Berlin, du taumelst

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Berlin, du taumelst

Es ist nicht alles Schwanz, was wedelt,
und viel wird mit Konstanz vertrödelt.
Man denkt nicht direkt an Berlin,
denn Schilder führen sonst wo hin.

Es ist nicht alles Bein, was baumelt.
Die Seele ist es, die oft taumelt.
Man weiß nicht recht. Doch ganz gewiss
herrscht eine große Finsternis.

Es ist nicht alles Traum, was wandelt.
Denn die Entrücktheit, sie verhandelt
mit der Vernunft um Preis und Lohn.
Fern der Vernunft ist beides schon.

Es ist nicht alles Zug, was bummelt
und ob du die bist, die sich tummelt,
das weiß ich, und zwar ganz spontan,
nach einem Rausschmiss aus der Bahn.

Es ist nicht alles Uhr, was pendelt.
Jedoch das Sein, das mit uns tändelt,
ist weit entfernt von Traum und Schein.
Berlin, du taumelst bald allein.
 

Tula

Mitglied
Hallo Paul

Gern gelesen, eine schöne Idee. Schöner wäre es natürlich in Zille-Sprache, vielleicht fehlt auch noch irgendein total-Berlin-typisches Bild (?)

Breites Grinsen in Strophe 4 :)

LG
Tula
 
Danke Tula, auch für die Wertung.
Ja mit der Sprache: hab ich schon mehrfach versucht.
Bin aber kein Berliner. Und nur vom Zuhören, das reicht
nicht aus.
Im nächsten Leben!
Gruß von Paul.
 
Hallo Sta.tor,
danke für deinen Kommentar.
Du stolperst? Wenn alles taumelt, bummelt, tändelt?
Nein! Zu deinem Gedanken:
Daraus würde dann das „nicht wirklich“. Dieser stehende Begriff zählt nicht zu meinem Wortschatz.
Ich habe ihn noch NIE verwendet und auch künftig nicht vor, ihn zu verwenden.
Er wirkt für mich so abgedroschen und ist wahrscheinlich aus einer Sprache übernommen worden, von der Helmut Arntzen sagt: „Die Deutschen sprechen heute deutsch, als hätten die Amerikaner es ihnen beigebracht.“
Ich bin mir zwar nicht sicher, aber die Intention war immer dieses „direkt“.
Sei mir bitte deshalb nicht böse.
Viele Grüße von Paul Schnabel.
 

anbas

Mitglied
Hallo Paul,

auch ich stolpere bei "direkt", da hier korrekt die zweite Silbe betont werden müsste, es metrisch aber die erste sein muss.

Da Du "wirklich" ablehnst, kämme z.B. "immer" noch in Frage, oder ein Umstellen des gesamten Satzes ("Direkt denkt man nicht an Berlin") - aber ich gebe zu, auch das klingt gewöhnungsbedürftig ;). Vielleicht gibt es ja noch andere Lösungen - soweit Du hier überhaupt etwas ändern willst.

Aus meiner Sicht gibt es noch eine andere Stelle, an der noch ein wenig nachgeschliffen werden könnte - aber das ist dann wirklich schon eher eine Feinheit. Aber vielleicht hast Du ja Spaß, an solchen Feinheiten. Ich meine diese Stelle:
mit der Vernunft um Preis und Lohn.
Fern der Vernunft ist beides schon.
Zum einen klingt 2x hintereinander "der Vernunft" nicht so gut. Außerdem wird das "der" betont, was hier in diesem Zusammenhang dem Wort "der" eine größere Bedeutung gibt, als es eigentlich haben sollte.

Zumindest das erste "der" liesse sich evtl. mit "viel" ersetzen - für mich würde es dann runder klingen. Für das zweite "der" fällt mir keine Lösung ein.

Soweit meine Gedanklen zu dem Gedicht, das mir ansonsten gut gefällt.


Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo Andreas, du hast dir viel Mühe gegeben.
Und ich habe mich nicht recht getraut heran zu gehen. Natürlich liegst du mit der Betonung des „direkt“ richtig. Als Vortragender hat man ja die Möglichkeit der variablen Gestaltung: sprachlich und dynamisch. In diesem Satz das „direkt“ auf der zweiten Silbe zu betonen, ist von der Sprachdynamik und der Zielsetzung, der ich es versucht habe zuzuordnen, unpassend. Insofern würde ich es einfach stehen lassen, weil auch die Alternativen keine Gleichwertigkeit in meinem Sinne darstellen.

Ich habe auch immer den Titel des Gedichtes als Gesamtprodukt im Auge.

Wegen deines zweiten Einwandes hadere ich noch mit mir. Eben hatte ich für die zweite Zeile noch

„Entfernt davon ist beides schon.“

Aber: da fiel mir die letzte Strophe ins Auge. Daran muss ich wohl noch arbeiten. Leider fehlt mir im Moment sehr, sehr viel Zeit. Sieh es bitte nicht als Ignoranz oder Gleichgültigkeit an.
Auf jeden Fall hat mir dein Bemühen und auch das „gut gefällt“ zugesagt; schon deshalb lasse ich das nicht so stehen.
Herzlich grüßt dich Paul.
 



 
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