Berichterstattung

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onivido

Mitglied
Gemütlich schlängelte sich die Tram durch die Innenstadt. Die robuste Dame, die das beste Alter bereits überschritten hatte, war gerade zugestiegen und hatte sich neben eine von Kopf bis Fuss schwarz vermummte Gestalt in der Sitzreihe vor Robert gesetzt. Als sie die Ganzverschleierung ihrer Sitznachbarin bemerkte, riss sie dieser wortlos das Tuch von ihrem Antlitz. Hervor kam ein schlecht rasiertes Männergesicht. Sprengstoffgürtel war Roberts erster Gedanke. Ein Selbstmordattentäter. Panik erfasste ihn. Der Mann durfte keine Gelegenheit haben seine Bombe zu zünden. Sein Handkantenschlag zerschmetterte die Nackenwirbel des Verkleideten. Der Kopf des Mannes rutschte leblos gegen das Fenster. Robert sprang auf und zog die Notbremse.
Die Polizei fand keine Bombe. Robert wurde verhaftet.

Die Zeit: Rechtsradikaler tötete Burkaträger in Tram mit brutalem Schlag …

Bild: Neonazi ermordet Burkaträger in Strassenbahn..

Die Welt: Brutalo in Strassenbahn tötet Burkaträger

Der Spiegel: Fremdenfeindlicher 24 Jähriger erschlägt Mann in [ Burkaverkleidung in der Strassenbahn. Das Opfer, Deutscher mit arabischem Migrationshintergrund, war Journalist und wollte für einen Artikel über die Erlebnisse einer Frau in Ganzkörperverschleierung recherchieren.
Es wird Anklage wegen Totschlags erhoben.
 
Die Grundidee, geschätzter onivido, gefällt mir. Allerdings hätte ich sie etwas weniger brutal in Szene gesetzt und den verkleideten Journalisten am Leben gelassen. So kann er im Krankenhaus gleich selbst den ersten Artikel bzw. die erste Überschrift verfassen und die anderen Presseorgane variieren dann die Tonlage, je nach Standort. Es kommt hier doch primär auf das Ausschlachten eines körperlichen Angriffs im Interesse von Leserbindung und Auflagensteigerung an, denke ich. Dieser Aspekt wird bei dir durch den vorangegangenen Totschlag ein wenig in den Schatten gestellt.

Wünschenswert wären auch noch weitere Schlagzeilen, z.B. focus, TAZ, pi-news usw. Da könnte man dann sehen, wie großartig unsere Meinungsvielfalt ist, wenn etwas durch den Wolf gedreht werden kann.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 

onivido

Mitglied
Hallo Arno ,
Stimmt der Burkatraeger haette nicht tot sein muessen. Mir ging es aber um die Berichterstattung.
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Quote:
“Wünschenswert wären auch noch weitere Schlagzeilen, z.B. focus, TAZ, pi-news usw. Da könnte man dann sehen, wie großartig unsere Meinungsvielfalt ist, wenn etwas durch den Wolf gedreht werden kann.”
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Gerade weil ich Meinungsviefalt bei der Presse vermisse, wollte ich das an diesem plumpen Beispiel klar machen. Vielleicht tue ich der deutschen Presse auch Unrecht. Ich lese nur Sueddeutsche, Die Zeit, Die Welt, Spiegel online. Die schreiben alle dasselbe. Von wem sie wohl kopieren, oder diktiert man ihnen die Texte? Das ganze versuche ich dann mit rt.com ins Lot zu ruecken.
Beste Gruesse///Onivido
 
A

aligaga

Gast
Mal langsam!

So blöd sind nicht mal die Redaktöre der Bild-Zeitung, dass sie aus dieser Tragikomödie nicht Honig zu saugen verstünden.

Zunächst: Kein Staatsanwalt würde unter den gegebenen Umständen auf Totschlag plädieren, sondern allenfalls auf Körperverletzung mit Todesfolge. Hinzu kommt, dass der Täter darauf abheben kann, in Notwehr gehandelt zu haben, weil er annehmen musste, einen gefährlichen Attentäter vor sich zu haben. Er hat ihn nicht vorsätzlich getötet, sondern zu seinem und zum Schutz der Mitreisenden unschädlich machen wollen - irrtümlich, wie sich später herausstellte. Aber der Irrtum wurde vom Opfer wesentlich mit herbeigeführt. Im Hinblick auf seine Korpulenz war sein Handeln grob fahrlässig.

Der Täter würde wohl freigesprochen, weil er "im guten Glauben" gehandelt hat und geltend machen kann, er sei aus Verwirrung, Furcht und Schrecken im Affekt tätig geworden.

Eine Steilvorlage für jeden Journalisten, ganz gleich, ob von rechts oder links! Mit dem Stöffchen könnte man das Journal gut 14 Tage lang über Wasser halten. So plump, wie uns die Schlagzeilen hier präsentiert werden, würden sie gewiss nicht lauten!

Heiter

aligaga
 

onivido

Mitglied
da hat der Robert ja nochmal Glück gehabt.
Es ging mir eigentlich nur darum darzustellen wie mit den Begriffen "Rechtsextremist" und "Nazi" in den Medien herumgeworfen wird.
Grüsse///Onivido
 
A

aligaga

Gast
So schlimm und so platt wie von dir dargestellt läufts in den seriösen Druckmedien hier bei uns eher nicht, o @nivido. Die wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen Rechtsradikalinskis, den "Besorgten Bürgern", den "Helferkreisen" und den linken Autonomen. Normalbürger kommen in der freien Presselandschaft nicht vor. Sie sind unergiebig.

@Ali stellt sich vor, wer alles aufheulte, wenn ein Blatt hierzulande tatsächlich "lustige" Hetzpropaganda à la "Charlie Hebdo" machen würde.

Kennzeichen versierter Pressearbeit sind nicht nur die minutiöse Berichterstattung, sondern auch das gegeneinander Ausspielen von Kontrahenten. Das streut Salz in Wunden, gießt Öl in Flammen und hält einen Konflikt am Leben - der beste Keimboden für Journalismus jeder Kulör!

Und wenn gerade mal kein veritabler Teufel bei der Hand sein sollte, dann wird er halt an die Wand gemalt: Geht morgen die Welt unter? Steht der 3. Weltkrieg vor der Türe? Hat Martin Schulz eine Säufernase?

Heiter, sehr sehr heiter

aligaga
 

onivido

Mitglied
Da habe ich die deutsche Medienlandschaft falsch eingeschaetzt. Das kommt davon , wenn man sich ueber etwas aergert und nicht recherchiert.
 
A

aligaga

Gast
Da habe ich die deutsche Medienlandschaft falsch eingeschaetzt.
Mach dir nichts draus, o @nivido. Die ist so schmuddelig, dass man oft wirklich nicht weiß, wo man da gerade hintritt. TTip: Auf die Krammetsvögel achten! Wo deren Schwärme am dichtesten sind, stinkt's für gewöhnlich am allermeisten ...

Froh und munter

aligaga
 

onivido

Mitglied
Was muss ich da in der Zeitung lesen. Chemnitz. Eine grossartig, mit Bedacht inszinierte Polizeiaktion konnte nicht verhindern, dass der Verdaechtige entkam, der sogar eine Bombe im Rucksack haette haben koennen. Angeblich weil die Polizisten mit all dem Geruempel, das sie auf dem Koerper hatten, ihn nicht einholen konnten. Zu was haben sie denn ihre Waffen? Ein Mann, der dutzende von Menschen umbringen kann, wird aufgefordert stehen zu bleiben und rennt weiter. Ein Warnschuss. Wie laecherlich ist denn die deutsche Polizei? Was da wohl in USA passiert waere. Natuerlich verstehe ich die deutschen Polizisten. Haetten sie den Kerl erschossen, waeren die Medien ueber sie hergefallen. Die Gruenen haetten den Ruecktritt des Polizeipraesidenten gefordert. Die Poilzisten suspendiert und angeklagt. Armes Deutschland. Wer beschuetzt seine Buerger? Das macht die obige Geschichte zwar nicht besser, aber verstaendlicher.
Bestuerzt///Onivido
 



 
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