beim Mückenkönig

beim Mückenkönig

Wer dachte auf der Fahrt zum See schon an
Dämonen? Dabei tanzten sie vor unseren Augen,
am Horizont in ihren fransigen Gewändern,
hoch über Feldern, Wipfeln und Asphalt.

Sie ließen uns den ganzen Nachmittag gewähren
in seinem Reich und täuschten uns sogar mit dem
Bouquet gemähter Gräser und dem Spiel der
Silberfischchen in der untergehenden Sonne.

Ihr letzter Strahl war das Fanal zum Sturm.
Die erste Böe, ein Stoßtrupp aus dem Hinterhalt.
Märtyrer bohrten uns ihre Schwerter in Arm und Bein,
bevor wir sie, im Dämmerlicht erspäht, erschlugen.

Dann brach die Finsternis herein und sie über uns.
In Geschwadern ekstatisch um sich stechender Berserker,
verheerender als ein Pfeilregen. Fliegende Piranhas.
Blutrünstige Ninjas ohne jedes Erbarmen.

Und wir bald ohne Widerstand, hilflos wie eine
aufgeriebene Kohorte im Teutoburger Wald, suchten
unser Heil am Feuer. Eng aneinandergedrängt die
Schilde unserer Rücken. So hielten wir die Stellung

bis zum Morgengrauen. In seinem fahlen Schein sah
man den einen oder anderen Kameraden hingesunken
auf dem Strand. Noch immer drohend stand die Luft.
Dem See entstieg der Odem eines Scheusals. – Endlich

beendete das Quaken eines Froschs die Schlacht.

...und dann gibt es da noch die Partisanen, die einzeln oder in kleinen Kampftruppen, vor allem Schlafzimmer überfallenn

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße

Andreas

So ist es, sobald die Sonne untergeht, blasen die Rüsselbemannten Weibsbilder zum Angriff.
Und wer da noch verpeilt der untergegangenen Sonne nachträumt, wird gnadenlos gelöchert ...
Einfallsreich beschrieben, Tula!

Liebe Grüße
Trist

Hallo Klaus
Die Idee eines Livevortrages ist sehr reizvoll, das könnte man geräuschvoll untermalen (oder vor dem Publikum gar einen Sack Mücken aufreißen ). Leider wird mir dieser Spaß hier nie vergönnt sein.
Du hast recht, die besondere Herausforderung besteht in der Steigerung. Die genannte Stelle habe ich wie vorgeschlagen geglättet (fransigen). Anderes vielleicht später mal.

LG
Tula

Hallo Andreas
Ja, mitunter sendet der Mückenkönig seine Spähtrupps bis in unsere Schlafzimmer. Eine Frechheit! Aber gut, wir sind ja selbst eine ziemlich dreiste Spezies.

LG
Tula

Hallo Trist
Ja, wie beim Menschen, die Weibchen sind am gefährlichsten

LG
Tula

hallo tula

großartig! echt jetzt, das ist ganz großes kino, wie es aber bei besonders gelungenen texten manchmal so ist, gibt es auch schwachstellen die durch die hohe qualität besonders auffällig sind. hier vorallem;

Dann brach die Finsternis herein und sie über uns.
In Geschwadern ekstatisch um sich stechender Berserker,
verheerender als ein Pfeilregen. Fliegende Piranhas.
Blutrünstige Ninjas ohne jedes Erbarmen.

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"berserker" "verheerender als pfeilregen" "fliegende piranhas" und "blutrünstige ninjas ohne erbarmen" ist milde gesagt to much ... ich weiß natürlich das der text an der stelle offensichtlich mit den augen zwinkert aber dennoch wurde ich mir hier wünschen, dass du einen gang zurückfährst.


ansonsten wirklich klasse. erinnert mich sehr an jan wagner, der übrigens auch ein klasse gedicht über mücken verfasst hat, sollte ich das noch irgendwo ausgegraben bekommen, kann ich es dir ja vielleicht mal schicken.

lg
patrick

Hallo Patrick
Nun ja, ich wollte da bewusst übertreiben. Darüber würde ich mit einem zeitlichen Abstand nochmals nachdenken.

Jan Wagner kann ich natürlich nicht das Wasser reichen.. Das Mückengedicht kenne ich, ist natürlich anderer Natur. Allein der Abschluss, der Rosettenstein, ohne den Stein ... eine Klasse für sich.

Dankend lieben Gruß
Tula

Nun ja, ich wollte da bewusst übertreiben. Darüber würde ich mit einem zeitlichen Abstand nochmals nachdenken.

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ja klar, das ist schon offensichtlich. vielleicht übertreibe ich hier auch, ich dachte nur, es hat auch so einen gewissen witz, den du dadurch so offensichtlich werden lässt, dass er fast an durchlagskraft verliert. aber eben nur fast und nur nach meiner ersten einschätzung, ich werde mich da nochmal kurz melden, wenn ich den text noch einmal mit etwas abstand gelesen habe, manchmal trügt der erste eindruck ja!

Jan Wagner kann ich natürlich nicht das Wasser reichen.. Das Mückengedicht kenne ich, ist natürlich anderer Natur. Allein der Abschluss, der Rosettenstein, ohne den Stein ... eine Klasse für sich.

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joaaaa, soooo genial finde ich wagner jetzt auch wieder nicht ... vorallem ist es eigentlich immer dasselbe, ich kann höchstens ein gedicht am tag von ihm lesen, dann nervt mich der stil.

lg
patrick

Hallo Tula,
wenn man so unbedarft in das Land des Mückenkönigs einmarschiert, darf man sich nicht wundern, wenn dieser seine Plagegeister losschickt.
Für mich übrigens ein Grund, warum ich windige Küstenstrände vorziehe.
Ansonsten gut dramatisiert und auf den Stich gebracht.
LG
Manfred

Danke Manfred
Dir eine stich-freie Woche
LG
Tula