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Rolf-Peter Wille


Mich kannst Du Dir nicht leisten.
Ich bin so rein, so rar.
Willst Du Dich auch erdreisten -
Ich bin zu wunderbar.

Mein Teint, der ist vom Feinsten,
So lieblich, hell und klar.
Doch Du bist vom Gemeinsten,
Bist aller Reize bar.

Was willst Du mich verleiten
Zu sündigem Altar
Mit Deinen Schlüpfrigkeiten,
Mein lästiger Barbar?

Bist einer jener feisten
Verführer, die fürwahr
Gar stets an mir entgleisten
In dieser trüben Bar.

Doch laß die Sparsamkeiten.
Sei nobel wie ein Zar.
Dann lob ich Dich Gescheiten.
Dann bin ich Dein - in bar!
 

alfi

Mitglied
Rolf peter

ich zahl nur in Euro. Schöner nonsens-oder doch nicht?
Vom Rhytmus her nichts auszusetzten- auch textlich stimmig.
Da du eher das feinsinnige suchst fehlt mir der Knaller.
Nix für ungut. Mir gefällts. Habe viel von Dir gelesen, aber manchmal fehlt der final shoot-oder golden goal.
Naja gehe eher von mir aus als Krawall-Dichter.
 
K

Klopfstock

Gast
Hi, Alfi,
das ist kein Nonsens;) - Rolf-Peter hat hier in seiner
unverwechselbar feinen und treffenden Art die Selbstüberschätzung eines Luxusweibchens verdichtet
und es paßt wunderbar in die heutige Zeit, in der die lieben
und selbstverliebten Dämchen einen "Geld-Bläh-Boy" suchen,
weil sie glauben, sie könnten es wegen ihrem "Luxus-Körper"
nicht darunter machen. Aktuell wie nie - in unserer so
auf Äußerlichkeiten bedachten und verblendeten Gesellschaft;)

Mal wieder exzellent gelungen, lieber Rolf-Peter!!!
Und lieber Alfi, nicht immer muß es der "Knaller" sein
und nicht immer muß man mit einem Holzhammer einen
auf den Schädel bekommen - es gibt auch den feinen Witz,
und den beherrscht er, der gute Wille;)

Euch beiden
einen schönen Abend
und liebe Grüße
von Klopfstock:)
 

alfi

Mitglied
klopfdoch

meine liebe klopfi,
auch ich habe die feinsinnige art von rolf peter
schon lange bemerkt und auch bewundert .
deswegen habe ich mich ja vorsichtshalber als
Krawalldichter bezeichnet.
 
Lieber Alfi, liebe Klopfstock,

ich danke Euch beiden sehr, sowohl fuer die kritische Beobachtung als auch fuer die wunderbare Verteidigung! Ich dachte erst, ich krieg einen auf den Deckel, da ich hier bar durch die Lupe flitze, und nun werde ich zum feinsinnigen Krawatten-Dichter, obwohl ich oft tatsaechlich wegen der Hitze hier bar vor dem Computer schwitze.

Aber was Ihr sagt ist interessant. Instinktiv empfinde ich Lyrik als eher introvertiert. Prosodie (wie auch Musik) waeren zunaechst eine Ordnung gegen das Willkuerliche oder eine Ueberwindung des Chaos. Das ist das Wesen des Versmasses, Taktes, der Wiederholung..., eine "Kristallisation" wenn man's modern ausdruecken will. Das Individuelle, der Humor, etc. waere wiederum der "Wurm" in dieser Kristallisation (mein Gott, ich treibe hier eine scheussliche Metaphern-Vermischung), das, was subversiv von innen (daher also introvert) gegen diese Ordnung wirkt. Aber diese Polyphonie kann natuerlich sehr verschiedene Charaktere erzeugen, sicher auch mehr extraverte (...wenn der Wurm dann schon den Apfel zerfressen hat). In meiner "Bar" hier habe ich natuerlich etwas den Heine Stil von "Du bist wie eine Blume" parodiert. Ich hoffe, er verzeiht mir diese Unverschaemtheit...

Liebe Gruesse Euch beiden,
Rolf-Peter
 



 
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