außer Kontrolle

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anemone

Mitglied
„Wirst du auch artig deine Hausaufgaben machen, wenn ich weg bin?“ fragte Mutter noch bevor sie losfuhr. „Natürlich“, ich versprach es hoch und heilig, dann fuhr sie davon und ließ mich allein. Sofort überlegte ich, was ich mit meiner Freiheit anfangen sollte. Oh, ich hatte unendlich viel Freiheit, konnte jetzt tun und lassen, was ich wollte. Geld hatte Mutter mir auch da gelassen, damit ich mir hin und wieder Brötchen nebenan beim Bäcker besorgen konnte oder Baguetts, die mochte ich so gerne. Ich schlenderte die Straße hinunter. Irgendwo in diesem Kaff musste doch was los sein! Ich wollte den Weg bis zum Jugendheim nehmen, da hingen normalerweise immer einige Jugendliche vor der Türe herum. Diesmal natürlich nicht, so ein Pech aber auch. Ich suchte weiter und hockte mich am Kirchplatz auf das Mäuerchen. Normalerweise liefen hier alle Leute vorbei und die Jungs kamen mit ihren Skateboards und holperten zwischen den Fahrzeugen einher. Da kam auch schon Holger mit seinem Brett an. Er hob den Finger, mehr war ich zur Begrüßung wohl nicht wert. Irgendwann zwischen seinen verkehrsbehinderten Eskapaden rief er mir zu: „Na, nix zu tun heute?“ Ich wollte ihm ja sagen, dass ich ab heute sturmfreie Bude hatte, denn eigentlich fand ich Holger ganz nett und die Tage mit ihm wären sicher im Flug umgegangen, aber so dusselig wie der war! Konnte noch nicht mal neben mir auf der Mauer Platz nehmen und seinen Arm um mich legen, wie es im Bus der Micki mit Inga machte. So antwortete ich nur:
„Doch schon!“ und trollte mich.
 



 
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