Auf den Hund gekommen

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Klaus K.

Mitglied
Auf den Hund gekommen

Lumpenpack! Elendes Lumpenpack! Der verdammte Köter hatte mich wirklich heftigst ins Bein gezwickt, die beiden Typen hatten ihren Spaß und lachten sich krumm!
"Stellen Sie sich nicht so an, es ist ja nichts passiert!"

Meine Hose war hinüber, da waren jetzt Löcher drin. Mein zartes Schienbein darunter war angekratzt, aber ich war zum Glück ja gegen Tetanus geimpft.
Der Hund war inzwischen sofort wieder angeleint worden und blickte mich zu allem Überfluss auch noch belustigt an. Zumindest empfand ich das so.
"Hier ist meine Karte! Machen Sie keinen Stress, kaufen Sie sich eine neue Hose und schicken Sie mir die Rechnung! Einverstanden?"
Weitere Diskussionen waren zwecklos, ich kannte das bereits. Im Wald, diese Kampfmaschine ohne Leine, und dazu zwei Hunde-Fans. Ich war allein auf weiter Flur, eine Exkursion in die Vernunft, um das blödsinnige "Der will nur spielen" - Argument zu entkräftigen, war sinnlos. Diese Hundebesitzer werden nie begreifen, daß es auch Mitmenschen gibt, die weder ihre Leidenschaft teilen, noch bereit sind ihre Ängste abzubauen, nur weil irgendwelche Tierfreunde ihnen weismachen wollten, "da könne man etwas dagegen tun"!
"Neue Hose? Von Armani!" sagte ich und ging weiter.

Ich bin mit Hunden groß geworden, in unserer Familie gab es immer Foxterrier. Unser letzter dieser nicht so harmlosen Rasse ist achtzehn Jahre alt geworden. Wir kamen immer blendend miteinander aus. Es gab nie Probleme zwischen diesem Hund und mir. Dieser und alle anderen Hunde in unserer Familie waren zeitlebens nie bei einem Tierarzt. Sie bekamen gleichfalls zeitlebens nie anderes Futter als das, was bei uns übrig blieb. Keine einzige Dose, sie haben sich aber über jeden von unseren Kotelett-Knochen gefreut, gleich ob paniert oder nicht. Sie waren nie krank, immer gut genährt, und sind immer alt geworden. Dankbare Resteverwerter, denen niemals ein lachendes Hunde-Konterfei aus einer Werbebotschaft begegnet war.
Und heute? Tierarzt-Praxen an jeder Ecke, Tierkliniken mit Luxus-Ambiente, auch für die jeweiligen Halter.

Ja, ich habe Angst vor Hunden. Obwohl wir wie gesagt immer selber Hunde bei uns hatten und ich sozusagen mit ihnen aufgewachsen bin. Hunde wittern diese Angst auf Entfernung, und sie weckt bei ihnen den archaischen Jagdinstinkt. Ihr Beutezentrum meldet "Opfer!", und sie starten durch.

Meine Großeltern hatten einen Dackel, als ich ungefähr drei Jahre alt war. Und ich hatte einen Hund aus Stoff, also einen mit einem künstlichen Fell und einem Knopf im Ohr. Und dieser Stoffhund quietschte, wenn man ihn etwas zusammendrückte. Dabei kam eine Gummiblase zum Vorschein, die an einer Nahtstelle des künstlichen Fells hervortrat. Dort war die Naht aufgegangen, unglücklichererweise befand sich die Stelle zwischen den Hinterbeinen. Meine Eltern hatten mir erklärt "Das sind die Bömmelchen!", damit war das Malheur für sie und für mich erledigt.
Der Dackel meiner Großeltern hieß "Chico", ein Rüde. Wir waren zu Besuch, Chico war allein in der Küche und mit seinem Freßnapf beschäftigt. Ich sah ihn, ich sah die Bömmelchen, ich griff zu, vielleicht quietschte er ja auch. Bis heute habe ich die Reaktion abrufbar vor Augen, das Bild hat sich bei mir eingebrannt.
Die spitze Dackelschnauze schoß in mein Gesicht, meine Schreie, das Blut .... Zum Glück war mein Onkel damals mit anwesend, denn er war der Chefarzt der städtischen Klinik, dadurch wurde alles Notwendige mit Sicherheit beschleunigt. "Narbe am linken Mundwinkel", so steht es in meinem Personalausweis. Man sieht sie nur, wenn man ganz genau hinschaut, denn man konnte dankenswerter Weise verhindern, daß entstellende Folgeschäden zurückblieben.
Noch Fragen? Diese Geschichte ist wahr. Ja, das war ein Dreijähriger, selber schuld, ist doch klar! Noch mehr?

Mein Freund ist seit Jahrzehnten Hunde-Fanatiker, hat selbst zwei Border Collies, ist erster Vorsitzender des großen örtlichen Hundevereins, macht "Hundesport" an jedem Wochenende, usw. usw.- Ich komme mit seinen "Jungs" klar, wenn er dabei ist. Wir gingen also abends noch durch den Park, denn die Hunde mußten nochmal ausgeführt werden. Beide Tiere an der Leine, wie es sich gehört. Eine Frau kommt uns entgegegen, mit einem etwas größeren Hund einer mir unbekannten Rasse, freilaufend. Die Entfernung betrug noch einige Meter. Das Tier sieht mich - nicht meinen Freund, nicht die beiden Border Collies - setzt zum Sprung an und startet durch. Auf mich. Die Besitzerin kann ihre Mordmaschine gerade noch am Halsband erwischen, ihr Hund reißt sie fast um.
"Sie dürfen Ihre Hände nicht anheben, wenn Sie einem Hund begegnen, Sie müssen Ihre Arme seitlich unten halten!"

Das sagte sie, bevor ich überhaupt einen Ton herausgebracht hatte. Ich blende die weitere Diskussion hier aus. Diese Frechheit ist sensationell. Das Täter-Opfer-Prinzip wird sofort umgedreht, dummfrech und aggressiv. Der Straftatbestand für Hundehalter muß lauten "Leinenzwang". Ja, in jedem Park, auf jedem Platz, überall und vor allem auch im Wald. Das wird ignoriert. Wenn das Tier "Auslauf" braucht, dann sollte ganz einfach gelten: Dafür gibt es bei uns "Hundeplätze", Hundesportplätze, Vereine und sonstige Möglichkeiten. Freilaufende Hunde erfüllen den Tatbestand einer Körperverletzung. Physisch und psychisch. Ein Blick auf die Statistik der jährlichen Hunde-Attacken sollte hier genügen und alle Hundebesitzer eigentlich zum Schweigen bringen. Aber es ist ja so "woke" mit dem SUV vorzufahren, dann den "Gefährten des Menschen" herauszulassen - wichtig, wichtig - und danach den ehemaligen Hütehund, den ehemaligen Wachhund, heute nur noch das Angeber-Spielzeug, schnell zu präsentieren. Und alle Hundelosen, die das nicht verstehen, das sind sowieso Idioten.

Und jetzt an alle Hundehalter: Es interessiert nicht, ob ihr Hundesteuer bezahlen müsst. Uns interessiert auch nicht eure Hunde-Haftpflichtversicherung, eure Hunde-Krankenversicherung. Ihr habt dafür zu sorgen, daß euer Hund niemanden stört und belästigt. Und freilaufende Hunde im Wald, die müssen rein rechtlich von einem Förster sofort erschossen werden, dies nur mal so zur Information. Aber das wisst ihr ja angeblich. Begreift es aber nur, wenn es euch passiert ist. Mir - uns - ist genau das passiert, nachdem unser Hund mal zwei Tage aus dem Garten ausgebüxt war. Peng, und Ende. Kein Beileid vom Herrn im grünen Gewand, im Gegenteil.-
Dies von mir, einem ehemaligen Kollegen, der jahrelange Erfahrung mit eigenen Hunden hat.-

Ich muß nicht meine Angst bekämpfen, Sie müssen Ihren tollen Hund anleinen. Grundsätzlich, denn Ihre Tierliebe muß niemand teilen. Ihren Hund finden halt andere Menschen nicht "toll". Vielleicht denken Sie mal daran, wenn Sie beim nächsten mal durch einen Supermarkt laufen. Acht Meter lang die Regalfläche, nur Futter, Dosen, Snacks, Kekse und Leckerlis für Hunde. Für Hunde! Acht Meter lang, zwei Meter hoch.

Und die Moral von der Geschicht'? Greif' an die "Bömmelchen" nicht!
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
Kann ich sehr gut nachempfinden - beide Seiten der Medaille. Ich bekenne mich schuldig, eine ganz doofe Hundehalterin gewesen zu sein: Mit einem Rottweiler, den man mir als Welpen geschenkt hat, in den ich mich schockverliebt hatte, noch bevor mir jemand ein Bild gezeigt hat, wie die aussehen, wenn sie ausgewachsen sind und einem Schäfercollinochwasmix aus dem Tierheim, der alles jagte, was sich bewegt hat - auch mal eine Schafherde ins Meer ...
Und jetzt, hundelos, gehe ich jedem Kampfhundbesitzer aus dem Weg, wenn ich ihn von weitem kommen sehe und diese "der-tut-nix-Arien" kann ich auch nicht mehr hören ...
Fazit: Seit man die Hundekacke per Hand aufsammeln muss, will ich keinen Hund mehr. Wenn man beobachtet, wie die Hunde gucken, wenn Frauchen sich auf ihren Haufen stürzt ... ich will jedenfalls keinen Hund, der mich für eine geisteskranke Kackefetischstin hält.
 



 
Oben Unten