Balu aus dem Tierheim

Annette Paul

Mitglied
Balu war ein junger Hund. Er besaß ein geflecktes Fell, große Pfoten und seine Ohren waren für diesen kleinen Kerl riesig. In den letzten Tagen und Wochen waren seine Freunde aus dem Tierheim abgeholt worden, nur er allein war übrig geblieben.
„Das wird später ein Riesenhund, nein, den wollen wir nicht haben“, hatten die Leute gesagt, wenn sie ihn sahen.
Einsam lag er in der hinteresten Ecke des Zwingers auf einer Decke und schaute in den Regen hinaus. Er war so traurig. Würde er denn nie eine Familie finden, die ihn mitnahm und lieb zu ihm war? Er wünschte sich Kinder, die mit ihm spielten. Denn er liebte Kinder und die Kinder liebten ihn. Doch keines von ihnen hatte die Eltern überreden können, Balu zu nehmen.
Die Tierpflegerin Gerda erschien, öffnete die Tür und sagte: „Balu, wir machen es uns gemütlich.“ Sie gab ihm ein paar Leckerlis, die er schwanzwedelnd entgegennahm und sofort auffraß.
Gerda holte die Leine und führte ihn aus. Balu freute sich. Er liebte es, Gassi zu gehen. Noch lieber allerdings tobte er ohne Leine über die Wiese. Leider war die Runde mit Gerda viel zu schnell beendet und er musste wieder in den Zwinger zurück.
„Ich muss noch Besorgungen machen, meine Kinder und Enkel kommen heute Abend“, murmelte Gerda, als sie die Pforte des Tierheims erreichten. Gleich am Eingang stand seit Wochen ein Tannenbaum mit einer brennenden Lichterkette. Gerda kramte umständlich den Schlüssel aus ihrer Tasche.
„Guten Tag, schön, dass wir noch jemanden erreichen“, sagte eine tiefe Männerstimme.
Balu wedelte hoffnungsvoll mit seinem Schwanz. Der Mann war nicht alleine, hinter ihm stiegen eine Frau und zwei Kinder aus dem Van.
„Wir haben geschlossen“, erwiderte Gerda.
„Oh, wir wünschen uns doch zu Weihnachten einen Hund“, sagte der kleine Junge.
„Tiere sind kein gutes Weihnachtsgeschenk. Ich gebe deshalb kein Tier so kurzfristig ab“, entgegnete Gerda energisch.
Die Kinder hörten gar nicht zu, sondern stürzten sich auf Balu und streichelten ihn. Balu wedelte mit den Schwanz und leckte die Hände der Kinder. Er freute sich, endlich spielte wieder jemand mit ihm.
Leider beendeten die Erwachsenen das Gespräch, riefen die Kinder und stiegen in das Auto.
Balu blieb einsam und traurig zurück. Winselnd hockte er in einer Ecke des Zwingers. Nichts konnte ihn trösten. Die Leckerlis, die Gerda ihm reichte, beachtete er nicht.
Selbst als nach einer Weile Gerda zurückkehrte und die Tür aufschloss, schaute er nicht auf. Im Gegenteil. Beleidigt kehrte er Gerda sein Hinterteil zu.
„Balu, willst du zu uns kommen? Wir haben einen Hof mit einem großen Garten, einem alten, lieben Hund, Katzen, Pferden, Schweine und Gänse“, sagte eine tiefe Männerstimme.
Balu stellte die Ohren auf. Die Stimme hatte er doch schon einmal gehört. Der Mann von vorhin stand vor ihm, bückte sich und streichelte ihn. „Komm, du musst Weihnachten nicht allein bleiben. Wir wünschen uns einen großen Hund. Brego ist sonst so allein.“ Der Mann legte ihm die Leine an und Balu ging mit ihm. Brav ließ er sich in einen Transportkäfig setzen. Auch die Autofahrt ertrug er geduldig. Dann durfte er aussteigen und einmal über den Hof laufen. Es roch aufregend nach vielen verschiedenen Tieren. Anschließend ging es in das Haus.
In der Stube stand ein Weihnachtsbaum mit brennenden Lichtern. Die beiden Kinder stürzten sich gleich auf Balu und streichelten ihn.
Und Balu? Balu wedelte mit dem Schwanz und pinkelte vor Freude auf den Teppich. Das Missgeschick war ihm peinlich. Mit hängendem Kopf und eingekniffenen Schwanz stand sie er da. Doch niemand schimpfte. Das Mädchen wischte den Schaden gleich weg und danach spielten die Kinder mit Balu.
Als sie zum Essen gerufen wurden, hatte Balu Zeit, sich umzuschauen. Hinter dem Baum lag ein großer Hund in einem Korb und beobachtete Balu. Er lief zu ihm und beschnupperte ihn.
Brego schnupperte auch und dann leckte er ihn gründlich ab. Müde kuschelte Balu sich an Brego und schlief glücklich ein.
 

molly

Mitglied
Liebe Annette,

Eine interessante Geschichte, haupsächlich aus der Sicht des Hundes geschrieben.
"„Tiere sind kein gutes Weihnachtsgeschenk. Ich gebe deshalb kein Tier so kurzfristig ab“, entgegnete Gerda energisch.""

Das finde ich sehr gut. Tiere als Geschenk für kleine Kinder, landen oftmals ausgesetzt an fremden Orten. Jeder verantwortungsbewusste Mensch wird wie Gerda reagieren. Da kann man nun mit den Kindern überlegen, warum Gerda den Hund dennoch so kurzfristig abgab.

""Leider beendeten die Erwachsenen das Gespräch, riefen die Kinder und stiegen in das Auto.""

Hier dachte ich, dass die Famlie gleich wegfuhr, das war aber wahrscheinlich nicht der Fall.

und stiegen in das Auto, vielleicht so?
und verließen das Tierheim.

Ich möchte zum Schluss noch einmal Deinen Satz wiederholen:
"Tiere sind kein gutes Weihnachtsgeschenk." Nicht nur Hunde, auch Meerschweinchen, Hamster, Katzen...

Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest

Liebe Grüße

molly
 



 
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