Badewanne -> Mond

Badewanne -> Mond

Wir bilden Fahrgemeinschaften,
um unsere gemeinsamen Nenner
besser überfahren zu können
und finden nur noch Entspannung
in der Stille nach der Explosion.

Die Lösung dieser Probleme ist simpel:
Wenn wir alle einfach weiterschlafen,
wird es auch kein böses Erwachen geben…



Das geht mir durch den Kopf,
während ich in meiner Badewanne eindöse
und mir vorstelle,
von hier aus bis zum Mond zu schwimmen.

Hallo klaatu,

"Fahrgemeinschaften" haben das Ziel Kosten und Umweltverschmutzung zu verringern, weshalb sie hier zu Todbringern eines (welchen?)"gemeinsamen Nenners" werden, erschließt sich mir nicht (muss es aber auch nicht).

Die 2. Strophe könnte für mich als pessemistische Lebensweisheit auch alleine stehen.

In der 3. Strophe lässt "Peterchens Mondfahrt" grüßen.

Was bleibt als Erkenntnis, vielleicht man sollte beim Baden besser nicht eindösen?

LG
Manfred

Hallo Perry,
die erste Strophe drückt meine Verwirrung darüber aus, wie gut Menschen zusammenarbeiten können, wenn es um destruktive Dinge geht, wo es doch bei "guten" Zielen so selten gelingt.

Und ja, beim Baden sollte man besser nicht eindösen. Vor allem nicht, wenn man vorher ne ganze Flasche Wein gesoffen hat. Sonst kommt so ein Text dabei raus. Danke für deinen Kommentar!
LG
k

Hier möchte man Perry zurufen: Trink doch mal ne Flasche Wein und komm dann zum Text zurück!

Nein, im Ernst, in meinen Augen ist solch ein Text mit staubtrockenem Ernst (als Humor getarnt) nicht zu bewältigen. Dafür ist er zu gut. ;-)

Hallo Cellist,

ich brauche keine Flasche Wein, um mich mit lyrischen Texten auseinanderzusetzen, obwohl es manchmal nicht schadet.
Vielleicht kannst Du uns ja deine "zu gut" -Einschätzung etwas genauer erläutern.
LG
Manfred

Hallo Perry,

das "zu gut" kann ich dir (oder wen meinst du mit "uns"?) leider nicht genauer erläutern. Ich meine, solche Texte kommen an oder eben nicht. Vielleicht bedarf es einer speziellen Antenne dafür, wer weiß? klaatu hat hier schon mehrere Texte geschrieben, die abseits der LL-Norm waren und daher wenig beachtet wurden.
Ich persönlich (und es ist nur mein Geschmack!) finde klaatus Texte erfrischend verrückt. Zur intellektuellen Analyse und Interpretation eignen sie sich allerdings nicht, das gebe ich zu. ;-) Man muss loslassen können.

Hallo Cellist,

diese individuelle Sichtweise ist natürlich immer gut. Lyrik als "Wortkunst" erfordert allerdings etwas mehr, um nicht der Beliebigkeit zu verfallen.
LG
Manfred

Beliebig finde ich den Text nicht, eher abseits der Normalität. ;-)

Und "lyrische Wortkunst" ist am Ende zum Glück nicht fest definiert. Wo kämen wir denn da hin ... ;-)

Der Text ist alles andere als beliebig, sondern witzig und individuell...und wer besoffen in der Wanne einpennt, ist mir ohnehin symphatisch....LG revilo....

Nein, Ihr Lieben,
ich finde den Text nicht so individuell und ungewöhnlich, wie Ihr; wahrscheinlich deshalb, weil ich in meinen Jugendjahren selbst viel zu viele ungereimte Gedichte mit dieser Struktur geschrieben habe, wo auf eine allgemeine "Wir"-Unterstellung (der arme Leser wird ungefragt einbezogen in die Selbstbezichtigung) dann eine "nur"-Enttäuschung, noch selbstanklägerischer als die Generalisation davor, folgt. Das habe ich wohl im Deutschunterricht (wo wir den Kram der Gruppe 47 zu essen bekamen) so aufgesogen, nicht einmal bewußt nachgeahmt, sondern eher "mitgesungen", diese (inzwischen etwas alte) Leier.

[blue]Wir [/blue]bilden Fahrgemeinschaften,
um [blue]unsere [/blue]gemeinsamen Nenner
besser überfahren zu können
und finden [blue]nur [/blue]noch Entspannung
in der Stille nach der Explosion.

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Gewiß, Klaatu-Gedichte sind es wert, hier eingebracht zu werden, darüber zu streiten und die originellen Blinker wahrzunehmen (z.B. wie man das, was unter dem Bruchstrich steht, geradezu zählerhaft "überfährt"), die darin aufmerken lassen.
Aber "individuell" und "ungewöhnlich", nää.

tschuldigung

Ich mußte eben eine Pause machen, wurde weggerufen. Ich war aber noch nicht "fertig", da ist ja noch eine Art metasprachlicher Nachtrag, auf anderer Ebene: recte statt kursiv, mit einer poetisch pointierten Metapher, es mündet in ein offenes, rätselträchtiges Bild.

Das geht mir durch den Kopf,
während ich in meiner Badewanne eindöse
und mir vorstelle,
von hier aus bis zum Mond zu schwimmen.

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Und das ist originell.

Wenn wir alle einfach weiterschlafen,
wird es auch kein böses Erwachen geben…

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Klaatu, diese beiden Zeilen haben mich eingefangen, mich bewegt, mich erreicht. Das ist für mich das wichtigste Kriterium.

Lieben Gruß

Hallo klaatu

habe mich dieses Mal mit Absicht zurückgehalten

Ja, mir gefällt die surreale Sicht auf die Dinge. Bei diesem gibt es aber Stellen, die mir auch beim ersten Lesen sofort aufgefallen sind.

Wir bilden Fahrgemeinschaften,
um unsere gemeinsamen Nenner
besser überfahren zu können

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du hast es erklärt, soweit ok.

und finden nur noch Entspannung
in der Stille nach der Explosion.

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auch ok und originell.

ABER: beide Stellen sind Teil derselben Strophe, ich sehe wirklich keinen Zusammenhang zwischen den beiden. Denn das 'überfahren' beinhaltet nun mal keine Explosion.

Die Lösung dieser Probleme ist simpel:
Wenn wir alle einfach weiterschlafen,
wird es auch kein böses Erwachen geben…

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Ist auch gut. Dennoch beschreibt die erste Strophe keine Probleme (?), d.h. wieder kein inhaltlicher Zusammenhang.
Also wenn dann "unserer", statt 'dieser', dann erscheinen beide Strophen als nicht zusammengehörende Teile, losgelöste Gedanken usw.

Das Ende ist originell. Es stellt die Pointe dar, die Auflösung und Lösung der beschriebenen Probleme. Einfach wegschwimmen.
Wieder ein 'Aber': die zweite Strophe schlägt bereits eine Lösung vor. Womit verbleiben wir: weiterschlafen oder zum Mond schwimmen?

Ich mag deine Gedichte wirklich sehr, sie enthalten schöne, quere Gedankengänge, die dennoch auf den Punkt kommen.
Dieses Gedicht zeigt mir aber auch die 'Gefahr' dieses Stils: der leichtfertige Verlust eines inhaltlichen Fadens, ohne welchen solch ein Werk allzu schnell als Klamauk verstanden wird, der tiefere Sinn geht verloren usw. - Das soll es aber nicht, es geht immerhin um "echte Probleme", die du hier ansprichst.

LG
Tula

@ Mondnein

Hallo Mondnein.
Ich kenne zwar so gut wie nichts von der Gruppe 47, aber ich weiß so ungefähr was du meinst. Diese verallgemeinernden "Wir"-Texte findet man ja auch im Netz in rauen Mengen. In den wenigsten konnte ich mich selbst bisher wiederfinden, stehe da also auch nicht besonders drauf. Da dies hier betrunkene Badewannengedanken sind, ist es auch nicht ganz so anklagend und ernst gemeint wie man vielleicht meinen könnte. Und wenn meine Texte schon nicht "individuell" und "ungewöhnlich" sind, dann wenigstens "originell". Das ist okay, damit kann ich gut leben.

LG


@ Tula

Hey Tula
Ein Zusammenhang zwischen den Strophen besteht schon, da ich mir Gedanken darüber machte, was so alles falsch läuft bei uns Menschen. Zwei Sachen (von tausenden) blieben hängen: Wir neigen dazu besser zusammenzuarbeiten, wenn es GEGEN etwas geht. Und wir gewöhnen uns zu schnell an jegliches Elend und akzeptieren es einfach. Die dritte Strophe bietet natürlich keine Lösung an, sondern stellt eigentlich nur ein weiteres Problem da. Ein inhaltlicher Faden besteht also zumindest in meinem Kopf.

LG

Vielen Dank für eure sehr aufmerksamen und interessanten Kommentare!

@ Revilo
@ Cellist
@ Rothsten

Auch euch vielen Dank für die netten Worte!

LG
k

Hallo klaatu,

ich habe schon einige deiner skurrilen Texte mit bewunderndem Staunen gelesen.
Du schreibst irgendwie am Verstand vorbei, wie in einer vierten Dimension.

Hier steckt z.B.ein echter klaatu drin:

Wir bilden Fahrgemeinschaften,
um unsere gemeinsamen Nenner
besser überfahren zu können

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Und die Vorstellung, in der Badewanne bis zum Mond schwimmen zu können (4. Dimension), ist originell und genial, alle Achtung!

Ich glaube, Gott hat dir vor einiger Zeit eine WhatsApp – Nachricht geschickt und dich erleuchtet.

Du weißt sicher so gut wie ich, jegliche negative Reaktion auf deine Texte ist unfreiwilliges Lob!

Lieben Gruß
Sidgrani

Mir gefällt der Text nach wie vor, auch nach all den Kommentaren.

@Sidgrani

Du weißt sicher so gut wie ich, jegliche negative Reaktion auf deine Texte ist unfreiwilliges Lob!

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jo, sehe ich auch so ... ;-)