bald

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James Blond

Mitglied
Wie hat der Sturm heut nacht gewütet,
viel regennasses Gut verstreut,
ich habe bang das Bett gehütet,
und endlich, endlich Sonne heut.

Es hat nach Untergang geklungen,
ich fürchtete ums alte Dach,
der Himmel wurde ausgewrungen,
und was nicht hielt, gab klappernd nach.

Nun liegt das Zeug verteilt am Boden,
der Wind hat sich dran ausgetobt
und wird auch nicht mehr weiter roden,
solang die Sonne Frühling probt.

Rasch trocknet sie die ersten Flecken,
erwärmt, was von der Luft noch kalt,
schon wolln sich grüne Triebe recken –
der Frühling kommt, ja sicher – bald.
 

anbas

Mitglied
Hallo James,

das gefällt mir ganz ausgezeichnet!

Einziger kleiner Schönheitsfehler (Achtung: Nörgeln auf hohem Niveau ;)):
Der Reim "Dach / nach" ist nicht ganz sauber, da "Dach" ein kurzes "a" und "nach" ein langes hat - aber da wird es sicherlich Regionen in unserem Land geben, in denen das gar nicht auffällt :cool:.

Liebe Grüße

Andreas


... Mist, und schon wieder eine lobende Beleidigung:eek:... ;)
 

James Blond

Mitglied
Danke für deine Beleidigung, anbas ;)

Ich freue mich natürlich auch, wenn meine herkömmlichen, unprätentiösen Gedichtlein hier nicht nur Spott ernten ... :)

... doch dass "nach" ein langes "a" hat, wäre mir neu. Ich kenne nur den Nachen als kleines Boot, der ein langes "a" hat, ansonsten höre ich keinen Unterschied bei der Silbe "ach", sei es in flach, Schach, Dach, Krach, Nacht, nach, wach etc.
Bin mal gespannt, ob es dazu noch weitere Erkenntnisse gibt.

Liebe Grüße
JB
 

anbas

Mitglied
Verdammt, ich lass mich zu schnell verunsichern ;).

Ich war mir im Grunde sicher, dass ich richtig liege. Und dann kamst Du...:oops:

Jetzt habe ich doch in meinem Reimlexikon nachgeschaut, obwohl ich mir doch sicher war - und ich lag von Anfang an richtig...:cool:

Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo James, nach Kroküsschen wieder eine gelungene lyrische Momentaufnahme.
By the way ... bei uns spricht man
Dach aber na (..aa..) ch. Also etwas länger.
Kleinigkeiten beim Snacken.
Beislgrüße
 

James Blond

Mitglied
Hm, interessanter Fall.

Also bei "Dach" wird das "a" gedehnt gesprochen wie bei "Nachen"?

Ach, das hätte ich nun nicht ge-dacht! :)

Ich habe mal beim Duden reingehört, wie die das Dach aussprechen: Das "a" hört sich dort ziemlich kurz an ... ;)
Aber sicher gibt es auch mundartliche Varianten. War der Steputat, Willy vielleicht Ostpreuße? Ich denke, er wars.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
schön, weiter so!
Du gehst schon den richtigen Weg. So wirds was.

"nach" spricht sich mit einem langen a, aber das stört den Reim kaum. Darfst Du ruhig machen, ist recht und billig.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dach - nach, das stört mich beim Lesen (und das tue ich immer laut) überhaupt nicht.

Sehr gelungen!

Liebe Grüße
Manfred
 

Arianne

Mitglied
Wer Sprachgefühl hat, für den erübrigt es sich, im Duden 'reinzuhören'.
Nach wird lange gesprochen, was Rapper sicher nicht beherzigen.
Anbas hat es richtig bemerkt. Es gäbe aber viele Möglichkeiten für einen Reim, der mit Krach endet.

Auf jeden Fall, wenn man sich hier umsieht, ist das Gedicht hoch überdurchschnittlich.

Gruß
Arianne
 

James Blond

Mitglied
Ah, sorry, ich hatte es zunächst vertauscht aufgefasst.
So war es von anbas gemeint: "Dach" kurz und "nach" lang - und nicht umgekehrt!
Was für eine Schmach!
Ich geb in der Sache nach. :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 23450

Gast
Lieber James Blond,

weil Du vom Fach bist: Das Abendlied im alten Nachthemd ist für Dich!

Viel Freude
Rudi
 

James Blond

Mitglied
Vielen Dank, Rudi –
Dein Nachthemd ist angekommen! :)

Ich habe die Wörter mit der Silbe 'ach(t)' noch einmal Revue passieren lassen.
Das Problem: Die (un)betonte Aussprache ist nicht an der Schreibweise zu erkennen. Eigentlich müsste das betonte 'a' hier durch ein 'h' (oder ein zusätzliches 'a') gekennzeichnet werden, (analog zu 'war' und 'wahr'), allerdings steht im Deutschen - von Namen einmal abgesehen - vor 'ch' kein 'h' (oder 'aa') , die Schreibweisen sind also gleich:

ach, acht, kracht, lacht, mach, sacht, schwach, wach, Bach, Dach, Krach, Macht, Nacht, Pacht, Schach, Schacht, Tracht, Yacht
vs.
nach, Nachen, brach, stach, sprach, Schmach

Allerdings haben sich auch Dichter um diesen kleinen, feinen Unterschied nicht immer geschert. So reimt Heine in seinem Gedicht "
Beine hat uns zwei gegeben ..." wie folgt:

Als zur blonden Teutolinde
Ich in solcher Weise sprach,
Seufzte sie und sagte: Ach!


Der Effekt ist hier ein komischer, er unterstreicht die Ironie des Textes.

Grüße
JB
 

anbas

Mitglied
Hallo James, wie ich schon oben schrieb, können solche Unterschiede auch mit den Sprachgewohnheiten und Dialekten in den einzelnen Regionen unseres Landes zu tun haben.

In Hamburg würde der Reim "durch / Hamburg (Hamburch)" ja auch durchgehen ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

James Blond

Mitglied
Hi Andreas,
die Mundartlichkeiten bieten zum Reimen zwar reichlich Gelegenheit, binden dann allerdings den ganzen Text an diesen Stil. Die Reime des Hochdeutschen sollten besser keiner mundartlichen Aussprache folgen.

Liebe Grüße
JB
 



 
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