Beteigeuze

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Tula

Mitglied
Beteigeuze

nach irdischem Kalkül zu weit entfernt
für deine Wärme, aber nah genug
dich, kosmische Madonna, zu erspähen
jeden Abend, mit geschlossenen Augen
am Firmament, an dem die Sehnsucht schweift

ich lausche den okkulten Konvektionen
Märchen aus Milliarden und einer Nacht
vom Mythos auf der Schulter des Giganten
dessen Schmerz, unsterblich wie er selbst, und
den Dämonen in den Tiefen deiner Meere

Prinzessin du! im funkelnden Palast
was für ein König hält dich gnadenlos
in deiner Brunst gefangen? streng bewacht
vom Heer der Schatten, welche grimmig durch
die Sphären eures Flammengartens ziehen

impulsiv und unbeständig, lästern sie
perfide Blasphemie! und doch, aus ihr
loht widerspenstig neue Hoffnung auf
dass du dich irgendwann befreist und mich
aus meiner Sucht, in glühender Katharsis

dir einverleibst
 

Tula

Mitglied
Hallo Petra
Man(n) träumt halt gern, endlich mal von einer Supernova heiß umarmt zu werden. Wie auch bei den irdischen Gestirnen der Sehnsucht, bleibt vom Einverleibten in der Regel nicht viel übrig. Ist trotzdem schön ;)

LG Tula
 

petrasmiles

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Ach so ... ein Männerding. Aber - falls es irgendwen beruhigt (oder enttäuscht) - ich hatte nie den Drang, etwas einzuverleiben, trostlose Funzel ich, aber dafür schmiege ich mich gerne :) - vor allem an

Liebe Grüße
Petra
 

mondnein

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Sieht fast so aus, lieber Tula,

als hättest Du eine mythische Gestalt hinter dem Orion-Stern dieses Namens gefunden. Hast Du? Ist gewiß aus einer arabischen Übersetzung des griechischen Namens verballhornt. "Rigel" ist (wörtlich) der "Fuß" des Orion, des Jägers mit seinem Sirius-Hund; Bellatrix (betont übrigens auf der zweiten Silbe), die Kusine von Sirius Black in der Potter-Heptalogie, ist die "Kriegerin", das Wortspiel mit "bella", die "Schöne" ist schon in der Antike beliebt.

Siehe auch: http://12koerbe.de/hansz/0500lieb.htm
und in diesem Hundertliederbuch das Gedicht:

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Moin Hansz
Du weißt ja, am Anfang eines jeden Mythos steht ein kreativer Dichter, oder eben Erzähler wie in alten Zeiten.
Ich vermutete zunächst irgendeine alte Legende, aber nein. Der Name klingt aber so vielversprechend romantisch und irgendwie auch nach 1001 Nacht (vielleicht gar eine Schöne in den Gärten Alhambras ...), da braucht es nicht viel Phantasie. Für die Astrologen ist die große rote Riesin ja bereits die absolute Diva bzw. Supernova kurz vor ihrem grandiosen Auftritt. Warum dann also nicht auch Gleichnis für die abgöttische Verehrung einer irdischen Schönen? Natürlich nicht ganz ohne Ironie, die kommt hoffentlich durch.

Strahlende Grüße
Tula
 

mondnein

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Ja, Tula,

das mit dem bevorstehenden Supernova-Ausbruch ist mir bekannt; in diesem Punkt konkurrieren Orionis alpha und beta miteinander, d.h. die beiden hellsten Sterne des Orion. Der andere ist der oben erwähnte Fuß des himmlischen Jägers. Siehe:
Habe ich mal bei Walther in einem Wettbewerb eingereicht, kam aber nicht in das zugetextet-Heft. Schade. Weiß nicht warum, ich vermute, da dürfen noch andere mitmischen und entscheiden, denn eigentlich hat Walther so manche meiner Lieder gern gelesen und hoch gewertet, eben in "zugetextet". Ich habe mal einen ersten Preis bei ihm bekommen, in der "Ratten"-Ausschreibung vor etwa fünf Jahren. Das nur so nebenher. (Ich weiß auch nicht, warum er Stavangers Sonettenkranz lakonisch unter "fleißig" abgeheftet hat. Ich vermute, Walther ist auf Reisen.)

Also, viel Spaß mit der anderen Supernovizin, und ich schaue mal in die Wikipedia, welcher arabische Name mit dem phantastischen Namen "Beteigeuze" umphonetisiert worden ist.
Gefunden: "yad al ghauza", "Hand der Riesin". Heißt international übrigens "Betelgeuze", siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Beteigeuze
grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

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Moin Hansz
So ist es, was die Riesin anbelangt. Ansonsten: lass dich nie entmutigen, es gibt ja etliche Zeitschriften und Ausschreibungen, wobei man sich dort immer dem künstlerischen Geschmack und Sichtweisen der Jury unterwirft. Und nicht alles Gedruckte ist wirklich gut, und umgekehrt.

LG Tula
 

mondnein

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Ja, Tula, ich habe mal eine ganze Liste von "Zeitschriften" abgearbeitet und jeder einzelnen drei bis fünf Gedichte zugeschickt. Ergebnis Null komma Nichts. Nur Absagen. Fast möchte man den Verschwörungstheoretikern glauben, die die vielen Zeitschriften als Blasen von Elite-Selbstverdauern verfluchen. Aber ich bin ein harter Gegner von Verschwörungstheorien, so bleibt mir das Erstaunen, und ich versuche es noch einmal. Irgendwann. Oder ich sehe ein, daß meine Gedichte Mist sind. Aber das glaube ich - bisher, in meinem Narkissmus - genauso wenig, wie die Theorie von den Elite-Blasen-Verschwörungen.
Was mich davon überzeugt, daß ich nur Bockmist produziere, ist der Sachverhalt, daß kein Einziger außer den wenigen Lelulesern, denen ich einige Hundertliederbücher persönlich angeboten habe (ist schon über ein Jahr her) meine Gedichte auch nur geschenkt haben will. Vielleicht sind meine "12 Körbe" schon längst im Abyssus des Unbeachteten versunken, d.h. keiner liest das dort auf der Index-Seite http://12koerbe.de veröffentlichte Geschenk-Angebot.
Kurz: ich habe kein Geschick im Umschmeicheln der Lyrikherausgeber, keinen Geschäftssinn, keinen Realitätsboden unter den Füßen. Bleibt mir nur der Genuß meiner eigenen Gedichte durch meine eigenen inneren Sprachorgane und Gehörsinne. Und die dreißig Leluleserinnen, die schon mal "reinschauen". Ist ja auch was.

Das war jetzt meine diesjährige Jammer-Ode. Tschuldigung, ich "gebe" jetzt erst mal wieder für ein / zwei Jahre "Ruhe". Und danke allen Lesern herzlich.

Zurück zu Deinem Beteigeuze-Gedicht. Das gefällt mir außerordentlich, sonders der mythologisch-freien Personalisierungen wegen. Klar. daß ich sowas mag, es ist wie für mich persönlich geschrieben. Ich bin überzeugt, das erleben viele Leser genauso.

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Hallo Hans
Danke nochmal!
Leider gibt es wohl mehr Dichter als Leser (der Lyrik). Und wiederum viel viel weniger als jene, die überhaupt nie etwas Literarisches lesen. Seufz ...

LG Tula
 

mondnein

Mitglied
Danke, Tula,

Du hast es witzig formuliert, da werde ich heiter:
Leider gibt es wohl mehr Dichter als Leser (der Lyrik).
Ich habe nur, von Jahr zu Jahr anwachsend, immer mehr Angst, nicht gut genug zu sein. Walther, kompetent und kritisch, hat schon oft auf das branchenübliche Mißverhältnis der Künstler und Dichter hingewiesen und sich bescheiden (wie Justitia mit verbundenen Augen) damit beschieden, daß er "Partei" sei, wenn es um Selbstbeurteilungen gehe. Keiner kann sich einschätzen und beurteilen. Der gefährliche Narkissmus. Die unheilbare Künstlerkrankheit, ansteckender als Cäsarenwahn und Germanys Next Topmodel-Casting.
Etwas Ähnliches passiert parallel zeitgleich in der bildenden Kunst: interessant, wie die Preise für Kunstwerke abgestürzt sind, gut zu beobachten in "Bares für Rares", wo Bilder, die zu Demarkzeiten fünfstellig gehandelt wurden, für n Appel und n Ei verramscht werden.

Du hast leider recht mit Deiner lakonischen Sentenz.
Trifft genau, ist nicht übertrieben.

grusz, hansz
 



 
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