Detlef Schumacher
Mitglied
„Ich bin eine Eintagsfliege“, stellte sich die Eintagsfliege der Mehrtagsfliege vor. Beide trafen sich auf dem Rand eines Kuchentellers, auf dem noch Kuchenkrümel lagen.
„Ich könnte mein Leben lang nur Kuchen essen“, sprach die Eintagsfliege.
„Ich auch“, meinte die Mehrtagsfliege und flog weiter zu einem Teller, auf dem eine angebissene Marmeladenschnitte lag. Der sie angebissen hatte, hatte sich wegen eines Telefonanrufs von ihr entfernt. Die Mehrtagsfliege konnte also ungestört schmausen.
Die Eintagsfliege folgte ihr und fragte, weshalb sie die Kuchenmahlzeit unterbrochen habe.
„Die kann ich morgen fortsetzen“, erhielt sie zur Antwort.
„Morgen?“
„Ja, morgen.“
„Was ist 'morgen'?“
„Morgen ist Sonntag, da gibt es Kuchen in Hülle und Fülle.“ Die Mehrtagsfliege schleckte genüsslich Marmelade von der Schnitte.
„Warum heißt morgen Sonntag?“
„Weil heute Samstag ist.“
Die Eintagsfliege verstand das nicht. Die Mehrtagsfliege wunderte das nicht. Schon gestern war sie mit der Begriffsstutzigkeit einer Eintagsfliege in Berührung gekommen.
„Wann bist du geboren?“, fragte sie die Eintägige.
„Heute.“
„Genauer, wenn ich bitten darf.“
„Als es hell wurde. Weshalb willst du das wissen?“
„Weil deine Lebenszeit begrenzt ist. Du solltest das Kuchenkrümelessen schnellstens fortsetzen.“
„Wieso schnellstens? Morgen ist Sonntag, da kann auch ich Kuchen in Hülle und Fülle essen.“
„Kuchen gibt es erst am Nachmittag.“
„Na und? Bis dahin werde ich nicht verhungern.“
„Verhungern nicht, aber nicht mehr da sein.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Mit dem nächsten Morgenrot bist du tot.“ Die Mehrtagsfliege gab sich wieder der Marmelade hin.
„Tot?“
„Ja, tot!“ Der Mehrtägigen reichten die dummen Fragen. Nicht so der Eintägigen.
„Bist du dann auch tot?“
„Ich nicht, aber du! Und nun lass mich in Ruhe Marmelade schlecken.“
„Warum bin ich tot, wenn du nicht tot bist.“
„Heiliger Fliegenschiss!“, brauste die Mehrtagsliege auf, „weil du nur einen Tag und möglicherweise eine Nacht lebst.“
„Warum nur ich und du nicht auch?“
„Weil ich eine Mehrtagsfliege bin. Eine Fliege, die einen ganzen Sommer lang in Saus und Braus leben kann.“
Die Eintagsfliege guckte betrübt. Sie bedauerte, als Eintagsfliege geboren zu sein.
„So ist das nun mal“, protzte die Mehrtägige. Der Kummer der Eintägigen kümmerte sie nicht. Gefühllos tauchte sie den Rüssel wieder in die Marmelade.
Da klatschte es. Marmelade spritzte auf. Erschrocken flog die Eintagsfliege davon. Die Mehrtagsfliege nicht. Sie lag leblos im süßen Brotaufstrich.
„Ich könnte mein Leben lang nur Kuchen essen“, sprach die Eintagsfliege.
„Ich auch“, meinte die Mehrtagsfliege und flog weiter zu einem Teller, auf dem eine angebissene Marmeladenschnitte lag. Der sie angebissen hatte, hatte sich wegen eines Telefonanrufs von ihr entfernt. Die Mehrtagsfliege konnte also ungestört schmausen.
Die Eintagsfliege folgte ihr und fragte, weshalb sie die Kuchenmahlzeit unterbrochen habe.
„Die kann ich morgen fortsetzen“, erhielt sie zur Antwort.
„Morgen?“
„Ja, morgen.“
„Was ist 'morgen'?“
„Morgen ist Sonntag, da gibt es Kuchen in Hülle und Fülle.“ Die Mehrtagsfliege schleckte genüsslich Marmelade von der Schnitte.
„Warum heißt morgen Sonntag?“
„Weil heute Samstag ist.“
Die Eintagsfliege verstand das nicht. Die Mehrtagsfliege wunderte das nicht. Schon gestern war sie mit der Begriffsstutzigkeit einer Eintagsfliege in Berührung gekommen.
„Wann bist du geboren?“, fragte sie die Eintägige.
„Heute.“
„Genauer, wenn ich bitten darf.“
„Als es hell wurde. Weshalb willst du das wissen?“
„Weil deine Lebenszeit begrenzt ist. Du solltest das Kuchenkrümelessen schnellstens fortsetzen.“
„Wieso schnellstens? Morgen ist Sonntag, da kann auch ich Kuchen in Hülle und Fülle essen.“
„Kuchen gibt es erst am Nachmittag.“
„Na und? Bis dahin werde ich nicht verhungern.“
„Verhungern nicht, aber nicht mehr da sein.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Mit dem nächsten Morgenrot bist du tot.“ Die Mehrtagsfliege gab sich wieder der Marmelade hin.
„Tot?“
„Ja, tot!“ Der Mehrtägigen reichten die dummen Fragen. Nicht so der Eintägigen.
„Bist du dann auch tot?“
„Ich nicht, aber du! Und nun lass mich in Ruhe Marmelade schlecken.“
„Warum bin ich tot, wenn du nicht tot bist.“
„Heiliger Fliegenschiss!“, brauste die Mehrtagsliege auf, „weil du nur einen Tag und möglicherweise eine Nacht lebst.“
„Warum nur ich und du nicht auch?“
„Weil ich eine Mehrtagsfliege bin. Eine Fliege, die einen ganzen Sommer lang in Saus und Braus leben kann.“
Die Eintagsfliege guckte betrübt. Sie bedauerte, als Eintagsfliege geboren zu sein.
„So ist das nun mal“, protzte die Mehrtägige. Der Kummer der Eintägigen kümmerte sie nicht. Gefühllos tauchte sie den Rüssel wieder in die Marmelade.
Da klatschte es. Marmelade spritzte auf. Erschrocken flog die Eintagsfliege davon. Die Mehrtagsfliege nicht. Sie lag leblos im süßen Brotaufstrich.