auf empfang

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Walther

Mitglied
auf empfang


ich geh auf eine letzte zigarette
& lasse auch mein volles sekt glas stehn
nicht dass ich irgend was erwartet hätte
mir war nach frischer luft mir war nach gehn

ich lasse die gespräche drinnen branden
das lachen ist so falsch wie jeder ton
mir kam der kleine rest geduld abhanden
da bin ich vor dem elend schnell entflohn

& hab den fahlen mond ganz still betrachtet
sein kaltes licht beleuchtet kanten scharf
den weg ich habe mich & uns verachtet
erkannt wer ehre & moral verwarf

hier eile ich vorm mund die atem fahne
die feuchte nieselt tröpfchen ins gesicht
ein abschied naht ich fühle & ich ahne
geh mit mir unerbittlich ins gericht
 
Hallo Walther,
ein wunderschönes Gedicht,
aber mir widerstrebt es, es zu benoten, da ich die Kleinschreibung ohne Punkt und Komma nicht leiden kann, auch nicht, dass man Sektglas in zwei Wörtern schreibt und schon gar nicht das & statt und.
Tut mir leid, doch ich hänge sehr an dem Althergebrachten.
Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Auf Empfang
- Marie-Luise Remix -

Ich geh auf eine letzte Zigarette
Und lasse auch mein volles Sektglas stehn,
Nicht dass ich irgendwas erwartet hätte:
Mir war nach frischer luft, mir war nach Gehn.

Ich lasse die Gespräche drinnen branden.
Das lachen ist so falsch wie jeder ton.
Mir kam der kleine Rest Geduld abhanden,
Da bin ich vor dem Elend schnell entflohn

Und hab den fahlen mond ganz still betrachtet;
Dein kaltes Licht beleuchtet kantenscharf
Den Weg. Ich habe mich und uns verachtet,
Erkannt, wer Ehre und Moral verwarf.

Hier eile ich, vorm Mund die Atemfahne,
Die Feuchte nieselt Tröpfchen ins Gesicht.
Ein abschied naht, ich fühle und ich ahne,
Geh mit mir unerbittlich ins Gericht.
 

Walther

Mitglied
auf empfang


ich geh auf eine letzte zigarette
& lasse auch mein volles sekt glas stehn
nicht dass ich irgend was erwartet hätte
mir war nach frischer luft mir war nach gehn

ich lasse die gespräche drinnen branden
das lachen ist so falsch wie jeder ton
mir kam der kleine rest geduld abhanden
da bin ich vor dem elend schnell geflohn

& hab den fahlen mond ganz still betrachtet
sein kaltes licht beleuchtet kanten scharf
den weg ich habe mich & uns verachtet
erkannt wer ehre & moral verwarf

hier eile ich vorm mund die atem fahne
die feuchte nieselt tröpfchen ins gesicht
ein abschied naht ich fühle & ich ahne
geh mit mir unerbittlich ins gericht
 

Walther

Mitglied
Auf Empfang
- Marie-Luise Remix (korrigiert:)) -

Ich geh auf eine letzte Zigarette
Und lasse auch mein volles Sektglas stehn,
Nicht dass ich irgendwas erwartet hätte:
Mir war nach frischer Luft, mir war nach Gehn.

Ich lasse die Gespräche drinnen branden.
Das Lachen ist so falsch wie jeder ton.
Mir kam der kleine Rest Geduld abhanden,
Da bin ich vor dem Elend schnell geflohn

Und hab den fahlen Mond ganz still betrachtet;
Sein kaltes Licht beleuchtet kantenscharf
Den Weg. Ich habe mich und uns verachtet,
Erkannt, wer Ehre und Moral verwarf.

Hier eile ich, vorm Mund die Atemfahne,
Die Feuchte nieselt Tröpfchen ins Gesicht.
Ein Abschied naht, ich fühle und ich ahne,
Geh mit mir unerbittlich ins Gericht.
 

Walther

Mitglied
lb. helmut,

danke für deinen eintrag. das spannende ist, daß mit der zunahme des alters nur die äußere gelassenheit zunimmt, nicht aber die innere. das schreiben ist da manchmal ein gutes ventilm, weil man die scharaden, das sich-gegenseitig-etwas-vormachen, nicht mehr ertragen kann - vom sprücheklopfen einmal abgesehen.

lg w.
 

mara

Mitglied
Diese durchgehende Kleinschreiberei halte ich für einen unnötigen Manierismus, der dem Leser das Lesen erschwert. In der überarbeiteten Version gefällt mir der Text sehr gut.

Der Rhythmus fließt, es gab keine Stelle, die metrisch gestört hätte und auch keinen Reim, der an den Haaren herbeigezogen wirken würde. Es ist alles sehr stimmig.

Schöne Details und eingängige Bilder. Das Wort "kantenscharf" - auch wenn es vielleicht aus der Verlegenheit heraus entstand, einen Reim auf "verwarf" zu finden - ist ein wunderbares Wort, das sofort eine gewisse Atmosphäre in mir erzeugt, die sowohl in die Nachtstimmung als auch zu den falschen Gesprächen passt.
 

Walther

Mitglied
lb. mara,

danke für deinen freundlichen eintrag. das mit der marotte kleinschreibung will ich nicht in abrede stellen. vielleicht kommt es mir irgendwann wieder anders.;)

"kantenscharf" ist ein begriff aus der photographie, der für ein ganz bestimmte art der ausleuchtung steht. es gibt mondlicht, das eine ähnliche wirkung erzeugt. daß der reim auch noch paßt, ist umso besser und wurde billigend in kauf genommen. allerdings ist die technizistische kälte, die dieses licht erzeugt, hier auch träger einer information.

mir liegt sehr daran, daß form und inhalt stimmig und handwerklich ordentlich ausgeführt sind. wenn es dann, und das können nur leser/innen beurteilen, dazu ist man selbst eher weniger in der lage, auch noch gelingt, sprachmelodie und formbedingte rhythmik zu einer quasi in einander fließenden deckung zu bringen, ist so ungefähr das maximum dessen erreicht, das man sich als amateurdichter von seinem versuch wünschen kann.

lg w.
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Walther,

mir geht es ähnlich beim Älterwerden, man wird nur äußerlich ruhiger, aber es bedrängt einen, zu Schreiben.

Liebe Grüße

Helmut
 



 
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