Hey James!
Schöne Sache.
Zwei Ausführlichkeiten hab ich zum rein Sprachlichen beizusteuern:
"Es wird in seinem kurzen Leben / dem einen dafür alles geben"
=> Ich finde, das Wort "dafür" benötigt in seiner räumlichen Nähe (nicht unbedingt im selben Satz) immer eine Nennung des "Dafür-Gegenstandes".
Sprich: Man kann m. E. nicht einfach schreiben: "Ich bin dafür." oder "Ich setze mich dafür ein." oder "Ich geb Dir zwei Euro dafür." oder "Ich werde alles dafür geben.", ohne dass irgendwo im Umfeld dieses Satzes mal aufscheint, "wofür" dieses "dafür-"Tun erfolgt.
Das "Wofür" des klistierischen "Dafür" müsste dementsprechend hier auch noch irgendwo genannt werden. Alternativ - wenn eine solche "Wofür"-Nennung gerade unterbleiben soll, damit das "Kopfkino des Impliziten" sich um so freier entfalten kann - müsste m. E. ein "dafür"-loser Ausdruck gefunden werden.
"den sonst die andern, dienstbeflissen, / sich mühsam erst erkriechen müssen."
=> Durch den bestimmten Artikel bei "andern" müsste m. E. irgend eine Art von "die einen & die ander(e)n"-Differenzierung in dem Text deutlicher aufgezeigt werden als dies der Fall ist.
Am besten ersichtlich ist das vielleicht bei dem überlieferten Original-Klapphornvers, "der andere blies das Klappenhorn": Dieser Ausdruck ist (u. a. !) deshalb (unfreiwillig) komisch, weil nur implizit klar ist, dass
der eine Knabe
kein Klappenhorn spielte, während
der andere genau dieses tat, ohne dass die Differenzierung sprachlich hinreichend eindeutig vorgenommen wird.
Im vorliegenden Text müsste aufgrund des bestimmten Artikels deutlicher herausgearbeitet werden, dass "der eine" (das Klistier) keine mühsame Erkriechung nötig hat, während "die andern" sich erst durch die Mühen der Ebene (kann man das hier so nennen?) quälen müssen.
Tatsächlich ist aber in S1 gerade davon die Rede, dass das Klistier sich bei seiner Schneisenbildung "redlich
müht", so dass man als Leser ein bisschen gedanklich extrapoliern muss, auf welche unterschiedlichen Mühen "des einen" und "der andern" jeweils abgehoben wird. Ähnlich wie im obigen Fall mit dem "dafür" ist auch hier das implizite Momentum gerade teil des Humors, aber ähnlich wie oben ist auch hier dieser implizite Charakter rein sprachlich nicht passend zum verwendeten Ausdruck.
Diese klarer ausformulierte Differenzierung wäre nicht nötig, wenn statt von "
den andern" z. B. von "alle andern" oder "manch' anderer" die Rede wäre (was hier natürlich metrisch nicht hinhaut).
Und wenn man bei diesem schönen Gedicht keine wohlgeformten Korinthen aussondern darf, bei welchem (andern) sollte man es dann wohl tun?
Wohlan. Ich habe mein Bestes gegeben. Jetzt fühle ich mich irgendwie erleichtert.
Wie man sieht: Eine recht vergnügliche Lektüre war das, soweit als ich bin betroffen.
LG!
S.