Blick in die Zukunft

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Weltenquell

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Die Zukunft ist etwas das jeden interessiert und deshalb ist die Menschheit immer auf der Suche nach Zeitmaschinen, Zeittoren oder Zeitfenstern, die einen Einblick in die Zukunft gewähren könnten. Was aber, wenn es uns gelänge die Zukunft vorauszusehen? Würden wir nicht vielleicht versuchen sie zu Ändern? Doch was tun wir, wenn die Änderung nicht das gewünschte Ergebnis bringt?


Der Präsident der Nationen der Vereinigten Erde schritt in seinem Büro auf und ab. Ein großer Berg Akten lag auf seinem Schreibtisch und wartete auf seinen prüfenden Blick. Im Moment konnte er sich jedoch nicht darauf konzentrieren, dazu war er viel zu aufgeregt. Jemand klopfte an die Tür.
„Herein“, Präsident Michael Kosov zog seinen Anzug gerade und faste sich.
Die Tür glitt auf und ein Mann trat ein. Es handelte sich um Joschuar Neuberg. Der darin bestrebt schien, alle Klischees eines Wissenschaftlers zu erfüllen. Er war schlank, hatte bereits graue und zerzauste Haare, trug eine Brille auf der Nase und hatte sich in einen langen, weißen Mantel gekleidet.
„Es ist so weit. Das Zeitfenster steht bereit“, der Wissenschaftler lächelte, glücklich darüber, diese Nachricht überbringen zu können.
„Danke“, der vielleicht mächtigste Mann der Erde erwiderte das Lächeln. Zwei Jahrzehnte hatte die Entwicklung gedauert. Unzählige Debatten und Diskussionen waren geführt worden. Nun wartete der ganze Planet gespannt auf die Ergebnisse, „Lassen sie uns sehen, wie es in der Zukunft aussieht.“
Die beiden Männer verließen das Büro.


Einige Minuten später betraten sie ein geräumiges Forschungslabor. Die weißen Wände verliehen ihm den Eindruck einer sterilen Atmosphäre. Das von der Decke abgegebene Licht ließ den Raum futuristisch erscheinen. Ein großer, metallisch glänzender Ring stand in der Mitte des Raumes. Einige Wissenschaftler standen an Konsolen und nahmen offenbar letzte Einstellungen vor. Der Präsident begrüßte kurz alle Anwesenden, darunter war auch eine ernst blickende Frau, die eine schwarze Uniform trug.
„Sezilia. Gut, das du auch da bist“, begrüßte Kosov seine Sicherheitsberaterin.
„Ich lasse mir diese Gelegenheit bestimmt nicht entgehen. Auch wenn ich nach wie vor Bedenken gegen das Projekt habe“, die Frau war nicht müde geworden, ihre Bedenken vor allem und jedem zu äußern, sodass der Präsident nun froh war, dass sie diesen Augenblick nicht durch eine neuerliche Aufzählung, aller Dinge, die schiefgehen könnten, zerstörte.
Der Präsident verstand die Bedenken der Frau, die annahm, dass die Kenntnis der Zukunft viel Platz für Missbrauch bot, aber er vertrat auch die Ansicht, dass dies ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschheit sein würde. Er ging neben die Frau, während Neuberg an die Steuerung trat.
„Dieses ist ein kurzer Augenblick in der Geschichte der Erde, aber ein großer Augenblick für alle Menschen“, sagte er, nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle bereit waren, „Schalten sie es an.“
Der Wissenschaftler aktivierte das Gerät über einen kleinen Bildschirm. Zunächst summte nur Energie, dann begannen Blitze im Inneren des Rings hin und her zu zucken. Es wurden immer mehr, bis der gesamte Ring weiß glühte. Schließlich begann sich das Licht gleichmäßig zu verteilen.
„Wir sehen uns an, was Morgen hier, im Regierungssitz passiert“, erklärte Neuberg und drückte drei weitere Tasten.
Im Fenster veränderte sich etwas. Zuerst konnte man eine Menge von Menschen sehen, noch zu undeutlich um jemanden identifizieren zu können. Als Nächstes sahen die Anwesenden ein Podest. Das Bild wurde langsam schärfer. Die Gestalten bekamen Gesichter. Die Zeiger einer großen Wanduhr zeigten 11:55 Uhr.
„Das ist die morgige Presseversammlung“, erklärte die Sicherheitschefin.
Der Präsident nickte und sah sich selbst dabei zu, wie er auf das Podest stieg, um der Welt den Durchbruch bei der Zeitfenster-Technologie zu verkünden. Er blickte sich um, lächelte die Anwesenden an und setzte dann an eine gut vorbereitete Rede zu halten.
Plötzlich fiel ein Schuss. Der Präsident konnte sein erstes Wort nicht zu Ende bringen. Als er Zusammensackte umringten ihn Sicherheitsleute. Schritte ertönten und Menschen liefen in Panik umher. Dann verschwamm das Bild und verblasste schließlich ganz.
„Wir haben den Zeitstrahl verloren“, erklärte der Wissenschaftler.
„Mister Präsident. Wir müssen das Attentat auf sie unbedingt verhindern. Ich werde sofort die Sicherheitsmaßnamen verschärfen und sie sollten die morgige Konferenz absagen“, die Sicherheitschefin war sehr besorgt.
„Verschärfen sie die Sicherheitsmaßnamen. Aber ich werde die Pressekonferenz nicht absagen. Die Leute verlangen Information und die sollen sie bekommen“, sagte der Präsident energisch.


Am nächsten Tag fand die Pressekonferenz wie geplant statt. Die große Wanduhr zeigte 11:54 Uhr. Präsident Kosov schritt in Richtung des Podests, an seiner Seite liefen zwei wachsame Sicherheitsleute. Die Sicherheitschefin stand unterdessen neben dem Podest und überblickte den gesamten Raum. Der Präsident atmete einmal tief durch und machte den ersten Schritt auf das Podest. Eine Gruppe von Leuten drängte sich durch den Eingang. In ihren Händen hielten sie große Plakate, die die Gefahren des Blicks in die Zukunft zeigten. Die Demonstranten versuchten nach vorne zu gelangen. Sezilia sah einen von ihnen unter seinen Mantel greifen. Sie stürmte nach vorne und entsicherte ihre eigene Waffe, während sie ihren Mitarbeitern befahl, die Gruppe aufzuhalten. Der Präsident blickte in die Runde und lächelte die Anwesenden an. Sie erreichte den großen, stämmigen Mann. Dieser wollte stoppen, doch wurde von den nachfolgenden Leuten weiter gedrängt. Er stolperte und viel gegen Sezilia. Die Frau viel nach hinten und ein Schuss löste sich. Der Mann sah erschrocken zum Podest, die Kamera, die er in den Händen gehalten hatte, viel zu Boden und zerbrach.
 

marcm200

Mitglied
Also findet die Zukunft einen Weg, stabil zu bleiben, und das Attentat geschieht, obwohl als Reaktion auf Zukunftswissen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden.

Rein technisch stellt sich die Frage, was in einem solchen Portal zu sehen sein kann. In den Sekunden, in denen man das Zukunftsbild sieht, werden Milliarden kleiner Entscheidungen auf der Jetzt-Erde getroffen, die alle Auswirkungen auf die Zukunft haben können, und sei es nur, dass einer der Zukunfts-Demonstranten aufgrund eines Wildschadens durch Vogelflug in eine andere Richtung in einen Stau gerät und zehn Sekunden später ankommt. Müsste das Zukunftsbild daher nicht inhärent flackern und sich beständig ändern, die Informationsgewinnung für den Jetzt-Menschen also gleich Null sein? Aber ich denke, darauf wolltest du mit deiner Geschichte nicht hinaus.

Ist dies Teil einer größeren Erzählung?

Stilistisch würde ich etwas seltener "Präsident" schreiben, sondern gelegentlich seinen Namen, "der Weltregierungschef" o.Ä. Das würde den Text etwas runder machen.

Ich hätte den Abschnitt, in dem das beschrieben wird, was sie im Zeitfenster sehen, vom Rest des Textes mit mehreren Leerreihen deutlich abgetrennt. Oder besser noch kursiv schreiben, damit sofort klar ist, worum es geht. Das gäbe der Präsentation des Wissenschaftlers auch rein optisch mehr Wucht und würde den Blick gleich auf das Wichtigste lenken.


Schreibfehler:
- „Danke“, der vielleicht mächtigste Mann der Erde erwiderte das Lächeln
So würde ich direkte Rede nicht anschließen. Entweder ' "Danke." Der... ' oder
' "Danke", erwiderte der... und lächelte ebenfalls '
- "Als er [ Z ] zusammensackte KOMMA umringten ihn Sicherheitsleute."
- "gehalten hatte, [ viel ] FIEL zu Boden"
 

jon

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Ich bin fast 60, wahrscheinlich haut mich die Story deshalb inhaltlich nicht vom Hocker. Sowas habe ich schon zu oft gelesen/gesehen. Das Vorwort klingt nach einem großen Schlag - was dann kommt, bedient dieses Versprechen nicht. Zum Handwerk: Der Spannungsbogen ist okay. Sprachlich ist es eher gewöhnlich, die vielen Fehler/Schwächen wirken bei diese Aspekt zusätzlich schädigend.
 

jon

Mitglied
Die Zukunft ist etwasKOMMA das jeden interessiertKOMMA und deshalb ist die Menschheit immer auf der Suche nach Zeitmaschinen, Zeittoren oder Zeitfenstern, die einen Einblick in die Zukunft gewähren könnten. Was aber, wenn es uns gelängeKOMMA die Zukunft vorauszusehen? Würden wir nicht vielleicht versuchenKOMMA sie zu Ändernändern? Doch was tun wir, wenn die Änderung nicht das gewünschte Ergebnis bringt?
Der erste Satz ist extrem umständlich und inhaltlich banal. Die Aussage ist doch: „Schon immer wollten die Menschen in die Zukunft schauen können." Warum also so ein verknorkerlter Satz? Der zudem unvollständig ist, denn es wurde auch immer nach Visionen gesucht, man sucht Hellseher auf und Propheten. Und die Frage „Würde wir sich nicht verändern wollen?“ ist überflüssig, denn: Natürlich würden wir das tun wollen. Darum wollen wir ja wissen, was kommt. Um dem nicht ausgeliefert zu sein.

Der Präsident der Nationen der Vereinigten Erde schritt in seinem Büro auf und ab. Ein großer Berg Akten lag auf seinem Schreibtisch und wartete auf seinen prüfenden Blick. Im Moment konnte er sich jedoch nicht darauf konzentrieren, dazu war er viel zu aufgeregt. Jemand klopfte an die Tür.
„Herein“, Präsident Michael Kosov zog seinen Anzug gerade und faste sich.
„Herein!“ Präsident Michael Kosov zog seinen Anzug straff.
Denn: Wieso sollte der Anzug vorher schief sein? Unkonzentriertheit ist nicht das gleiche wie Fassungslosigkeit.


Die Tür glitt auf und ein Mann trat ein. Es handelte sich um Joschuar Neuberg. Der darin bestrebt schien Neuberg, der bestrebt schien, alle Klischees eines Wissenschaftlers zu erfüllen. Er war schlank, hatte bereits graue und zerzauste Haare, trug eine Brille auf der Nase und hatte sich in einen langen, weißen Mantel gekleidet.
Er hatte bereits zerzauste Haare? Besser anders herum schreiben: „hatte zerzauste, bereits ergraute Haare“.
Na klar trägt er die Brille auf der Nase. Erwähnenswert wäre es, wenn er sie im Haar trüge.
Was an einem langen weiße Mantel ist ein Wissenschaftler-Klischee?


„Es ist so weit. Das Zeitfenster steht bereit“, derbereit." Der Wissenschaftler lächelte, glücklich darüber, diese Nachricht überbringen zu können.
Das Unterstrichene ist in dem Rahmen, wie die Story erzählt wird, ohne Belang.

„Danke“, der „Danke!“ Der vielleicht mächtigste Mann der Erde erwiderte das Lächeln. Zwei Jahrzehnte hatte die Entwicklung gedauert. Unzählige Debatten und Diskussionen waren geführt worden. Nun wartete der ganze Planet gespannt auf die Ergebnisse, „Lassen sie Ergebnisse. „ Lassen Sie uns sehen, wie es in der Zukunft aussieht.“
Die beiden Männer verließen das Büro.
Hier ist eine Leerzeile, das heißt, hier endet ein wichtiger Abschnitt. De facto passiert hier aber gar nichts Wichtiges. Das Ganze kann auch direkt im Labor beginnen, am besten mit dem Eintreten des Präsidenten.

Einige Minuten später betraten sie ein geräumiges Forschungslabor. Die weißen Wände verliehen ihm den Eindruck einer sterilen Atmosphäre. Das von der Decke abgegebene Licht ließ den Raum futuristisch erscheinen. Ein großer, metallisch glänzender Ring stand in der Mitte des Raumes. Einige Wissenschaftler standen an Konsolen und nahmen offenbar letzte Einstellungen vor. Der Präsident begrüßte kurz alle Anwesenden, darunter war auch eine ernst blickende Frau, die eine schwarze Uniform trug.
Das Unterstrichene ist nicht wirklich logisch. Die Wände in meiner Wohnung sind auch alle weiß und trotzdem wirkt nicht ein einziger Raum in dieser Wohnung steril. Auch die nicht sichtbaren Lichtquellen reichen bei Weitem nicht, um einen Raum futuristisch wirken zu lassen. Das Gerät in der Mitte schon eher.

„Sezilia. Gut, dasdass du auch da bist“, begrüßte Kosov seine Sicherheitsberaterin.

… Abendbrot ruft. Soll ich morgen weitermachen?
 

Weltenquell

Mitglied
Also findet die Zukunft einen Weg, stabil zu bleiben, und das Attentat geschieht, obwohl als Reaktion auf Zukunftswissen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden.

Rein technisch stellt sich die Frage, was in einem solchen Portal zu sehen sein kann. In den Sekunden, in denen man das Zukunftsbild sieht, werden Milliarden kleiner Entscheidungen auf der Jetzt-Erde getroffen, die alle Auswirkungen auf die Zukunft haben können, und sei es nur, dass einer der Zukunfts-Demonstranten aufgrund eines Wildschadens durch Vogelflug in eine andere Richtung in einen Stau gerät und zehn Sekunden später ankommt. Müsste das Zukunftsbild daher nicht inhärent flackern und sich beständig ändern, die Informationsgewinnung für den Jetzt-Menschen also gleich Null sein? Aber ich denke, darauf wolltest du mit deiner Geschichte nicht hinaus.

Ist dies Teil einer größeren Erzählung?

Stilistisch würde ich etwas seltener "Präsident" schreiben, sondern gelegentlich seinen Namen, "der Weltregierungschef" o.Ä. Das würde den Text etwas runder machen.

Ich hätte den Abschnitt, in dem das beschrieben wird, was sie im Zeitfenster sehen, vom Rest des Textes mit mehreren Leerreihen deutlich abgetrennt. Oder besser noch kursiv schreiben, damit sofort klar ist, worum es geht. Das gäbe der Präsentation des Wissenschaftlers auch rein optisch mehr Wucht und würde den Blick gleich auf das Wichtigste lenken.


Schreibfehler:
- „Danke“, der vielleicht mächtigste Mann der Erde erwiderte das Lächeln
So würde ich direkte Rede nicht anschließen. Entweder ' "Danke." Der... ' oder
' "Danke", erwiderte der... und lächelte ebenfalls '
- "Als er [ Z ] zusammensackte KOMMA umringten ihn Sicherheitsleute."
- "gehalten hatte, [ viel ] FIEL zu Boden"
Danke für deine ausführliche Rückmeldung marcm200,
zur Beantwortung der "technischen" Frage: Wir interpretieren die Zeit mal mit dem Heisenberg-Effekt: So lange jemand hinschaut ist der Zeitablauf linear statisch. Wenn man nicht hinschaut ist er eventuell linear und auf jeden Fall variabel. Das von verschiedenen Zeitpunkten betrachtet führt zu interessanten Gedankenspielen...

Präsident ist tatsächlich zu häufig, das werde ich mal versuchen zu berücksichtigen.

Zum Thema "kursiv schreiben": Mir wurde mal gesagt, das sollte man besser nur für einzelne Wörter verwenden. Habe ich aber auch schon häufiger gesehen und ist daher vielleicht Geschmackssache.

Danke nochmal für die Rückmeldung.
 

Weltenquell

Mitglied
Schöner Text, gute Story Idee.



Die Hartnäckigkeit, mit der du bei solchen Stellen rechts ein Komma statt links einen Punkt setzt, verunsichert mich.
Danke für die Rückmeldung. Das hat mich jetzt tatsächlich auch etwas verunsichert und ich habe noch einmal nachgeschaut. Das scheint mir korrekt zu sein. (z.B. hier beschrieben: https://www.studienkreis.de/deutsch/woertliche-rede-direkte-rede/) Aber vielleicht liegt es an der Formulierung des Begleitsatzes?
 

Weltenquell

Mitglied
Der erste Satz ist extrem umständlich und inhaltlich banal. Die Aussage ist doch: „Schon immer wollten die Menschen in die Zukunft schauen können." Warum also so ein verknorkerlter Satz? Der zudem unvollständig ist, denn es wurde auch immer nach Visionen gesucht, man sucht Hellseher auf und Propheten. Und die Frage „Würde wir sich nicht verändern wollen?“ ist überflüssig, denn: Natürlich würden wir das tun wollen. Darum wollen wir ja wissen, was kommt. Um dem nicht ausgeliefert zu sein.


„Herein!“ Präsident Michael Kosov zog seinen Anzug straff.
Denn: Wieso sollte der Anzug vorher schief sein? Unkonzentriertheit ist nicht das gleiche wie Fassungslosigkeit.



Er hatte bereits zerzauste Haare? Besser anders herum schreiben: „hatte zerzauste, bereits ergraute Haare“.
Na klar trägt er die Brille auf der Nase. Erwähnenswert wäre es, wenn er sie im Haar trüge.
Was an einem langen weiße Mantel ist ein Wissenschaftler-Klischee?



Das Unterstrichene ist in dem Rahmen, wie die Story erzählt wird, ohne Belang.


Hier ist eine Leerzeile, das heißt, hier endet ein wichtiger Abschnitt. De facto passiert hier aber gar nichts Wichtiges. Das Ganze kann auch direkt im Labor beginnen, am besten mit dem Eintreten des Präsidenten.


Das Unterstrichene ist nicht wirklich logisch. Die Wände in meiner Wohnung sind auch alle weiß und trotzdem wirkt nicht ein einziger Raum in dieser Wohnung steril. Auch die nicht sichtbaren Lichtquellen reichen bei Weitem nicht, um einen Raum futuristisch wirken zu lassen. Das Gerät in der Mitte schon eher.




… Abendbrot ruft. Soll ich morgen weitermachen?
Vielen Dank für die ausführliche Kritik jon.
Die einleitende Fragestellung hat weniger das Ziel etwas allgemein bekanntes wiederzugeben. Viel mehr soll sie durch die Form zum nachdenken anregen. Insofern ist die Umständlichkeit auch beabsichtigt.
Außerdem: Ist dem wirklich so, das ALLE die Zukunft wissen möchten, um sie zu ändern? Mir zumindest scheint das nicht der Fall zu sein.

Zum Anzug: Wieso sollte der Anzug schief sein? ist genau die richtige Frage. Vielleicht ist er gerade sehr gestresst, hat sich gerade furchtbar aufgeregt... Ein unwichtiges Detail, das die Person lebendiger erscheinen lassen soll. Ich überlege mir, ob ich es nicht direkter formuliere.

Ich denke: Der Wissenschaftler im weißen Mantel ist eine in der Pop-Kultur weit verbreitete Erscheinung, hat (abgesehen von einigen Berufszweigen) jedoch eher wenig mit der Realität zu tun.

Die emotionalie Regung des Wissenschaftler ist sogar sehr von Belang, allerdings ist das Wiederaufgreifen tatsächlich untergegangen, daher vielen Dank für den Hinweis. Versetzen wir uns in die Lage des Wissenschaflers: Er arbeitet Jahr um Jahr an einer Möglichkeit in die Zukunft blicken zu können, dann schafft er es endlich und was sieht er als erstes? Nichts von der strahlenden Zukunft. Ich werde das nacharbeiten.

Meine Wände sind auch weiß und ich bekomme von Gästen oft zu hören, das wirke steril wie im Krankenhaus. Und zu erwähnen, dass es kein einziges Bild an der Wand gibt, schien mir unnötigt, weil es niemand erwarten würde. Mit dem futuristischen Gesamteindruck gebe ich ihnen recht, dafür reicht die Beschreibung noch nicht.

Nochmals vielen Dank für die Rückmeldung, das hilft mir sehr.
 

jon

Mitglied
"Der Wissenschaftler im weißen Mantel ist eine in der Pop-Kultur weit verbreitete Erscheinung, " Dieses Bild ist mir noch nie begegnet. Kann es sein, dass du einen weißen Kittel meinst?

" Meine Wände sind auch weiß und ich bekomme von Gästen oft zu hören, das wirke steril wie im Krankenhaus. Und zu erwähnen, dass es kein einziges Bild an der Wand gibt, schien mir unnötigt, weil es niemand erwarten würde. " Hab ich von Bildern geredet? Aber davon abgesehen: Deine Gäste sagen das sicher nicht wegen der weißen Wände - die sind nur das I-Tüpfelchen, wenn alles steril wirkt. Ein Raum kann auch steril wirken, wenn die Wände beige sind. Oder himmelblau. (Blutrot würde einem sterilen Eindruck entgegenwirken, das stimmt. Aber das heißt nicht, dass Weiß ausreicht.) Keine Deko, keine Pflanzen, kein Plüsch und keine Gardinen, geradlinige Möbel (am besten nicht Holz-farben), weißes Licht, das alles ausleuchtet … kein Staub und nichts, was im normalen Alltag so rumsteht (dort 'ne Tasse, da ein Buch, das eilig abgelegte Handy …) – sowas erzeugt den Eindruck von Sterilität.
 

Weltenquell

Mitglied
Ich habe die Erzählung überarbeitet und versucht Kosovs Charakter und allgemein Emotionen mehr herauszuarbeiten. Wenn ihr mögt, schriebt mir, ob dadurch eine Verbesserung gelang.


Wie wird die Welt in fünfzig, einhundert, zweihundert Jahren sein? Viele Menschen fragen sich dies und sind auf der Suche nach Zeitmaschinen, Zeittoren oder Zeitfenstern, die einen Einblick in die Zukunft gewähren. Was aber, würden wir mit dem Wissen über zukünftige Entwicklungen anfangen? Könnten wir den Lauf der Geschichte einfach akzeptieren? Und wenn die Zukunft nicht in den von uns gewünschten Bahnen verläuft? Ist es nicht natürlich, zu versuchen, das Ergebnis zu verändern?


Der Präsident der Nationen der vereinigten Erde schritt in seinem Büro auf und ab. Ein großer Berg Akten lag auf seinem Schreibtisch und wartete auf seinen prüfenden Blick. Im Moment konnte er sich jedoch nicht darauf konzentrieren. Er war viel zu aufgeregt. Wichtiger Besuch hatte sich angekündigt. Jemand klopfte an die Tür.
„Herein“, Präsident Michael Kosov zog seinen Anzug gerade und versuchte seine Aufregung hinter einem freundlichen Lächeln zu verbergen.
Die Tür glitt auf und ein Mann trat ein. Es handelte sich um Joschuar Neuberg, der bestrebt schien, alle Klischees eines Wissenschaftlers zu erfüllen. Er war schlank, hatte zerzauste, bereits ergraute Haare, trug eine klobige Brille und hatte sich in einen langen, weißen Kittel gekleidet.
„Es ist so weit. Das Zeitfenster steht bereit.“ Der Wissenschaftler drückte nervös die Spitzen seiner Zeigefinger gegeneinander. Viele Jahre lang hatte er mit seinem Team an der Quanten-Verschrenkungstechnik gearbeitet. Nun war er froh, diese Nachricht überbringen zu können. Endlich war ihnen der Durchbruch gelungen. Joschuar hatte geplant sich in ein paar Tagen selbst aus der Zukunft zuzuwinken. Doch das war erst der Anfang. Bald würden Sie die großartige Zukunft der Menschheit sehen können.
„Danke“, der vielleicht mächtigste Mann der Erde atmete entschlossen aus. Zwei Jahrzehnte hatte die Entwicklung gedauert. Unzählige Debatten und Diskussionen waren geführt worden. Jetzt wartete der ganze Planet gespannt auf Ergebnisse. „Lassen sie uns sehen, wie es in der Zukunft aussieht.“
Die beiden Männer verließen das Büro.

Einige Minuten später betraten sie ein Forschungslabor. Eine Wand war mit metallischen Schränken bedeckt, die bis zur hohen Decke reichten. Gegenüber befanden sich Schreibtische vor der Wand, über denen holographische Darstellungen schwebten. Einige Wissenschaftler standen davor und nahmen offenbar letzte Kontrollen vor. Die weißen, schmucklosen Wände ließen den Raum kalt wirken. Ein großer, metallisch glänzender Ring stand in der Mitte des Raumes. An seinen Außenseiten hatte sich weißer Dampf gesammelt, der die Apparatur teilweise wie in einem Nebel verschwimmen ließ. Das von der Decke abgegebene Licht brach sich an den Rändern des Nebels in kleine Regenbögen.
Der Präsident begrüßte kurz alle Anwesenden, darunter war auch eine ernst blickende Frau, die eine schwarze Uniform trug.
„Sezilia. Gut, dass du auch da bist“, begrüßte Kosov seine Sicherheitsberaterin.
„Ich lasse mir diese Gelegenheit bestimmt nicht entgehen. Auch wenn ich nach wie vor Bedenken gegen das Projekt habe“, die Frau war nicht müde geworden, ihre Bedenken vor allem und jedem zu äußern, sodass der Präsident nun froh war, dass sie diesen Augenblick nicht durch eine neuerliche Aufzählung, aller Dinge, die schiefgehen könnten, zerstörte.
Er konnte die Sorgen der Frau nachvollziehen. Sie nahm an, dass die Kenntnis der Zukunft viel Platz für Missbrauch bot. Aber er vertrat auch die Ansicht, dass dies ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschheit war. Er trat neben die Frau, während Neuberg an die Steuerung ging.
Kosov vergewisserte sich, dass alle bereit waren. Jeder wartete auf ihn. Er atmete tief aus. Dabei war er sich bewusst, dass er die einfachste Aufgabe hier hatte.
„Dieses ist ein kurzer Augenblick in der Geschichte der Erde, aber ein großer Augenblick für alle Menschen“, er nickte Neuberg zu, „Schalten sie es an.“
Der Wissenschaftler aktivierte das Gerät über einen kleinen Bildschirm. Zunächst summte nur Energie, dann begannen Blitze im Inneren des Rings hin und her zu zucken. Der Nebel legte sich auf die Oberfläche. Es wurden immer mehr, bis der gesamte Ring weiß glühte. Schließlich begann sich das Licht gleichmäßig im Inneren zu verteilen.
„Wir sehen uns an, was Morgen hier, im Regierungssitz passiert“, erklärte Neuberg und drückte drei weitere Tasten.
Im Fenster veränderte sich. Zuerst sah man eine Menge Menschen. Noch zu undeutlich, um jemanden identifizieren zu können. Als Nächstes sahen die Anwesenden ein Podest. Das Bild wurde langsam schärfer. Die Gestalten bekamen Gesichter. Die Zeiger einer großen Wanduhr zeigten 11:55 Uhr.
„Das ist die morgige Presseversammlung“, erklärte die Sicherheitschefin und beobachtete die Szene ganz genau.
Der Präsident nickte und sah sich selbst dabei zu, wie er auf das Podest stieg, um der Welt den Durchbruch bei der Zeitfenster-Technologie zu verkünden. Er blickte sich um, lächelte die Anwesenden an und setzte dann an eine gut vorbereitete Rede zu halten.
Plötzlich fiel ein Schuss. Kosov konnte sein erstes Wort nicht zu Ende bringen. Panik brach aus. Als er zusammensackte, umringten ihn Sicherheitsleute. Menschen riefen und liefen durcheinander. Dann verschwamm das Bild und verblasste schließlich ganz.
„Was ist passiert?“, fragte Sezilia sachlich, während die anderen Anwesenden noch fassungslos an die Stelle des verblassten Bildes starrten.
„Wir haben den Zeitstrahl verloren“, erklärte der Wissenschaftler. Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf, „Es tut mir so leid. Ich wollte ihnen eigentlich eine glückliche Zukunft zeigen.“
Michael Kosov trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „Ist schon in Ordnung. Nicht Glück ist der Grund, in die Zukunft zu blicken, sondern Wahrheit.“
Die Sicherheitschefin hatte bereits Anweisungen an ihre Mitarbeiter kommuniziert und trat neben Kosov, „Mister Präsident. Wir müssen das Attentat auf sie unbedingt verhindern. Ich werde sofort die Sicherheitsmaßnamen verschärfen und sie sollten die morgige Konferenz absagen.“
„Nein“, sagte der Repräsentant der Regierung energisch, „Ich werde die Pressekonferenz nicht absagen. Die Leute verlangen Information und die sollen sie bekommen.“

Am nächsten Tag fand die Pressekonferenz wie geplant statt. Die große Wanduhr zeigte 11:54 Uhr. Präsident Kosov schritt in Richtung des Podests. Sezilia stand am Fuß der dreistufigen Treppe und hielt ihm eine kugelsichere Weste entgegen. Kosov sah die Weste an, als wäre sie ein Rückschritt. Dann hob er die Hand. Nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung. „Wenn ich die Zukunft fürchte, habe ich kein Recht, sie zu verkünden.“
Er wusste, was kommen konnte. Doch er ging. Nicht, weil er sicher war, sondern weil er bereit war. Die Sicherheitschefin seufzte, trat ebenfalls auf die Bühne und behielt den gesamten Raum im wachsamen Blick. Eine Gruppe von Leuten drängte sich durch den Eingang. In ihren Händen hielten sie große Plakate, die die Gefahren des Blicks in die Zukunft zeigten. Eines der Plakate zeigte eine Sanduhr, deren Sand in ein übergroßes Auge floss. Darunter stand in grellen Lettern: „Wer die Zukunft sieht, verliert die Gegenwart.“ Ein weiteres Plakat zeigte ein Kind, das eine gesprungene Uhr wie einen Ball in die Luft warf. „Zeit ist kein Spielzeug“, stand darunter in krakeliger Schrift. Eine Frau fiel Kosov besonders auf. Sie war mittleren Alters, mit wettergegerbtem Gesicht und entschlossener Miene. In ihren Augen lag keine Wut, sondern tiefe Sorge. „Zeit ist kein Spielzeug – sie hat keinen Reset-Knopf!“, rief sie mit fester Stimme. „Wenn ihr sie zerbrecht, bleibt sie zerbrochen!“
Die Demonstranten versuchten nach vorne zu gelangen. Sezilia sah einen von ihnen unter seinen Mantel greifen. Sie stürmte nach vorne und entsicherte ihre eigene Waffe, während sie ihren Mitarbeitern befahl, die Gruppe aufzuhalten. Der Präsident blickte in die Runde und lächelte die Anwesenden an. Sezilia erreichte den großen, stämmigen Mann. Dieser wollte stoppen, doch wurde von den nachfolgenden Leuten weiter gedrängt. Er stolperte und viel gegen Sezilia. Die Frau viel nach hinten und ein Schuss löste sich. Der Mann sah erschrocken zum Podest, die Kamera, die er in den Händen gehalten hatte, fiel zu Boden und zerbrach.
 



 
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