anbas
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Blicke in die Nacht
Die Nacht hatte sich sanft über die kleine Stadt gelegt. Noch vor wenigen Minuten, so schien es ihm, war es draußen taghell gewesen. Doch als er nun vor dem geöffneten Fenster stand und hinausblickte, hatte die Dunkelheit schon längst Besitz von ihr ergriffen. Unten auf der Straße waren die Autos zu einem langsam dahinfließenden Strom von Lichtern verschmolzen, die Menschen schienen leiser und langsamer ihres Weges zu gehen, als wie sie es noch vor wenigen Minuten getan hatten, und die Geräusche der nächtlichen Stadt, die zu ihm in den achten Stock empordrangen, wirkten gedämpft und weit entfernt.
Regungslos beobachtete er das Treiben auf der Straße. Langsam zog er an der Zigarette, die er in der einen Hand hielt, während seine andere ein leergetrunkenes Glas fest umklammerte. Eine leichte Brise wehte ihm durch das Haare, als er so am Fenster stand und in die Nacht starrte. Vor ihm lag ein blinkendes, glitzerndes Meer aus blassen, fahlen Lichtern – den Lichtern der Autos und jenen, die aus hunderten von Fenstern hinausglitten und die Dunkelheit durchbrachen. Langsam wanderte sein Blick weiter über die Dächer zum Himmel empor. Kein einziger Stern war zu sehen. Nur der Mond schimmerte ab und zu verschwommen durch eine Wand aus Wolken und gelblich-grauen Abgasen.
Lange hatte er so am Fenster gestanden. Die Zigarette lag inzwischen ausgedrückt auf dem Fenstersims. Ein Windstoß hauchte sie fort in die Nacht. Er atmete tief durch, schaute noch einmal kurz auf die Straße hinunter und schloss dann das Fenster. Mit einem Mal schienen alle Geräusche verstummt zu sein. Nur noch die Lichter leuchteten still in der Dunkelheit. Er stellte sein Glas neben dem Fenster auf einer Kommode ab. Dann griff er zu der Flasche Whisky, die auch dort stand und bereits zur Hälfte geleert war. Er schraubte den Verschluss ab, zögerte, setzte ihn wieder auf, verschloss die Flasche und stellte sie zurück auf die Kommode. Dann wandte er sich zum Fenster und zog die Gardienen sorgfältig zu.
Langsam, den Blick nach unten gerichtet, begann er durch den Raum zu gehen. Jeder Schritt auf dem Laminat schien von den Wänden widerzuhallen. Nach einer Weile blieb er bei einem kleinen, runden Tisch stehen, der in der Ecke zwischen der Kommode und einem wackligen Regal stand. Auf ihm lagen ein paar alte Zeitschriften, Kataloge und andere Papiere. Ohne genau hinzusehen nahm er sich eines der Magazine, setzte sich in einen der schlichten Sessel, die um den Tisch herum standen, und begann wahllos in den Seiten zu blättern.
Die Zeit schien stillzustehen. Eine schäbige Stehlampe aus Messing, die zwischen den Sesseln stehend ihren matten Lichtkegel auf den kleinen Tisch warf, bildete die einzige Lichtquelle. Nur das Rascheln, das beim Blättern entstand, war zu hören. Längst verstummt waren die Stimmen aus dem Treppenhaus wie auch die Musik aus der Nachbarwohnung. Erst das Knattern eines tief über den Dächern fliegenden Hubschraubers durchbrach die Stille.
Er hielt inne und ließ die Zeitschrift sinken. Dann zündete er sich eine neue Zigarette an und starrte mit leicht zurückgelegtem Kopf an die Zimmerdecke. Auf dem Tisch zwischen all den Papieren stand ein großer, überfüllter Aschenbecher aus Glas. Einige der Zigarettenstummel waren aus ihm herausgefallen und verstreuten sich bis hinunter auf den Fussboden.
Nach einigen Zügen warf er noch einmal einen flüchtigen Blick auf die Zeitschrift, bevor er sie zu den anderen zurücklegte. Einen Moment lang zögerte er noch, dann erhob er sich aber und ging entschlossen zu der Kommode hinüber. Dort stand außer dem Glas und der Flasche Whisky auch ein altes, schwarzes Telefon. Er wollte gerade zum Hörer greifen, da fiel sein Blick wieder, wie so oft in den letzten Stunden, auf die Tageszeitung, die aufgeschlagen unter dem Telefon lag.
Noch einmal sah er sich das kleine Foto an, das in der linken unteren Ecke der Seite abgedruckt war. Noch einmal las er sich den kurzen Text durch, der neben diesem Bild stand. Diesen Text, den er doch bereits auswendig kannte, den er den ganzen Nachmittag über immer wieder und wieder gelesen hatte. So lange, bis es dann plötzlich Nacht geworden war, und er am offenen Fenster gestanden und in die Dunkelheit hinausgestarrt hatte.
Er nahm sein Glas, füllte es und trank es in einem Zug leer. Langsam hob er dann den Hörer ab und wählte die Nummer, die in der letzten Zeile dieser kleinen, fast zu übersehenden, Meldung angegeben war. Diese Meldung, die mit der Überschrift begann: "Unbekannte Tote aufgefunden!".
Die Nacht hatte sich sanft über die kleine Stadt gelegt. Noch vor wenigen Minuten, so schien es ihm, war es draußen taghell gewesen. Doch als er nun vor dem geöffneten Fenster stand und hinausblickte, hatte die Dunkelheit schon längst Besitz von ihr ergriffen. Unten auf der Straße waren die Autos zu einem langsam dahinfließenden Strom von Lichtern verschmolzen, die Menschen schienen leiser und langsamer ihres Weges zu gehen, als wie sie es noch vor wenigen Minuten getan hatten, und die Geräusche der nächtlichen Stadt, die zu ihm in den achten Stock empordrangen, wirkten gedämpft und weit entfernt.
Regungslos beobachtete er das Treiben auf der Straße. Langsam zog er an der Zigarette, die er in der einen Hand hielt, während seine andere ein leergetrunkenes Glas fest umklammerte. Eine leichte Brise wehte ihm durch das Haare, als er so am Fenster stand und in die Nacht starrte. Vor ihm lag ein blinkendes, glitzerndes Meer aus blassen, fahlen Lichtern – den Lichtern der Autos und jenen, die aus hunderten von Fenstern hinausglitten und die Dunkelheit durchbrachen. Langsam wanderte sein Blick weiter über die Dächer zum Himmel empor. Kein einziger Stern war zu sehen. Nur der Mond schimmerte ab und zu verschwommen durch eine Wand aus Wolken und gelblich-grauen Abgasen.
Lange hatte er so am Fenster gestanden. Die Zigarette lag inzwischen ausgedrückt auf dem Fenstersims. Ein Windstoß hauchte sie fort in die Nacht. Er atmete tief durch, schaute noch einmal kurz auf die Straße hinunter und schloss dann das Fenster. Mit einem Mal schienen alle Geräusche verstummt zu sein. Nur noch die Lichter leuchteten still in der Dunkelheit. Er stellte sein Glas neben dem Fenster auf einer Kommode ab. Dann griff er zu der Flasche Whisky, die auch dort stand und bereits zur Hälfte geleert war. Er schraubte den Verschluss ab, zögerte, setzte ihn wieder auf, verschloss die Flasche und stellte sie zurück auf die Kommode. Dann wandte er sich zum Fenster und zog die Gardienen sorgfältig zu.
Langsam, den Blick nach unten gerichtet, begann er durch den Raum zu gehen. Jeder Schritt auf dem Laminat schien von den Wänden widerzuhallen. Nach einer Weile blieb er bei einem kleinen, runden Tisch stehen, der in der Ecke zwischen der Kommode und einem wackligen Regal stand. Auf ihm lagen ein paar alte Zeitschriften, Kataloge und andere Papiere. Ohne genau hinzusehen nahm er sich eines der Magazine, setzte sich in einen der schlichten Sessel, die um den Tisch herum standen, und begann wahllos in den Seiten zu blättern.
Die Zeit schien stillzustehen. Eine schäbige Stehlampe aus Messing, die zwischen den Sesseln stehend ihren matten Lichtkegel auf den kleinen Tisch warf, bildete die einzige Lichtquelle. Nur das Rascheln, das beim Blättern entstand, war zu hören. Längst verstummt waren die Stimmen aus dem Treppenhaus wie auch die Musik aus der Nachbarwohnung. Erst das Knattern eines tief über den Dächern fliegenden Hubschraubers durchbrach die Stille.
Er hielt inne und ließ die Zeitschrift sinken. Dann zündete er sich eine neue Zigarette an und starrte mit leicht zurückgelegtem Kopf an die Zimmerdecke. Auf dem Tisch zwischen all den Papieren stand ein großer, überfüllter Aschenbecher aus Glas. Einige der Zigarettenstummel waren aus ihm herausgefallen und verstreuten sich bis hinunter auf den Fussboden.
Nach einigen Zügen warf er noch einmal einen flüchtigen Blick auf die Zeitschrift, bevor er sie zu den anderen zurücklegte. Einen Moment lang zögerte er noch, dann erhob er sich aber und ging entschlossen zu der Kommode hinüber. Dort stand außer dem Glas und der Flasche Whisky auch ein altes, schwarzes Telefon. Er wollte gerade zum Hörer greifen, da fiel sein Blick wieder, wie so oft in den letzten Stunden, auf die Tageszeitung, die aufgeschlagen unter dem Telefon lag.
Noch einmal sah er sich das kleine Foto an, das in der linken unteren Ecke der Seite abgedruckt war. Noch einmal las er sich den kurzen Text durch, der neben diesem Bild stand. Diesen Text, den er doch bereits auswendig kannte, den er den ganzen Nachmittag über immer wieder und wieder gelesen hatte. So lange, bis es dann plötzlich Nacht geworden war, und er am offenen Fenster gestanden und in die Dunkelheit hinausgestarrt hatte.
Er nahm sein Glas, füllte es und trank es in einem Zug leer. Langsam hob er dann den Hörer ab und wählte die Nummer, die in der letzten Zeile dieser kleinen, fast zu übersehenden, Meldung angegeben war. Diese Meldung, die mit der Überschrift begann: "Unbekannte Tote aufgefunden!".