Besuch in Hamburg (gelöscht)

Clara

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Hallo Nordlicht ;-)
ich finde, auch wenn der Oli vom Lande kommt, oder gerade weil er vom Lande kommt, dass ihn da Gedanken bewegen, die nicht ganz altersentsprechend sind.
Entweder sie sind zu alt , oder zu jung und weiblich - z.B. das mit dem Baby. Vor allem wo er selbst ja mit seinem Brausebrand beschäftigt ist.


lieben Gruß von Clara
 

Nordlicht

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Ursprünglich veröffentlicht von Clara
Hallo Nordlicht ;-)
ich finde, auch wenn der Oli vom Lande kommt, oder gerade weil er vom Lande kommt, dass ihn da Gedanken bewegen, die nicht ganz altersentsprechend sind.
Entweder sie sind zu alt , oder zu jung und weiblich - z.B. das mit dem Baby. Vor allem wo er selbst ja mit seinem Brausebrand beschäftigt ist.


lieben Gruß von Clara


Hallo Clara,
danke für Deinen Kommentar.
Zu Oli: gerade das mit dem Baby soll zeigen, dass Oli doch noch ein grosses Kind ist und sich in seiner Familie sehr wohl fühlt. Typisch Teenager - nicht Fisch - nicht Fleisch. Oder anders: nach außen cool - innen weich - manchmal schon erwachsen, auch im Denken, dann wieder nicht. Selbst erlebt mit meinem Sohn :)
Liebe Grüße!

Ich habe die Geschichte geringfügig geändert, überflüssige Wörter entfernt und den Lokalbezug reduziert, ich glaube, sie liest sich jetzt flüssiger:

***

Besuch in Hamburg

Oli war schlecht. Er wusste ja, dass er kein Bier vertrug. Aber was hätte er machen sollen? Die Anderen hätten ihn sonst bestimmt nicht akzeptiert. Es war Ostermontag, und er war seit zwei Tagen zu Besuch bei Ralf und seinen Eltern. Ralf ist sein Cousin, ein Jahr älter als er, Oli war kürzlich 16 geworden.

Sie waren in Hamburg gewesen. Ralf und seine Freunde wollten ihm die Reeperbahn zeigen, Oli sollte "mal so richtig" die Großstadt kennen lernen. Große Lust hatte er nicht dazu gehabt, aber das hatte er unmöglich zugeben können, sonst hätten sie ihn noch für ein Kleinkind gehalten. Also waren sie über den "Kiez" gebummelt, hatten Bier getrunken und einen Burger gegessen. Das Beste waren die Sonnenbrillen mit den blauen Gläsern, die sie sich gekauft hatten, dahinter konnte er sich verstecken, und die anderen Jungen sahen nicht, wie unsicher er sich fühlte.

Auf dem Rückweg mussten sie sich beeilen, um noch eine S-Bahn zu bekommen, die den Anschluss mit dem Bus zurück sicherstellte. Am Hauptbahnhof stiegen sie ein, die Bahn war schon rappelvoll, und sie bekamen keine Sitzplätze mehr. Durch das Bier war Oli wacklig auf den Beinen, stolperte gegen Ralf und seine Freunde, boxte Kay gegen den Arm, damit es nach freundschaftlichem Knuffen aussah.

Neben ihnen stand eine Kinderkarre mit einem schlafenden Baby, das ungefähr so alt war wie der kleine Bruder von Oli, mit dem er so gern spielte. Niedlich, aber die Mama von diesem Baby hätte es bestimmt nicht erlaubt, wenn er es geweckt hätte.

Nächster Bahnhof, noch mehr Menschen stiegen ein, ein großes Gedränge - und Oli war übel. Um sich abzulenken, brüllte er: "McDonald's ist einfach guuuuuuuuuuuuuuuuuut", und die anderen Jungen machten mit. Für ihn klang es wie ein Schlachtruf. Das Baby wachte davon nicht auf.

Hinten im Waggon entstand Unruhe, was war dort los? Zwei Männer fingen an, einen anderen zu schlagen. Warum wehrte sich der sich nicht? Wackelte auf seinem Sitzplatz nur hin und her. War er betrunken? Warum tat denn keiner etwas? Oli hatte Angst. Die Männer sahen südländisch aus, und Ralfs Freunde hatten erzählt, die Türken hier hätten immer ein Messer in der Hosentasche. Vielleicht waren das Türken. Sollte doch irgendjemand etwas tun! Verzweifelt guckte Oli sich um.

Eine Frau drängte sich durch die stehenden Fahrgäste hindurch, laut redend und schimpfend. Stand vor den Schlägern und redete auf sie ein in einer Sprache, die Oli nicht verstand. Packte sie an den Armen und schob sie zur Tür. Die hatte Mut! Ihm war elend. Vielleicht hätten sie helfen sollen? Laut sagte er: "Ich fahr nie S-Bahn, ich lebe auf dem Lande." War er damit entschuldigt? Aber Ralf und seine Freunde taten doch auch nichts. Oli stand unsicher auf seinen Füßen, rempelte Ralf noch mal an, der ihm daraufhin einen Schlag in den Nacken gab. Oli war froh, dass er die Brille mit den blauen Gläsern aufhatte, die anderen mussten ihn für cool halten. S-Bahn-Halt, die Frau schubste die beiden Männer aus der Tür. Wie hatte sie das hinbekommen? Alle Fahrgäste guckten unbeteiligt aus dem Fenster oder in ihre Zeitung. Lieber das tun, was alle machen, dann fällt man nicht auf. Ist das normal in der S-Bahn, macht man das in Hamburg so?

Inzwischen war in der Nähe ein Platz freigeworden, die Frau setzte sich und erzählte ganz aufgeregt, sie sei Türkin. Sie könne es nicht leiden, wenn ein alter Mann, auch wenn er betrunken sei, geschlagen würde. Die Männer seien auch Türken gewesen, aber das sei doch unwichtig! Die Menschlichkeit ginge vor, und ein alter Mann könne schließlich der Vater oder Opa von uns allen sein. Die Fahrgäste guckten betreten, keiner sagte ein Wort. Sie schaute Oli an und meinte: "Von euch hätte ich nicht erwartet, dass ihr etwas unternehmt, ihr seid ja noch halbe Kinder und obendrein betrunken. Aber zu sagen, dass du auf dem Lande lebst, ist wohl kein Grund, wegzusehen!" Er fühlte sich mies, und in seinem Kopf drehte sich alles.

Oli war froh, als die Clique dort ankam, wo sie alle umsteigen mussten. Sie stimmten noch einmal ihr Gebrüll an: "McDonald's ist einfach guuuuuuuuuuuuuuuuuut" und taumelten aus der Bahn. Ihren Bus bekamen sie noch.

Oli und Ralf waren zurück bei Onkel Heiner und Tante Ina. Ihm war immer noch übel.

Morgen würden ihn seine Eltern abholen.
 

Clara

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Hallo Nordlicht
alleine dieser Satz und das gleich zu Beginn:

Oli war schlecht


ein schlechter Mensch also?
Nein, ihm war übel, weil er Bier getrunken hatte.
Oli war schlecht, wie eine überreife Birne?
 

Nordlicht

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Ursprünglich veröffentlicht von Clara
Hallo Nordlicht
alleine dieser Satz und das gleich zu Beginn:

Oli war schlecht


ein schlechter Mensch also?
Nein, ihm war übel, weil er Bier getrunken hatte.
Oli war schlecht, wie eine überreife Birne?

Hallo Clara,

den Vergleich mit einer überreifen Birne finde ich gut!

So in etwa fühlt man sich ja in diesem Zustand,nämlich richtig "matschig". Übel ist ihm innerhalb des Textes bereits zwei Mal, und ich wollte es nicht auf drei bringen. Ist auch der Spagat zwischen Umgangs- und Schriftdeutsch. Und klingt zu Beginn lautmalerisch besser. Ich wollte nicht mit übel anfangen - sprich es mal "üüü....". Klingt übel.

Liebe Grüße
 



 
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