Balis neue Heimat

nescobar

Mitglied
Die nachfolgende Geschichte ist Teil eines von mir erstellten Bilderbuches für Kinder ab 6 Jahren. Im Text findet sich eine mit einem * markierte Stelle, die ich am Ende des Textes erklären werde, da diese im Buch durch das Bild erklärt wird. Aufgrund meiner erzieherischen Tätigkeit, habe ich diese Geschichte bereits mit Kindern ab 5 Jahren gelesen, die zwar Fragen hatten, diese aber beantwortet wurden und sich dadurch ein schönes Projekt entwickelt hat.

Viel Spaß beim Lesen

Balis neue Heimat

Die wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne, bahnen sich an diesem wunderschönen Morgen ihren Weg, durch das dichte Blätterdach des Dschungels. Die ganze Nacht hat es geregnet und noch immer kullern dicke Tropfen von den großen Blättern herab. Ein paar tierische Bewohner des Waldes, nutzen diese Gelegenheit für eine kalte Dusche. Denn das ist die beste Möglichkeit, gut gelaunt in den Tag zu starten.

Nur einer ist heute gar nicht gut gelaunt. Es ist der kleine Orang Utan Junge Bali. Denn an diesem besonderen Tag, beginnt für Bali ein neues Kapitel, in seiner noch so jungen Lebensgeschichte, welches aufregende Abenteuer, große Herausforderungen und neue Freundschaften für ihn bereit hält.

Bali steht heute der Umzug zu den vielen anderen Orang Utans bevor, die ebenfalls in diesem behüteten Bereich des Dschungels leben. Eigentlich ist dies ein Grund zur Freude, doch Bali kann sich noch gar nicht darüber freuen. Er hat Angst und weiß nicht, was ihn hier erwartet. Er glaubt, dass ihn die anderen gar nicht mögen könnten, oder keine Lust haben mit ihm zu spielen. Er ist sehr verunsichert und traut sich nicht, auf die anderen Orang Utans zu zu gehen.

Die Tierpflegerin Laura, hat sich bisher immer liebevoll um Bali gekümmert. Sie steht auch an diesem besonderen Tag an seiner Seite, um für ihn da zu sein und seine Hand zu halten. Dennoch fühlt sich Bali in dieser für ihn ungewohnten Umgebung sehr unwohl. Am liebsten würde er sofort wieder umdrehen und gemeinsam mit Laura die Flucht ergreifen. Ihr sanftmütiger Blick und der feste Griff ihrer Hand, motivieren Bali jedoch zum weitergehen. Merin, ein kleines Orang Utan Mädchen beobachtet die beiden schüchtern, aus behutsamer Entfernung. Sie wohnt schon seit mehr als einem Jahr in diesem Bereich des Dschungels und weiß genau, was Bali gerade durchmacht.

Merin möchte Bali dabei helfen, sich in dieser für ihn unbekannten Umgebung zurecht zu finden und erhofft sich insgeheim selbst, in ihm einen neuen Freund zu finden. Bali hingegen ist den ganzen Tag nicht von Lauras Seite gewichen. Laura beschloss deshalb, auch über Nacht im eigens für Bali eingerichteten Baumhaus zu bleiben und an dessen Seite zu wachen.

Am nächsten Morgen wird Bali von einer vertrauten Stimme geweckt. Es ist Lauras Stimme, die leise seinen Namen flüstert: "Bali, Bali, wach auf." Noch ganz verschlafen öffnet er langsam die Augen und richtet sich vorsichtig auf. Die Sonne steht bereits hoch oben am Himmel und Bali spürt die wohltuende Wärme auf seinem Gesicht. Gemeinsam mit Laura tastet er sich gemächlich bis zum Rand des Baumhauses vor, umklammert sanft die letzte Holzplanke und wagt einen verstohlenen Blick nach unten.

Auf einer tieferliegenden Plattform, bestehend aus schweren Ästen und großen Blättern entdeckt Bali, ein paar der anderen Orang Utans bei einem ausgiebigen Frühstück. Mittendrin in dem Durcheinander von Nüssen, Bananen und diversen anderen Früchten, lächelt ihn ein kleines Orang Utan Mädchen an. "Das ist Merin", flüstert Laura und winkt sie mit einer gezielten Handbewegung herbei. Merin greift nach einer zweiten Banane, klettert gekonnt zu ihnen herauf und hält sie ihm hin. Überrascht und erfreut zugleich, bringt Bali lediglich ein verlegenes "Danke" über die Lippen.

"Banana Bongo!" brüllt Hamlet, einer der älteren Orang Utans von unten. Bali zuckt vor Schreck zusammen, lässt seine Banane fallen und verteilt das halbzerkaute Mus auf dem mit Blättern bedeckten Holzboden des Baumhauses. Merin fängt lautstark an zu lachen." Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen", kichert sie gellend. Verdutzt schaut Bali sie an. "Was bedeutet Banana Bongo?", möchte er wissen. "Banana Bongo ist ein Spiel", antwortet sie. "Die Pfleger lassen sich immer wieder neue Rätsel einfallen, bei denen wir am Ende mit leckerem Honig, oder anderen Köstlichkeiten belohnt werden. Hast du nicht Lust mitzukommen? Das wird bestimmt lustig." ergänzt sie ihren Vortrag und lächelt Bali dabei erwartungsvoll an.

Bali zögert. Doch Merins unermüdliches zupfen an seinen langen, rot- braunen Zotteln, gibt ihm zu verstehen, dass sie nicht locker lassen wird. Ohne weiter darüber nachzudenken, lässt Bali sich von Merins Hand in die Richtung führen, in die auch die anderen Orang Utans verschwunden sind. An der nächsten Lichtung, von den Ästen hängend gut einsehbar, entdecken die beiden Hamlet, als dieser ohne große Vorwarnung eine Kokosnuss in ihre Richtung wirft. "Die ist für dich, kleiner!" hallen seine Worte hinterher. Mit einer geschickten Handbewegung fängt Merin das Wurfgeschoss ab und hält Bali die Kokosnuss hin, die außer einem kleinen Loch, unbeschädigt zu sein scheint. Dieses Mal bringt Bali ein achtungsvoll gemeinte "Danke" über seine Lippen. Merin greift zugleich nach einem dünnen Stock, entfernt mit einer einzigen Handbewegung die Rinde und steckt ihn in das Loch der Kokosnuss, wo er gerade so hinein passt. "Jetzt bist du dran", lächelt sie ihn an. Bali zieht den Stock wieder heraus und hält ihn sich vor sein verdattertes Gesicht. Der unverkennbare Duft von süßem Honig steigt ihm in die Nase und zaubert ihm ein hoffnungsvolles Strahlen in die Augen, welches Merin, so noch nicht bei ihm gesehen hat.

Am nächsten Morgen wird Merin von einer aufgeregten Stimme geweckt. Es ist Balis Stimme, die hastig ihren Namen ruft: "Merin, Merin, wach auf!" Noch ganz verschlafen öffnet sie ungläubig ihre Augen und richtet sich gähnend auf. "Was ist denn mit dir los? Dir ist der Honig wohl nicht gut bekommen", antwortet sie mit müder Stimme. "Nein, das ist es nicht", entgegnet Bali. "Aber wir wollen doch nicht das Frühstück verpassen", fügt er freudig hinzu.

Gestärkt von einer reichhaltigen Mahlzeit, verbringen sie den restlichen Tag damit, in den Baumkronen nach den besten Aussichtsplätzen zu suchen, um sich gemeinsam den heutigen Sonnenuntergang anzusehen. Nach anstrengender, aber erfolgreicher Suche, lehnen sich beide erschöpft zurück an einen dicken Stamm. Nach kurzer Verschnaufpause, schaut Merin zu Bali rüber. "Bali, magst du mir nicht erzählen, warum du hier bist?" fragt sie mit einfühlsamer Stimme.

Traurig wendet er seinen Blick ab, denn nur ungern erinnert er sich an den Moment zurück, der sein Leben von jetzt auf gleich änderte. "Es war ein riesiges gelbes Monster*", beginnt er mit zittriger Stimme, "ich war noch ein Baby, als meine Heimat und alles was ich bisher kannte, plötzlich verschwand. Das nächste woran ich mich erinnern kann ist, dass Laura mich in ihre Arme nahm."

Bali seufzt und als er zu Merin aufschaut, bemerkt er, dass ihr eine Träne über die Wange läuft und in diesem Moment wird ihm klar, dass auch Merin ähnliches durchgemacht haben muss.
"Aber jetzt haben wir ja uns und können für immer Freunde bleiben", muntert er sie auf und wischt ihr die Träne aus dem Gesicht.

Von ihren Gefühlen überwältigt, doch vor allem glücklich über Balis abschließenden Satz, nimmt sie ihn ohne weitere Worte in den Arm. Stillschweigend sitzen sie da, beobachten wie rot schimmernde Wolken über ihnen hinweg ziehen, als seien es flauschige Wellen in einem riesigen Ozean, was durch das leise Rascheln der Blätter im Wind, klangvoll unterstrichen wird. Nur das Aufblitzen einzelner Sterne durchbricht diese sich ständig ändernde Farbenpracht. Ein hallendes "Banana Bongo! ", reißt Bali und Merin aus ihren Gedanken und beim Anblick des schreckerfüllten Gesichts, des jeweils anderen, haben beide große Mühe, das Gleichgewicht vor Lachen zu halten.

*Im Buch ist hier ein großer gelber Bagger zu sehen, der gerade ein paar Baumstämme greift.
 

molly

Mitglied
Hallo nescobar,

Wer etwas schlimmes erlebt hat, fürchtet sich, seine vertraute Gegend zu verlassen. So geh es auch Bali.

""Das ist Merin", flüstert Laura und winkt sie mit einer gezielten Handbewegung herbei. Merin greift nach einer zweiten Banane, klettert gekonnt zu ihnen herauf und hält sie ihm hin. Überrascht und erfreut zugleich, bringt Bali lediglich ein verlegenes "Danke" über die Lippen.""

Hier könnte Laura ihren Schützling verlassen und die beiden Affenkinder könnten weiter miteinander "sprechen".

Wenn Du willst, schaue ich gern noch nach Komma-Fehler.

Mich würde interessieren, welche Fragen die KInder gestellt haben.

Ich kann mir Deine Gesschichte gut als Bilderbuch vorstellen.

Viele Grüße

molly
 



 
Oben Unten