Becher im Schrank

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anbas

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Becher im Schrank

Ich habe längst nicht mehr alle Becher im Schrank. Es wurden einfach zu viele. Und daher musste ich mal wieder aussortieren. Diesmal war unter anderem auch der große Schneemann-Becher dran. Eigentlich entsprach er von vornherein nicht so ganz meinem Geschmack, doch er war mein einziger mit Übergröße. Neben ihm sollte auch der Sylt-Becher – ein Urlaubsmitbringsel meiner Mutter – und der Rosen-Becher, den mir mal eine ehemalige Kollegin zum Abschied geschenkt hatte, das Bord in meinem Küchenschrank verlassen. Bei dem Sylt-Becher bin ich mir allerdings inzwischen nicht mehr ganz so sicher – meine Mutter ist vor zwei Jahren verstorben, und daher tue ich mich doch noch etwas schwer damit, ihn aus meinem Becherbestand zu entfernen.
Den kleinen Schneemann-Becher lasse ich dagegen noch stehen. Sein schwarzer Zylinder ist gleichzeitig ein Deckel. Finde ich witzig – benutzt habe ich ihn aber noch nie. Er wird vermutlich das nächste Mal beim Ausmisten gehen müssen.

Schon seit Jahren sammeln sich immer mehr ausrangierte Becher in einem Karton in meinem Keller an. Ich weiß noch nicht, was ich mit ihnen machen werde. In meinem Alter gibt es im Freundes- und Bekanntenkreis kaum noch jemanden, der in absehbarer Zeit heiraten wird, und wo ich beim Polterabend… Nein, dazu fände ich die Becher dann doch zu schade.

Ich räume ja ein, dass ich dazu neige, Dinge zu horten. Mir ist das durchaus bewusst, und meine Bemühungen, dagegen anzukämpfen, sind inzwischen meistens erfolgreich. So nutze ich zum Beispiel allmählich meine Streichhölzer auf – vermutlich werde ich nie wieder in meinem Leben welche kaufen müssen.

Becher waren aber nie das Objekt meiner Sammelleidenschaft. Die meisten von ihnen bekam ich geschenkt. Sicherlich, einige davon waren sogenannte "Verlegenheitsgeschenke". Man wusste, ich trinke gerne Tee (inzwischen bin ich allerdings auf Kaffee umgestiegen), und da war es dann natürlich das Nächste, mir einen Becher zu schenken. Häufig befanden sich in ihnen dann auch noch eine Packung mit Kandis oder ein ganz besonderer Tee.
Viele Becher erhielt ich natürlich zum Geburtstag oder zu Weihnachten – ganz oft mit meinem Sternzeichen als Motiv. Den bisher letzten dieser Art schenkte mir meine Schwester. Ein wirklich schönes und besonders designtes Exemplar einer bekannten Manufaktur. Der wird definitiv nicht aussortiert. Er hat vielmehr das Potential, einer der Becher zu werden, die ich regelmäßig nutze. Doch irgendwann muss ich auch einige der anderen Sternzeichen-Bechern aus dem Schrank entfernen – so viele potentielle Gäste, die im Zeichen des Stieres geboren wurden, habe ich nicht. Und beispielsweise einem Schützen einen Becher mit Stier-Sternzeichen-Motiv hinzustellen, geht ja nun gar nicht. Ein bisschen Wert auf Stil lege ich schon.
Jetzt muss ich aber auch gleich höllisch aufpassen. Da stupst mich nämlich sofort der höchst interessante Gedanken an, mir für jedes Sternzeichen ein oder zwei Becher anzuschaffen. Ich sage nur: Achtung Sammleralarm!

Mit fast allen meinen Bechern verbinde ich bestimmte Erinnerungen. So bekam ich den ersten von einer befreundeten Kommilitonin – natürlich mit Sternzeichen-Motiv (sie war übrigens auch Stier); zum Einzug in meine Wohnung erhielt ich ein Becherpaar – einer außen schwarz und innen grau, der andere genau umgekehrt, letzterer wurde dann mein erster "Büro-Becher"; auch von einem Klienten erhielt ich einen Becher als Dank für meinen Einsatz für ihn; zwei sehr schöne Exemplare schenkte mir eine liebe Freundin (zusammen mit einem Entspannungs-Tee, als ich gerade privat und beruflich sehr viel Stress hatte); und einen erhielt ich als Werbegeschenk von einem Restaurant in Stuttgart, wo ich mir bei schönstem Wetter im Außenbereich einen Kaffee gegönnt hatte. Dann ist da noch der Becher, den ich als ersten Preis bei einem Limerick-Wettbewerb gewonnen habe – inklusive meines Sieger-Limericks als Aufdruck.

Einige Becher stehen inzwischen in meinem Büro. Da ist zum Beispiel dieses große Teil in einem rosa Farbton, der sehr an meiner Farb-Schmerzgrenze schabt. Ich bekam ihn von einem langjährigen Kollegen zum Geburtstag geschenkt. Der Becher hat auf der Vorderseite ein Gesicht mit einer herausmodellierten Nase – es ist ein sehr grimmig dreinschauendes Gesicht. In der Innenwand des Bechers steht "Bitte nicht stören". – Ich glaube, ich habe noch nicht erwähnt, dass ich ein Morgenmuffel bin…
Auch jenes Exemplar mit Highheel-Motiv, das am Ende eines kollegialen Schrottwichtelns bei mir hängen blieb, habe ich im Büro stehen. In ihm serviere ich vor allem Hospitantinnen den Kaffee oder Tee. OK, vorher frage ich sie, ob sie den oder doch lieber einen anderen Becher haben wollen. Bisher hat ihn aber noch keine von ihnen abgelehnt.

Soweit ich mich erinnere, gibt es nur zwei Becher, die ich mir selber gekauft habe. Den einen sah ich auf einer Ausstellung. Das Motiv war Donald Duck als Che Guevara
– ein tolles Stück. Den anderen hatte ich ursprünglich für einen Kollegen als Geburtstagsgeschenk gekauft. Mir war aufgefallen, dass er – im Gegensatz zu uns anderen – in den Pausen keinen eigenen Becher hatte, sondern sich stets einen der "Gästebecher" aus dem Schrank nahm. Doch dann gefiel mir das Stück so gut, dass ich ihn nicht mehr verschenken mochte. Ich habe dem Kollegen dann einen anderen Becher geschenkt, da der eigentlich für ihn gedachte inzwischen ausverkauft war. Später fiel mir ein, ich hätte ihm auch einen von meinen bereits aussortierten schenken können…

In ein oder zwei Jahren werde ich wohl wieder ein paar Becher in den Keller bringen müssen. Dann wäre es wohl langsam an der Zeit, mir mal einen Überblick zu verschaffen, wie viele dort inzwischen schon in Zeitungspapier verpackt ihr Dasein fristen. Vielleicht sollte ich einige von ihnen auf dem Flohmarkt verkaufen, einem Sozialkaufhaus spenden oder sonst irgendwem schenken.
Doch dann erinnere ich mich wieder an die Geschichten und Begebenheiten, die es zu den meisten von ihnen gibt. Und schon bekomme ich es nicht übers Herz, sie wegzugeben. – Vielleicht sollte ich doch damit anfangen, Becher zu sammeln.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hagen

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Hallo Anbas,
schön mal wieder von Dir in diesem Forum zu lesen.
Das Problem mit den Bechern ist mir nicht unbekannt, ich leide mit Dir!
Als ich zu der Wunderbaren Ulrike zog, habe ich meine Bechersammlung in ihre integriert; - und sie schenkte mir, Angesichts meines Schreibtisches, noch einen Kaffeebecher mit der Aufschrift: Das ist keine Unordnung, hier liegen nur überall Idee herum. (Das Ding ist in Handarbeit beschriftet worden,)
Eine Idee wäre, kleine Lampen aus den Bechern zu machen. Du solltest nur sehen, wie Du ein Loch in den Boden kriegst. (Es geht mit einem speziellen Steinbohrer und einer Maschine mit geringer Drehzahl.)
Ferner wäre ein Mobilé aus Kaffeebechern recht originell, den Priemeln oder derartiges Unkraut in Bechern zu züchten machen viele und finden das originell.
Weiterhin könntest Du die Becher mit einer Flex halbieren, die Hälften igendwo auf ein Brett oder so kleben und mit Lampen (siehe oben) anleuchten, dann hast Du Kunst gemacht!

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, trage immer FFP2 Atemschutzmasken, Lüge niemals oder erzähle dreckige Witze! Motze Deine Frau/Freundien/
Geliebte nie an, kaufe ihr einmal die Woche frische Blumen und mache ihr keine billige Geschenke! Gib ihr auch keine guten Ratschläge die mit: „Da musst du mal …“ beginnen!
Herzlichst
Yours Hagen

____________________________________________________
Stelle dich auf dich selbst.
Ahme niemals nach.
In deine eigenen Becher kannst du in jedem Augenblick die gesammelte Kraft deiner ganzen Lebensarbeit legen!
Aber von dem angenommenen Talent eines andern hast du immer improvisierten und halben Besitz an Bechern.
Meister Tofu​
 

anbas

Mitglied
Hallo Hagen,

ich danke Dir für Deine lieben Worte. Ja, die letzten Jahre waren bei mir ziemlich heftig, so dass es zeitweilig nicht einmal mehr für Galgenhumor reichte...

Danke für Deine Vorschläge. Da eröffnen sich völlig neue Perspektiven - auch für weitere Texte ;).

Diesen hier habe ich inzwischen noch mal kräftig überarbeitet.

Vielen Dank auch an Monika und Dich für den schönen Sternenregen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Hagen

Mitglied
Hallo Hans äh Andreas ,
Danke für die Sternchen und die positive Rückmeldung.
Aber wer ist eigentlich Monika?

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin negativ getestet und positiv motiviert sowie stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen
__________________________________
Darin aber liegt die höchste Weisheit, dass ihr weise werdet durch die Cocktails an der ScheinBAR!
Alles Wissen aber ist ohne die Cocktails an der ScheinBAR nichts nütze!
Darum bekümmert euch zunächst nicht so sehr um ein vieles Wissen um das Karma,
sondern genießt viele Cocktails!
So werden euch die Cocktails das geben, was euch ohne diese nichts und niemand je geben kann!
 

anbas

Mitglied
Hallo Hagen,

Monika=Molly (oder auch umgekehrt ;)).

Sollte ich mal den Weg zur ScheinBar finden, schaue ich gerne mal rein. Aber Du weißt ja, ich trinke keinen Alk. Ich hoffe also, Ihr habt auch ein paar Cocktails ohne Umdrehungen dabei.

Man liest sich.

Liebe Grüße

Andreas
 

Hagen

Mitglied
Hallo Hans = Andreas ,
Mit Monika=Molly meinst Du sicher die Wunderbare Ulrike, welche auch Cocktails zu mixen in der Lage ist.
Z.B. den
Entspannen und Nachdenken
(Alkoholfrei)

6 cl Martini Fiero
10 ml Orangensaft
Auffüllen mit Mineralwasser oder Ginger Ale
etwas Zitronensaft
Eis
Deco Zitronenscheibe oder Deco Cocktailkirsche

Aber da mich mein Opa vor Katholiken und Leuten, die nie mal ein 'Schäpschen' tinken gewarnt hat, bevorzuge ich (je nach Gemütslage) den
Titanicstopper 1. Klasse
4 cl Blue Curaçao
3 cl Gin
2 cl Limettensaft
Auffüllen mit Sekt
Eis

Titanicstopper 2. Klasse
3 cl Blue Curaçao
2 cl Gin
1 cl Limettensaft
Auffüllen mit Fanta
Eis

Titanicstopper Zwischendeck
2 cl Blue Curaçao
1 cl Wodka
Spritzer Limettensaft
Auffüllen mit Wasser
Eis

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin negativ getestet und positiv motiviert sowie stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen
__________________________________
Darin aber liegt die höchste Weisheit, dass ihr weise werdet durch die Cocktails an der ScheinBAR!
Alles Wissen aber ist ohne die Cocktails an der ScheinBAR nichts nütze!
Darum bekümmert euch zunächst nicht so sehr um ein vieles Wissen um das Karma,
sondern genießt viele Cocktails!
So werden euch die Cocktails das geben, was euch ohne diese nichts und niemand je geben kann!
 

anbas

Mitglied
Hallo Hagen,

zum Glück bin ich Sohn eines evangelischen Pastors... - sonst würde ich wohl komplett auf Deiner schwarzen Liste landen :).

Mal sehen - vielleicht schaue ich trotzdem mal in der ScheinBAR :cool:.

Beste Grüße

Andreas
 

Hagen

Mitglied
Hallo Andreas,
auf meiner schwarzen Liste wirst Du niemals stehen!
Die Plätze sind schon für andere reserviert!
Aber ich bitte um Verständnis, da einer meiner Vorfahren Kretschmer in einer üblen Kneipe war und permanent Wein gepanscht haben soll.
Zu Deiner Beruhigung: Sowas gibt es an der ScheinBAR nicht!

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns recht bald in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert, negativ getestet, moralisch einwandfrei und stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen

Bedenke: Stimme niemals ein Klavier in nassem Zustand
 



 
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