Bittertannen

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G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
lieber Dio, du machst jetzt in kurz. das steht dir.
ein wunderschönes bild - die achtlos hingeworfenen stellen.
liebe grüße
charlotte
 

sufnus

Mitglied
Hi Dio!
Bei der Plein-air-Liebe empfiehlt es sich sehr, das Lager unter Laubbäumen aufzuschlagen, herabgefallene Nadeln dürften unter einer Tanne die Gefahr von Missempfindungen mit sich bringen.
In dem bekanntesten und vielleicht auch schönsten Gedicht deutscher Sprache auf die Liebe in freier Natur, "Unter der linden" von Walther von der Vogelweide, wurde diese praktische Anwendung pflanzenkundlicher Überlegungen auf den ersten Blick mustergültig umgesetzt und auch hier findet sich bereits der Abdruck der Liebenden im vegetabilen Untergrund. Wobei in dem Zusammenhang jedoch auch von Rosen die Rede ist und so dürfte selbst in diesem so sinnenfrohen Werk die Liebe nicht ganz ohne Läsionen geschehen sein.
Bei Deinem Text ist die Versehrtheit im Zeichen des Herzens offenkundig. Die Tannen tragen die Bitternis bereits im Namen, werden wohl auch mit reichlichem Nadelfall für Verletzungen gesorgt haben und so bleibt nach einem Gedankenstrich (der in der deutschen Literatur seit Kleist nie ein gutes Zeichen ist, wenn von Sexuellem die Rede ist) nur ein Voranschreiten ohne Blick zurück. Die bittere Erfahrung, so müssen wir annehmen, bleibt letztlich unbewältigt.
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
hi sufnus,
ich finde deine art der kommentierung und kritik selbst ja schon immer poetisch.
nur mal so angemerkt.
liebe grüße
charlotte
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi

Liebe @lavendula Charlotte danke dir für die Nachwirkungen des Textes. Bin sehr erfreut dass du die Stärke des Bildes auch so empfunden hast!!

Lieber @sufnus ich danke für das Aufmerken und den in der Tat unheimlich wertigen Kommentar! Hier hast du ganz interessante parallelen gebracht und stringent aus dem Text in das unbewältigte hingeleitet.

Schön hat Charlotte zusammengefasst was auch ich häufig beim lesen deiner Kommentare empfinde.

Mes compliments

Dio
 

Scal

Mitglied
Was ich mir dachte nach dem Lesen:

Wie wäre es mit einem "wie" statt des "noch"?
Gäbe es für die Aussage in der zweiten Strophe noch andere Formulierungswege?

Lieben Gruß
Scal
 
Hi @Scal

das "wie" würde einen Gleichnischarakter einführen. Das geht sicherlich, entfernt dann aber von den "hingeworfenen Stellen". Das wäre für mich ein zu weiter Abstraktionsraum, der in meiner Lesart gleichzeitig das beschriebene Ding ( Stellen unserer Leiber, achtlos hingeworfen) entwerten würde

Bezüglich der zweiten Strophe kommt es sicherlich auch darauf an, was man darin als Leserin erkennt. Von da aus gegangen gäbe es sicherlich viele noch unbeschrittene Formulierungswege.

mes compliments

Dionysos
 



 
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