Mimi
Mitglied
3780 Schritte sind es von der Haltestelle bis zu ihm.
Ich zähle lautlos jeden einzelnen und bei jedem Schritt tut es mehr weh. Mein Bauch, mein Kopf, es schmerzt mich überall.
Eigentlich bin ich selbst Schuld, dass es so verflucht wehtut. Bei jedem Schritt schallt das Echo seiner Worte durch meinen Schädel.
Und ein Wort ist am lautesten, es wiederholt sich immer und immer wieder. Bis kleine, schwarze Blüten vor meinen Augen explodieren. Bis ich mich selbst dafür hasse, so zu sein, wie ich bin. Ich beiße mir auf die Zunge, schmecke den metallischen Geschmack von Blut, schlucke es runter und spüre gleichzeitig, wie meine Gedärme zu rebellieren beginnen.
Bei 3780 bleibe ich stehen, drücke blindlings auf sämtliche Klingelknöpfe, die sich am Wohnungseingang neben den Briefkästen befinden.
Die schwere Tür öffnet sich surrend, ich drücke sie mit der Schulter auf, hetze die Treppen hinauf in den vierten Stock, nehme dabei zwei Stufen auf einmal .
Mein Herz rast, kann sich nicht beruhigen, will sich nicht beruhigen. Die rote Bluse klebt schweißnass unter meinen Achseln, an der sich einige Knöpfe gelöst haben.
Ich weiß, dass ich billig und hysterisch wirke. Denn genauso fühle ich mich.
Ich hätte ihr tausendmal verbieten können hierherzukommen, sie hätte es trotzdem getan.
Jetzt hämmert sie mit den Fäusten gegen meine Wohnungstür, schreit, dass ich ihr aufmachen soll.
Genau das möchte ich nicht, aber sie lässt mir keine Wahl. Bestimmt hat die alte Nachbarin, die sich ständig beschwert, längst den Lärm gehört.
Ich öffne die Tür, versuche meine Worte zu sortieren ohne zu wissen, was ich ihr noch sagen soll.
Sie stürzt sich laut fluchend auf mich, krallt ihre Nägel in meine Oberarme. Die Bluse, die sie trägt, ist bis zu ihrem Bauchnabel geöffnet. Ihr Lockenkopf ist ein ungebändigtes Desaster. Ihre Augen sind weit aufgerissen, die Pupillen sind zwei schwarze Diamanten.
Er starrt mich an, als wäre ich eine Aussätzige, eine Schlampe, ein Alien.
Sein Blick trieft vor Mitleid. Ich will sein gottverdammtes Mitleid nicht.
Er versucht meine Hände zu greifen, reißt an meinen Handgelenken. Auf seinen Oberarmen leuchten rote Striemen.
Ich will ihn treten, ihn schlagen und gleichzeitig küssen.
"Wenn du willst, liebe ich dich", sage ich und versuche dabei ruhig zu sprechen.
Ich klinge wie eine Idiotin. Nein, ich bin eine Idiotin. Er schaut mich verzweifelt an, öffnet den Mund als wollte er etwas sagen. Aber es kommt nichts aus seinem Mund.
Ihre Stimme ist ein Zittern. Meine Zunge klebt an meinem Gaumen. Es ist, als hätte ich das Sprechen verlernt.
Endlich senkt sie die Hände. Ich lasse Ihre Handgelenke los, blicke auf ihre fragile Gestalt, die jeden Moment zu zerbrechen droht.
Dann zieht sie die Bluse aus, streift sie ab wie eine alte Haut und kickt sie mit dem Fuß in die Ecke.
Ihre Haut ist blass, bildet einen Kontrast zu den hellroten Brustwarzen.
"Nein", stammele ich und weiche ihr trotzdem nicht aus.
Seine Lippen schmecken nach Kaffee. Er rührt sich nicht. Ich drücke mich an ihn, spüre seinen Herzschlag auf meiner Brust.
"Nein, Herrgott nochmal !", ruft er und seine Stimme klingt wütend. Er stößt mich von sich, so plötzlich, dass ich mit dem Rücken gegen das Bücherregal knalle. Einige Bücher fallen aus dem Regal, eine Vase zerschellt klirrend auf dem Boden. In einer Pfütze aus Wasser und Scherben liegen Pfingstrosen.
Ich sollte es ihm nicht übel nehmen. Mich kann man nicht lieben, ich liebe mich selbst nicht mal.
Er schaut mich erschrocken an, beginnt auf mich einzureden. Seine Worte prallen an mir ab. Sein ewiges Es-tut-mir-leid, seine dämlichen Rechtfertigungen.
Nichts ist gut, nichts wird jemals gut sein, weil ich nicht gut bin. Die Tür zum Balkon steht offen. Der Straßenlärm dringt bis ins Wohnzimmer hinauf. Am Himmel fliegt eine Vogelschar der Sonne entgegen.
Er folgt meinem Blick, geht einen Schritt auf mich zu, will mich an der Schulter greifen, aber ich bin schneller.
Ich zähle lautlos jeden einzelnen und bei jedem Schritt tut es mehr weh. Mein Bauch, mein Kopf, es schmerzt mich überall.
Eigentlich bin ich selbst Schuld, dass es so verflucht wehtut. Bei jedem Schritt schallt das Echo seiner Worte durch meinen Schädel.
Und ein Wort ist am lautesten, es wiederholt sich immer und immer wieder. Bis kleine, schwarze Blüten vor meinen Augen explodieren. Bis ich mich selbst dafür hasse, so zu sein, wie ich bin. Ich beiße mir auf die Zunge, schmecke den metallischen Geschmack von Blut, schlucke es runter und spüre gleichzeitig, wie meine Gedärme zu rebellieren beginnen.
Bei 3780 bleibe ich stehen, drücke blindlings auf sämtliche Klingelknöpfe, die sich am Wohnungseingang neben den Briefkästen befinden.
Die schwere Tür öffnet sich surrend, ich drücke sie mit der Schulter auf, hetze die Treppen hinauf in den vierten Stock, nehme dabei zwei Stufen auf einmal .
Mein Herz rast, kann sich nicht beruhigen, will sich nicht beruhigen. Die rote Bluse klebt schweißnass unter meinen Achseln, an der sich einige Knöpfe gelöst haben.
Ich weiß, dass ich billig und hysterisch wirke. Denn genauso fühle ich mich.
Ich hätte ihr tausendmal verbieten können hierherzukommen, sie hätte es trotzdem getan.
Jetzt hämmert sie mit den Fäusten gegen meine Wohnungstür, schreit, dass ich ihr aufmachen soll.
Genau das möchte ich nicht, aber sie lässt mir keine Wahl. Bestimmt hat die alte Nachbarin, die sich ständig beschwert, längst den Lärm gehört.
Ich öffne die Tür, versuche meine Worte zu sortieren ohne zu wissen, was ich ihr noch sagen soll.
Sie stürzt sich laut fluchend auf mich, krallt ihre Nägel in meine Oberarme. Die Bluse, die sie trägt, ist bis zu ihrem Bauchnabel geöffnet. Ihr Lockenkopf ist ein ungebändigtes Desaster. Ihre Augen sind weit aufgerissen, die Pupillen sind zwei schwarze Diamanten.
Er starrt mich an, als wäre ich eine Aussätzige, eine Schlampe, ein Alien.
Sein Blick trieft vor Mitleid. Ich will sein gottverdammtes Mitleid nicht.
Er versucht meine Hände zu greifen, reißt an meinen Handgelenken. Auf seinen Oberarmen leuchten rote Striemen.
Ich will ihn treten, ihn schlagen und gleichzeitig küssen.
"Wenn du willst, liebe ich dich", sage ich und versuche dabei ruhig zu sprechen.
Ich klinge wie eine Idiotin. Nein, ich bin eine Idiotin. Er schaut mich verzweifelt an, öffnet den Mund als wollte er etwas sagen. Aber es kommt nichts aus seinem Mund.
Ihre Stimme ist ein Zittern. Meine Zunge klebt an meinem Gaumen. Es ist, als hätte ich das Sprechen verlernt.
Endlich senkt sie die Hände. Ich lasse Ihre Handgelenke los, blicke auf ihre fragile Gestalt, die jeden Moment zu zerbrechen droht.
Dann zieht sie die Bluse aus, streift sie ab wie eine alte Haut und kickt sie mit dem Fuß in die Ecke.
Ihre Haut ist blass, bildet einen Kontrast zu den hellroten Brustwarzen.
"Nein", stammele ich und weiche ihr trotzdem nicht aus.
Seine Lippen schmecken nach Kaffee. Er rührt sich nicht. Ich drücke mich an ihn, spüre seinen Herzschlag auf meiner Brust.
"Nein, Herrgott nochmal !", ruft er und seine Stimme klingt wütend. Er stößt mich von sich, so plötzlich, dass ich mit dem Rücken gegen das Bücherregal knalle. Einige Bücher fallen aus dem Regal, eine Vase zerschellt klirrend auf dem Boden. In einer Pfütze aus Wasser und Scherben liegen Pfingstrosen.
Ich sollte es ihm nicht übel nehmen. Mich kann man nicht lieben, ich liebe mich selbst nicht mal.
Er schaut mich erschrocken an, beginnt auf mich einzureden. Seine Worte prallen an mir ab. Sein ewiges Es-tut-mir-leid, seine dämlichen Rechtfertigungen.
Nichts ist gut, nichts wird jemals gut sein, weil ich nicht gut bin. Die Tür zum Balkon steht offen. Der Straßenlärm dringt bis ins Wohnzimmer hinauf. Am Himmel fliegt eine Vogelschar der Sonne entgegen.
Er folgt meinem Blick, geht einen Schritt auf mich zu, will mich an der Schulter greifen, aber ich bin schneller.
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