Wenn ich an unseren Aufenthalt in der Berghütte denke, muss ich unwillkürlich lächeln. Freunde, die damals nicht dabei waren, verziehen auch die Miene. Sie nennen mich zeit- und ortsvergessen. Immerhin, sagen sie, war es eine Ausnahmesituation. Die Hütte war eingeschneit, aber bestens ausgestattet, die Gäste kannten einander, zumindest manche, es gab Bücher und Gesellschaftsspiele, außerdem eine Gitarre. So haben sie es von anderen gehört.
Ach was, entgegne ich ihnen, die Ausstattung war ausreichend, aber nicht üppig. Dosengulasch, Dosenbohnen, Tee, Kaffee und Fladenbrot. Man hat damals nicht so viel gegessen, wollte sich nicht so breit machen. Gerade dass manche von uns befreundet oder bekannt waren, hätte Grund und Anlass für Streitereien geboten. Wenn man zehn Tage auf engem Raum zusammenlebt, brechen Gegensätze auf und lästige Angewohnheiten werden eher beim Namen genannt als an einem geselligen Abend.
Länger als zehn Tage, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren, hättet ihr es nicht ausgehalten. Ohne Anregung von außen wird man erst launisch und dann stumpf. So ein Schmorren im eigenen Saft ist ganz ungesund. Man kann das an den Insulanern beobachten. Sie verzwergen in jeder Hinsicht.
Vielleicht waren wir tatsächlich Zwerge, die nichts von der weiten Welt wussten, antworte ich ihnen. Aber was nützen verwirrte Globetrotter? Wir waren eine Gruppe junger Männer und Frauen, die ihre Abgeschiedenheit genossen, gemeinsam einen Song komponierten und jede freie Minute in den zerfledderten Büchern lasen, die frühere Einkehrer zurückgelassen hatten. Eines der Mädchen war dauernd am Stricken. Einen schöneren Pullover hat ihr Freund wohl nie mehr besessen.
Ja, wenn man unter sich bleibt und keinen Vergleich fürchten muss, fühlt man sich groß, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren. Da ist jeder Einfall ein Geistesblitz und jeder Rülpser ein Meisterwerk. So ein Hütten-Leben macht blind, schneeblind in eurem Fall. Verirrte Wanderer haben angeklopft, aber ihr habt sie nicht eingelassen. Ihr wart so sehr mit euch selbst beschäftigt, dass ihr auf die Tragödie vor eurer Tür nicht geachtet habt.
Es gab kein freies Bett in unserer Hütte, gebe ich ihnen zu bedenken. Alles war auf- und eingeteilt. Selbst wenn wir das Klopfen der Tourengeher gehört hätten, hätten wir sie nur ungern eintreten lassen. Wir waren nicht gastlich und das Mitleid war nicht so billig in diesen Tagen. Die Umstände ihrer Verirrung hätten sie uns ganz genau erklären müssen. Aber es ist wahr, dass wir sehr mit uns beschäftigt waren. Wir haben füreinander gesorgt.
Und doch, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren, seid ihr beim ersten Sonnenstrahl hinaus und vor die Tür gegangen. Im Tal habt ihr allen erzählt, was für eine schöne Zeit ihr hattet. Einer soll gesagt haben, dass er am liebsten gleich umkehren würde, mit frischem Proviant und notfalls auch allein. "Weltflucht" nennt man das. Nichts Neues, die pure Egozentrik, damals wie heute.
Ihr wisst nicht, wovon ihr redet, antworte ich ihnen. Der Mensch gedeiht von alters her im kleinen Rahmen. Die schützende Höhle ist sein angestammter Platz. Dort kann er sich entfalten. Der Aufbruch in die Welt ist der Irrtum. Man geht verloren unter den Vielen, findet dies und jenes und verstreut seine Seele vor der Zeit. Wir hatten wenigsten diese zehn Tage auf der Alm, bevor wir anfangen mussten, uns um den Rest der Welt zu kümmern.
Die Freunde, die damals nicht dabei waren, schütteln die Köpfe.
Ach was, entgegne ich ihnen, die Ausstattung war ausreichend, aber nicht üppig. Dosengulasch, Dosenbohnen, Tee, Kaffee und Fladenbrot. Man hat damals nicht so viel gegessen, wollte sich nicht so breit machen. Gerade dass manche von uns befreundet oder bekannt waren, hätte Grund und Anlass für Streitereien geboten. Wenn man zehn Tage auf engem Raum zusammenlebt, brechen Gegensätze auf und lästige Angewohnheiten werden eher beim Namen genannt als an einem geselligen Abend.
Länger als zehn Tage, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren, hättet ihr es nicht ausgehalten. Ohne Anregung von außen wird man erst launisch und dann stumpf. So ein Schmorren im eigenen Saft ist ganz ungesund. Man kann das an den Insulanern beobachten. Sie verzwergen in jeder Hinsicht.
Vielleicht waren wir tatsächlich Zwerge, die nichts von der weiten Welt wussten, antworte ich ihnen. Aber was nützen verwirrte Globetrotter? Wir waren eine Gruppe junger Männer und Frauen, die ihre Abgeschiedenheit genossen, gemeinsam einen Song komponierten und jede freie Minute in den zerfledderten Büchern lasen, die frühere Einkehrer zurückgelassen hatten. Eines der Mädchen war dauernd am Stricken. Einen schöneren Pullover hat ihr Freund wohl nie mehr besessen.
Ja, wenn man unter sich bleibt und keinen Vergleich fürchten muss, fühlt man sich groß, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren. Da ist jeder Einfall ein Geistesblitz und jeder Rülpser ein Meisterwerk. So ein Hütten-Leben macht blind, schneeblind in eurem Fall. Verirrte Wanderer haben angeklopft, aber ihr habt sie nicht eingelassen. Ihr wart so sehr mit euch selbst beschäftigt, dass ihr auf die Tragödie vor eurer Tür nicht geachtet habt.
Es gab kein freies Bett in unserer Hütte, gebe ich ihnen zu bedenken. Alles war auf- und eingeteilt. Selbst wenn wir das Klopfen der Tourengeher gehört hätten, hätten wir sie nur ungern eintreten lassen. Wir waren nicht gastlich und das Mitleid war nicht so billig in diesen Tagen. Die Umstände ihrer Verirrung hätten sie uns ganz genau erklären müssen. Aber es ist wahr, dass wir sehr mit uns beschäftigt waren. Wir haben füreinander gesorgt.
Und doch, sagen die Freunde, die damals nicht dabei waren, seid ihr beim ersten Sonnenstrahl hinaus und vor die Tür gegangen. Im Tal habt ihr allen erzählt, was für eine schöne Zeit ihr hattet. Einer soll gesagt haben, dass er am liebsten gleich umkehren würde, mit frischem Proviant und notfalls auch allein. "Weltflucht" nennt man das. Nichts Neues, die pure Egozentrik, damals wie heute.
Ihr wisst nicht, wovon ihr redet, antworte ich ihnen. Der Mensch gedeiht von alters her im kleinen Rahmen. Die schützende Höhle ist sein angestammter Platz. Dort kann er sich entfalten. Der Aufbruch in die Welt ist der Irrtum. Man geht verloren unter den Vielen, findet dies und jenes und verstreut seine Seele vor der Zeit. Wir hatten wenigsten diese zehn Tage auf der Alm, bevor wir anfangen mussten, uns um den Rest der Welt zu kümmern.
Die Freunde, die damals nicht dabei waren, schütteln die Köpfe.