Bewohnbare Zone (plaisir d'amour)

sufnus

Mitglied
Bewohnbare Zone (plaisir d'amour)

Am REM-Rand stehen
hineinlauschen in die
submersen Neuronengesänge
wieder
ins Freie gehen
alle Engel austreten
sinnlos wie ein Gedicht

Der kleine Herrscher
bei seiner Todesartenlektüre
das Glück in die Innenstadt
(zentrale Zone)
gesperrt die Zukunft
beim letzten Solo
in Spielparks verstoßen

Hochhaussplitter
winzige Mondspießchen
das Licht glitzert sich aus
wieder
ins Freie gehen
staubgetreten
ausgetreten

Engelsgedicht!
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

Mitglied
Hallo sufnus
Das Gedicht nimmt mich sprachlich irgendwie mit, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, es wirklich zu verstehen.

Der Knack- oder Knickpunkt kommt beim Austreten der Engel. Zum einen erlese ich mir so etwas wie einen Überschwang, aus vorgegeben Normen auszubrechen, einfach spontan das zu tun, was ein Inneres fordert, auch ohne augenscheinlichen Sinn. Träume sind viel aufregender als die 'sinnvolle Wirklichkeit'.

Ich erlese mir auch die Realität als städtische Wüste, denke sofort an die "HohenschönGrausens" im Land. Die nächste Generation gibt es eigentlich gar nicht, die Spielparks wurden längst von Halbwüchsigen besetzt, um dort kiffend die Zeit totzuschlagen.

Wer da nicht raus will! Selbst Engel sein, auch ein sehr eigenwilliger ;)

So in etwa wirkt es auf mich. Kann natürlich sein, ich liege irgendwie doch daneben.

LG
Tula
 

sufnus

Mitglied
Hi Tula!
Ja, das ist wieder so ein Ding von mir, welches sich einer geradeaus laufenden Deutung verweigert, im Prinzip scheint es mir sogar so zu sein, dass hier zwei disparate Gedichthälften zusammengewachsen sind, eine dreht sich eher um Schattierungen der Liebe (da passt dann die Parenthese im Titel dazu) und eine beschäftigt sich mit der menschlichen Existenz im urbanen, postmodernen Zeitalter (da passt dann der Titel vor der Klammer dazu).
Es könnte gut sein, dass diese beiden Gedichthälften nach einem Intermezzo der wechselseitigen Verflechtung auch wieder getrennte Wege gehen. Vielleicht baue ich aber auch noch verbindende Querstreben ein, damit dieses etwas prekäre Konstrukt mehr Stabilität findet. Es ist vielleicht tatsächlich eine Art Work in Progress.
LG!
S.
 

Perry

Mitglied
Hallo snufus,
für mich eine futuristische Liebesträumerei, die vom "nächtlichen Harndrang" beendet wird. ;)
LG
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hihi... ja... möglicherweise sollte die Erzählstimme dieser Zeilen mal wahlweise einen Urologen oder Internisten aufsuchen... ;)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey an alle - aber besonders @Perry :)
Ich hab jetzt nochmal angesichts des Harndranghinweises über das doppelte "ausgetreten" am Ende des Textes nachgedacht und die Assoziation zum Pieseln verstellt doch etwas die Offenheit des Bildes. Insofern hab ich das Ende etwas abgeändert (für eingeloggte User ist ja der Versionierungsvergleich durch Klick auf "Historie" möglich). Desgleichen hab ich die etwas fremdkörperartige S2 mit den urbanen Stichwörtern noch etwas umgemodelt. Vielleicht verknüpft sich die Strophe jetzt ein bisschen besser mit der Erzählstimme (??).
Ggf. weiteres Work-in-Progress-Projekt. ;)
LG!
S.
 

Perry

Mitglied
Hallo sufnus,

jetzt hast Du mich am Textarbeitshaken:

Hochhaussplitter
winzige Mondspießchen
das Licht glitzert sich aus

Ins Freie gehen
ausgetreten
staubgetreten

Engelsgedicht!
Anregung zur 3. Strohe:
Strohenform beibehalten,
Engelsgedicht! ist eine verzichtbare Feststellun.

Vorschlag:

Hochhaussplitter
winzige Mondspießchen
das Licht glitzert sich aus
wieder
ins Freie gehen
staubgetreten
austreten

LG
Perry
 

sufnus

Mitglied
Hi Perry!
Ah! Vielen Dank! Ich denk da noch ein bisschen drüber nach, bevor ich nochmal Hand anlege... da ich grad auf dem Sprung bin nur schonmal dieser kurze Zuruf! :)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hi Perry!
So jetzt! Deine Textarbeit hat mir sehr geholfen - danke dafür! Ich sollte öfter nach selbiger die Angel auswerfen. :)
Nur das abschließende Engelsgedicht habe ich beibehalten. Ich habe den Eindruck, dass es durch das Ausrufezeichen ein bisschen wie eine Beschimpfung oder ein Fluch tönt, obwohl ein Engelsgedicht (was auch immer das genau sein soll) so semantisch ja irgendwie eher nach was Positivem klingt. Meine Hoffnung wäre, dass diese angedeutete Paradoxie das Gedicht zum Schluss hin noch etwas öffnet und mehrdeutig macht.
Kann aber durchaus eine doofe Idee sein. Autor:innen sind i. d. R. das schlimmste, was einem Gedicht passieren kann. ;)
LG!
S.
 

revilo

Mitglied
ich verstehe zwar nur bahnhof, aber das gedicht nimmt mich irgendwie mit....und nur darauf kommt es an..........well done........LG
 

sufnus

Mitglied
Hi revilo!
Lieben Dank - das freut mich!
Der Text ist ein bisschen eine schwierige Geburt und dankenswerterweise haben Tula und Perry mir mit ihren Reflexionen beträchtlich beim Dranherumschrauben weitergeholfen! :)
Ich hoffe, dass demnächst mal wieder etwas unmittelbar Stimmiges aus meiner Tastatur gepurzelt kommt. :)
LG!
S.
 



 
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