Aus: Sprüche vom Koppheistermeister
Bedeutung, die auf Wörter lauert,
mit Lauten sich ins Denken mauert,
die Sprache so ins Fühlen führt
und hinters Licht: Wir sind verloren,
das Weltverschallen in den Ohren
(wo nichts am Infiniten rührt).
Jetzt drehen wir den Spieß mal um!
Was oben war, macht unten Platz
für nichts. Wer gollumgreint "mein Schatz",
bleibt lieber unbelesen stumm.
"Die Sprache leert sich ins Beklügeln",
ver-spricht der Jedi-Zen-Buddhist.
Ein Pustblum weht vom Opti-Mist,
o weh (auch Du) (probiers mit Flügeln).
---
Das Tenos oder falsch herum gebackene Sonett (frz. Sonnet tatin) ist offensichtlich ein auf den Kopf gestellter 14-Zeiler.
Inhaltlich spiegelt sich der Kopfstand in einer etwas rebellischen Grundhaltung; Weltkritik, auch Kritik am Schemadenken, wohlfeilen Reden oder kurzsichtigen Handeln, Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, ggf. auch Metakritik an der Dichtung im Allgemeinen oder der formgebunden Dichtung im Besonderen. Gerade solche Metakritik ist auch dem Sonett nicht fremd (man denke an das bekannte Gernhardt-Sonett "Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform usw.). Beim Sonett ist die selbstkritische Haltung typischerweise aber auch eine verdeckte Huldigung, impliziert zumindest ein gewisses Augenzwinkern. Das Tenos ist hier insgesamt etwas sperriger.
Und natürlich habe ich das jetzt alles erfunden, eine wirkliche Tradition gibt es noch nicht. Meine Ausführungen sind also eher programmatisch denn analytisch zu verstehen. Eine google-Suche ergab interessanterweise, dass es bereits einen Autor gibt, der ein Tenos "erfunden" hat: Thilo Bock (mir bisher ehrlich gesagt nicht bekannt). Sein Textbeispiel ist im engeren Sinne reimverweigernd, spielt aber mit Lauten (hier vor allem dem t-Laut) und Wortwiederholungen. Ein "Sonnet tatin" immerhin ist mir suchmaschinell nicht aufzufinden gelungen. Letztlich wird es ohnehin künftigen Literaturwissenschaftlern vorbehalten sein, die kanonische Form des Tenos bzw. Sonnet tatin zu definieren.
Bedeutung, die auf Wörter lauert,
mit Lauten sich ins Denken mauert,
die Sprache so ins Fühlen führt
und hinters Licht: Wir sind verloren,
das Weltverschallen in den Ohren
(wo nichts am Infiniten rührt).
Jetzt drehen wir den Spieß mal um!
Was oben war, macht unten Platz
für nichts. Wer gollumgreint "mein Schatz",
bleibt lieber unbelesen stumm.
"Die Sprache leert sich ins Beklügeln",
ver-spricht der Jedi-Zen-Buddhist.
Ein Pustblum weht vom Opti-Mist,
o weh (auch Du) (probiers mit Flügeln).
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Das Tenos oder falsch herum gebackene Sonett (frz. Sonnet tatin) ist offensichtlich ein auf den Kopf gestellter 14-Zeiler.
Inhaltlich spiegelt sich der Kopfstand in einer etwas rebellischen Grundhaltung; Weltkritik, auch Kritik am Schemadenken, wohlfeilen Reden oder kurzsichtigen Handeln, Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, ggf. auch Metakritik an der Dichtung im Allgemeinen oder der formgebunden Dichtung im Besonderen. Gerade solche Metakritik ist auch dem Sonett nicht fremd (man denke an das bekannte Gernhardt-Sonett "Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform usw.). Beim Sonett ist die selbstkritische Haltung typischerweise aber auch eine verdeckte Huldigung, impliziert zumindest ein gewisses Augenzwinkern. Das Tenos ist hier insgesamt etwas sperriger.
Und natürlich habe ich das jetzt alles erfunden, eine wirkliche Tradition gibt es noch nicht. Meine Ausführungen sind also eher programmatisch denn analytisch zu verstehen. Eine google-Suche ergab interessanterweise, dass es bereits einen Autor gibt, der ein Tenos "erfunden" hat: Thilo Bock (mir bisher ehrlich gesagt nicht bekannt). Sein Textbeispiel ist im engeren Sinne reimverweigernd, spielt aber mit Lauten (hier vor allem dem t-Laut) und Wortwiederholungen. Ein "Sonnet tatin" immerhin ist mir suchmaschinell nicht aufzufinden gelungen. Letztlich wird es ohnehin künftigen Literaturwissenschaftlern vorbehalten sein, die kanonische Form des Tenos bzw. Sonnet tatin zu definieren.