Beim Wandern

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Winterling

Mitglied
Beim Wandern



Meine Augen streifen eine Landschaft,

die in Blau sich kleidet und verhüllt,

und mein Blick fängt langsam Kraft,

seh, wie sich die Weite füllt.



Wolken schütten all ihr Leben -

Wie kann Schönheit neben Trauer sein ?

Und der Mensch mit seinem Streben,

bleibt sich nah und doch allein.



Sehend wandre ich durch Auen,

voll von der Vergangenheit,

mag dem Leben kaum noch trauen,

dabei stiebt durch mich die Zeit.
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe(r) Winterling,

erst einmal herzlich willkommen auf der Leselupe - Du warst ja schon fleißig!

Ich mag die Stimmung Deines Gedichts - die Reime sind nicht immer ganz fließend, aber da bin ich keine Fachfrau.

Mir fehlt es noch an Stimmigkeit der Bilder; dabei ist die erste Strophe noch ein bisschen eindeutiger, wenn auch nicht unbedingt der Blick Kraft gewinnt, und dann füllt sich die Weite nicht durch den Blick.

Die Zeile 'Wolken schütten all ihr Leben' finde ich ganz zauberhaft, aber das schwingt nicht mit diesem Stoßseufzer von Schönheit und Trauer zusammen, und 'der Mensch mit seinem Streben' bammelt da irgendwie lose rum und wird auch nicht durch den letzten Vers angebunden, den ich wieder uneindeutig empfinde, denn sich nah sein ist kein Widerspruch zu allein sein.

Die letzte Strophe ist für mich auch nicht so ganz stimmig - einerseits das erhabene Naturerleben im Gegensatz zur inneren schweren Fülle, und dann diese Zeile 'dem Leben kaum noch trauen zu können' - das Leben ist doch ein Abstraktum und niemals handelnd, sondern die Summe der Handlungen anderer incl. einem selbst. Ja man sagt manchmal, was das Leben für einen noch zu bieten hat, aber als lyrisch empfinde ich das nicht. Und vollends schwingt die stiebende Zeit nicht mit dem Naturerleben - obwohl ich es als Bild schön finde, wenn auch die Zeit sicher nicht stiebt. Ich sehe da einen Ausdruck des Ausgeliefertseins, dem Leben, dass sich als Vergangenheit in einem sammelt, gefühlt ohne eigens Dazutun.

Ich habe eine Ahnung davon bekommen, was Du sagen willst, aber ich fürchte, Du hast es nicht gesagt.

Liebe Grüße
Petra
 

Ubertas

Mitglied
Hallo @Winterling ,
mir geht es jetzt anders als Petra beim Lesen deines Gedichts. Ich stimme Petra vollkommen zu, es hätte noch viel deutlicher gesagt werden können. Könnte es.
Aber eines, mehreres fasziniert mich sehr:
Ich 'kenne" diese Wanderung und das, so finde, ich beschreibst du sehr gut. So war und ist auch mein Empfinden, wenn ich mit meinen Gedanken auf Feldwegen bin. Die mir eine Linie zum Blau zeichnen und mir die Schönheit des Lebens, der Natur vor Augen halten trotz der Trauer, dem Traurigen und dem Trauernden.
Für mich gehört die Zeit zur Natur.

Lieben Gruß ubertas
 

Winterling

Mitglied
Hallo Petra, Hallo ubertas,

Vielen Dank für Eure Worte und Eure Gedanken


Ich möchte etwas zu meiner Person erklären, vielleicht wird dann mein Ansinnen klarer. Ich bin eine Frau.
In den letzten Jahren habe ich Texte / Gedichte geschrieben und dabei aus dem Fenster geschaut.
Es ist kein aktuelles Gedicht. Ich hoffe, das ich auch ältere Werke hier einstellen kann. Ich bin ja froh, ein Forum gefunden zu haben.

Ich habe einige "Fenstergedichte" geschrieben. Wenn ich sie hier posten kann, sage ich das dazu. Aktuelle Texte benenne ich auch.

Da ich älter bin, schon an die 70, stiebt durch mich die Zeit.
Vielleicht kennt ihr das auch: je älter man wird, desto schneller rennt die Zeit.

Da ich viel spazieren gegangen bin und manchmal noch kleinere Strecken laufe, kenne ich die Natur und kann mich an dieser erfreuen.
Es ist ein Spaziergang auf einem Feldweg mit dem Blick in die Weite.

Auch ist " Beim Wandern" ein Gedankensuchen, es ist ein innerer Spaziergang und auch ein äußerer Spaziergang.
Der Innere mit den Gedanken und der Äußere mit den Augen.

Das Gedicht ist deswegen nicht klar, weil es eher eine Suche ist, und manchmal ein Verweilen. Manches ist noch unscharf, unklar, nicht sortiert.
Aber es ist auch schön und bereichernd, etwas melancholisch und nach innen gekehrt. Manchmal lasse ich den Worten einfach ihren Lauf und justiere nicht nach " Sinn".

Ich lasse es so, auch wenn es etwas unklar ist. Auch kann der Leser seine eigene Wanderung machen.

Vielen Dank an Euch und Liebe Grüße Winterling
 

fee_reloaded

Mitglied
So, lieber Winterling!

Willkommen hier auf der Lupe! Wie freu ich mich, dass sich unsere Pfade nach langer Zeit wieder kreuzen!
Ich habe dir von Herzen und voller Begeisterung für deinen Einstandstext fünf Sterne gegeben und weitere fünf möchte ich an Ubertas mit diesem feinen Kommentar hier verleihen:
Ich 'kenne" diese Wanderung und das, so finde, ich beschreibst du sehr gut. So war und ist auch mein Empfinden, wenn ich mit meinen Gedanken auf Feldwegen bin. Die mir eine Linie zum Blau zeichnen und mir die Schönheit des Lebens, der Natur vor Augen halten trotz der Trauer, dem Traurigen und dem Trauernden.
Für mich gehört die Zeit zur Natur.
Das mit den Sternen ist - nur, um es klarzustellen - Geschmackssache und ich gebe gerne Sternchen und freu mich auch über welche, nehme sie aber jetzt nicht bierernst im Sinne eines allgemeingültigen Qualitätsmaßanzeigers. Manche geben aus Prinzip keine und auch das kann ich verstehen. Manchmal gebe ich sie auch, weil ich für einen ausführlichen Kommentar gerade nicht in Stimmung oder in Zeitnot bin...einfach, um den Autor wissen zu lassen, dass ich da war und mir gefallen hat, was ich lesen durfte. ;)

Ich weiß, man könnte die Zeilen 1 und 3 der ersten Strophe "bemängeln", da diese metrisch nicht zusammengehen. Die "Landschaft" und "langsam Kraft" betonen eben unterschiedlich.
Meine Augen streifen eine Landschaft,
die in Blau sich kleidet und verhüllt,
und mein Blick fängt langsam Kraft,
seh, wie sich die Weite füllt.
Doch hier stört mich das eigentlich kaum. Vor allem, weil die Bilder und deine Sprache im Text sich sehr stimmig anfühlen. Da bin ich dann auch der Meinung, dass um eines perfekt durchgezogenen Metrums Willen nicht immer alles "eingeebnet" werden muss oder sollte.

stiebt durch mich die Zeit.
finde ich übrigens grandios als Formulierung. Da fühle ich mich an Hermann Hesses schöne Sprache erinnert.
etwas melancholisch und nach innen gekehrt. Manchmal lasse ich den Worten einfach ihren Lauf und justiere nicht nach " Sinn".

Ich lasse es so, auch wenn es etwas unklar ist. Auch kann der Leser seine eigene Wanderung machen.
Sehr schön! So empfinde ich das auch, wenn ich dein Gedicht lese!
Was ich sehr gerne getan habe!

Liebe Grüße,
fee
 

Winterling

Mitglied
Hallo fee, Hallo mondnein,

Fee, ich freue mich auch dich wiederzusehen. Danke für die Sterne. ( Ich weiß noch nicht, wie man Sterne macht ) Ich kenne mich in diesem Forum überhaupt nicht aus, und suche noch nach " Wie funktioniert was " . Die Wanderung hier hat in meinem Zimmer stattgefunden, und ich habe dabei aus dem Fenster geschaut. Ich habe Fenstertexte geschrieben und hier gibt es einiges zu beanstanden. Ich freue mich über Hinweise, für mich gilt, "Dabei Sein" ist alles.

Liebe fee ich freue mich riesig.

"Landschaft" und "Kraft" betonen sich unterschiedlich. Das holpert arg, ich weiß, mir fiel kein anderer Sinn ein.

mondnein, ich freue mich über deinen Beitrag, ja du hast Recht, ich freue mich immer übers Lesen und eine Meinung dazu.
Danke.

Das hier ist ein Mischmasch aus einem Spaziergang der real stattgefunden hat, und Fantasie. Daher die Farbe blau. Ein Hinweis auf Ruhe und melacholie.
Danke für Eurer Lob und Eure gedanken zur Verbesserung..

Liebe Grüße Winterling
 



 
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