auf wall ende

in die kühle der abendstille

trällert stotternd ein drosselhahn

seine erobernden abgesänge

der dämmerabschied wartet

unter romanischen lichtbögen

neben der kirchenruine

und sucht nach schönheiten



das leben weicht unmerklich zurück

Hey Karl,
das sind finde ich sehr schöne Zeilen - sie geben sich nachdenklich und setzen recht bedachtsam einen Fuß vor den anderen, musikalisch wäre das wohl ein Andante, aber im Hinblick auf die relative Kurzzeiligkeit wohl ein A. con moto.
Den Titel finde ich alerdings zwar sehr interessant, aber irgendwie von seiner wortspielerischen Gestimmtheit nicht so recht zu dem eigentlichen Gedicht passend.
Und dass das Leben "unmerklich" zurückweicht kontrastiert für mich ein bisschen mit der doch recht heftig bewegten Friedhofsglocke. Und ich hätte die zwei Schlussverse nicht unbedingt gebraucht, weil die für mich nicht nur in ihrem Wortsinn, sondern auch im Perspektivwechsel ein bisschen den Fokus der vorangehenden Zeilen verunklaren.
Ich hätt das vielleicht ungefähr in dieser Art enden lassen:


finde belanglose allgemeinplätze

das leben weicht zurück

während die graue glocke

an der friedhofskapelle

hin und her schwingt

sich beinahe überschlägt


Aber ganz unabhängig davon - ein sehr schöner Lesegenuss!

LG!

S.