Bambule

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Klaus K.

Mitglied
Bambule

Bambule? Na, ihr Spezialisten, erst einmal nachschlagen, was das ist? War mir klar, aber euer "Mr.Google" hilft. Oder "Mrs.Alexa". Ja, ihr seid schon arm dran mit euren tollen Informationsmedien. Das Problem ist nur: Keiner von euch könnte jemals einen Computer selber bauen, also von Grund auf. Keiner von euch könnte jemals ein Handy bauen, selbst wenn man euch alle Teile dazu nebst Bauanleitung geben würde. Wenn also euer "G5" und euer Internet ausfällt, dann wäre doch sofort Ende Banane. Seid ihr euch dessen eigentlich bewusst? Ich befürchte nein, ich behaupte nein. Ihr findet euch nur deshalb so toll, weil ihr den ganzen Kram so perfekt bedienen könnt. Und das könnt ihr wirklich, da sind Pappnasen wie ich ein Waisenknabe dagegen. Sprengt es eure Vorstellungskraft eigentlich nicht, wenn ihr einmal darüber nachdenkt, wie man ohne die moderne Technologie jemals überhaupt auskommen konnte? Wie haben "die" das früher, vor zwanzig Jahren, eigentlich hingekriegt? Und ich sage euch: Besser! Alles lief besser, alles lief runder, man hat halt nicht dreißigmal pro Tag telefoniert, sondern nur einmal.
Und "Influencer" gab es nur in der Zeitung, und nicht täglich als achtzehnjährige Gallionsfigur mit gestylten Fingernägeln bei "Youtube".

Fast wünscht man sich, dass euch alles mal um die Ohren fliegt, also ausfällt. Nur für eine Woche. Heulen und Zähneklappern ist dann garantiert. Und die eigene völlige Unzulänglichkeit tritt offen zutage.
Mich ereilt diese Unzulänglichkeit täglich. Beim Bedienen der Technik, beim vermeintlich so einfachen Schreibprogramm.
Vorsicht, ich bin noch lange, lange kein alter weißer Mann! Ich bin dafür einfach nur zu blöd, dito verhält es sich beim Handy.
Ich habe eine Trommel. Bambule.

Aber es gibt inzwischen auch Lehrgänge für eure Unzulänglichkeit. Richtig gute Lehrgänge, die euch eure Verblendung, euer Unvermögen, eure mangelnden Fähigkeiten insgesamt und sehr drastisch vor Augen führen. Fahrt mal hier von Stadt "A" mit dem Auto nach Stadt "B", noch nie vorher besucht, Neuland.
Steigerung? "B" im Ausland, und nachts ankommen. Ihr sucht dort nach einer Straße, deren Namen habt ihr, aber ihr habt kein Handy, kein Navigationssystem. Vielleicht einen Strassenatlas mit Stadtplan und nur grober Darstellung.
Bitte fahrt mindestens zu zweit. Das Geschrei im Wagen ist das Lehrgangsziel. Ihr werdet dadurch eingenordet, eure unglaubliche Unfähigkeit und eure unglaubliche Abhängigkeit wird euch endlich einmal drastisch klargemacht. Bambule im Wagen garantiert!

Und jetzt kommt die Krönung. Habt ihr euch auch schon einmal auf einer dieser Foren getummelt, wo ihr eure selbst verfassten Texte einstellen könnt? Treffen unter Gleichgesinnten?
Nur Mut! Es wimmelt dort nur so von Experten, und wehe ihr seid ganz neu. Also Novizen. Oh weh, viel Schmerz! Eine Phalanx von frühpensionierten Deutschlehrern und Möchtegern-Experten erwartet euch, die jetzt in Ermangelung jeglicher Stressbelastung ein Feld gefunden haben, um sich offensichtlich erstmals im Leben nützlich zu machen und auszutoben.
Die winken nach dem Lesen eures Textes mit seitenlangen Verweisen auf den Duden. Akribisch. Sie zählen eure Kommata, erzählen euch etwas über "Stil", setzen die Axt an. Woran? An eure Persönlichkeit, was sonst. Ihr hättet nie gewagt, auch nur ein Wort eurer Texte und Ideen öffentlich zu machen, wenn ihr nicht im Vorfeld anderweitig bereits gestählt und abgehärtet worden wäret, oder?
Und dann kommen selbsternannte Helden und Heldinnen, offerieren grosszügig "Hilfestellung" bei der Textarbeit, verweisen auf fehlende Buchstaben im Text, auf angeblich überflüssige Bindestriche, auf die vielen Adverbien, auf Füllwörter, sie bemängeln gar euren Stil. "Hilfe" nennt sich das.
Von wem? Was haben diese ungebetenen Helferlein denn selber vorzuweisen?
Eine kurze Recherche genügt, dann schweigt des Sänger's Höflichkeit. Die maßlose Selbstüberschätzung, nur resultierend aus oft bereits jahrelanger Anwesenheit vor Ort, aus irgendeiner Tätigkeit, die irgendetwas mit Schriftzeichen zu tun hat, ist Begründung genug.
Offensichtlich haben einige dieser Leute beruflich mal die Anzahl der Buchstaben in Tüten mit Nudelsuppe zählen müssen, und schwupp, schon war der Qualifikationsnachweis geboren. Dazu dann die absolut pathologischen Fälle, das sind die mit dem immer neuesten Duden unter dem Kopfkissen. Seitenlange Verweise, sauber aufgelistet. Nett.
Wie gerne würde man mehr über alle diese kleinen Experten wissen, sind sie männlich oder weiblich, wie alt sind die denn eigentlich so? Stattdessen erfährt man maximal wo sie wohnen, in Einzelfällen sogar mit Angabe des Ortsteils. Als ob je einer dahin fahren würde, Hausbesuch bei "Mr.Know-All", oder wie?
Es verstösst wahrlich nicht gegen den Datenschutz, das Geschlecht und das Alter anzugeben. Denn es drängt sich der Verdacht auf, daß es sich meistens doch um eine spezielle Jury handelt. Jung oder älter? Männlein oder Weiblein? Und das interessiert den Autor dann doch sehr, es geht um die Reaktion von alters- beziehungsweise geschlechterspezifischen Zielgruppen. Anonym, also ganz harmlos. Es zeigt ihm, ob er auf dem richtigen Parkett tanzt.
Es wäre für alle literarisch Verurteilten im jeweiligen Forum interessant. Die wahren Namen braucht man ja nicht.
Das allein wäre schon mal eine Bambule wert.

Halten wir fest, vor dem Aufstand: Textarbeit besteht nicht aus dem folgsamen Ausführen von einer Einzelmeinung. Textarbeit besteht nicht aus der Korrektur eines fehlenden Buchstabens. Ich bin jetzt wieder bei mir. Nein, ich habe kein Korrekturprogramm. Ich könnte dies nicht einmal bedienen, ich bin da ehrlich! Ja, ich mache auch Flüchtigkeitsfehler. Und, ganz arrogant und großkotzig, es soll auch Leute geben, die trotzdem und im Gegensatz zu allen Besserwissern und Zweiflern bereits richtig mehrfach veröffentlicht wurden. Bundesweit, gegen entsprechendes sattes Honorar. Und daraus resultierend gab es dann Arbeit für Headhunter, die haben sich beim Suchauftrag nach dem gewünschten Autor für den Vorstandsvorsitzenden und dessen Reden und Vorträge gegenseitig überboten. Kritiker? Die haben sich dann immer ganz brav zurückgehalten, ein falsches Wort, und die Karriere endete mit einem Käppi auf dem Mitarbeiterparkplatz. Der Chef hat immer recht, und der schreibende, der verpackende, der würzende Adlatus lieferte. Mal historisch verbrämt, mal mit Witz, mal mit scharfer Zunge, immer betriebswirtschaftlich und auf Wunsch auch gerne historisch fundiert.

Bei den Kritikern in allen möglichen Foren hat man hingegen den Eindruck, dass sie beruflich wenig oder nichts mit dem Metier zu tun hatten, in dem sie sich jetzt aber umso lieber tummeln.
Ein Beitrag über die letzte Faschingssitzung im "Hintertupfinger Landboten" genügt da nicht. Das Fundament ist dann oft zu schmal. Erkennbar wird dies,
wenn bewertet wird. Eine gewisse Bandbreite, vielleicht vom "Spanischen Schelmenroman" bis Charles Bukowski, ist dabei sicher hilfreich.
Was zusätzlich fehlt, liebe Juroren, Textarbeiter und Buchstabenkünstler, männlich oder weiblich, ist Bescheidenheit. Denkt einfach mal an den Straßenatlas.
Und euer Handy. Na, da habt ihr aber Glück gehabt, dass das noch geht! Denn "Bambule" war schon schwierig, oder? Angefangen bei der Schreibweise, dann der Bedeutung.
Und, ach wie ärgerlich. Nur ein Wort. Keine Korrektur? Schade aber auch.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hagen

Mitglied
Hallo Klaus,
nucht nur bei meinen ersten Texten in der 'Lupe' habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht.
Bravo!
Supertext!
Schade, dass man nur fünf Sterne vergeben kann.
Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns, mit Deiner Chefin, in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, trage immer FFP2 Atemschutzmasken, Lüge niemals oder erzähle dreckige Witze! Motze Deine Chefin nie an, kaufe ihr einmal die Woche frische Blumen und mache ihr keine billige Geschenke! Gib ihr auch keine guten Ratschläge die mit: „Da musst du mal …“ beginnen!
Herzlichst
Yours Wunderbare Ulrike & Hagen
 



 
Oben Unten