Aus guter Familie

Sie ist eine Tochter aus gutem Haus,
doch das sieht ihr keiner mehr an.
Ihr Vater ist Oberstudienrat
und ein Ehrfurcht gebietender Mann.

Die Mutter, eine Frau von sanftem Gemüt,
opferte völlig sich für sie auf,
zeigte sich um die beste Erziehung bemüht,
und schenkte ihr Liebe zuhauf.

Immer ganz besonders rege
war sie bei der Körperpflege.
Auch Vater war sehr interessiert
wie Reinlichkeit wohl funktioniert,
und darum oft und gern dabei,
während des Kindes Baderei.

Das ging so hin jahrein, jahraus,
mit einem Mal da kam heraus:
Der Alte war ein Päderast,
hat oft die Tochter angefasst,
und zuweilen ist’s auch vorgekommen,
dass er sie mit ins Bett genommen.

Und die besorgte gute Mutter,
ging ihm zur Hand mit guter Butter,
damit es besser schmiert,
dem zartem Kind nur nichts passiert.

Das Kind, jetzt eine junge Frau,
lebt in der Psychiatrie.
Der Alte, nur ganz kurz im Bau,
lehrt wieder Englisch und Chemie.

Die Mutter grämt sich Tag für Tag,
doch verstanden hat sie nie,
warum die Tochter sie nicht mehr mag
trotz der sündhaft teuren Therapie.
 



 
Oben Unten