Begegnung (Sonett)

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hermannknehr

Mitglied
Begegnung

Von Weitem sah er die Gestalt
sich durch die Parkallee bewegen,
wie sie nach einem kurzen Halt,
als würde sie noch überlegen,

entschlossen seine Richtung nahm
mit weiblich anmutigem Schritt
und dabei an Kontur gewann
vor dunklem Grün mit jedem Tritt.

Und plötzlich war der Schatten da:
Zwei Augen fragend aufgeschlagen,
neugierig und verwirrend nah,

als wollten sie ihm etwas sagen.
Ein Wimpernschlag nur, – in der Luft
blieb noch ein Hauch von ihrem Duft.
 

James Blond

Mitglied
Lieber Hermann,

ein schönes, elegant, luftig leicht wirkendes Sonett, das als Vierheber mit abab-Reimen als Sonett recht ungewöhnlich klingt. Aber wie könnte es auch sonst diese Leichtigkeit bewahren? Es riecht übrigens nach Rilke.

Neben Kleinigkeiten stört mich eigentlich nur der "Tritt", der hier etwas brutal daherkommt: "mit jedem Tritt" - gleich schmerzt mir schon das Schienbein. ;)
Der "weiblich anmutige Schritt" ist mir dabei ein wenig zu klischeehaft und stilblütenriskant. Eine wirklich bessere Lösung habe ich zwar nicht, aber immerhin eine Umstellung. Als Denkanstoß gedacht:

Begegnung

Von Weitem sah er die Gestalt
sich durch die Parkallee bewegen,
wie sie[red],[/red] nach einem kurzen Halt,
als würde sie noch überlegen,

entschlossen seine Richtung nahm
mit [blue]eilig anmutendem Tritt[/blue]
und dabei an Kontur gewann
vor dunklem Grün mit jedem [blue]Schritt[/blue].

Und plötzlich war [blue]ein[/blue] Schatten da:
Zwei Augen fragend aufgeschlagen,
neugierig und verwirrend nah,
als wollten sie ihm etwas sagen.

Ein Wimpernschlag nur, – in der Luft
blieb noch ein Hauch von ihrem Duft.
Grüße
JB
 

hermannknehr

Mitglied
Begegnung

Von Weitem sah er die Gestalt
sich durch die Parkallee bewegen,
wie sie nach einem kurzen Halt,
als würde sie noch überlegen,

entschlossen seine Richtung nahm
mit eilig anmutendem Schritt
und dabei an Kontur gewann
vor dunklem Grün mit jedem Tritt.

Und plötzlich war der Schatten da:
Zwei Augen fragend aufgeschlagen,
neugierig und verwirrend nah,

als wollten sie ihm etwas sagen.
Ein Wimpernschlag nur, – in der Luft
blieb noch ein Hauch von ihrem Duft.
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo James Blond,
ich habe Deine Anregungen z.T. übernommen. Der eilige Schritt unterstreicht den Vorgang, dass die Person erst zögert und dann entschlossen (und eilig) in die gewählte Richtung geht. Schritt und Tritt habe ich wie ursprünglich belassen. Auch "der Schatten" und nicht "ein Schatten", denn es ist ja die schemenhafte (und schattenhafte) Gestalt gemeint, die plötzlich ganz nah ist.
Rilke? Nun ja, ohne kopieren zu wollen, versuche ich in meine Lyrik etwas von dieser Leichtigkeit zu bringen, die einen Reim ganz ungezwungen, natürlich, ja geradezu selbstverständlich erscheinen lässt.
LG
Hermann
 



 
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