auch dieses ist Horror:

Haget

Mitglied
... auch so etwas mit „Horror“ gemeint??
(Schloss Gottorf beherbergt jetzt in Schleswig das Landesmuseum)

H i n - G e r i c h t e t !
Haget 405

Ich durft’ in früher Jugend Tagen
ins Schloss die Giftkanister tragen,
und zusehn, wie nun Gottorfs Hallen
von Laus und Floh befreit und allen
Krankheitskeimen, die so verstreut,
von Wohnern in der Nachkriegszeit.

Ich konnt’ durch alle Räume streifen,
im Geiste auch Partei ergreifen,
für einen den ‘s Gesetz ereilt:
Wurd’ - an der Decke! - viergeteilt!
Ein Bild aus längst vergang’ner Zeit
- wie tat mir der Zerriss’ne leid!

Und irgendwo an einer Wand
- ein Bild, dass ähnlich schlimm ich fand -
gebeugten Haupt’s, im Vordergrund,
kniete in seiner letzte Stund’
ein wohl Böser, der überführt,
schlimmer Tat, die damals passiert.

Ganz streng bewacht von vier Henkersknechten
- Scharfrichter mit Axt - allein zur Rechten -
und ganz leicht erhöht noch im Hintergrund,
der Richter in führender Bürger Rund,
ganz außen noch Teile vom Publikum
- ob es genau weiß wieso und warum?

Mich hat dieses Bild noch mehr gequält,
als mir dazu die Wahrheit erzählt:
Die Edlen der Honoratioren-Bank,
zogen alle zum Urteil am gleichen Strang,
der „Böse“ passt’ in ihre Pläne schlecht,
Hilf’ brachten Richter, Gesetze und „Recht“!

Einem war bei seiner Kundenpflege,
der „Böse“ als Konkurrent im Wege,
anderem dessen Villa und Grund,
erstrebenswert seit Jahr’ und Stund’
und der Bürgermeister wusste genau,
ideal für mich wär’ des „Bösen“ Frau!

Hauptzeuge war einst Herr Pastor:
Solch’ Glück komme nie auf Erden vor,
der Erfolg des „Bösen“ sei übertrieben
- der hab’ seinen Geist dem Teufel verschrieben!
Was der Gotteshirte sich wohl selbst gedacht?
Er hat hier sein Schäfchen Gott näher gebracht!

Entsprechend ging das Verfahren aus,
einem die Axt - dem Richter ein Haus,
der Verdienst war nicht vom Schlechten,
für den Henker und den Knechten,
und es war so grausig-schön,
was fürs Publikum zu sehn,
der einzig „Gerechte“ in der Runde
- kniete grad’ wartend im Vordergrunde.

Stärker als Schloss mit Hallen und Räumen,
den weiten Hof, den säumenden Bäume,
hab’ ich dies Bild in Nächten und Tagen
- oft quälend deutlich - in mir getragen. -
Zur Bildnis-Geschichte fällt mir noch ein:
Könnte sie ähnlich heut’ auch Wahrheit sein?​
 

jorunn

Mitglied
Ein wahres Horrorgedicht,

würde ich sagen. Da ich mich gerne mit Historie beschäftige und da hauptsächlich Mittelalter, weiß ich, dass die von Dir geschilderten Hinrichtungen noch das Harmloseste waren, was diese Zeit zu bieten hatte. Nur zum Beispiel, heutzutage kriegen Geldfälscher Knast. In Straßburg im jahre 14hundertnochwas wurden Falschmünzer gesotten. Auf dem Marktplatz, zur Abschreckung.
Ich führe dieses Beispiel immer in Diskussionen an, wenn sich gewisse Mitmenschen darüber aufregen, dass für solches und jenes härtere Strafen eingeführt werden müssten, zur Abschreckung. Denn wenn noch nicht mal bei lebendem Leibe gekocht werden abschreckt, dann hat die heutige Justiz zu diesem Thema wohl nichts zu bieten.
Zum Glück, meint
Jorunn
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Jorunn,
auch wenn die Sünder nicht mehr gesotten werden - die mit der "weißen Weste" kochen noch immer ihr Süppchen.

Liebe Grüße
Hans-Georg
 



 
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