Auf der Kippe (gelöscht)

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Julia

Ein inspiriertes und - wie von Dir gewohnt - gekonnt umgesetztes Gedicht. Allerdings komme ich hier mit den letzten zwei Zeilen inhaltlich und sprachlich nicht ganz klar (bis dahin wars 'ne glatte 10.. :) ) - ich versteh' die nicht so recht.

LG

Jürgen
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Ich las schon Besseres von Dir, liebe presque_rien! Ein Meer, das sich leise wiegt - und schäumt? Die letzten beiden Zeilen vergrößern das (unstimmige) Rätsel. Sollte ich falsch liegen, kläre auf!

lG

P.
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Jürgen, liebe Penelopeia,

entschuldigt die "ein wenig" späte Antwort - ich fürchte, ich bin in allem sehr unbeständig...

Ich meinte das Gedicht folgendermaßen (wobei ich akzeptiere, dass man es in dieser etwas kryptischen Form wahrscheinlich nicht verstehen kann und euch um Verbesserungsvorschläge bitte):

Der Titel "Auf der Kippe" soll in der Formulierung "steht auf den Klippen" wiederhallen - beide Ausdrücke haben (in unterschiedlicher Ausprägung) die Assoziation eines ungewissen nächsten Moments bzw. Schrittes (wobei es im Falle der Klippen natürlich nur nach unten gehen kann, eine gewisse Assoziation mit Lebensmüdigkeit ist gewollt). Das Lyri steht - in einem Moment, in dem sein Leben "auf der Kippe" steht - real und/oder metaphorisch "auf den Klippen". Alles, was ihn ausmacht ("wo ich gewesen, was ich bin") steht "auf den Klippen" - ist also ungewiss, verlangt nach einer Antwort, einer Wahl. Nun beobachtet das Lyri das Meer, das sich ganz im Gegensatz zu ihm selbst nicht "entscheiden" muss, das gegensätzliche Stimmungen mühelos in sich vereint: Geburt ("wiegt") und Tod ("versinkt's"), Stille ("leis") und Regung ("weiß"). (Ich finde diesen letzteren Gegensatz übrigens nicht so unnatürlich: Wenn das Meer "wiegt", gibt es eine gewisse Bewegung des Wassers - und diese kann ausreichen, damit sich dort, wo die Wellen auf Felsen treffen, feiner weißer schaum Bildet.) Selbst wenn das Meer tödlich sein kann (wie ja alle Elemente; diese düstere Assoziation soll durch "Felsenrippen" hervorgerufen werden), ändert das nichts daran, wie wunderschön es ist, wie "herrlich" es "schäumt" (wobei die Assoziation Traum-Schaum möglich ist). Und wie das Lyri so dasteht, versteht es, wie unwichtig es mit seinen komplexen Gefühlsregungen ist - die Natur bleibt, auch wenn es in ihm brodelt, unverändert harmonisch, "nicht ein Schatten, nicht ein Wind" verrät, wie es in ihm aussieht. Das heißt: Keine seelische Regung des Lyri kann das Meer, seine Schönheit und Ausgewogenheit, aus dem Gleichgewicht bringen, verdüstern. Und sobald man das versteht - wie unwichtig man selbst in der Welt ist - wird es leichter, schwere Entscheidungen zu treffen (oder auch nur die Entscheidung, zu leben).

Ich hoffe, ich konnte's ein wenig aufklären...

LG Julia/presque rien
 



 
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