„Mmmh, das riecht aber lecker!"
Mein Schlag mit dem Kochlöffel erwischte die schwarze Zunge knapp über der Pfanne.
„Ich wollte doch nur ein bisschen probieren." Beleidigt rollte er sie wieder ein.
"Erstens ist die Soße noch nicht fertig, zweitens hasse ich das Aroma, das Du hinterlässt und drittens kannst Du mir den Koriander reichen."
„Wie viel?" Das Gewürzglas schwebte über der Pfanne, bereit, seinen Inhalt über meinen Hasenrücken zu verbreiten.
„Halt! Das mache ich selber!" Ich schnappte mir das Glas.
„Du traust mir wohl nicht?"
Koriander stand drauf und ich schnupperte vorsichtig daran. Der Angriff der Pfefferwolke ließ meine Nase explodieren. Brimboriums Gelächter dröhnte mir in den Ohren, während ich mich durch Tränenschleier zur Spüle kämpfte.
Wie ich den Tag verwünschte, an dem ich diese Wildsberger Brunnen geöffnet hatte! Seit sechs Wochen hauste diese Heimsuchung jetzt schon bei mir und nagte an meinen Nerven. Ich hätte ihn gleich wieder in die Flasche schicken sollen, als er meinen Wunsch nicht erfüllen konnte. Aber nein, meine verdammte Gutmütigkeit! Die Aussicht, wieder in die muffige PET-Flasche zu müssen, hatte ihn fast in Tränen aufgelöst und ich gewährte ihm Asyl in der Kristallkaraffe von Tante Milli. Zu dumm, dass der passenden Stöpsel für das gute Stück nicht mehr auffindbar war.
„Frankieboy, Deine Soße verkocht!"
Als ich in die Höhe fuhr, stauchte mich der Wasserhahn gleich wieder zusammen.
„Oioioi! Das gibt ein Hörnchen für Fränkchen!"
Mein Spüllappengeschoß legte er in eine elegante Kurve.
"Das Fenster muss sowieso geputzt werden", erklärte Brimborium, lehnte sich an das Curryglas und zupfte imaginäre Stäubchen von seiner Pluderhose. „Dein Gewürzregal ist übrigens verdammt unbequem. Hast Du eventuell ein Nadelkissen?“
Die Pfanne mit dem eingedampften Soßendestillat zitterte in meiner Hand. „Nein! Lass mich endlich in Ruhe kochen!"
„Du verstehst überhaupt keinen Spaß. Liegt bestimmt an der trockenen Luft hier." Demonstrativ hustete er eine Staubwolke aus.
„Brimborium, bitte!", flehte ich. Zu spät. Eine gelbgraue Schicht senkte sich auf die Arbeitsplatte samt frisch gewaschenem Feldsalat und begrub alle meine Hoffnungen auf einen ausbaufähigen Abend. „In einer halben Stunde kommt sie, verdammt!"
„So ein Aufwand, bloß wegen einem Weib!" Er blickte mitleidig auf mich herab. „Kannst Du doch einfacher haben." Er grinste und klingelte auffordernd mit seinen Ohrringen. „Juckt's in der Lende, frag' Brimborium, der klatscht in die Hände!"
„Darum geht's doch gar ni... Ach zum Teufel, was erklär' ich Dir das überhaupt? Verschwinde endlich in Deiner Flasche!" Ich warf einen verzweifelten Blick zur Uhr, noch fünfundzwanzig Minuten bis zur Deadline.
„Ist das Dein Wunsch?"
„Ja - ich meine nein, das ist ein Befehl!" Fast hätte er mich reingelegt.
„Schade." Enttäuscht sank er in sich zusammen. Er seufzte. „Du bist wirklich ein harter Brocken."
Eine Weile versank er in wehmütiger Betrachtung seiner Schnabelschuhe, nur die Zwirbelenden zuckten. Plötzlich richtete er sich auf, blies Rauch aus den Ohren. „Aber befehlen kannst Du mir nichts, Menschenwurm!" Bedrohlich ballte sich über seinem Haupt eine Zorngewitterwolke.
Es reichte. Was bildete sich dieser aufgeblasene Pfandflaschengeist eigentlich ein? Ich knallte die Pfanne auf den Herd und baute mich vor ihm auf. „So, kann ich nicht?" Ich langte neben die Spüle und griff, ohne ihn aus den Augen zu lassen, nach der erstbesten Flasche. Apfelschorle, erkannte ich aus dem Augenwinkel. „Siehst Du das?" Entschlossen brach ich ihr Siegel und leerte sie in den Ausguss.
„Was tust Du da?" Argwöhnisch verfolgten seine kohlschwarzen Augen das uringelbe Gurgeln.
„Eigenbedarfskündigung. Fristlos." Ich lächelte ihn liebreizend an. „Dein Ersatzwohnraum. Dr. Hausmann spendiere ich morgen früh eine frische Probe."
Die Augen quollen aus den Höhlen, als er die PET-Flasche fixierte, in der noch die Kütze schäumte. „Dasdasdas ..." Erschrocken brach die Wolke und warf einen schweren Schauer in sein pistazienblasses Gesicht. „Das kannst Du nicht machen!", heulte er schließlich auf.
„Ich kann." Auffordernd hielt ich ihm die Flasche hin. „Na los, husch in's Fläschchen!"
„Niemals!" Er schüttelte den Kopf, dass die Tropfen flogen. „Keinen Schritt näher, Sterblicher!" Eine faulige Sturmböe blies mir entgegen, die mich fast von den Füßen riss. Mit beiden Händen umklammerte ich die Flasche, streckte ich sie ihm entgegen und stemmte mich in die Übelkeit erregenden Miasmen. „Weiche Satan!", schrie ich, irgendwie schien es mir angemessen.
Plötzlich Ruhe.
Brimborium grinste. „Das haben die Kuttenträger auch immer versucht, hat nie geklappt."
Ich sah den nervösen Knoten in seinem Kinnbart, er bluffte.
„Die hatten auch nur ein Kruzifix und Weihwasser zur Verfügung." Unerbittlich rückte ich näher.
„Frankieboy, können wir uns nicht irgendwie einigen?" Er drückte sich an das Curryglas.
„Wie heißt das?"
„Mein Herr Frank," beeilte er sich zu sagen und machte einen Diener.
„Schon besser. Was hast du anzubieten?"
„Wie wäre es damit?" Neben mir schwebte die Pfanne, der Hasenrücken schwamm in der Soße und sah einfach lecker aus.
„Nur das Ambiente..."
„...ist perfekt!" Er hatte nicht mal in die Hände geklatscht. Kritisch betrachtete ich die vornehme Tafel, die goldenen Pokale und das zart schimmernde Porzellan auf dem fein gestickten Tuch.
„Wenn es hier nur nicht so dreckig wäre..."
Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen Dampflokpfiff ertönen. Schneller als meine Augen folgen konnten, wirbelten lauter kleine Brimborien um mich. Als das Klingeln in meinen Ohren nachließ, blitzte meine Küche wie ein Katalogfoto.
„Zufrieden?"
„Also gut." Ich stellte die Flasche ab und nahm Tante Millis Karaffe von der Anrichte. Erleichtert begann Brimborium zu verdampfen.
„Eins noch." Ich hielt die Karaffe zu.
„Was willst Du noch?", frug er, bis zur Schärpe bereits grüner Nebel.
„Ich habe keinen Wunsch geäußert."
„Leider." Ein letzter tiefer Seufzer, dann kroch er völlig aufgelöst in Tantes Kristallgefäß.
Er hatte recht, ich konnte ihm nichts befehlen. Aber ich besaß das Aufenthaltsbestimmungsrecht.
Mein Schlag mit dem Kochlöffel erwischte die schwarze Zunge knapp über der Pfanne.
„Ich wollte doch nur ein bisschen probieren." Beleidigt rollte er sie wieder ein.
"Erstens ist die Soße noch nicht fertig, zweitens hasse ich das Aroma, das Du hinterlässt und drittens kannst Du mir den Koriander reichen."
„Wie viel?" Das Gewürzglas schwebte über der Pfanne, bereit, seinen Inhalt über meinen Hasenrücken zu verbreiten.
„Halt! Das mache ich selber!" Ich schnappte mir das Glas.
„Du traust mir wohl nicht?"
Koriander stand drauf und ich schnupperte vorsichtig daran. Der Angriff der Pfefferwolke ließ meine Nase explodieren. Brimboriums Gelächter dröhnte mir in den Ohren, während ich mich durch Tränenschleier zur Spüle kämpfte.
Wie ich den Tag verwünschte, an dem ich diese Wildsberger Brunnen geöffnet hatte! Seit sechs Wochen hauste diese Heimsuchung jetzt schon bei mir und nagte an meinen Nerven. Ich hätte ihn gleich wieder in die Flasche schicken sollen, als er meinen Wunsch nicht erfüllen konnte. Aber nein, meine verdammte Gutmütigkeit! Die Aussicht, wieder in die muffige PET-Flasche zu müssen, hatte ihn fast in Tränen aufgelöst und ich gewährte ihm Asyl in der Kristallkaraffe von Tante Milli. Zu dumm, dass der passenden Stöpsel für das gute Stück nicht mehr auffindbar war.
„Frankieboy, Deine Soße verkocht!"
Als ich in die Höhe fuhr, stauchte mich der Wasserhahn gleich wieder zusammen.
„Oioioi! Das gibt ein Hörnchen für Fränkchen!"
Mein Spüllappengeschoß legte er in eine elegante Kurve.
"Das Fenster muss sowieso geputzt werden", erklärte Brimborium, lehnte sich an das Curryglas und zupfte imaginäre Stäubchen von seiner Pluderhose. „Dein Gewürzregal ist übrigens verdammt unbequem. Hast Du eventuell ein Nadelkissen?“
Die Pfanne mit dem eingedampften Soßendestillat zitterte in meiner Hand. „Nein! Lass mich endlich in Ruhe kochen!"
„Du verstehst überhaupt keinen Spaß. Liegt bestimmt an der trockenen Luft hier." Demonstrativ hustete er eine Staubwolke aus.
„Brimborium, bitte!", flehte ich. Zu spät. Eine gelbgraue Schicht senkte sich auf die Arbeitsplatte samt frisch gewaschenem Feldsalat und begrub alle meine Hoffnungen auf einen ausbaufähigen Abend. „In einer halben Stunde kommt sie, verdammt!"
„So ein Aufwand, bloß wegen einem Weib!" Er blickte mitleidig auf mich herab. „Kannst Du doch einfacher haben." Er grinste und klingelte auffordernd mit seinen Ohrringen. „Juckt's in der Lende, frag' Brimborium, der klatscht in die Hände!"
„Darum geht's doch gar ni... Ach zum Teufel, was erklär' ich Dir das überhaupt? Verschwinde endlich in Deiner Flasche!" Ich warf einen verzweifelten Blick zur Uhr, noch fünfundzwanzig Minuten bis zur Deadline.
„Ist das Dein Wunsch?"
„Ja - ich meine nein, das ist ein Befehl!" Fast hätte er mich reingelegt.
„Schade." Enttäuscht sank er in sich zusammen. Er seufzte. „Du bist wirklich ein harter Brocken."
Eine Weile versank er in wehmütiger Betrachtung seiner Schnabelschuhe, nur die Zwirbelenden zuckten. Plötzlich richtete er sich auf, blies Rauch aus den Ohren. „Aber befehlen kannst Du mir nichts, Menschenwurm!" Bedrohlich ballte sich über seinem Haupt eine Zorngewitterwolke.
Es reichte. Was bildete sich dieser aufgeblasene Pfandflaschengeist eigentlich ein? Ich knallte die Pfanne auf den Herd und baute mich vor ihm auf. „So, kann ich nicht?" Ich langte neben die Spüle und griff, ohne ihn aus den Augen zu lassen, nach der erstbesten Flasche. Apfelschorle, erkannte ich aus dem Augenwinkel. „Siehst Du das?" Entschlossen brach ich ihr Siegel und leerte sie in den Ausguss.
„Was tust Du da?" Argwöhnisch verfolgten seine kohlschwarzen Augen das uringelbe Gurgeln.
„Eigenbedarfskündigung. Fristlos." Ich lächelte ihn liebreizend an. „Dein Ersatzwohnraum. Dr. Hausmann spendiere ich morgen früh eine frische Probe."
Die Augen quollen aus den Höhlen, als er die PET-Flasche fixierte, in der noch die Kütze schäumte. „Dasdasdas ..." Erschrocken brach die Wolke und warf einen schweren Schauer in sein pistazienblasses Gesicht. „Das kannst Du nicht machen!", heulte er schließlich auf.
„Ich kann." Auffordernd hielt ich ihm die Flasche hin. „Na los, husch in's Fläschchen!"
„Niemals!" Er schüttelte den Kopf, dass die Tropfen flogen. „Keinen Schritt näher, Sterblicher!" Eine faulige Sturmböe blies mir entgegen, die mich fast von den Füßen riss. Mit beiden Händen umklammerte ich die Flasche, streckte ich sie ihm entgegen und stemmte mich in die Übelkeit erregenden Miasmen. „Weiche Satan!", schrie ich, irgendwie schien es mir angemessen.
Plötzlich Ruhe.
Brimborium grinste. „Das haben die Kuttenträger auch immer versucht, hat nie geklappt."
Ich sah den nervösen Knoten in seinem Kinnbart, er bluffte.
„Die hatten auch nur ein Kruzifix und Weihwasser zur Verfügung." Unerbittlich rückte ich näher.
„Frankieboy, können wir uns nicht irgendwie einigen?" Er drückte sich an das Curryglas.
„Wie heißt das?"
„Mein Herr Frank," beeilte er sich zu sagen und machte einen Diener.
„Schon besser. Was hast du anzubieten?"
„Wie wäre es damit?" Neben mir schwebte die Pfanne, der Hasenrücken schwamm in der Soße und sah einfach lecker aus.
„Nur das Ambiente..."
„...ist perfekt!" Er hatte nicht mal in die Hände geklatscht. Kritisch betrachtete ich die vornehme Tafel, die goldenen Pokale und das zart schimmernde Porzellan auf dem fein gestickten Tuch.
„Wenn es hier nur nicht so dreckig wäre..."
Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen Dampflokpfiff ertönen. Schneller als meine Augen folgen konnten, wirbelten lauter kleine Brimborien um mich. Als das Klingeln in meinen Ohren nachließ, blitzte meine Küche wie ein Katalogfoto.
„Zufrieden?"
„Also gut." Ich stellte die Flasche ab und nahm Tante Millis Karaffe von der Anrichte. Erleichtert begann Brimborium zu verdampfen.
„Eins noch." Ich hielt die Karaffe zu.
„Was willst Du noch?", frug er, bis zur Schärpe bereits grüner Nebel.
„Ich habe keinen Wunsch geäußert."
„Leider." Ein letzter tiefer Seufzer, dann kroch er völlig aufgelöst in Tantes Kristallgefäß.
Er hatte recht, ich konnte ihm nichts befehlen. Aber ich besaß das Aufenthaltsbestimmungsrecht.