Auszug (neue Version) (gelöscht)

H

Heidrun D.

Gast
Liebe Julia,

schön, dass du dich an eine Bearbeitung gewagt hast. Leider hast du die vielen Auszüge nicht bereinigt - das schmerzt ein wenig. ;)

Ich stelle dir jetzt mal eine geänderte Version vor, von der ich nicht meine, dass du sie dringend übernehmen solltest ... die dir aber hoffentlich zeigen wird, dass es nicht erforderlich ist, die Leser wie Schwachköpfe zu behandeln und sie immer und immer wieder auf`s Wesentliche zu stumpen! :D

ich las in deinen versen bilderbände
exzerpte zirpten bunt aus jener welt
aus dir aus einem erdbeerwarmen feld
essenz auf meiner zunge und die hände

ziehn nicht bloß aus sie legen endlich frei
auf einen teppich heißer sanduhrstrände
hinaus - dorthin wo keine seele fände
für atemzüge und noch einen schrei

skalpelle zückend flimmernd weißer lust
bis ich mein kammernspiel gespiegelt sehe
in Dir. in meine schönste haut du musst
mich anziehn: setz die nadel wenn ich gehe,
und stich für stich ein kreuzreim auf die brust,
in mich nur eine handvoll deiner nähe.
Hier wäre es m. E. besser: "in meine schönste haut musst du mich kleiden "o. ä. In der vorliegenden Form klingt es ziemlich unbeholfen. Und müsste es nicht "Stich für Stich [blue]einen[/blue] Kreuzreim auf die Brust" heiße?

Viel lieber würde ich dir Lobesworte senden, das kannst du mir glauben ... denn dein Gedicht hat so viele bemerkenswerte Stellen.


Heidrun
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für deine Meinung. Ich bin etwas geschockt über:
die dir aber hoffentlich zeigen wird, dass es nicht erforderlich ist, die Leser wie Schwachköpfe zu behandeln und sie immer und immer wieder auf`s Wesentliche zu stumpen!
Man kann mir sicherlich sehr vieles vorwerfen, und ich habe mich selbst nie als eine gute Dichterin bezeichnet. Aber wenn ich von etwas überzeugt bin, dann davon, dass man mir nicht vorwerfen kann, die Leser "wie Schwachköpfe zu behandeln". Ich habe es bisher in meiner Dichtung immer vorgezogen, das Risiko einzugehen, von nur wenigen verstanden zu werden, als plakativ zu schreiben. Ich behandele Leser NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE NIE als Dummköpfe. Worum es mir hier ging, ist nicht, Leser "immer und immer wieder auf`s Wesentliche zu stumpen", sondern das Potenzial auszuschöpfen, das in einer einzigen Sprachwurzel steckt, und es in immer neuen Kombinationen zu präsentieren. Oder würdest du sagen, Andy Warhol hält alle für dumm, wenn er ein Porträt von Marilyn Monroe neun Mal in unterschiedlichen Farbkombinationen nebeneinander setzt? Wohingegen ich ja deinen Kritikpunkt, dass die "Kontoauszug"-Ebene nicht hineinpasst, akzeptiert und umgesetzt habe. Wie gesagt, wirf mir alles vor, nur nicht DAS!

Lg, presque

P.S.: Ich hatte gehofft, das mit "ein kreuzreim" würde irgendwie durchgehen, aber hier hast du wohl Recht.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Glaub, Heidrun hats gar nicht so persönlich negativ gemeint (man beachte ihren Grinser) - ihr missfällt nur die Wiederholung, nach dem Motto is jut, habs doch gerafft längst, schätz ich - bei mir kam die Wiederholung eher wie ein Spaß am Sprachspielen an - daher wärs für mich ein Fall fürs Experimentelle... aber mich stören die Wiederholungen nicht... :) Kann aber eben bei anderen formal (!) als zuviel Zaunpfahl rüberkommen - - persönlich geht hier sicher keiner von dummen Lesern oder von für Dumme Schreibenden aus ;)

LG, Rhea
 

presque_rien

Mitglied
Ich stelle grundsätzlich nichts ins "Experimentelle", denn Dichtung sollte immer experimentell sein, in der einen oder anderen Hinsicht. Natürlich geht es um das Spiel mit der Sprachform. Der Inhalt ist mir im Grunde völlig egal.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Da scheiden sich die Geister - den Inhalt finde ich nicht unerheblich - im Gegenteil - ich mag die optimale Verschmelzung von Inhalt und Form... selbst beim Experimentellen (ich unterscheide das bewusst, warum, würde hier zu lang zu weit führen) mag ich die Formen, die auch noch Inhalt zu transportieren vermögen, der Sinn macht... ;)

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
interessant... bei mir genau anders herum - meist hab ich nen Inhalt und suche nach der dazu passenden Form - außer eben bei Sprachspielen... oder einfach Lust am irgendwas Schreiben mal - oder beim weiter Assoziieren von vorgegebem Inhalt... dann such ich den Inhalt für die Form oder er ergibt sich einfach im Verlauf... witzig, voll verschiedene Herangehensweise...

Und ja, macht hier Sinn - sollte keine Kritik am Gedicht, sondern ne allgemeine Anmerkung zum aufgeworfenen Thema sein... ;)

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Julia,

ich "werfe dir gar nicht vor," sondern schildere den Eindruck, den dein Gedicht bei mir hinterlässt. Und zwar auf meine Art. - Mit Leichtigkeit könnte ich dir noch drei Seiten schreiben S1 - S3. V 1 bis zum Ende, aber was sollte das bringen?

Mit Sicherheit hast du dir etwas bei deinen Wiederholungen gedacht, bei mir kommen diese aber nicht gut an, Warhol hin oder her (im Übrigen ein etwas kühner Vergleich ... ;)).

Sei bitte nicht verstimmt.

Freundliche Grüße
Heidrun
 



 
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