Aufbruch

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
An Sommer- oder Wintertagen
wahrscheinlich mitten in der Nacht
hab ich mich ohne euch zu fragen
ganz leise auf den Weg gemacht

Die Türen lass ich offenstehen
der Teppich merkt den Abdruck kaum
Ich werde nochmal rückwärts sehen
und lächle euch in euren Traum

Der spricht von bunten Blumenwiesen
vom Himmel der kein Wölkchen kennt
Wo stille klare Wasser fließen
geb ich dem Fährmann meinen Cent
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Aber Franke. Nicht der Tote gibt dem Fährmann selbst einen Cent auf die Zunge (wie sollte er das auch machen?), sondern die Hinterbliebenen. Das sind ja düstere Zukunftsvorstellungen. Ich hoffe nicht, dass dies dein Testament ist. Wobei mir allerdings die verwendeten Zeiten durcheinanderzukommen scheinen: S1 in Perfekt, S2 in Präsens und Futur I, S3 in Präsens. Nun ja, damit muss man leben. Fraglich ist allerdings, ob der aktuelle Fährmann das wacklige Euro-Geld will und ob er die Fahrt für diesen lächerlichen Fahrpreis in den Hades übernehmen wird. Bedenke: Zumindest eine Busfahrt auf der Oberwelt beträgt bereits das 500-Fache und mehr.

Das Gedicht setzt sich aus drei Strophen im Kreuzreim zusammen. Im großen und ganzen sehr sauber geschrieben (bis auf den monierten Zeitengebrauch), lediglich in S3 wäre anzumerken, dass der Reim "Blumenwiesen - fließen" nicht ganz sauber ist. Aber das wirst du ja wissen und hast auf Risiko gedichtet.

Gruß, blackout
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo blackout,

vielen Dank für deinen Kommentar.
Ob der Cent wohl reichen wird, ist tatsächlich fraglich. Aber hoffen wir mal, dass er eine symbolische Gabe ist und der Fährmann sich damit zufrieden gibt.
Zur Übergabe: Stimmt die Hinterbliebenen geben den Cent bei, aber der Fährmann übernimmt ihn letztendlich vom Verstorbenen. Ich denke, von daher kann ich meine Formulierung so stehen lassen.
Ja, das mit den unterschiedlichen Zeiten ist mir selbst auch bewusst. ich habe lange überlegt und das Gedicht hundertemale gelesen. Letztendlich habe ich keine Lösung gefunden ohne das Gedicht und vor allem den Reim zu zerstören. Ich fand es schließlich nicht ganz so tragisch, obwohl ich zugegebenermaßen doch ein wenig Bauchweh dabei habe. Vielleicht hat noch jemand eine zündende Idee!?

Mein Testament soll es nicht sein, aber in diesen Zeiten kommen einem auch schon mal düstere Gedanken.

Danke auch für die Wertung und liebe Grüße
Manfred
 

molly

Mitglied
Zur Übergabe: Stimmt die Hinterbliebenen geben den Cent bei, aber der Fährmann übernimmt ihn letztendlich vom Verstorbenen. Ich denke, von daher kann ich meine Formulierung so stehen lassen.
Hallo Franke,
das kannst Du gut stehen lassen. Einen Cent lese ich als ein Leben, das der Fährmann bekommt, die Fahrt wird kostenlos sein.


Liebe Grü0e
molly
 

Didi Costaire

Mitglied
Hallo Franke,

das gefällt mir bis auf den ersten Vers gut. Am Anfang frage ich mich jedoch: Warum nicht im Herbst, und ist ein Aufbruch nicht ein Zeitpunkt, also bestenfalls ein einzelner Tag statt einer Zeitspanne?

Schöne Grüße,
D.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Didi,

ich wollte den Tag bewusst offen halten und der Herbst ist für Abschiede lyrisch schon sehr verbraucht.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 



 
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