Beginn eines Buches?

Vor Beginn eines langen Romanes sollte man ein expose entwerfen, in dem die grobe Story, die Charaktere samt Namen und gegebenenfalls auch die Welt in der es spielt ( oder Zeit ) beschrieben sein.
 

bluesnote

Mitglied
Nur nicht den Mut verlieren!

Nun, ich glaube, ganze Bücher schreiben die wenigsten von uns.

Am Anfang brauchst du eine Idee, ein Konflikt muß her.
Klassisches Beispiel eines Konfliktes:

Anton liebt Brigitte, Brigitte liebt Anton, doch die ist verheiratet mit Carl.

Dann ist da der/die HeldIn, ihm stehen meist ein oder mehrereHelfer zur Verfügung.

Natürlich darf der Widersacher nicht fehlen, die Scenen müssen ausgemalt werden, siehe Expose’ wie von Michael Schmidt beschrieben. Auch eine gewisse Stimmung muß etabliert werden.

Falls du beginnst mit dem Schreiben, würde ich dir raten, bestücke deine Story mit möglichst wenig Figuren. Realisiere eine geradlinige Idee ohne zuviel Scenenwechsel.

Die Königsperspektive, also der allwissende Erzähler kann immer und überall zugegen sein und berichten. Er kann in einer Sekunde von Europa nach Amerika und sonstwo reisen. Du hast keine Schwierigkeiten mit Zeiten und Orten, wie sie bei der Ich – Erzählung aufkommen können.

Nimm dir keine Monumentalstory vor, darauf kommts nicht an, versuche alles Interessante in kurze Sätze zu packen (wie einfach zu erklären!).

Beschränke Dialoge auf aussagekräftige Worte, welche die Story voran treiben. Ein Beispiel, wie mans nicht machen sollte:

Brigitte und Carl wachen morgens auf. > Gut geschlafen Liebling?<
> Oh ja, und du?<
> Solala!< ... und so weiter und so natürlich nicht.

Stell deinen Wecker morgens eine viertel Stunde früher, steh auf und begib dich sofort an den aufgeschlagenen Block Papier. Beginne zu schreiben. Irgendwas! Wenn dir nichts einfällt, schreib, warum dir nichts einfällt.

Noch ein Tip. Lerne Maschinenschreiben! Ich hab eine Lern CD für 5 Mark in einer Wühlkiste bei Karstadt gefunden. Nach drei Wochen konnte ich erste Erfolge verbuchen. Gegen eine Bürofachkraft möchte ich trotzdem nicht antreten, aber für 120 Anschläge die Minute reichts.

Ich habe sicherlich nicht alles erwähnt, was man für den Anfang braucht. Wenn du gerne liest, wird’s klappen und immer schön im Training bleiben. Du mußt den Leser schon einfangen. Über den Daumen sagt man, der Autor hat sieben Seiten Zeit. Dann hat er entweder den Leser eingefangen oder er liest den Text nie mehr. Ein Anfang wie eine Schlagzeile, vielleicht eine Action Scene; dir wird was einfallen, um deine Leser zu begeistern.

Schau nach, wie es andere Autoren gemacht haben. Aber Achtung: nicht Wort für Wort kopieren, sonst machst du dich vielleicht zu deren größten Karrikatur!

Ich beanspruche nicht das Recht für mich, dir vollkommene Ratschläge gegeben zu haben. Eines aber ist sicher. Bei Fragen, die aufkommen, wird dir sicherlich hier am ehesten weiter geholfen.

Mit vielen Grüssen

Udo
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Am Anfang sind – meist zumindest – Figuren, die (noch) ein Problem mit sich herumschleppen. Oder da ist – oft jedenfalls – die Frage „Was wäre wenn?“

Dann kommt eine Skizze: Wen hab ich und warum ausgerechnet den? Wo hab ich ihn oder wo stell ich ihn hin? Wie sieht der Ort aus, wo ich den/die Helden hinschicke (und ich meine nicht die Landschaft sondern die Gesellschaft). Wer steht noch da und was will der (grundsätzlich – Macht? Wissen? Jemanden?)? Und – nachdem ich ein-, zweimal ziemlich erschrocken bin, was meine Helden da so treiben – wo sollen die (Haupt)Figuren hingehen, wenn alles vorbei ist? Dann erst – mit/nach diesem letzten Schritt – überlege ich, was ungefähr passieren muss, damit die Typen machen, was sie sollen…

Dann wird ein Ordner angelegt, in dem die Skizze (in Form eines Grobablauf-Planes) und eine ständig erweiterbare Liste auftauchender Personen (und es tauchen ständig irgendwelche Leute auf, die gar nicht eingeladen waren!), Orte u.Ä. eingeheftet wird.
Dann überlege ich, wo die Geschichte anfängt bzw. wo sie anfängt, eine erzählfähig kompakte Form anzunehmen, und in diesen Moment klinkte ich mich ein – noch ihne stargische Überlegungen, ob das der beste Anfang ist (die besten Anfänge entstehen bei mir ohnehin immer erst am Schluss). Und dann lass ich den Film laufen und schau mal, was passiert…

Irgendwo nach zwei, drei Kapiteln – wenn alles eine gewisse Komplexität erreicht hat – mach ich die Feinskizze (das Exposee), um das in diesem Stadium gewöhnlich schon recht ausufernde Ensemble an Leuten und Orten wieder in die „richtige" Bahn zu lenken. Das hat den Vorteil, dass ich dann schon so "im Stoff " bin, dass ich ein breites Fundament für neue Detail-Ideen habe.



Entscheidend für ein gutes Buch ist meiner Erfahrung nach aber:
Es sollte nicht so sein, dass der Autor eine Idee für (s)ein Buch braucht, sondern dass er ein Buch für seine Idee(n) braucht. Und damit ist der Beginn schon festgelegt.
 
@ Ern

Ich habe nichts dagegen, daß Du scheinbar ein Buch schreiben willst.
Aber ich wundere mich doch ein wenig über Deine Arglosigkeit.
Ahnst Du auch nur ungefähr, wieviel Arbeit hinter einem Buch steckt? Weißt Du, wieviel Arbeit erst recht hinter einem "guten Buch" steckt?
Kann Dein Thema "ein Buch lang" durchhalten? Kannst Duselbst durchhalten, textlich, schreibend, von der Kongruenz der Ideen und der Handlungen/Szenen her?

Normalerweise empfiehlt es sich dringend!, erstmal mit kurzen Texten zu beginnen und diese wirklich auszuarbeiten: Gedichte, Kurzgeschichten sind -einigermaßen richtig ausgeführt- anfangs schwierig genug. Kurze Erzählungen, Schauspiele, Dialoge muß man üben; malerisch, rational, dokumentarisch, romantisch, witzig, kommödiantisch, satirisch, ironisch usw. schreiben üben.
Wenn Du nach alledem bei einer kleinen Novelle anlangen würdest, die Dir gelingt, hättest Du bereits verdammt viel erreicht.

(jetzt witzig): ... und dann können wir in 10 Jahren nochmal über das scheinbar geplante Buch reden.
 



 
Oben Unten