blind

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anemone

Mitglied
Fred hatte sich recht viel Mühe gegeben, die Fahrräder zu flicken, denn sie standen beide total platt im Hinterhof und nun war es an uns, sie zu testen. Während wir gestern den Uferweg am Rhein entlang in die linke Richtung nahmen, sollte es heute das rechte Rheinufer sein.
Wir waren schon geraume Zeit unterwegs und so recht wussten wir beide nicht mehr, wohin es weiter ging, als wir am Uferrand einen Mann mit seinem Hund gassi gehen sahen.
Wie ein Überfallkommando stürzten wir auf ihn los.
Ich überhäufte ihn mit meinen Fragen, worauf er bereitwillig antwortete. Ob es weiter hinten eine Fähre gäbe und ob es sich lohnen würde, dort weiterzufahren. Ob es landschaftlich schön wäre, wollte ich noch wissen und er erkärte, dass dort ein Campingplatz sei und bis dort lohne es sich noch zu fahren.
Wir beschlossen, diese Reise noch anzutreten und unterwegs fragte mich Fred:
„Glaubst du, er weiß das alles?“ „Warum denn nicht?“ wollte ich von ihm wissen.
Hast du nicht auf seinem Arm diesen gelben Streifen gesehn, mit diesen drei schwarzen Punkten?“ Verdattert musste ich gestehn, das wäre mir nicht aufgefallen und nun
muss ich immer noch daran denken, ob er tatsächlich blind war und ich behaupte:
„Er war es nicht!“
 
die drei schwarzen Punkte

stimmt, Anemone, deine Geschichte ist schlüssig. Die gelbe Binde mit den drei Punkten kann auch "stark sehbehindert" bedeuten. Dein Fred hat Unrecht mit seinen Zweifeln. Vielleicht war dieser Mann mit Hund tatsächlich blind, das bedeutet doch nicht, dass ihm aus der Erinnerung früherer Zeiten das Bild noch so lebhaft vor Augen ist, dass er sehr wohl eine Streckenbeschreibung abgeben kann.

Auf jeden Fall bietet deine Geschichte Anlass zum Nachdenken. Schon das ist es wert, sie zu erzählen. Ich mag Geschichten, die mehrere Möglichkeiten offenlassen. Das ist doch das Schöne an diesen Texten, sie bieten mir die Möglichkeit, nicht nur zu lesen sondern weiterzuspinnen.
Ich finde deine Geschichte gut!!!

Die Geschichte mit der Pudelmütze hebe ich mir für später auf.

LG
Ingrid
 

anemone

Mitglied
Begegnung

Danke für deinen Kommentar, Zwillingsjungfrau.
Ich denke, du hast recht, er war nur stark sehbehindert
und ich habe es nicht bemerkt, weil er mir so normal vorkam.
Den Blinden und Tauben, denen ich bisher begegnete,
konnte man immer ihre Behinderung ansehen oder sie
spüren. Bei diesem war das nicht der Fall.

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen (Charles Maurice De Tallevrand)
 



 
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