Hallo,
ich möchte diese Diskussion anregen, da ich in den letzten Tagen - wieder einmal - eine angeregte kontroverse Diskussion mit einem Menschen geführt habe, der sich selbst als Feministin bezeichnet und es für unabdingbar hält, die Schrift- und Gemeinsprache mit "verweiblichten" Pluralen zu bereichern, mit "politisch korrekten" Berufsbezeichnungen und dem sogenannten Binnen-I, also einem im Wort großgeschriebenen "I" gefolgt von "nnen" zur Deutlichmachung davon, daß außer den (allgemein als geschlechts-unspezifisch verstandenen) "männlichen" Berufsausübenden auch die weiblichen Zugehörigen der jeweiligen Gruppe gemeint sind.
Meine Meinung hierzu ist, das wurde mir - vielleicht zu Recht - vorgeworfen, voreingenommen. Mir wurde gesagt, daß meine Beschwerde, der Lesefluss würde durch Binnen-I und "ungewöhnliche" Plural-Formen gestört, sei dadurch begründet, daß ich eben als Mann "männlich orientierte Texte" lese und daß über 99 Prozent der Texte im deutschen Sprachbereich nunmal eine Ausrichtung auf ausschließlich männliche Bezeichnungen verwende. Dem kann ich, da diese Argumentation mir sehr emotional und wenig hinterfragt vorkommt, kaum etwas entgegensetzen. Ich möchte aber meine Argumentation GEGEN Binnen-I und "falsche" Plurale hier kurz zusammenfassen:
"Man" ist ungeschlechtlich - genau so, wie im Englischen das "you" die unpersönliche, allgemeine Beispielfigur meinen kann, ist das "man" im Deutschen nicht auf den "Mann" sondern auf den "Menschen" bezogen. Beim "Menschen" beschweren sich selten Feministen über den maskulinen Artikel (sic - dieser ist es, der dem Begriff nunmal seine Geschlechtlichkeit verleiht, nicht der Begriff selbst), beim "man" passiert es häufig. Sprachgeschichtlich halte ich das für verfehlt - und sprachtechnisch für falsch, stattdessen von einer allgemeinen "frau" zu sprechen. Es wurde ja schon (von einer "starken Frau", die sich aber nicht als Feministen bezeichnet) angemerkt, daß das Gegenstück zum klassischen "Mann" das "Weib" ist, daß "Frau" die hochgestellte ("adlige") weibliche Person meint und erst heute im Zuge der Klassengleichheit die Frau allgemeiner Begriff ist.
Das Binnen-I stört mich deshalb, weil es MEINEN Lesefluss stört. Im Deutschen wird üblicherweise nicht mitten im Wort groß geschrieben, auch wenn das "Neudeutsche", das Computer-Begriffe übernimmt, Schreibweisen wie "WebSite" populär sind. Das Binnen-I stört mich weiterhin, weil es eine nicht-gleichstellende Betonung der weiblichen Form einbringt, was auch beim Sprechen deutlich wird. Auch viele Frauen, mit denen ich diskutiert habe, stimmen mir zu, daß sie nicht an ausschließlich männliche Ärzte denken, wenn davon die Rede ist, daß die Deutsche Ärztekamme einen Beschluss gefasst hat. Meiner Meinung nach sind Berufsbezeichnungen sowohl historisch etabliert und bezeichnen für einen modernen Menschen immer einen "geschlechtsunspezifischen Angehörigen" der entsprechenden Gruppe ("der Angehörige" ist hier auch maskulin - na und?). Die Verfremdung der normalen Umgangs- und Schriftsprache mit "neuen" Pluralen führt meiner Meinung nicht dazu, wie von meinem Diskussions-"gegner" behauptet, daß Sprecher und Schreiber aufmerksam werden auf ihre sexistische, Frauenfeindliche Denkweise - sondern es stört in manchen Fällen die Rezipienten, in anderen führt es zu gar keinem Effekt, weil die Kommunikationspartner sich ohnehin einig sind.
Mein Beispiel, man spreche auch nicht vom "Krankenschwesterich" wurde abgetan als typische Überheblichkeit der Männer, die dann eben nicht den "Krankenbruder" eingeführt hätten sondern den "Krankenpfleger" und damit wieder eine qualitative Wertung zwischen Mann und Frau vornähmen. Ich konnte dem nicht zustimmen, mir fehlten aber Argumente, diese Denkweise aufzubrechen.
Wie ich an anderer Stelle in diesem Umfeld bereits laut dachte, halte ich Frauen eher für Menschen der Tat: ich kenne viele sich selbst gleichberechtigende Frauen, die nicht über Feminismus reden und an allen möglichen Stellen gegen "männliche Strukturen" demonstrieren sondern sich ihre Rechte und ihre Anerkennung einfach nehmen. Ich bin mit einer solchen Frau glücklicherweise verheiratet und mein Glaube an die "Weiberwelt" ist somit recht gefestigt. Nun interessiert mich aber die Meinung sowohl der Autorinnen hier als auch der Autoren - und ich bin gespannt, ob Argumente für oder wider diese Spielart des theoretischen Feminismus vorgebracht werden.
Marc Albrecht
ich möchte diese Diskussion anregen, da ich in den letzten Tagen - wieder einmal - eine angeregte kontroverse Diskussion mit einem Menschen geführt habe, der sich selbst als Feministin bezeichnet und es für unabdingbar hält, die Schrift- und Gemeinsprache mit "verweiblichten" Pluralen zu bereichern, mit "politisch korrekten" Berufsbezeichnungen und dem sogenannten Binnen-I, also einem im Wort großgeschriebenen "I" gefolgt von "nnen" zur Deutlichmachung davon, daß außer den (allgemein als geschlechts-unspezifisch verstandenen) "männlichen" Berufsausübenden auch die weiblichen Zugehörigen der jeweiligen Gruppe gemeint sind.
Meine Meinung hierzu ist, das wurde mir - vielleicht zu Recht - vorgeworfen, voreingenommen. Mir wurde gesagt, daß meine Beschwerde, der Lesefluss würde durch Binnen-I und "ungewöhnliche" Plural-Formen gestört, sei dadurch begründet, daß ich eben als Mann "männlich orientierte Texte" lese und daß über 99 Prozent der Texte im deutschen Sprachbereich nunmal eine Ausrichtung auf ausschließlich männliche Bezeichnungen verwende. Dem kann ich, da diese Argumentation mir sehr emotional und wenig hinterfragt vorkommt, kaum etwas entgegensetzen. Ich möchte aber meine Argumentation GEGEN Binnen-I und "falsche" Plurale hier kurz zusammenfassen:
"Man" ist ungeschlechtlich - genau so, wie im Englischen das "you" die unpersönliche, allgemeine Beispielfigur meinen kann, ist das "man" im Deutschen nicht auf den "Mann" sondern auf den "Menschen" bezogen. Beim "Menschen" beschweren sich selten Feministen über den maskulinen Artikel (sic - dieser ist es, der dem Begriff nunmal seine Geschlechtlichkeit verleiht, nicht der Begriff selbst), beim "man" passiert es häufig. Sprachgeschichtlich halte ich das für verfehlt - und sprachtechnisch für falsch, stattdessen von einer allgemeinen "frau" zu sprechen. Es wurde ja schon (von einer "starken Frau", die sich aber nicht als Feministen bezeichnet) angemerkt, daß das Gegenstück zum klassischen "Mann" das "Weib" ist, daß "Frau" die hochgestellte ("adlige") weibliche Person meint und erst heute im Zuge der Klassengleichheit die Frau allgemeiner Begriff ist.
Das Binnen-I stört mich deshalb, weil es MEINEN Lesefluss stört. Im Deutschen wird üblicherweise nicht mitten im Wort groß geschrieben, auch wenn das "Neudeutsche", das Computer-Begriffe übernimmt, Schreibweisen wie "WebSite" populär sind. Das Binnen-I stört mich weiterhin, weil es eine nicht-gleichstellende Betonung der weiblichen Form einbringt, was auch beim Sprechen deutlich wird. Auch viele Frauen, mit denen ich diskutiert habe, stimmen mir zu, daß sie nicht an ausschließlich männliche Ärzte denken, wenn davon die Rede ist, daß die Deutsche Ärztekamme einen Beschluss gefasst hat. Meiner Meinung nach sind Berufsbezeichnungen sowohl historisch etabliert und bezeichnen für einen modernen Menschen immer einen "geschlechtsunspezifischen Angehörigen" der entsprechenden Gruppe ("der Angehörige" ist hier auch maskulin - na und?). Die Verfremdung der normalen Umgangs- und Schriftsprache mit "neuen" Pluralen führt meiner Meinung nicht dazu, wie von meinem Diskussions-"gegner" behauptet, daß Sprecher und Schreiber aufmerksam werden auf ihre sexistische, Frauenfeindliche Denkweise - sondern es stört in manchen Fällen die Rezipienten, in anderen führt es zu gar keinem Effekt, weil die Kommunikationspartner sich ohnehin einig sind.
Mein Beispiel, man spreche auch nicht vom "Krankenschwesterich" wurde abgetan als typische Überheblichkeit der Männer, die dann eben nicht den "Krankenbruder" eingeführt hätten sondern den "Krankenpfleger" und damit wieder eine qualitative Wertung zwischen Mann und Frau vornähmen. Ich konnte dem nicht zustimmen, mir fehlten aber Argumente, diese Denkweise aufzubrechen.
Wie ich an anderer Stelle in diesem Umfeld bereits laut dachte, halte ich Frauen eher für Menschen der Tat: ich kenne viele sich selbst gleichberechtigende Frauen, die nicht über Feminismus reden und an allen möglichen Stellen gegen "männliche Strukturen" demonstrieren sondern sich ihre Rechte und ihre Anerkennung einfach nehmen. Ich bin mit einer solchen Frau glücklicherweise verheiratet und mein Glaube an die "Weiberwelt" ist somit recht gefestigt. Nun interessiert mich aber die Meinung sowohl der Autorinnen hier als auch der Autoren - und ich bin gespannt, ob Argumente für oder wider diese Spielart des theoretischen Feminismus vorgebracht werden.
Marc Albrecht