Bei mir in Kärnten hört man keinen Unterschied zwischen ß und s (auch ohne Dialekt) - also würden die weißen Haare der weisen Frau und die Fliesen aus Gießen für mich durchaus reimen.
Das ist Akzent. In der eigenen Sprachumgebung hört man sich und andere Hochdeutsch reden. Leute aus dem Norden sagen oft, es sei Dialekt.
Wenn jemand Emil (den Komiker aus der Schweiz) kennt:
Hier in meiner Umgebung denken viele, es sei Dialekt. Aber er spricht Standarddeutsch mit Schweizer Akzent. Meine Tochter hat mir mal erzählt, dass sie das verstanden hat, als sie in die Schweiz zog und wirklichen Dialekt hörte.
Deutsch ist eine "multizentrische" Sprache.
Aussprachestandards sind noch nicht sehr alt.
Da war zunächst die "Bühnenaussprache", die sehr deutliche Aussprache erforderte.
Heute gibt es Richtlinien für Standardaussprache, wenn man "neutral" klingen will, die gelten für z.B. Nachrichtensprecher.
Ich denke, sie sind auch in verschiedenen Ländern verschieden.
Es gibt einen Aussprache-Duden, der gibt Regeln für Deutschland an, im Wesentlichen.
Auf die Aufnahme von Regionalvarianten wie beim Rechtschreib-Duden konnte man sich nicht einigen.
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Bei Limericks gibt es zwei Ansätze, die beide unterschiedlich aber richtig sind:
1. (wie Ciconia): Standardaussprache, orientiert am Aussprache-Duden.
2. Regionale Standards: Natürliche Alltagssprache.
In England ist man von strikter Anwendung einer Standardaussprache zu Anerkennung regionaler Formen übergegangen.
Also von "Die Sprache macht die Herkunft, die Herkunft macht es nicht." (My fair Lady)
Schauspieler dürfen in Filmen wieder Akzent sprechen.
Nebenbei:
Beim Hören von Nachrichten höre ich den Unterschied von stimmhaftem und stimmlosem "s" nur, wenn ich mich darauf konzentriere. Sonst höre ich nur alles als stimmlos.
Das liegt an meiner Prägung in den ersten Lebensjahren.
PS: Österreich hat eine andere Standardaussprache von Hochdeutsch als Deutschland. Dort ist der Limerick in der Originalfassung sogar völlig korrekt.