Besuch im Land der Werte

4,00 Stern(e) 1 Stimme

onivido

Mitglied
Er hatte es gewagt ein Hotel in einer Strasse mit anrüchigem Ruf zu wählen und es nicht bereut. Das Hotel lag in der Nähe des Hauptbahnhofs, eingebettet in eine Nachbarschaft, wie er sie sich im Orient vorstellte. Er schlenderte vorbei an Bars, Supermärkten, Dönerladen, Teestuben, Fruchtläden bis zur Paulskirche. In der Stille des Gotteshauses bat er Gott um Gesundheit und einen Hauptgewinn im Eurojackpot, um sie angemessen geniessen zu können. Eine Ewigkeit war er nicht mehr in seinem Geburtsland gewesen . Was er als seine Heimat betrachtete, reichte von München bis Riva sul Garda. Nie hatte er den Norden Deutschlands besucht , aber jetzt schien es ihm höchste Zeit das nachzuholen. Wer konnte wissen, wie lange der Krieg zwischen USA und Russland noch auf das ukrainische Schlachtfeld begrenzt sein würde . Laut Alois Irlmaier , dem bayrischen Hellseher, wird in diesem Krieg der ganze Norden Deutschlands zu Schutt und Asche gebombt . Es war also höchste Zeit, dass er sich einmal wenigstens die Mecklenburgische Seenplatte, Berlin und Hamburg ansehen würde. Er verliess das Gotteshaus und marschierte zurück zum Hotel und packte seinen Rucksack. Sein Ausflug in die Gefilde nördlich der Donau würde mit einer spannenden Reise im ICE beginnen. Sein einziges Handgepäck - eine sorgfältig in Zeitungspaper eingwickelte Brechstange.
 
Das ist einer der Texte, wo der Kommentator in großer Gefahr ist, sich statt Textarbeit außerliterarischen Betrachtungen zu überlassen. Um das und etwaige daraus resultierende Ahndung zu vermeiden, zieht sich gleich wieder zurück

Arno Abendschön (der jetzt gern in Südamerika wäre, am besten in Argentinien)
 

onivido

Mitglied
Hallo Arno, ein weises Verhalten. Auch ein Umzug nach Argentinien waere weise, sofern man sich nicht dort sein Geld verdienen muesste.
Gute Nacht///Onivido
 

John Wein

Mitglied
Das Land, das du einmal kanntest, hat sich gewandelt. Du würdest es nicht wiedererkennen, ja ich erkenne es ja kaum noch! Aus nein wurde ein ja, aus oben unten und aus links rechts. Ich weiß nur, dass ich ein Mann bin und es bis an mein seliges Ende sein werde, das hat mir nämlich die Schöpfung so vorgegeben. Und……Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern ein auskömmliches Miteinander. Mir wird wird Angst und Bange, wenn ich das Kriegsgeschrei in den Gazetten lese, aber erst Recht graust es mir vor Politikern, die noch nie eine Waffe in der Hand trugen und heute von schwerem Kriegsgerät schwafeln. Ich bin mir sicher, müssten der Einzelne mit dem eigenen Leben geradestehen, selbst einrücken, Blut und Frontstrapatzen erdulden, in Gefangenschaft zu geraten oder verwundet zu werden, dann würde aus dem Sesselfurzer ganz schnell wieder ein Pazifist. Mir grausts vor diesen Wahnsinnigen!
Ich schäme mich mit diesen Leuten in einer Nation zu wissen!
 

onivido

Mitglied
Hallo John, was kann man machen, um aus dieser Situation wieder herauzukommen? Wahlen sind sinnlos. Zuerst muessten die Medien gezwungen werden Tatsachen zu berichten anstatt Meinungen zu verbreiten. Wie koennte das erreicht werden?
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Onivido,
für mich fehlt diesem Text ehrlich gesagt der innere Zusammenhang. Er besteht aus Teilen, die sich gegenseitig nicht stützen.

Er hatte es gewagt ein Hotel in einer Strasse mit anrüchigem Ruf zu wählen und es nicht bereut.
Der erste Satz weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Warum hat er das Hotel im Schmuddelviertel nicht bereut? Welche Relevanz hat sein Besuch dort für den Rest des Textes? Nach ein paar Sätzen scheint der Erzähler das Interesse an diesem Schauplatz zu verlieren.

Sein einziges Handgepäck - eine sorgfältig in Zeitungspaper eingwickelte Brechstange.
Auch der letzte Satz befriedigt nicht. Er liest sich wie ein überraschendes Ende. Ich erkenne aber keinen Bezug zum Rest des Textes. Oder verstehe ich da eine Anspielung nicht? Geht es um Gordon Freeman?

Sein Ausflug in die Gefilde nördlich der Donau würde mit einer spannenden Reise im ICE beginnen.
Wenn er es bis nach Frankfurt geschafft hat, dann ist er schon weit nördlich der Donau, oder?

Viele Grüße
lietzensee
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Lieber Onivido,

ein Schelmenstück?
Ein Mann will Gegenden bereisen, die es den vielfältigen Schamanen gemäß bald nicht mehr geben wird.
Das normalste der Welt, oder?
Genauso normal, wie in einer Kirche, die kein Gotteshaus mehr ist, mit Gott Zwisprache zu halten - und dann ausgerechnet um einen Lottogewinn zu bitten.
Dass eine Brechstange sein einziges Gepäck ist, muss uns genauso wenig irritieren, wie die Sorgfältigkeit der Umwicklung.
Müssten wir nicht eigentlich alle so schreiben, jetzt?

Liebe Grüße
Petra
 

onivido

Mitglied
Hallo Lietzensee
“Er besteht aus Teilen, die sich gegenseitig nicht stützen.”
Ich fuerchte du hast Recht. Der Text wurde im Zorn herausgehauen und ist deshalb wahrscheinlich vollkommen unverstaendlich, vor allem fuer diejenigen (die Meisten) die seinen Schauplatz , das ausgeweitete Muenchner Bahnhofsviertel nicht kennen. Es ist fest in der Hand von orientalischen Immigranten. Dass der Erzaehler seine Hotelwahl dort nicht bereute, soll andeuten, dass er nichts gegen Einwandrerer hat. Das steht im Kontrast mit dem Brecheisen, das er bei einer SPANNENDEN Reise im ICE griffbereit hat. Ist es nicht klar, dass es sich dabei um eine Vorkehr handelt, um bei einem Messerangriff, wie in einem Regionalzug im schleswig-holsteinischen Brokstedt, geeignet reagieren zu koennen?

“Wenn er es bis nach Frankfurt geschafft hat, dann ist er schon weit nördlich der Donau, oder?”
Wie kommst du auf Frankfurt?

Vielen Dank fuer die Muehe den Text zu “entschluesseln” und deine Kommentare.
Beste Gruesse///Onivido Kurt
 

onivido

Mitglied
Liebe Petra,
“ein Schelmenstück?”
Ob man einen Typ ohne Tiefgang, der Gott nur um einen Lottogewinn bittet und es ausserdem wagt den Krieg in der Ukraine als einen Krieg zwischen USA und Russland zu bezeichnen, als Schelm bezeichnen darf, oder als etwas simplen Mitbuerger, sei dahingestellt. Dass er bei einer spannenden ICE Reise eine Brechstange bereit haelt , ist damit begruendet, dass er auf Grund seiner praktischen Natur jederzeit bereit ist bei unvorhersehbaren Vorfaellen im Zug sofortige Loesungen beizutragen.
Viele Gruesse und danke fuer den Kommentar///Onivido
 
Wie kommst du auf Frankfurt?
Onivido, ich muss zugeben, dass ich auch gleich und nur an Frankfurt gedacht habe. Das ist zumal für in Norddeutschland Lebende durchaus naheliegend aufgrund der Kombination von internationalem Flughafen und Paulskirche. Die Frankfurter Paulskirche ist eben viel mehr Lesern im deutschen Sprachraum ein Begriff als die Münchner. Dasselbe gilt für das Bahnhofsviertel, das Frankfurter ist insgesamt bekannter und wohl auch größer. Inzwischen bin ich aber aufgeklärt und weiß, dass die im Text enthaltenen Angaben auch zu München passen. Ich wollte dich jetzt nur darauf aufmerksam machen, dass hier ein Missverständnis leicht möglich ist.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 
Zuletzt bearbeitet:

onivido

Mitglied
Danke Arno fuer die Erklaerungen. Es gibt schon lange keine Direktfluege Caracas- Frankfurt mehr. Jetzt geht es Caracas -Madrid-Muenchen. Die Bemerkung Petras, dass die Paulskirche gar keine Kirche mehr ist, hat mich auch verwundert. Die Muenchner Paulskirche ist noch nicht zweckentfremdet und grenzt fast an das Gelaende der Oktoberfestwiese (die keine Wiese mehr ist) am Ende der Landwehrstrasse, die das ganze Viertel durchquert.
Gute Nacht.///Onivido
 
Schon recht, Onivido. Die Münchner Paulskirche war mir früher schon zu Gesicht gekommen. Ich wusste sogar mal, dass sie einen Flugzeugabsturz überstanden hatte - aber alles vergessen bis vorhin. Ich war zuletzt vor Jahrzehnten in München ... Dass Caracas nicht mehr mit Frankfurt direkt verbunden ist, erstaunt mich. In Bezug auf den Text ist noch festzustellen, dass ein beliebiger Leser ja auch nicht wissen kann, dass von Venezuela aus geflogen wird.

Genug für diesmal
Arno Abendschön
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Onivido,
vielen Dank für deine Erklärung. Wie Arno schon geschrieben hat, auf Frankfurt bin ich durch die Paulskirche gekommen. Wenn ich so überlege, gibt es sicher in jeder größeren Stadt eine Paulskirche.

Das steht im Kontrast mit dem Brecheisen, das er bei einer SPANNENDEN Reise im ICE griffbereit hat. Ist es nicht klar, dass es sich dabei um eine Vorkehr handelt, um bei einem Messerangriff, wie in einem Regionalzug im schleswig-holsteinischen Brokstedt, geeignet reagieren zu koennen?
Nein, das war mir tatsächlich nicht klar. Auf der Fahrt von München nach Norden würde ich eher ein extra Buch einpacken, falls zwischen Halle und Wittenberg mal wieder gebaut wird. Bei einer Brechstange denke ich auch nicht unbedingt an eine Verteidigungswaffe.

Viele Grüße
lietzensee
 



 
Oben Unten