Hi Dio!
Bei der Plein-air-Liebe empfiehlt es sich sehr, das Lager unter Laubbäumen aufzuschlagen, herabgefallene Nadeln dürften unter einer Tanne die Gefahr von Missempfindungen mit sich bringen.
In dem bekanntesten und vielleicht auch schönsten Gedicht deutscher Sprache auf die Liebe in freier Natur, "Unter der linden" von Walther von der Vogelweide, wurde diese praktische Anwendung pflanzenkundlicher Überlegungen auf den ersten Blick mustergültig umgesetzt und auch hier findet sich bereits der Abdruck der Liebenden im vegetabilen Untergrund. Wobei in dem Zusammenhang jedoch auch von Rosen die Rede ist und so dürfte selbst in diesem so sinnenfrohen Werk die Liebe nicht ganz ohne Läsionen geschehen sein.
Bei Deinem Text ist die Versehrtheit im Zeichen des Herzens offenkundig. Die Tannen tragen die Bitternis bereits im Namen, werden wohl auch mit reichlichem Nadelfall für Verletzungen gesorgt haben und so bleibt nach einem Gedankenstrich (der in der deutschen Literatur seit Kleist nie ein gutes Zeichen ist, wenn von Sexuellem die Rede ist) nur ein Voranschreiten ohne Blick zurück. Die bittere Erfahrung, so müssen wir annehmen, bleibt letztlich unbewältigt.
LG!
S.