Augenöffnen

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Daniel Techet

Mitglied
Augenöffnen

Ein Gefühl so schwarz wie ein Baum
in einer dunklen Nacht.
Vernichtend verdunkelnd aus sich selber steigend.
Hinauf in das Herz und in den Hals.
Wie ein Dämon, der nachtschattengleich
sich in die Finsternisse blüht.

Doch Sonnenaufgang ist auch hier.
In der tiefsten Unterkammer der Dunkelheit
liegt die goldene Sonnenkugel
in sich selber ruhend
wie ein neugeborenes Kind.
Wie das Gelb in ägyptischen Pyramiden.

von Daniel Techet aus
Impressionen 2
 

Mimi

Mitglied
… also ich weiß nicht... ich finde auch es geht in Richtung Prosa... aber vielleicht ist dies ja auch deine Absicht?...
...der letzte Vers der 2. Strophe hat etwas Schönes... in die Richtung hättest du weiter denken können... nur als Anreiz...
...wie das Gelb in ägyptischen Pyramiden … ja die alten Ägypter hatten beeindruckende Farben...
hergestellt aus gelber und roter Ocker und Rötel oder auch aus dem Pigment Orpiment entstand ein wundervolles Gelb... Gelb die Farbe für das Ewige .. für Sonne und Gold...
Gelb war die Farbe von Ra und allen anderen Pharaonen … ihre Sarkophage waren aus Gold gebaut...

Saludos
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Daniel!

Ein Gefühl so schwarz wie ein Baum
in einer dunklen Nacht.
Vernichtend verdunkelnd aus sich selber steigend.
Hinauf in das Herz und in den Hals.
Wie ein Dämon, der nachtschattengleich
sich in die Finsternisse blüht.
Es gibt die Meinung, Lyrik sei Gefühlsreflexion. Wenn das der Fall ist, dann ist das Wort "Gefühl" überflüssig. Gedauso wie das "wie" in den "wie"-Vergleichen. Dann bleibt: Ein Baum in einer dunklen Nacht.
In der Nacht sind alle Kühe schwarz (Hegel), alle Katzen grau (Volksmund), alle Bäume schwarz. Warum wählst Du den Baum statt der Kuh oder der Katze? Des Aufsteigens wegen.
Es ist ein Baum im menschlichen Körper, zudem noch einer mit einem verselbständigten Leben: "aus sich selber steigend". Offensichtlich der Blutkreislauf. Aber was ist an dem Blutgefäßebaum "vernichtend", und in Wortwiederholung "verdunkelnd"? Ach so, es ist das Gefühl.
"Wie" - es genügt "ein Dämon".
"blühen" reflexiv ("sich")?

So, ich habe einen Termin, muß eben mal weg,
grusz, hansz
 

Daniel Techet

Mitglied
...der letzte Vers der 2. Strophe hat etwas Schönes... in die Richtung hättest du weiter denken können... nur als Anreiz..
Hallo Mimi,

danke für deinen Kommentar.
Du hast eine gute Spürnase. Gerade diese Stelle mit dem "Gelb in ägyptischen Pyramiden" ist nämlich das am Geschriebenen, wo etwas besonders verborgen-Tiefes aus mir heraus klingt. Etwas kindliches und unbewusstes, vielleicht macht das das Schöne?

Mir gefällt dein Fokus und deine Fähigkeit intuitiv das Stimmige und Richtige zu erkennen/ zu erspüren.
Ursprünglich ist es als poetischer Text gedacht, ich war mir nur nicht ganz sicher, ob er in den Prosaforen reinpasst oder ob er nicht eher doch zur Poesie gehört. Bin erst wenige Tage hier.. :)

Grüßle Daniel
 

Daniel Techet

Mitglied
Lieber Daniel!


Es gibt die Meinung, Lyrik sei Gefühlsreflexion. Wenn das der Fall ist, dann ist das Wort "Gefühl" überflüssig. Gedauso wie das "wie" in den "wie"-Vergleichen. Dann bleibt: Ein Baum in einer dunklen Nacht.
In der Nacht sind alle Kühe schwarz (Hegel), alle Katzen grau (Volksmund), alle Bäume schwarz. Warum wählst Du den Baum statt der Kuh oder der Katze? Des Aufsteigens wegen.
Es ist ein Baum im menschlichen Körper, zudem noch einer mit einem verselbständigten Leben: "aus sich selber steigend". Offensichtlich der Blutkreislauf. Aber was ist an dem Blutgefäßebaum "vernichtend", und in Wortwiederholung "verdunkelnd"? Ach so, es ist das Gefühl.
"Wie" - es genügt "ein Dämon".
"blühen" reflexiv ("sich")?

So, ich habe einen Termin, muß eben mal weg,
grusz, hansz
Lieber Hansz,

danke für deine Einschätzung und Analyse.
Ich darf dir aber sagen, dass du mit deinen Schlussfolgerungen nicht nur richtig liegst :)
Dennoch bewundere ich deine fast schon wissenschaftliche Art des Druchdenkens und Analysierens.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hallo, Daniel!

Hast Du was geschrieben? Ich sehe nichts, was in irgendeiner Weise auf das eingeht, was ich Dir geschrieben habe.

Schlußfolgerungen enthielt mein Schrieb eigentlich nicht, deshalb bleibt mir unverständlich, was an den nicht vorhandenen Schlußfolgerungen denn falsch sein kann. Wenn aber etwas an meinen Anmerkungen falsch sein sollte, dann zeig mir auf, was daran falsch war.

Ich setze die oben unterbrochene Kritik fort:

Doch Sonnenaufgang ist auch hier.
In der tiefsten Unterkammer der Dunkelheit
liegt die goldene Sonnenkugel
in sich selber ruhend
wie ein neugeborenes Kind.
Wie das Gelb in ägyptischen Pyramiden.
Die "tiefste Unterkammer der Dunkelheit" ist überüberflüssig pleonastisch.
Wenn es da so tief unterdunkel ist, wie kann man da eine Farbe wie "Gold" erkennen?
In der Metaphernsphäre ist die Sonnenkugel ein neugeborenes Kind, das "wie" macht daraus eine Metapher für eine Metapher.
Die Wüstensandfarbe der Pyramiden hat aber wenig von dem blendenden Glanz der Sonne. Und wie wird das Gelb in der tiefsten Unterkammer der Dunkelheit sichtbar?

von Daniel Techet aus
Impressionen 2
Jetzt sag bloß, Du hast für solche - - nennen wir es "Versuche" einen Verlag gefunden? Dann mußt Du ein guter Agent Deiner Schöpfungen sein. Alle Achtung!

grusz, hansz
 

Daniel Techet

Mitglied
Hallo, Daniel!

Hast Du was geschrieben? Ich sehe nichts, was in irgendeiner Weise auf das eingeht, was ich Dir geschrieben habe.

Schlußfolgerungen enthielt mein Schrieb eigentlich nicht, deshalb bleibt mir unverständlich, was an den nicht vorhandenen Schlußfolgerungen denn falsch sein kann. Wenn aber etwas an meinen Anmerkungen falsch sein sollte, dann zeig mir auf, was daran falsch war.

Ich setze die oben unterbrochene Kritik fort:


Die "tiefste Unterkammer der Dunkelheit" ist überüberflüssig pleonastisch.
Wenn es da so tief unterdunkel ist, wie kann man da eine Farbe wie "Gold" erkennen?
In der Metaphernsphäre ist die Sonnenkugel ein neugeborenes Kind, das "wie" macht daraus eine Metapher für eine Metapher.
Die Wüstensandfarbe der Pyramiden hat aber wenig von dem blendenden Glanz der Sonne. Und wie wird das Gelb in der tiefsten Unterkammer der Dunkelheit sichtbar?



Jetzt sag bloß, Du hast für solche - - nennen wir es "Versuche" einen Verlag gefunden? Dann mußt Du ein guter Agent Deiner Schöpfungen sein. Alle Achtung!

grusz, hansz

Es freut mich sehr, dass Sie so intensiv (ich glaube ja fast schon impulsiv) auf meinen Versuch reagieren.
Denn damit erreiche ich das Ziel, was ein Poet meinem Herzen nach hat, nämlich die Menschen innerlich zu berühren.
Herzlichen Dank und viele sonnige Pharaonengrüße! :)
 

Der Neue

Mitglied
Hallo Daniel,

eventuell könnte man an dem Text hier und da noch Änderungen in Betracht ziehen, wie sie in den Kommentaren vorgeschlagen wurden, zum Beispiel die „Unterkammer“ betreffend. Auch die Idee, das „Gefühl“ am Anfang wegzulassen, halte ich für gut.
Aber grundsätzlich finde ich die Bilder sehr stark. Etwas Dunkles lebt und wächst in Hals und Brust hinein, es „blüht sich“, also es entfaltet willentlich / aktiv, vermutlich auf Kosten eines Wirts und dessen Lebenskraft oder -freude, seine böse zerstörerische Schönheit.
Und dann als Gegenkraft etwas, das ruht, das jung und zart wie ein Baby, aber gleichzeitig potenziell machtvoll wie die Sonne ist - eine echte Erleichterung für den Leser nach dem Schreckensbild der ersten Strophe. Durch den anschaulichen Vergleich mit etwas real Betrachtbarem, den Pyramiden, rückt dieses Bild des Trostes und der Hoffnung noch einmal näher an den Leser heran.
Also mich hat‘s jedenfalls angesprochen und natürlich ist es Lyrik.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Daniel,

Mondnein gab schon die richtigen Tipps, um den Text lyrischer zu gestalten. Die allermeisten vergleichenden Bilder, die mit »wie« anfangen, kann man getrost davon befreien – dass es Metaphern sind, bekommt Deine Leserschaft schon mit.
Und schiefe Bilder zerstören zielsicher die Wirkung. Das in sich ruhende Gelb mag für SynästhethikerInnen fühlbar sein, aber ich vermute nicht, dass dieses Empfinden hier gemeint ist.

cu
lap
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Gedankengang:

Äquinoktium

Ein Dämon
der nachtschattengleich
durch die Finsternis
hinauf ins Herz steigt

Wo die goldene Sonnenkugel
gleich im Gelb der Zeichnungen
ägyptischer Pyramiden
ruht

LG Otto
 

Daniel Techet

Mitglied
Hallo Daniel,

eventuell könnte man an dem Text hier und da noch Änderungen in Betracht ziehen, wie sie in den Kommentaren vorgeschlagen wurden, zum Beispiel die „Unterkammer“ betreffend. Auch die Idee, das „Gefühl“ am Anfang wegzulassen, halte ich für gut.
Aber grundsätzlich finde ich die Bilder sehr stark. Etwas Dunkles lebt und wächst in Hals und Brust hinein, es „blüht sich“, also es entfaltet willentlich / aktiv, vermutlich auf Kosten eines Wirts und dessen Lebenskraft oder -freude, seine böse zerstörerische Schönheit.
Und dann als Gegenkraft etwas, das ruht, das jung und zart wie ein Baby, aber gleichzeitig potenziell machtvoll wie die Sonne ist - eine echte Erleichterung für den Leser nach dem Schreckensbild der ersten Strophe. Durch den anschaulichen Vergleich mit etwas real Betrachtbarem, den Pyramiden, rückt dieses Bild des Trostes und der Hoffnung noch einmal näher an den Leser heran.
Also mich hat‘s jedenfalls angesprochen und natürlich ist es Lyrik.
Hallo,

danke für deine Betrachtungen und dein Feedback!
:)

Liebe Grüße Daniel
 



 
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