aus-flug

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Tula

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aus-flug

plötzlich brach
sich Licht hindurch
die Nähte platzten auf
und dann befreite sie uns endlich, die große
Metamorphose –
aus unserer ausgedienten Puppenstube

zum ersten Mal im Leben: freier Flug!

die Gärten warteten bereits auf uns
mit Engelstrompeten und Sonnentau
Farben krachten im Wirbel der Essenzen
mit Sonderblüten an jeder Hecke

schon bald arkadisch veilchenblau
flogen wir durch kühle Schatten
stracks hinein in Hängematten, kurzerbein
umgarnt von einer passionierten Weberin

die uns bis heut so überzogen liebt, wir dürfen
bleiben bis sie abends mahlt

derweil lauschen wir gespannt
der Stille im Gespinst
nur hin und wieder
zappelt wer
 

cecil

Mitglied
Welch tragisches Ende eines Frei-Flugs - und sie zappeln noch! Die Natur kann doch schon sehr gruselig sein!

Liebe Grüße, Cecil
 

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Mitglied
Wunderbar, lieber Tula,

wie dein Text an- und abschwillt in seiner Bildgewaltigkeit - ganz den Inhalt transportierend. Auch die Worte wirbeln und treiben herrliche Sonderblüten - das gefällt mir sehr! Danke für dieses Lesevergnügen!

LG,
fee
 

Tula

Mitglied
Hallo cecil und fee
Freut mich sehr, dass es euch gefällt. Freie Flüge finden ja nicht immer ein gutes Ende. So war das Gedicht insgesamt durchaus als Metapher gedacht, auch politisch, wenn man es so lesen will ... bei Sonnentau ist Vorsicht geboten (zumindest für Insekten), und nach dem Rausch der Sonderblüten an jeder Hecke kamen/kommen neue Abhängigkeiten. Wer ist schon frei in all diesem Überfluss? ;)

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
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