den idealen Platz fand, ein Höhle. Sindor erkundete die Höhle, während die anderen draußen warteten. Die kaum zwei Meter hohe Zuflucht war nur drei Meter breit, reichte aber gute fünfzig Meter in den Fels des Hyranigebirges hinein. Die Rückwand der Höhle war aus massivem Felsen, also kein Angriff von hinten möglich. Mit schnellen Schritten kehrte er zu seinen Gefährten zurück. „Keine Bewohner, kein Hinterhalt möglich. Hier können wir rasten.“
Das Nachtlager wurde errichtet, die Aufgaben verteilt. Sindor und Alarb suchten Holz für ein Feuer. Tanako holte ein Fläschchen aus der Tasche hervor. Er konnte die Tasche von einem der toten Pferde abbinden. Zum Glück waren nicht alle Flaschen kaputt gegangen. Dorram kümmerte sich um die Wunden von Filsondre.
„Filsondre, ich glaube, ich weiß, was das für Wesen waren.“ Dorram hielt in seiner Arbeit inne und schaute ihn an. „Mein Vater hat mir viel über Dämonen und Monster beigebracht. Ich glaube erkannt zu haben, dass es sich hier um Gorlacks handelte. Sehr brutale Wesen, halb Mensch, halb Dämon.“ Filsondre schüttelte den Kopf und antwortete: „Das können keine Gorlacks sein, denn diese leben eigentlich im Reich der Dämonen und haben keinen Zugriff auf diese Welt.“
„Das ist so richtig“, bestätigte Dorram. „Doch in der Bibliothek von Tharul steht geschrieben, dass durch schwarze Magie Gorlacks in diese Welt gelangen können.“
„Und über dies Können verfügen nur Nordazu oder Anaruba“, ergänzt Filsondre Dorrams Aussage. „Ja, das könnte sein. Ein weiterer Hinweis wäre, dass Gorlacks eigentlich Einzelgänger sind, haben uns aber in einer riesigen Gruppe angegriffen. Wenn jemand wie Nordazu dahinter steckt, ist alles möglich.“
Kurzes Schweigen herrschte, als Dorram die Wunden säuberte. „Sie haben auf uns gewartet“, merkte Filsondre weiter an. „Das war ein geplanter Angriff.“
Sindor und Alarb kehrten mit dem Feuerholz zurück und das Gespräch wurde kurz unterbrochen. Als das Lagerfeuer entzündet war, griff Dorram den Faden erneut auf: „Wie konnte Nordazu wissen, dass wir diesen Weg nehmen und wann wir hier vorbei kommen würden?“
Diese Frage blieb offen, denn keiner kannte die Antwort darauf. Filsondres Blick fiel auf die schlafende Anysa. „Unsere Chancen sind verschwindend gering, die Mission erfolgreich zu Ende zu führen, wenn uns Nordazu derart dicht auf den Fersen ist.“
„Anysa ist nicht nur eine Mission, Filsondre. Sie ist unsere einzige Hoffnung“, begehrte Tanako auf.
„Das Kind ist nicht mehr und nicht weniger als eine Mission für mich. Und das sollte auch für Euch so gelten, Tanako. Ihr vergesst Eure Erziehung in der Nähe dieses Kindes“, maßregelte er den Elben. Tanako wollte dies nicht auf sich sitzen lassen und trat auf Filsondre zu. Doch dieser hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück.
„Seid Ihr bereits soweit verwirrt, dass Ihr mich angreift, Tanako Van’ Lorindo Wa?“ Der scharfe Ton hallte noch lange in der Höhle nach, als alle die Luft anhielten und gespannt auf das Ende der Auseinandersetzung warteten.
Tanako blieb unschlüssig stehen, wissend, dass er einen Fehler begangen hatte. Er verbeugte sich und ging zu Anysa zurück. „Verzeiht, Filsondre, ich bin wohl wirklich etwas verwirrt und zu weit gegangen. Es wird nicht mehr vorkommen.“
Sich seiner Gefühle nicht mehr sicher, legte er sich neben Anysa auf sein Lager. „Was machst du nur mit mir, kleine Prinzessin?“, fragte er das Kind, wohl wissend, dass er keine Antwort erhalten würde.
Die Wachen wurden eingeteilt. Nach drei Stunden weckte Dorram Tanako für die zweite Wache und legte sich neben dem Baby auf den Boden. Tanako ging zu seinem Wachtposten außerhalb der Höhle. Er setzte sich auf einen Baumstamm, blickte durch das Geäst der Bäume zum Sternenhimmel. Undefinierbar waren seine Gefühle für Anysa. Dies war Vaterliebe , ganz klar. Doch eine solche Explosion der Gefühle war für einen Elben untypisch und seinem Stand nicht entsprechend. Er ermahnte sich zur Zurückhaltung und versuchte in der Kälte der Nacht einen klaren Kopf zu bekommen.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Korrekturvorschläge:

Asranyias Saga - Anagard Kapitel 6
Veröffentlicht von Anysa am 01. 08. 2007 21:41
Kapitel 6 – Gefährliche Pfade

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Keine Verfolger mehr, herbstliches Wetter mit viel Sonne und für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Temperaturen. Noch vor Sonnenaufgang brach die Gruppe ihr Lager ab und begab sich weiter Richtung Norden. Die Elben hinterließen ihren Lagerplatz so sauber, [red] das [/red] (dass) keinerlei Spuren mehr zu finden waren. Tanako trug Anysa in seiner provisorischen Tasche dicht an seinem Körper.
Ihre Reise führte sie entlang der westlichen Ausläufer des Hyranigebirges. Die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Goldgelb leuchteten die bunten Bäume, morgendlicher Nebel streifte sanft über die Berge und die Sonne versuchte am Morgen den Nebel zu durchdringen. Die Ausläufer waren bekannt für ihre Schönheit, die endlosen Wälder, klare Seen und dem ruhig fließenden Fluss Dorath. Die Tage kamen und gingen(Komma) bis die Gruppe ihr erstes Ziel erreichte, den geheimen Weg durch das Gebirge.
Ein Elbenkrieger wurde ausgesandt, den Eingang zum Pass zu finden. Nur ein paar Elben kannten überhaupt diesen Weg, der für solche Notfälle gedacht war. Einer dieser Träger des geheimen [red] Wissen [/red] (Wissens) war der Elbenkrieger Dorram El’ Isero. Dieser gehörte zu der Leibgarde des Elbenkönigs. Sein Vater war einst ein berühmter Magier und wusste um viele Geheimnisse. Dorram sollte in seine Fußstapfen treten, doch war das magische Potenzial beim Sohn schlechter als bei seinem Vater. Dorrams Stärken lagen eher beim Kampf, weshalb er zu den Kriegern gegangen war. Er hatte sich bewährt und wurde einer der wenigen Krieger, die König Marek mit ihrem Leben Tag und Nacht beschützten. Dennoch würde niemand damit rechnen, dass er den Eingang zum geheimen Pfad kannte, denn er war und blieb ein Krieger.
Tanako dagegen war die rechte Hand des Elbenkönigs und genoss dessen vollstes Vertrauen. Aber Tanako kannte den Weg nicht, er wusste nur, dass es solch ein Pfad gab, mehr aber nicht. So konnte über Jahrtausende hinweg das Geheimnis bewahrt bleiben, [red] in dem [/red] (indem) eher unscheinbare Personen die Geheimnisträger waren.
Während sonst jeder, der nach Anagard wollte, an Tharul vorbei musste, war der geheime Pfad kürzer und ungestörter. Jedoch barg er auch mehr Gefahren.
Zielsicher suchte Dorram die kleinen versteckten Hinweise, die den Weg zum Eingang markieren sollten. Nach ein paar Minuten hatte er ihn gefunden und kehrte zur Gruppe zurück. Er führte sie zu einem Höhleneingang, der versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern für das ungeübte Augen nicht zu sehen war.
Als Tanako näher an den Eingang trat, konnte er ein schwaches Leuchten am Ende eines Tunnels sehen. Dorram lief an ihm vorbei in die Höhle. Die anderen folgten ihm. Als alle in der Höhle waren, drehte sich Dorram um, streckte die Hände dem gerade passierten Höhleneingang entgegen und flüsterte ein paar Worte. Daraufhin begann sich dieser Eingang zu schließen. Laut schob sich das Gestein zusammen, Staub rieselte von der Decke. Tanako war nicht ganz wohl dabei, wie sich der Eingang verschloss und nur noch einen Weg offen ließ. Die plötzliche Dunkelheit konnte von dem Licht am Ende des Tunnels nicht durchdrungen werden. Anysa fing an zu weinen, Tanako versuchte sie zu beruhigen. Eine kleine Kugel erschien in Dorrams Hand und begann ein grünes Licht auszustrahlen. Dieses tauchte die Höhle in ein Wechselspiel zwischen Licht und Schatten.
„Seid Ihr ein Magier? Ihr tragt solch einen Namen aber nicht“, fragte Tanako den Elben. Doch Dorram schüttelte nur den Kopf. „Nein, nicht direkt. Mein Vater war ein Magier gewesen, doch habe ich kaum magische Fähigkeiten geerbt, sehr zum Leidwesen meines Vaters. Dennoch reichen sie aus, damit mir Magier Noreindo Mag’ Denres Ron den einen oder anderen Trick beibringen kann. Unter anderem dieses kleine Licht.“
Die Kugel fing kurz an zu flackern und drohte auszugehen. Dorram sprach schnell noch mal die Formel und das Licht leuchtete wieder heller. „Ihr solltet noch etwas in die Lehre gehen“, meinte Filsondre an den Elbenkrieger gewandt. „Warum hat Euer Vater Euch nicht unterrichtet?“, fragte er weiter. „Das ist keine Geschichte für diesen Ort“, antwortete Dorram ausweichend.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begaben die Gefährten sich zu dem einzigen Ausgang. Dabei mussten sie aufpassen, dass sie sich nicht die Köpfe an der tief hängenden Decke stießen. Der Tunnel war nur so breit, [red] das [/red] (dass) keine zwei Personen nebeneinander laufen konnten. Elben mochten diese Enge nicht. Vielmehr liebten sie die endlosen Weiten des Himmels.
Nach einer geraumen Weile kamen sie dem Ausgang deutlich näher und verließen wenig später die Enge der Höhle. Vor ihnen [red] eröffnete [/red] (öffnete) sich ein kleiner Pfad. Dieser war sehr eng, [blue] so [/blue] (überflüssig) dass die Gruppe wie Perlen auf einer Kette hintereinander laufen[red] mussten[/red] (musste, Gruppe ist Einzahl) . Beidseitig des Weges erhob sich das Hyranigebirge majestätisch gen Himmel. Der Herbst schien hierher noch nicht vorgedrungen zu sein. Die Bäume hatten noch ihr grünes Kleid, keine Blätter lagen auf dem Boden und es war angenehm warm. Dieser Ort schien einer Schlucht zu gleichen. Die Sonne konnte nur spärlich durch die dichten Bäume dringen. Spinnweben hingen zwischen den Ästen und wurden von verirrten Sonnenstrahlen zum [red] leuchten [/red] (Leuchten) gebracht.
„Dieser Wald sieht aus wie aus dem Märchen“, meinte Tanako entzückt. Doch nach ein paar Metern kehrte sich die Entzückung in angespannte Stille um. Kein Vogel war zu hören, kein Lebewesen schien es hier zu geben. Ein Gefühl der Warnung machte sich bei Tanako bemerkbar. „Gebt Acht, wohin Ihr tretet“, sagte Dorram in die Stille hinein. „Dieser Pfad hat seine eigenen Wächter. Er ist sehr gefährlich.“
Nach einer kurzen Pause [red] fügt [/red] (fügte) er noch hinzu: „Nicht ohne Grund ist der Ausgang verschlossen.“


Schweigend ging die Gruppe, bestehend aus mehreren Elbenkriegern und einem Baby, weiter. Hintereinander folgten sie dem Verlauf des geheimen Weges, unwissend(Komma) was oder wer im Zwielicht auf sie warten könnte. Die Pferde wurden immer unruhiger, stellten ihre Ohren auf und schauten nervös rechts und links des Weges.
Tanako spürte Augen auf sich ruhen und das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, wurde immer intensiver. Seit dem Zeitpunkt, als sie diesen Pfad betreten hatten, waren sie nicht mehr allein gewesen. Doch konnte der große Elbenkrieger nicht sagen, wo sich die Beobachter aufhielten. Selbst mit seinen feinen Elbensinnen konnte er sie nicht aufspüren. Tanako konnte nicht mal die ungefähre Richtung bestimmen, ihre Begleiter schienen überall zu sein. Kein Geräusch war zu hören, nichts verriet den Aufenthaltsort der Unbekannten.
Plötzlich schrie Anysa auf, die Gefährten blieben sofort stehen. In Alarmbereitschaft versetzt hatten sie ihre Waffen gezückt, die Bögen gespannt. Nicht zu früh, denn wären sie weitergelaufen, hätte sie ein Baumstamm zermalmt, der aus dem Unterholz brach. Von links nach rechts schwenkte der mit Stacheln besetzte Baumstamm und kollidierte mit einem anderen Baum. An der Aufschlagstelle war ein [blue] zermalmender [/blue] (tiefer, zermalmende Abdrücke gibt es nicht) Abdruck geblieben. Diese tödliche Waffe hätte beinahe Filsondre getroffen, der an der Spitze der Gruppe lief.
Die Schatten begannen sich zu bewegen und huschten zwischen den Bäumen umher. Sie blieben aber im Unterholz, versuchten nicht, die Elben anzugreifen. Ein Schatten kam so nah, dass Filsondre das Wesen erkennen konnte. Ein kurzer Blick bestätigte seinen Verdacht. „Mondrids!“, sagte er schlicht. Jeder in der Gruppe wusste sofort, um was es sich dabei handelte. Diese Wesen waren halbe Dämonen. Einst waren es normale Menschen, bis sie sich dem Bösen verschrieben hatten, ihre Seele für Reichtum und Macht verkauften. Der Preis ihrer Gier war die eigene Menschlichkeit. Starben sie, ob nun eines natürlichen Todes oder durch Fremdeinwirkung, bemächtigte sich ein Dämon ihrer. Er verwandelte sie in ein animalisches Wesen mit tierischen Instinkten, ließ ihnen aber die menschliche Intelligenz soweit, dass sie wussten, was sie einst waren. Verdammt dazu, wie ein Tier zu leben, verstoßen von ihren Mitmenschen(Komma) zog es sie ins Hyranigebirge. Die Finger gekrümmt, mit langen Nägeln, die als Waffen dienten, scharfen Zähnen und in gebückter Haltung sahen sie kaum mehr menschlich aus. Jedoch besaßen sie keinerlei Mut, obwohl sie einen sehr gefährlichen Körper hatten. Sie griffen eher selten gleichstarke Gegner an. Die elbische Gruppe wäre ihnen überlegen und das wussten sie. Deshalb versuchten sie, die Gefährten mit Fallen zu töten.
Tanako wusste, dass Mondrids im Hyranigebirge lebten, ahnte aber nichts von ihrer Anwesenheit in dieser Schlucht. Nach ein paar Minuten verschwanden die Mondrids im Wald, ihre Schatten waren nicht mehr zu sehen. Wachsam gingen die Elben weiter, eine Hand stets am Schwertknauf. Anysa ruhte wieder friedlich an Tanakos Brust, als ob nichts geschehen wäre.
„Danke, Prinzessin, für dein Warnung“, flüsterte er dem Baby zu. Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder.


Die Dämmerung brach herein und die Gefährten begaben sich auf die Suche nach einem sicheren Schlafplatz. Da sie den Weg nicht verlassen wollten, schlugen sie eine [red] Presche [/red] (Bresche) in das Gehölz neben dem Pfad. Während Filsondre mit zwei Elben den Lagerplatz vorbereitete, sattelten die übrigen die Pferde ab und redeten leise auf die nervösen Tiere ein. Als die [red] Presche [/red] geschlagen war, [red] wird [/red] (wurde) das Lager errichtet, ein Feuer entzündet und das Abendmahl vorbereitet. Tanako begab sich zu seiner Satteltasche und holte ein Fläschchen Milch heraus. Er [red] warft [/red] (warf) einen Blick in die Tasche und stellte mit Erschrecken fest, [red] das [/red] (dass) nur noch wenige Milchflaschen vorhanden waren. Milch in dieser Gegend zu finden(Komma) dürfte sich als schwierig erweisen, überlegte Tanako. Er schüttelte den Kopf und streifte so die sorgenvollen Gedanken ab.
Lächelnd ging er zu Anysa hinüber, die er in eine dicke Decke gewickelt hatte. Als er sie auf den Arm nahm, streckte sie ihre kleinen Ärmchen nach ihm aus und griff nach seiner Nase. Tanako reichte ihr das Fläschchen und das Mädchen trank genüsslich ihre Milch. Nachdem sie fertig war, nahm er sie auf die Schulter. Mit leichtem Klopfen auf ihren Rücken wartete er, das sie ihr Bäuerchen machte. Währenddessen war das Lager errichtet, das Essen brodelte in einem Topf über dem Feuer. Zwei Wachen wurden eingeteilt und in den Wald ausgesandt, um nach den Mondrids und eventuell anderen gefährlichen Wesen Ausschau zu halten.
Tanako deckte die nun schlafende Anysa mit dem Fell zu. Auf der sonst ausdruckslosen Miene des Elben erschien ein kleines Lächeln, als er das schlafende Baby beobachtete. Sie rührte sich kurz und griff nach dem Anhänger um ihren Hals. Mit ihren kleinen Fingern hielt sie die Kette fest[blue] umgriffen[/blue] (umschlossen), als ob sie wüsste, dass dies das einzige Erinnerungsstück an ihre Mutter Iliah war.
Ein Geräusch seitlich von Tanako ließ ihn aufblicken. Sindor beobachtete ihn mit regloser Miene. „Mir scheint, Ihr liebt das Mädchen wie Eure eigene Tochter“, sagte der Kundschafter schließlich. „Ich würde Euch wünschen, Ihr würdet die Familie bekommen, nach der Ihr Euch so sehr sehnt. Doch bedenkt stets, wer dieses Kind ist und [red] das [/red] (dass) ihr Schicksal bereits besiegelt ist!“
Sindor ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Doch er brauchte seine Aussage auch nicht zu erläutern. Tanako kannte die Prophezeiung und wusste um das Schicksal Anysas. Trotz des Wissens darum, dass er eine gewisse Distanz zu Anysa halten musste, konnte er seine aufkeimende Vaterliebe zu dem kleinen Baby nicht mehr leugnen. Das Familienglück blieb ihm bisher mit seiner Ehefrau Rainawy verwehrt. [red] Das [/red] (Dass) ihre Ehe kinderlos geblieben war, traf nicht nur ihn und Rainawy, sondern fast alle elbischen Paare. Doch dieses Wissen half ihm nicht weiter. Sein Schwester Kerana bekam eine Tochter, um die er sich liebevoll gekümmert hatte, wenn er seine Nichte sehen konnte. Doch er ermahnte sich. Andero war der leibliche Vater von Anysa, nicht er.
Wieder schüttelte er den Kopf. Solche Gedankengänge waren ihm nicht vertraut. Nein, er missgönnte Andero das Glück nicht. Zumal es kein ungetrübtes Glück war, bedachte man den Hintergrund dieser Mission und das schwere Schicksal, das auf Anysa lasten würde.
Ein Warnruf riss ihn aus seinen[red] Grübelein[/red] (Grübeleien) . Der Elb blickte von der schlafenden Anysa auf und sah mehrere Mondrids auf das Lager zustürmen. Sofort hatte er das Kind an seinen Körper geschnallt und zog sein Schwert.
Mit lautem Gebrüll griffen die menschlichen Tiere an, versuchten ihre scharfen Krallen in irgendein Opfer zu schlagen. Einer der Monster war schon bei Tanako und griff nach ihm. Mit einem Hieb trennte er ihm die Hand vom Arm. Doch gab der Elb damit die Deckung seiner linken Seite auf, die gleich ein weiterer Mondrid nutzte und ihm eine klaffende Wunde zufügte. Mit einer Drehung wendete er sich dem Angreifer zu und teilte ihn mit seinem schmalen Schwert in zwei Teile. Als Tanako nach dem nächsten Mondrid Ausschau hielt, war keines mehr da. Binnen weniger Augenblicke wurde der Angriff der Monster niedergeschlagen.
„Sind alle unverletzt?“, fragte Filsondre und alle nickten Nur Tanako konnte sich dem nicht anschließen. Er legte die Tasche mit Anysa ab und kontrollierte seine Wunde. Er war nicht so ernsthaft verletzt, wie befürchtet. Die Verletzung wurde mit Kräutern versorgt, die Sindor in seiner Satteltasche hatte.
„Wir haben zwei Pferde verloren“, sagte Dorram zu Filsondre. „Die Mondrids haben ihnen die Kehlen durchgebissen. Ich denke, wir müssen uns darauf vorbereiten, immer wieder mit kurzen Überfällen attackiert zu werden“, ergänzte Filsondre.
„Aber Mondrids sind doch eher Feiglinge. Warum haben sie uns dennoch angegriffen?“, fragte Tanako genauer nach. Dieser zuckte [blue] mit den [/blue] (die) Schultern und meinte: „Nun, zum einen sind wir in der Nacht ungeschützter. Zum anderen steckt mit Sicherheit schwarze Magie dahinter. Passt noch besser auf.“
Bald saßen sie wieder am Feuer. Die Suppe wurde neu gekocht, da sie beim Angriff umgekippt[blue] wurde[/blue] (worden war) . Nach dem Essen herrschte eine bedrückende Stille. Sindor durchbrach sie, indem er das Wort an Filsondre richtete.
„Sagt, Filsondre, wie steht es um den Einmarsch der meridoranischen Armee? Unternimmt König Mersador etwas dagegen?“
Filsondre blickte ihn mit ausdruckloser Miene an. Er [blue] legte [/blue] (stellte) seine Schüssel mit den Resten der Suppe beiseite. „Seine Majestät, König Mersador Gyndre Trago unternimmt bisher gar nichts.“ Er hielt kurz inne, um seine Worte wirken zu lassen. „König Mersador verkriecht sich in seinem Schloss in Phenob und überlässt die Amtsgeschäfte seinen Beratern.“
Diese Neuigkeiten überraschte Sindor. Dass der König der Nordmark lieber berauschenden Festen und weiblichen Schönheiten frönte, war weithin bekannt. Aber dass er sich in den Zeiten der Not zurückzog und seine Amtsgeschäfte anderen überließ, erstaunte den Kundschafter.
„Da sitzen sie“, fügte Filsondre im ironischen Tonfall hinzu, „auf ihren lachhaften Burgen und Gutshäusern, faul wie sie sind. Nicht in der Lage, ihre Teller selbst zu füllen, lassen sich von Stallknechten auf ihre Pferde heben und von der Magd die Exkremente von den Schenkeln kratzen. Als wäre dies ein Ausdruck von Macht und nicht von Inkontinenz.“
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Wie soll ein solcher Haufen in der Lage sein, eine Streitmacht von der Größe der meridoranischen Armee die Stirn zu bieten.(besser Fragezeichen) Die Waffen der Soldaten sind veraltet, verrostet und es gibt nicht genug davon. Die Soldaten sind entweder blutjung oder viel zu alt. Es ist keine Ehre mehr, in dieser Armee zu dienen. Kampferfahrung wird vergeblich gesucht. Nur in den Grenzregionen wird noch gekämpft, um Übergriffe seitens der Meridorianer zu verhindern.“
Der Anführer der Elbengruppe zuckte mit den Schultern. „Doch diese Einheiten wurden bereits hoffnungslos aufgerieben.“
„Aber hat König Marek nicht eine Botschaft in die Nordmark gesandt?“, erkundigte sich Sindor. „Doch schon“, erwiderte Filsondre „doch haben sie unsere Warnung in den Wind geschlagen.“
„König Marek hat unterdessen die südadarakanische Streitmacht an die Grenze zum Rückrat Landorys ausgesandt und zur Grenze der Ostmark, um einen Einfall der Armee von Meridor zu verhindern.“ Der Kundschafter nickte verstehend. „Das war der Stand, als ich zum Onaliportal befohlen wurde.“
Wieder herrschte Stille, ein jeder dachte über die Worte Filsondres nach. „Wir sollten jetzt ruhen.“ Die Elben folgten der Anweisung und zwei Krieger begaben sich zu ihren Wachtposten.


Ein tiefes bedrohliches Grollen war zu hören. Doch kam es nicht vom Himmel, sondern aus dem Wald. Filsondre gab ein Zeichen und die Elbenkrieger stellten sich in Kampfformation auf, Tanako und Anysa in die Mitte nehmend. Das unverkennbare Klirren von Stahl war zu hören, als die Elben ihre Schwerter aus der Scheide zogen. Bögen wurden gespannt, Pfeile auf die Sehnen gelegt. Kein Ton war zu hören, ruhig warteten die Elben auf das, was aus dem Wald kommen würde. Gefahr lag in der Luft.
Schatten huschten durch den Wald. Schemenhaft waren kleine Wesen zu erkennen. „Es sind keine Mondrids. Dafür sind sie zu klein“, sagte Tanako. Filsondre gab ihm mit einem Nicken Recht. Die Schatten formierten sich zu einem Gebilde und verschwanden in der Dunkelheit des Waldes. Brechende Äste waren zu hören, ein Gebüsch knickte um, das auf der Lichtung stand. Im hohen Gras liefen die Wesen umher, nur durch leichte Bewegung der Gräser erkennbar. Zielstrebig bewegten sie sich auf die Elbengruppe zu. Dorram zielte auf eine Bewegung im Gras, sein Pfeil traf das Ziel, Schmerzenschreie waren zu hören. Dann wieder Stille. Tanako bemerkte eine Bewegung auf der linken Seite. Der Wind ließ nach, Stille senkte sich herab. Kein Strauch bewegte sich mehr, kein Angreifer [red] waren [/red] (war) zu sehen. Tanako kam sich wie die Beute vor, an die sich die Jäger langsam heran[red] pirschte[/red] (pirschten).
Ein Schatten schoss schließlich aus dem Gras empor und riss einen Elbenkrieger nieder, bevor dieser sein Schwert in Position bringen konnte. Filsondre reagierte augenblicklich und stieß sein Schwert dem Tier in den Leib. Dennoch ließ es nicht von seiner Beute ab, verbiss sich in den Hals des Elben. Mehrer Schwerthiebe waren notwendig, bis das Wesen von dem Elben abließ und tot neben ihm zusammenbrach. Als sei dies ein Signal gewesen, griffen von allen Seiten dunkle Schatten die Gruppe an. Die Lichtung wimmelte nur so von Monstern. Die wolfsähnlichen Kreaturen versuchten ihre messerscharfen Krallen in die Körper ihrer Beute zu schlagen. Ein Tier nach dem anderen fiel entweder dem Schwert oder einem elbischen Pfeil zum Opfer. Dennoch wurde die Anzahl der Angreifer nicht weniger. Sie kamen schier unerschöpflich aus dem Wald gerannt.
Tanako, umringt von mehreren toten Monstern, bekam eine kleine Verschnaufpause, als sich die Wesen neu formierten. Dies ermöglichte es den Elben, sich die Angreifer näher anzuschauen. So groß wie ein Wolf waren die Tiere(Komma) aber weitaus kräftiger gebaut. Eines dieser Wesen reckte [red] ihren [/red] (seinen) Hals, so dass [red] ihr [/red] (sein) Haupt metallisch glitzernd die Bedrohlichkeit des Wesens unterstrich. Scharfe Klauen entfalteten sich vom Körper, schwarze Augen suchten sich das nächste Ziel aus. Das Maul gierig aufgerissen, so dass die spitzen Zähne im fahlen Schein des Mondes blinkten.
Auge um Auge standen sich Jäger und Opfer gegenüber, zeigten sich die Wesen in ihrer ganzen Abscheulichkeit. Den mächtigen Leib, besetzt mit scharfen Spornen und Stacheln voller Ungeduld hin und her wiegend, glänzende Schuppen, über die sich ein öliger Schleim zog. Die Glieder zum Sprung gespannt, die Krallen bohrten sich in den weichen Boden oder scharrten ihn auf, so dass sich kleine Staubwolken bildeten.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin sprangen alle Wesen mit einmal auf die Gruppe Elben zu, die sich nur mit Mühe gegen die Überzahl [red] erwehren [/red] (wehren) konnte. Ohne Unterbrechung kämpften die Elben, töteten ein Ungeheuer nach dem anderen. Immer wieder formierten sich die Wesen neu, schöpften Kraft, um dann nochmals anzugreifen. Eines der Wesen konnte sich Tanako unbemerkt nähern und sprang von hinten auf seinen Rücken zu.
Blitzschnell schaffte es der Elb, das Wesen zu Boden zu werfen, doch hatte es mit seinen scharfen Krallen die Tasche zerrissen, in der Anysa lag. Ungeschützt lag sie auf dem Boden, das Monster sprang auf den Säugling zu. Voller Schrecken sah Tanako das Geschehen wie in Zeitlupe. Er versuchte, Anysa vor dem Jäger zu schützen, doch kam er zu spät. Das Wesen erreichte das Kind und wollte seine Fänge in das zarte Fleisch schlagen. Doch bevor er die Haut berühren konnte, erschien ein schillerndes Licht von dem Säugling, verbunden mit einem hohen Ton. Mit enormer Wucht wurde das Monster mehrere Meter weit weg geschleudert und blieb tot auf dem Boden liegen. Filsondre nutzte die Gelegenheit und tötete die restlichen Ungeheuer. Tanako kniete neben Anysa nieder, strich ihr sanft über den Kopf. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er [red] Das [/red] Kind. Anysa antwortete nicht. Sie schien das Bewusstsein verloren zu haben.
„Geht es ihr gut?“, wollte Sindor wissen. „Ich hoffe es sehr“, antwortete Tanako knapp. „Das war eine starke magische Entladung. Ich kann nicht sagen, wie sich dies auf ein Kind auswirkt“, erklärte Dorram. „Ihr kleiner Körper braucht wahrscheinlich nur Ruhe.“ Tanako nahm sie in seine Arme und [red] hält [/red] (hielt) sie gedrückt an sich.
Die Verluste unter den Elben waren verheerend. Sämtliche Pferde waren den Tieren zum Opfer gefallen, nur fünf Elben hatten den Angriff überlebt. Filsondre setzte sich auf den Boden, atmete mehrmals tief durch. Er blutete aus mehren Wunden und war sehr erschöpft. Ein Elbenkrieger schaute nach den gefallenen Elben, prüfte, ob noch einige am Leben waren. Nach einigen Minuten stand er wieder auf und lief in gebückter Haltung zu Sindor und Tanako. „Wir müssen... ein Versteck... finden“, presste er mit zusammen gebissenen Zähnen heraus. Sindor eilte an seine Seite und erkannte mit erfahrenem Blick, [red] das [/red] (dass) die Verletzungen Filsondres zumindest nicht tödlich waren. Ein Mensch wäre den Wunden erlegen, doch das Erbe der Elben gab dem geheimnisvollen Volk starke Selbstheilungskräfte, eine übermenschliche Kraft und Kondition. Alarb Rei’ Verlor, der einzig aufrecht stehende Elbenkrieger, kehrte zu Filsondre zurück und erstattete über die Verluste Bericht.
„Wir haben einige Krieger verloren, alle Pferde sind tot, der Proviant teilweise zerstört.“ Filsondre nickte verstehend. Sindor half unterdessen Tanako, das Tuch um Anysa neu zu wickeln und am Körper des Elben zu befestigen. Dorram erzeugte wieder seine kleine Lichtkugel und sorgte so für ein wenig Helligkeit. „Wir müssen von der Lichtung weg“, rief Filsondre Tanako zu „bevor noch mehr dieser Wesen auftauchen. Ich glaube nicht, [red] das [/red] (dass) uns das Baby wieder retten wird.“ Der Elb sucht seine restlichen Sachen im schwachen Licht zusammen. Sogleich [red] machen [/red] (machten) sie sich auf den Weg, die Lichtung ganz zu überqueren.
Tanako hielt Anysa schützend an seiner Brust, spürte ihren ruhigen Atem. Alarb hielt sein Schwert griffbereit, versicherte sich, [red] das [/red] (dass) es locker in der Scheide saß. Filsondre lief mittlerweile wieder aufrecht, der Blutfluss war versiegt. Sindor ging voraus und suchte nach einem schützenden Lagerplatz. Der Kundschafter machte seinem Namen alle Ehre(Komma) als er den idealen Platz fand, ein Höhle. Sindor erkundete die Höhle, während die anderen draußen warteten. Die kaum zwei Meter hohe Zuflucht war nur drei Meter breit, reichte aber gute fünfzig Meter in den Fels des Hyranigebirges hinein. Die Rückwand der Höhle war aus massivem Felsen, also kein Angriff von hinten möglich. Mit schnellen Schritten kehrte er zu seinen Gefährten zurück. „Keine Bewohner, kein Hinterhalt möglich. Hier können wir rasten.“
Das Nachtlager wurde errichtet, die Aufgaben verteilt. Sindor und Alarb suchten Holz für ein Feuer. Tanako holte ein Fläschchen aus der Tasche hervor. Er konnte die Tasche von einem der toten Pferde abbinden. Zum Glück waren nicht alle Flaschen kaputt gegangen.[blue] Einige konnte er retten[/blue] (überflüssig) . Dorram kümmerte sich um die Wunden von Filsondre.
„Filsondre, ich glaube, ich weiß(Komma) was das für Wesen waren.“ Dorram hielt in seiner Arbeit inne und schaute ihn an. „Mein Vater hat mir viel über Dämonen und [red] Monstern [/red] (Monster) beigebracht. Ich glaube erkannt zu haben, dass es sich hier um Gorlacks handelte. Sehr brutale Wesen, halb Mensch, halb Dämon.“ Filsondre schüttelte den Kopf und antwortete: „Das können keine Gorlacks sein, denn diese leben eigentlich im Reich der Dämonen und haben keinen Zugriff auf diese Welt.“
„Das ist so richtig“, bestätigte Dorram. „Doch in der Bibliothek von Tharul steht geschrieben, dass durch schwarze Magie Gorlacks in diese Welt gelangen können.“
„Und über dies Können verfügen nur Nordazu oder Anaruba“, ergänzt Filsondre Dorrams Aussage. „Ja, das könnte sein. Ein weiterer Hinweis wäre, [red] das [/red] (dass) Gorlacks eigentlich Einzelgänger sind, haben uns aber in einer riesigen Gruppe angegriffen. Wenn jemand wie Nordazu dahinter steckt, ist alles möglich.“
Kurzes Schweigen herrschte, als Dorram die Wunden säuberte. „Sie haben auf uns gewartet“, merkte Filsondre weiter an. „Das war ein geplanter Angriff.“
Sindor und Alarb kehrten mit dem Feuerholz zurück und das Gespräch wurde kurz unterbrochen. Als das Lagerfeuer entzündet war, griff Dorram den Faden erneut auf: „Wie konnte Nordazu wissen, [red] das [/red] (dass) wir diesen Weg nehmen und wann wir hier vorbei kommen würden?“
Diese Frage blieb offen, denn keiner kannte die Antwort darauf. Filsondres Blick fiel auf die schlafende Anysa. „Unsere Chancen sind verschwindend gering, die Mission erfolgreich zu Ende zu führen, wenn uns Nordazu derart dicht auf den Fersen ist.“
„Anysa ist nicht nur eine Mission, Filsondre. Sie ist unsere einzige Hoffnung“, begehrte Tanako auf.
„Das Kind ist nicht mehr und nicht weniger als eine Mission für mich. Und das sollte auch für Euch so gelten, Tanako. Ihr vergesst Eure Erziehung in der Nähe dieses Kindes“, maßregelte er den Elben. Tanako wollte dies nicht auf sich sitzen lassen und trat auf Filsondre zu. Doch dieser hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück.
„Seid Ihr bereits soweit verwirrt, [red] das [/red] (dass) Ihr mich angreift, Tanako Van’ Lorindo Wa?“ Der scharfe Ton [red] halte [/red] (hallte) noch lange in der Höhle nach, als alle die Luft anhielten und gespannt auf das Ende der Auseinandersetzung warteten.
Tanako blieb unschlüssig stehen, wissend(Komma) [red] das [/red] (dass) er einen Fehler begangen hatte. Er verbeugte sich und ging zu Anysa zurück. „Verzeiht(Komma) Filsondre, ich bin wohl wirklich etwas verwirrt und zu weit gegangen. Es wird nicht mehr vorkommen.“
Sich seiner Gefühle nicht mehr sicher, legte er sich neben Anysa auf sein Lager. „Was machst du nur mit mir, kleine Prinzessin?“, fragte er das Kind(Komma) wohl(getrennt)wissend, dass er keine Antwort erhalten würde.
Die Wachen wurden eingeteilt. Nach drei Stunden weckte Dorram Tanako für die zweite Wache und legte sich neben dem Baby auf den Boden. Tanako ging zu seinem Wachtposten außerhalb der Höhle. Er setzte sich auf einen Baumstamm, blickte durch das Geäst der Bäume zum Sternenhimmel. Undefinierbar waren seine Gefühle für Anysa. Dies war[red] Vaterlieb[/red] (Vaterliebe) , ganz klar. Doch eine solche Explosion der Gefühle war für einen Elben untypisch und seinem Stand nicht entsprechend. Er ermahnte sich zur Zurückhaltung und versuchte in der Kälte der Nacht einen klaren Kopf zu bekommen.
Weiterhin spannend.
lg
 



 
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