Bereuen Sie Wolfratshausen?

Marc Hecht1

Mitglied
Sommer 2002

Es war ganz verrückt mit den Journalisten, die uns damals begleiteten. Jedenfalls merkte ich schnell, dass sie allesamt dieselben Fragen stellten. Nicht über aktuelle politische Ziele der Partei, kaum einmal Fragen zu Sachthemen. Umweltschutz, Bildung, Sicherheit, papperlapapp. Das interessierte damals keinen Menschen.
Stattdessen waren sie wie die Lemminge. Alle umkreisten damals vor allem eine Frage. Ob nämlich die große Vorsitzende in ein Kabinett des Kandidaten aus Bayern eintreten werde, ob sie sich einbinden lasse, unter dessen Richtlinienkompetenz und in die Kabinettsdisziplin. Oder ob sie möglicherweise doch noch selbst antreten wolle.
Diese Frage war schon vor langer Zeit beantwortet worden. Gleich am Anfang des Jahres war es, als es in Wolfratshausen ein Frühstück gab. Und an dessen Ende stand die Entscheidung für den Kandidaten aus Bayern fest.
Die Vorsitzende hatte damals darauf verzichtet, vielleicht die erste Bundeskanzlerin der Republik zu werden. Monatelang war diese Frage jetzt schon geklärt. Aber die Journalisten rüttelten noch immer daran herum. Einer wie der andere. Diese Entscheidung wollten sie offenbar nicht so recht wahrhaben. Obwohl die Kampagne doch längst lief, wir jetzt bereits im heißen Wahlkampf waren.
Aber diese Frage kam jedes Mal. Und aus Bequemlichkeit nannten sie die Frage oft einfach Wolfratshausen. Das klang dann oft komisch: "Bereuen Sie Wolfratshausen?" "Ist Wolfratshausen das letzte Wort?" "Wird Wolfratshausen auch in Zukunft noch bestehen?"
 
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