Aus den blauen Wasserfeldern

5,00 Stern(e) 6 Bewertungen

Mara Krovecs

Mitglied
gehe ich in den fremden Herbst
in das Tote das nicht modert
die Kette deiner Schritte: Staub
frisch und scharf noch
meine Gedanken zu nah - an den Tiefen

entzündet sich ein Echo
hastig versunkener Worte

nicht bewegen - atmen
Augen schließen – atmen
aus fliehenden Blättern meiner Haut
steigen unsere Zeichen in die Weite - blickentfernt
öffnen sich Wolken – heraus
bricht ein Meer sterbender Sekunden

Sommerblut fließt aus Bäumen
die nackt sind wie ich und
Schweigen – der Winter kommt
nichts kann uns wärmen – nichts kann
meiner wunderschönen Liebe
heranschleichende Kälte
aus dem Herzen flüstern
uns fangen oder kleiden

C.Mara Krovecs
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Mara,

dieser Text gefällt mir außerordentlich gut. Wie Du hier Natur und menschliches Erleben in Einklang bringst, ist gekonnt.

Mit der letzten Strophe komme ich nicht zurecht. Vielleicht möchtest Du mir hier helfen.

Ich schreibe es mal als Prosa, dann siehst Du mein Problem.

An meine wunderschöne Liebe schleicht sich Kälte heran, trotzdem kann nichts mir diese Liebe aus dem Herzen herausflüstern.
Hast Du es so gemeint?

Nichts kann uns (dich und mich) fangen oder (wärmend) kleiden.

Das kriege ich auch nicht auf die Reihe. Das Fangen lese ich negativ, das Kleiden lese ich positiv.

Ich weiß nicht recht, welche Aussage Du mit der letzten Strophe machen willst.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Mara Krovecs

Mitglied
Liebe Vera Lena,

schön, dass Du Dich an diesen etwas schweren Text herangetraut hast ;-) und danke für Deine positive Beurteilung ...
Gute Idee, übrigens, den Teil, der nicht verstanden wurde, als Prosatext aufzuschreiben!

Hier meine Erläuterungen dazu, obwohl es immer ein wenig schwierig ist "Bilder" zu erklären, ohne den Gesamtpuls zu stören …

Nichts kann meine Liebe vor der Kälte ( des Verlassenseins) schützen ( niemand kann ihr und mir das folgende Frieren ausreden oder noch eindringlicher herausflüstern, niemand kann mich und diese Liebe die ich wie ein Kind in mir trage,wie in unserem eigenen Universum, (ein)fangen um meinen Schmerz zu verhindern ( liebe Menschen wollen das manchmal ;-) ) nichts und niemand kann uns kleiden und so schützen, das müssen diese Liebe und ich alleine mit uns ausmachen … und das ist der Weg, der vor mir liegt: tiefen Schmerz aushalten - Negativ oder positiv soll nichts sein, es ist einfach so wie es ist und davor fürchtet sich die Protagonistin.


Ich hoffe es ist jetzt verständlicher.
Herzlichst
Mara
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Mara,

ja Deine Erläuterungen haben mich überzeugt.

Joseph Ratzinger sagt ja auch, als er über den Kreuzestod Jesu spricht in seinem Vortrag:"Die Betrachtung des Schönen" aus dem Jahre 2003: "Liebe und Schmerz gehören zusammen."

Es ist schon so, wie Du es sagst:Beides verbleibt im Herzen und muss dort lebendig sein und die Protagonistin trägt es aufrechten Ganges, so wie auch der Baum aufrecht den Winter übersteht.

Ein bildgewaltiger Text, stimmig in seinen Metaphern.

Danke, dass Du mir bei der letzten Strophe auf die Sprünge geholfen hast!

Ich würde 9 Punkte geben, aber ich glaube, das würde die Gesamtwertung verringern. Darum lasse ich es lieber.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Mara Krovecs

Mitglied
Lieber Karl,

danke für Deine Rückmeldung zu meinem Gedicht. Fürs Mitfrieren entschädige ich Dich mit einem Lächeln aus dem Norden, aus einem kleinen Dörfchen … :)

Mara
 
O

orlando

Gast
Liebe Mara,
dies ist wirklich ein ganz besonderes, herausragend schönes Gedicht. -
Meine Vorkommentatoren haben alles Wesentliche herausgearbeitet, so dass mir nur des Lobes volle
Grüße bleiben. :):):)

orlando
 



 
Oben Unten